Pink Punk Pantheon: Protest-Bienen und Textil-Nudisten

Manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Keiner hätte noch vor drei Jahren gedacht, dass sich die Mitglieder des Pink Punk Pantheon (PPP) und vor allem die beiden Vorsitzenden des FKK Rhenania, Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich), einmal positiv über die Schäl Sick äußern würden. Doch inzwischen haben sich alle an die neue Residenz auf der Beueler Seite gewöhnt. Genug Kölsch und Korn machen eben alles möglich. Und auch wenn das Engagement für eine Stärkung des Erbes von Engelbert Humperdinck, immerhin ein berühmter Sohn des benachbarten Siegburgs, zunächst auf taube Ohren stößt, ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis dem Komponisten in der 35. Ausgabe des PPP Gerechtigkeit widerfährt. Bis dahin stehen andere Probleme im Vordergrund: Der Lehrermangel, einen Überfall provozierende Neureiche in Altstadtkneipen, protestierende Bienen und sich braun verfärbende Funken.

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Disney in Concert: Der Zauber von Mickey und Co

Es war ein Abend voller Nostalgie und Magie, voller fantastischer Musik und großer Gefühle. Kurzum ein Abend voller Disney. Einige der größten Hits aus den beliebten Zeichentrickfilmen standen vier Tage vor Heiligabend im Mittelpunkt eines Konzerts des Hollywood-Sound-Orchesters unter der Leitung von Heinz Walter Florin, das zusammen mit einigen herausragenden Solisten das Publikum restlos verzauberte. Auch wenn es dabei ein historisches Detail vergaß.

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Max Uthoff: Schwarze Messe im Restaurant des Westens

Geld regiert die Welt. Überall lauern sie, die plutokratischen Priester Mammons, um in einer weiteren unheiligen Zeremonie Werte, Menschen und ganze Staaten dem Kapital zu opfern und jenem Kult des Reichtums zu frönen, den Max Uthoff als seine persönliche Nemesis ausgemacht hat. Der Kabarettist und „Anstalts“-Chef kann dabei nicht wortlos zusehen, so aussichtslos der Kampf auch scheinen mag. Mit gewetzter Zunge geht er somit in der Bonner Oper gegen alle Anhänger der Religion des Kapitalismus vor – und mäht so ganz nebenbei auch noch die gesamtdeutsche Politiker-Riege nieder.

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Philip Simon: Summen für Hysteriker

Man könnte verrückt werden. Wenn man es nicht schon längst ist. Überall schüren Demagogen unbegründete Ängste und verwandeln die Lüge von gestern zur Wahrheit von morgen, was beim modernen Menschen schon deshalb gut funktioniert, weil dieser auf Knopfdruck Demenz haben kann. Ein Klick, dann ist die Platte formatiert und bereit für neue Ansichten. Nachdenken? Erinnern? Das sind Kampfbegriffe einer intellektuellen Elite, die statt zur Waffe zu Argumenten greift, sich aber nicht wehren kann. Und sich auch nicht erschießen. Wäre ohnehin keine Lösung, wie Philip Simon behauptet. Der Kabarettist und Prix-Pantheon-Preisträger von 2011 hat zwar schon die Waffe in der Hand, doch kann er sich auch bei der Derniere seine Programms „Anarchophobie“ im Pantheon nicht dazu durchringen, sie zu benutzen.

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Night of the Proms: Eine Halle voller Sterne

Tradition trifft Innovation: Seit mehr als 30 Jahren ist die Night of the Proms nicht nur eine Zusammenkunft von Klassik und Pop, sondern in der Regel auch ein Treffen der Generationen. Und doch dürfte die aktuelle Tour, die am vergangenen Freitag in der Lanxess Arena Station gemacht hat, etwas Besonderes sein. Fast sechs Dekaden liegen zwischen dem ältesten und dem jüngsten Musiker – und dennoch spielen an diesem Abend Altmeister und Jungstars auf Augenhöhe. Mehr noch: Bei allem Jubel für Peter Cetera oder den ehemaligen Supertramp-Sänger Roger Hodgson, die mit ihren großen Hits das Publikum in kollektive Nostalgie versinken lassen, ist es doch die 16-jährige Pianistin Emily Bear, die mit ihrer charmanten Art alle bezaubert.

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Akte X-Mas: Weihnachtsgedanken und Käsehochzeit

Weihnachten, das Fest der Liebe. Die geklonte Nordmann-Tanne, ein Retortenbruder des Baumjs vom letzten Jahr, erobert die Wohnzimmer, Wham schmettert „Last Christmas“ in Dauerschleife, auf den Weihnachtsmärkten konkuriert der Duft von billigem gewürztem Fusel mit dem von ver- beziehungsweise gebrannten Mandeln – und Gott verkehrt mit der Evolution auf einem dunklen Parkplatz im Nirgendwo von Gütersloh, bevor er mit ihr über die Feiertage zu seinen Eltern fährt. Alles also wie immer. Da ist es nur konsequent, wenn auch die Akte X-Mas zum inzwischen siebten Mal ihre wilde Mischung aus Gedichten und Geschichten, Skurrilem und Besinnlichem im Pantheon ausbreitet und sich dabei wohlig an den Flammen des zum Publikum gewordenen Kaminfeuers wärmt. Ist schließlich Tradition. Und dank einiger großartiger Künstler mitunter auch gnadenlos komisch.

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Jan Akkerman: Rockende Klangteppiche

Eins steht außer Frage: Auch nach mehr als 55 Jahren auf der Bühne ist Jan Akkerman noch lange nicht müde. Ganz im Gegenteil. Der Niederländer, den einige zu den besten Gitarristen der Welt zählen, ist immer noch ein Saiten-Virtuose, der genüsslich einen Klangteppich nach dem anderen knüpft, Rock-, Jazz- und Funk-Fäden miteinander verwebt und sich dabei sowohl durch seine Technik als auch durch sein Gespür für Melodien von der Masse abhebt. In der Harmonie hat der 70-Jährige jetzt das Publikum einmal mehr für sich eingenommen und sich in ausufernder Instrumentalmusik geschickt in Szene gesetzt.

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Michael Mittermeier: Zahnlose Wildheit

Eigentlich ist Michael Mittermeier gekommen, um sich aufzuregen. „Wir reden heute Abend über Dinge, die uns wild machen“, sagt er zu Beginn seines neuen Programms „Wild“, das er im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ in Bonn vorstellt. Also über Lichtsensoren in öffentlichen Toiletten, Kommunionskerzen als mickrigem Lichtschwert-Ersatz, die vier Heiligen Drei Königinnen und dicke Kinder, die jeden mit einem gelben T-Shirt für ein Pokemon halten. Eben all die großen Probleme, die derzeit die Menschen in Deutschland zum Tier machen. Dabei ist es Mittermeier selbst, der einen fuchsteufelswild machen könnte: Er, der einst als Lichtgestalt der deutschen Comedy-Szene galt und mit seinen Stand-Up-Nummern sogar in den USA erfolgreich war, serviert dem ekstatisch johlenden Publikum immer wieder fragmentarische Pointen aus der untersten Schublade, räsoniert über die Vorzüge des Küssens im Vergleich zum Lecken eines blanken Hinterns und über die Beschaffenheit von veganem Kot, jongliert ebenso fröhlich wie pubertär mit ebenso banalen wie peinlichen Klischees, arbeitet sich beim Niveau immer wieder in den Keller vor und wundert sich dann, dass er in den wenigen gehaltvollen Momenten keine Spannung zu halten vermag und von einem verstummten Saal verständnislos angeschaut wird.

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Patrick Salmen: Pfiffigkeit und Party-Hütchen

Eigentlich liebt Patrick Salmen ja die Menschen. Zumindest auf seine eigene, mitunter etwas verwirrend misanthropische Weise. Genauer gesagt liebt er die Geschichten, deren Zeuge er immer wieder wird, diese kleinen Anekdoten in der Bahn oder auf der Straße oder im Dialog mit der vierjährigen Nichte, die spontan zum Lachen anregen, auch wenn man vielleicht kurz darauf nicht mehr weiß warum. Es ist die Freude an der Schlagfertigkeit, die den Poetry Slammer reizt, das Spiel mit dem Unerwarteten im Alltäglichen. Damit hat der 32-Jährige bereits große Erfolge gefeiert und will diese nun weiter zementieren. Im Pantheon hat Salmen sein Programm „Genauer betrachtet sind Menschen auch nur Leute“ als Hörbuch aufzunehmen – und natürlich trotzdem fröhlich aus dem Nähkästchen geplaudert.

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Toys2Masters 2017: Rap, Rock und Konter-Bier

Die Halle tobt. Mal wieder. Andere Fans, aber der selbe Jubel. Sechs Bands stehen im Finale von Nordrhein-Westfalens bedeutendstem Nachwuchbandwettbewerb Toys2Masters, sechs aus 86, und jede einzelne hat natürlich ihre Anhängerschaft mobilisiert. Selbst The Ride, die immerhin aus Maastricht kommt, ist mit einer ganzen Busladung enthusiastischer Holländer ins Brückenforum gekommen und hofft nun trotz einer starken Konkurrenz auf den Sieg. Immerhin geht es um viel: Insgesamt warten Sachpreise im Wert von 40.000 Euro auf die Finalisten, darunter die Bewerbung zum PopCamp des Deutschen Musikrats und ein Auftritt auf der Hauptbühne von Rhein in Flammen. Wer dies zu nutzen weiß, kann weit kommen. So wie Til, die 2015 bei Toys2Masters abräumten und jetzt das Team bei der Moderation auf allen Social-Media-Kanälen unterstützen. „Wir haben seitdem mehr als 150 Konzerte gespielt und haben jetzt sogar einen Plattenvertrag bei Universal unterschreiben können“, freut sich Frontmann Dennis Wurm. „Und obwohl es schon zwei Jahre her ist, können wir den Erfolg immer noch kaum glauben.“

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Cat Ballou: Katzen brauchen furchtbar viel Musik

Die Bühne verströmt eine Wohnzimmeratmosphäre. Ein paar große Fenster verleihen ihr einen Loft-Charakter, ein paar gedimmte Lampen aus Großmutters Zeiten die dazu passende Gemütlichkeit. Cat Ballou wollen es an diesem Abend nun einmal ruhig angehen lassen. Zumindest für ihre Verhältnisse. Die beliebte Kölschrock-Band, deren Lieder sonst vor allem während der Karnevals-Session aus allen Boxen schallen, hat im Pantheon zum Weihnachtskonzert geladen, zum besinnlichen Miteinander statt zur närrischen Stunksitzung. Geht auch. Und zwar sehr gut. Die Stimmung ist hervorragend, während Cat Ballou – ganz ohne elektrische Effekte – für Stimmung sorgt, charmant einen Hit nach dem anderen anstimmt und beweist, dass die Stücke in einem rein akustischen Gewand fast noch besser klingen als sonst.

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„The Importance of Being Earnest“: Aufrichtig wider Willen

Manche Namen klingen einfach albern. Jack etwa. Oder Algernon. Namen ohne Aussage und Wirkung, die das Herz einer Frau folglich nicht erbeben lassen können. Nein, ein Gentleman von Welt muss schlichtweg Ernest heißen – und natürlich „earnest“ (englisch für „aufrichtig“) sein. Dann klappt es auch mit der Damenwelt. Oder zumindest mit Gwendolen Fairfax und Cecily Cardew. Diese beiden bezaubernden Geschöpfe, die in Oscar Wildes köstlicher Komödie „The Importance of Being Earnest“ zwei Herren der feinen viktorianischen Gesellschaft mühelos die Köpfe verdrehen, haben unabhängig voneinander und im Schweiße ihrer beachtlichen geistigen Fähigkeiten beschlossen, sich nur in jemanden zu verlieben, der den ersehnten Namen trägt.

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Who killed Bruce Lee: Kung-Fu für die Ohren

Einst, so heißt es, stritten sich zwei Jungen auf einem Schulhof in Beirut. Jeder versuchte, den anderen zu übertrumpfen und seinen Vater als den besten, stärksten, größten und tollsten Helden darzustellen. Immer heftiger wurde der Disput, immer wilder, bis einer der beiden Kampfhähne schließlich krähte: „My father is the one who killed Bruce Lee.“ Ein Totschlagargument. Und genau dieses führt der Junge auch heute noch ins Feld. Nur eben musikalisch. Drummer Malek Rizkallah gründete zusammen mit drei Freunden die Band  Who killed Bruce Lee, die inzwischen als der wahrscheinlich heißeste Indie-Trance-Rock-Export aus dem Libanon gilt, mal mächtig krachend, dann wieder in typischer Disco-Manier wummernd.

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Lisa Eckhart: Die Königin der Verstörten

Eigentlich wäre Kannibalismus doch gar keine so schlechte Idee. Sagt zumindest Lisa Eckhart. Und hat dafür auch gute Argumente. Gut, zugegeben, es klingt zunächst einmal grausam, aber bei der Gleichgültigkeit, die viele Menschen gegenüber dem Leben an den Tag legen, kann von der vielgepriesenen Würde des selben nicht mehr viel übrig sein. Entweder werden Körper gnadenlos in Kriegen verheizt oder aber so penetrant mit Fastfood vollgestopft, bis das Fett aus allen Ritzen quillt und der Kollaps des modernen Hänsels unausweichlich ist. Warum also nicht mit dem Fleisch auf den Grill, um damit wenigstens etwas Gutes zu tun? Immerhin müssten Krieg und Hunger dann nicht länger Hand in Hand gehen, und auch die Flüchtlingskrise würde sich ganz schnell von alleine lösen. Somit gewinnen alle. Oder zumindest die meisten.

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WDR Kabarettfest: Schärfe für den Äther

Am Anfang war Hanns Dieter Hüsch. Und Helmut Qualtinger. Und Franz Josef Degenhardt. Eine Satire, eine Glosse, dazu Jazz, Schlager und aberwitzige Kochrezepte für die brave Hausfrau, die an einem Samstagnachmittag im Dezember 1967 bis dato Unerhörtes aus dem Radio vernahm: Die erste Folge der „Unterhaltung am Wochenende“, mit der das (politische) Kabarett und Liedermacher-Kunst zum ersten Mal live und ungeschnitten über den Äther gingen. Bissig, wild und ohne Maulkorb, die Reichen und Mächtigen verlachend und das Wirtschaftswunder kritisch hinterfragend. Im Vergleich zu Sendungen wie „Stell dich ein zum Stelldichein“, „Humor in Dur und Moll“ oder „Oh alte Schnulzenherrlichkeit“ war das neue, anfangs von Hüsch moderierte Format eine Revolution. Und dann irgendwann eine Tradition. Seit nunmehr 50 Jahren läuft die „Unterhaltung am Wochenende“ – ein Jubiläum, das nun im Pantheon zusammen mit der 98. Ausgabe des WDR Kabarettfests aus Bonn gefeiert wurde.

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„Geisterritter“: Der Optik sei Dank

Prächtige Kathedralen entstehen wie von Geisterhand, projizierte Kreidestriche erschaffen Säulen, Fenster und Gräber, über denen der ebenfalls gemalte Mond mit gedämpftem Licht leuchtet: Rein visuell ist James Reynolds Opernthriller „Geisterritter“ nach dem gleichnamigen Roman von Cornelia Funke durchaus ein Hochgenuss. Die effektvolle Videokunst von fettFilm lässt auf der Bühne der Oper Bonn liebevoll gestaltete Räume entstehen, ohne überfrachtet zu wirken, spielt geschickt mit den natürlichen Farben – und rettet die Produktion so vor der völligen Katastrophe. Denn die opulente Optik (zu der auch herrliche Kostüme zählen) kann gerade so die literarische Totgeburt des Librettos von Christoph Klimke überdecken, das mit zahlreichen peinlichen Zeilen und völlig ohne sprachliche Eleganz und Rhythmus der Vorlage Funkes noch nicht einmal ansatzweise gerecht wird. Gepaart mit einer bemüht modernen, instrumental spektakulären doch gesanglich leider recht eingeschränkten Musik bleibt das Werk bei seiner Uraufführung somit deutlich hinter den Erwartungen zurück.

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Foggy Mountain Rockers: Ein Meer aus Schmalztollen

Schmalztollen wippen im Turbotakt, Frauen in 50er-Jahre-Kostümen kreischen sich die Seele aus dem Leib: Beim Jubiläumskonzert der Foggy Mountain Rockers in der Harmonie wird klassischer Rock 'n' Roll nicht nur gespielt, sondern auch von den Schuhsohlen bis in die Haarspitzen gelebt. Seit 25 Jahren vereinen die Bonner mit ihren treibenden Rhythmen Teddy Boys, Greaser und Rockabillys aus ganz Europa, und auch an diesem besonderen Abend tummeln sich Italiener, Spanier, Engländer, Belgier und Deutsche im Saal, um mit der Band ausgiebig zu feiern. Was nun wirklich nicht schwierig ist.

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„Kollegen“: Generationenzug nach Norddeich-Mole

Das Leben geht weiter, selbst wenn der Zug steht. Und steht. Und steht. Was soll er auch sonst tun? Fahren? Um vielleicht doch irgendwann sein mythisches Ziel Norddeich zu erreichen? Nicht nachdem schon mehrere Generation in diesem ICE geboren wurden. Die Bahn ist längst zur Welt geworden, die Waggons zu Dörfern, die Reisenden zu Niedergelassenen. Was für eine skurrile Dystopie. Aber eine, die aufgeht. Zumindest im Rahmen des brandneuen „Kollegen“-Programms im Haus der Springmaus, das Andreas Etienne, Michael Müller und Andrea Frohn nun erstmals präsentiert haben: Der ebenso überdrehte wie sympathische Bahn-Stillstand fügt sich hervorragend in eine Ansammlung von Sketchen ein, die rund zwei Stunden lang sowohl Geist als auch Zwerchfell anregen und letztlich für einen überaus unterhaltsamen Abend sorgen.

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Glenn Miller Orchestra: So authentisch wie möglich

Näher kommt man dem Original nicht mehr: Seit der legendäre Bigband-Leiter Glenn Miller im Dezember 1944 unter ungeklärten Umständen verschwand und schließlich für tot erklärt wurde, haben zahlreiche Künstler seine Songs adaptiert, haben den „Chattanooga Choo Choo“ über die Gleise fahren lassen, die „Moonlight Serenade“ geträllert oder „In The Mood“ geschmettert. Doch nur drei Orchester weltweit dürfen offiziell die originalen Arrangements des Meisters spielen und damit dessen Vermächtnis am Leben erhalten. Nur sie dürfen für sich in Anspruch nehmen, jenen einzigartigen Sound auf die Bühne bringen zu können, den man sonst nur von den alten Platten kennt. Am vergangenen Samstag war nun das europäische Glenn Miller Orchestra unter der Leitung von Wil Salden zu Gast in der Stadthalle Bad Godesberg und bot dem Publikum tiefenentspannten Swing in Reinform.

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Mando Diao: Disco-Rock für die Tanzfläche

Rock muss krachen, keine Frage. Am besten ebenso laut wie kantig, mit jeder Menge Druck aus den Boxen, der direkt in die Beine geht. Für Mando Diao kein Problem. Die Schweden haben ihre Musik schon immer für die Tanzfläche produziert, mit stringenten, wenn auch mitunter monotonen Beats ihre Botschaft in Ohren und Gliedmaßen der Fans gehämmert und damit seit 18 Jahren so manche Party in Schwung gebracht. Nach Abstechern in den Synth Rock kehrt die Band nun wieder zu ihren Ursprüngen zurück – und meint es dabei ein bisschen zu gut. Denn Lautstärke ist kein Qualitätsmerkmal, wie sich auch im Kölner Palladium bemerkbar macht. Dort übertreibt es der Tontechniker maßlos, dreht alle Kanäle bis zum Anschlag auf, zerstört jegliche Dynamik und lässt letztlich einen quälenden Soundbrei aus den Boxen spritzen, der zwar das Publikum in Ekstase peitscht, mit Genuss aber nur am Rande zu tun hat.

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Pause & Alich: Klimaneutrale Weihnachtsfeier

Warum muss Weihnachten eigentlich immer im Winter sein? Wenn die Kerzen die ganze Zeit brennen müssen, um die Dunkelheit im Zaum zu halten, die Öfen bollern und selbst die Getränke erhitzt werden. Klimaneutral ist das nicht, da sind sich Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) einig. Könnte man das Hohe Fest nicht einfach in den Sommer verlegen? Dann würde es auch nicht mehr die Karnevals-Session mit bemühter Besinnlichkeit stören. Aus närrischer Sicht spricht also einiges für diesen Plan, den die beiden trink- und sangesfreudigen Streithähne in gewohnt chaotischer Manier im Pantheon ausbreiten. Aus ökologischer sowieso. Und da schließlich für das Klima alles getan werden muss, sind selbst Traditionen nicht länger sicher.

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Habib Koité: Exporteur der Lebensfreude

Der Groove ist ansteckend. Irgendwie hypnotisch. Fast schon magisch. Keiner kann stillstehen, jeder muss zumindest ein bisschen mitwippen. Einige Besucher der Harmonie wollen sogar noch mehr, entern nach und nach die Bühne, tanzen für ein paar Minuten im Rampenlicht und leben ihre Freude an der Musik Habib Koités vor aller Augen aus. Ein schönes Gefühl für den Griot, der die traditionellen Geschichten und Lieder Malis mit modernen Stilistiken angereichert hat und damit auf der ganzen Welt Erfolge feiert. Auch in der Harmonie in Bonn, wo er exakt 19 Jahre und zwei Tage nach seinem allerersten Auftritt erneut ein Konzert gibt und das Publikum verzaubert.

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Thomas Quasthoff: Ein Klang wie von Barry White

Warmer, tiefer Gesang erfüllt den Raum, dunkel-schmelzend wie flüssige Edelschokolade, kraftvoll und zärtlich zugleich. Die perfekte Crooner-Stimme eben. Etwas anderes würde man von Thomas Quasthoff auch nicht erwarten: Der berühmte Bariton hat schon während seiner klassischen Zeit die Messlatte hoch gehängt, hat ganz bewusst nach den Sternen gegriffen und sich dabei mit nicht weniger als 100 Prozent zufrieden gegeben. Wie könnte es beim Jazz anders sein? In der Philharmonie Köln hat sich Quasthoff nun mit gewohnt hochkarätiger Besetzung (Frank Chastennier, Dieter Ilg und Wolfgang Haffner) seinen „favorite things“ gewidmet – und taucht vollständig in Standards wie „Summertime“ oder „You Are So Beautiful“ ein. Ein Genuss, der mit den im Programmheft genannten „Niederungen der so genannten U-Musik“ tatsächlich wenig zu tun hat.

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„Fame“: Ein-Euro-Ruhm von der Stange

Ruhm ist auch nicht mehr das, was es mal war. Während zahlreiche hervorragende Künstler verzweifelt nach einem Weg suchen, ihre Leidenschaft mit anderen zu teilen, ohne sich dabei selbst verraten oder verkaufen zu müssen, begaffen Millionen Menschen freiwillig und mit glänzenden Augen selbst ernannte Youtube-Stars, die mit hohlen Phrasen und breitem Lächeln Beauty-Tipps in die Kamera blöken oder sich als F-Promi für jede noch so debile Voyeuristen-Show im Fernsehen anbieten, um sich an den beiläufigen Klicks und Likes aufzugeilen. Alles nur für ein paar Sekunden oberflächlicher Aufmerksamkeit.

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„Die Magier“: Lug und Trug und ein Egotrip

Das Konzept klingt schon einmal vielversprechend: Eine thaumaturgische Mixed-Show mit vier einzigartigen Charakteren soll die immense Vielfalt der Zauberkunst präsentieren und das Publikum einen Abend lang an den Grenzen der Realität zweifeln lassen. Doch zumindest im Pantheon können „Die Magier“ nicht überzeugen – was vor allem an Initiator Christopher Köhler liegt. Denn da ein Künstler fehlt, nimmt der selbsternannte Comedy-Zauberer die Sache eben selbst in die Hand. Was leider in einem Egotrip mündet, der zwar beim Publikum durchaus für Amüsement sorgt, mit Magie aber nur noch am Rande zu tun hat.

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Mundstuhl: Schundmäuler aus Leidenschaft

Höher, weiter, besser? Nicht mit Mundstuhl. Das Comedy-Duo mit dem Hang zu ironischen Peinlichkeiten interessiert sich nur für eine Richtung, zumindest wenn es um den Humor geht: Abwärts. Hauptsache runter mit dem Niveau, bis man mit dem Bodensatz auf Augenhöhe ist. Muss man auch erst mal schaffen. Die beiden Brachial-Komiker Lars Niedereichholz und Ande Werner haben sich in den gefühlten 50 (und realen 20) Jahren ihrer Bühnenkarriere allerdings zu wahren Meistern dieser Disziplin entwickelt, können Pointen ebenso radikal tieferlegen wie ihre beschränkten Alter Egos Dragan und Alder jene „Schipirit“-schluckenden Proll-Karren, mit denen die Kultkanacken immer wieder protzen. Auf ihrer Jubiläums-Tournee „Mütze-Glatze. Simply the Pest“ fallen sie nun erneut im Haus der Springmaus ein, zusammen mit einigen anderen minderbemittelten Chaos-Charakteren. Und mit jeder Menge guter Laune.

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Randi Tytingvåg: Kaugummi in den Schwingen

Albatros-Gene. Die könnten die Erklärung sein. Randi Tytingvåg verfügt über Albatros-Gene. Passt: Einmal in der Luft vermögen diese prächtigen Vögel kilometerweit zu segeln, ohne sonderlich viel Energie für Flügelschläge aufwenden zu müssen, lassen sich von den Luftströmungen treiben, schweben über den Dingen, losgelöst von jedem soliden Fundament. Und genau diese Kunst beherrscht Tytingvåg auch, wie sie am vergangenen Dienstag in der Harmonie unter Beweis gestellt hat. Die norwegische Sängerin, die derzeit mit ihrem Trio ihr neues Album „Roots and Wings“ vorstellt, will einfach nur fliegen – und ignoriert dabei die nötige Bodenhaftung.

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Altan: Die fast perfekte Pub-Band

Für Liebhaber des traditionellen Irish Folk war der vergangene Sonntag ein Fest: Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens hat mit Altan eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Formationen dieses Genres ein Konzert in der Harmonie gegeben und das Publikum in Verzückung versetzt. Der breiten Masse wahrscheinlich kein Begriff, gilt die Band unter Kennern längst als Supergroup, die wie nur wenige andere die Musik der grünen Insel geprägt hat. Dabei verzichtete das Quartett in der Harmonie auf Experimente und beließ es bei den alten Wegen. Jigs und Reels trafen auf melancholische und mitunter einlullende Balladen, letztere getragen vom klagenden Gesang Mairéad Ní Mhaonaighs, der zwar an gewissen Stellen ein wenig zu grell klang, ansonsten aber in bemerkenswerter Klarheit durch den Raum strahlte.

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„Toys“: Flötentöne aus dem Spielzeugwunderland

Nachts, wenn es still geworden ist im Spielzeugladen, wenn der Besitzer sich verabschiedet hat und keine Kinderfinger mehr mit liebevollem Verlangen über Teddybären, Puppen und Instrumente streichen, erwacht die Magie. Alles beginnt zu leben, die Stoffschäfchen, die Keulen und Springseile, das Einrad und selbst der mechanische Mann aus der Schaubude, eben all die schönen Spielsachen, die so wie schon beim Märchen vom Nussknacker im Reich der Phantasie beseelt sind. Und natürlich ihren eigenen Kopf haben.

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Salut Salon: Liebe in allen Variationen

Vier Damen im Liebesrausch, gefangen zwischen Begehren und Enttäuschung, Hoffnung und Resignation: Salut Salon, das charmante Quartett mit dem Hang zu wilden Interpretationen klassischer Stücke, befindet sich ganz im Bann der Emotionen. Was durchaus seinen Reiz hat. In der Oper Bonn gehen Angelika Bachmann und Iris Siegfried (beide Geige) sowie Cellistin Sonja Lena Schmid und Pianistin Anne-Monika von Twardowski so immerhin auf einen Parforce-Ritt durch alle nur denkbaren Lob- und Warn-Gesänge vor den Schlingen der „Amore“, spannen ein Netz von Argentinien über Deutschland und Österreich bis hin nach Georgien, Norwegen und Russland und schaffen so einen musikalischen Abend, in den man sich ohne weiteres verlieben kann.

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Festival der Musikkulturen: Anstrengende Moderne

Tradition und Moderne in Einklang zu bringen, ist immer eine Herausforderung. In der Musik gilt dies sowohl für die Künstler als auch für das Publikum, wie der Auftakt zum Festival der Musikkulturen am vergangenen Dienstag nachdrücklich bewies. Die vom Kulturamt der Stadt Bonn initiierte und organisierte dreiteilige Konzertreihe präsentiert Ensembles aus fünf Partnerstädten und aus Berlin (vor Ort ist man wohl offenbar nicht fündig geworden), die ihre jeweiligen Volksmusiken neu interpretieren. Kann wunderschön sein – aber auch extrem anstrengend. In der nahezu ausverkauften Brotfabrik traf nun das Trio Rosenrot auf das Ensamble de Cámara de la Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (ECOEIN) aus La Paz und verdeutlichte, dass dieser Zweiklang offenbar überall auf der Welt identisch ist.

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Silje Nergaard: Die Wiederentdeckung des Grooves

Keyboard-Sounds wabern durch den Raum. Psychedelische Klangteppiche, die mitunter an Walgesänge erinnern, breiten sich über einem Groove aus Bass und Schlagzeug aus, der die Stücke nach vorne treibt und der zuletzt schmerzlich vermisst wurde. Ja, so überraschend hat Silje Nergaard schon lange nicht mehr geklungen. Die norwegische Sängerin war in den vergangenen Jahren tief in der Geruhsamkeit ihrer eigenen Balladenwelt versunken, ließ den Biss vermissen, der sie einst aus der Masse der skandinavischen Jazz-Schönheiten hervorhob. Doch den hat sie nun wiedergefunden, zusammen mit einem abwechslungsreichen Musikstil, der sich irgendwo zwischen elektronischem Neo-Folk-Pop und veritablem Jazz verordnen lässt und der doch in jedem Ton nach Nergaard klingt.

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Mike Stern & Marcus Miller: Der Groove zweier Meister

Der Saal tobt. Was auch sonst angesichts des Aufeinandertreffens zweier Giganten des Jazz? Mike Stern und Marcus Miller gemeinsam auf der Bühne – der legendäre Bebop-Rocker mit dem Dauer-Grinsen und der groovende Slap-Bass-Meister, der unter anderem mehrere Alben von Miles Davis maßgeblich prägte und produzierte. Jeder für sich ist schon ein Erlebnis, aber im Duett? Das sieht und hört man nicht oft. Doch das Jazzfestival Neuwied hat nun einmal ein Händchen dafür, große Namen zusammenzubringen. Seit 40 Jahren holt es an einem Wochenende im November die Hohepriester des Jazz in eine Stadt, in der sonst, so geht das Gerücht, schon um 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Außer wenn gespielt wird.

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Jaztube-Finale: Mehr als nur Jazz

Eine Klezmer- und eine Pop-Band neben einem modernen Jazz-Sextett mit klassischem Sound: Für einige wenige ausgewiesene Hardcore-Puristen könnte die Besetzung beim Finale des Bonner Jazztube-Festivals zunächst einmal schwer zu schlucken gewesen sein. Doch schon nach den ersten Tönen dürfte auch ihnen klar gewesen sein, dass diese neuen Wege vielleicht nicht ganz den Erwartungen entsprechen, dafür aber jede Menge Charme haben. Nicht umsonst hat das Publikum der Jazztube-Konzerte in den Bonner U-Bahnhöfen The Klezmer Tunes, das Jentgens6tett und Mary & The Poppins zu ihren Favoriten gekürt. Im Pantheon sorgten sie nun für einen bunten, wenn auch langen Abend mit allerlei faszinierenden Facetten, die einmal mehr unter Beweis stellen, dass der Jazz alles vereinen kann. Wenn man ihn nur lässt.

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HG Butzko: Die hohe Kunst der Differenzierung

Irgendwann platzt einem Zuschauer der Kragen. Und zwar nachdrücklich, was im Pantheon nun wirklich nicht alle Tage vorkommt. Aber ein mutiger Kabarettist muss schließlich den Islam kritisieren, das haben zuletzt schon so einige behauptet. Und dann sollen Muslime auf einmal die Opfer sein? Was für eine Dreistigkeit. „Ich lass mich doch nicht verarschen“, ruft er lautstark durch das Pantheon, während HG Butzko die Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen und Minderheiten in Venezuela, Myanmar und anderen Staaten anprangert und die islamisch geprägten Länder außen vor lässt. Hashtag Aufschrei! Das wird man ja wohl mal sagen dürfen!

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„Der Messias“: Heilsgeschichte mit Körper-Esperanto

Gott trägt Mopp. Ein langer weißer Putzlumpen dient als Rauschebart, ein anderer als wallendes Haupthaar. Nicht gerade angemessen und schon gar nicht im Einklang mit den Zehn Geboten, aber besser kriegen es Ingolf Lück und Martin Bross in ihrer Version der Weihnachtsgeschichte einfach nicht hin. Gute Requisiten sind nun einmal nicht so einfach zu beschaffen. Also stolpern die beiden Schauspieler in Lajos Wenzels Inszenierung der Klamauk-Klamotte „Der Messias“, in der sie wiederum in bester Stück-im-Stück-Manier die Geburt Jesu auf die Bühne bringen wollen, eben mit Putzutensilien auf dem Kopf oder zwischen den Beinen über die Bühne. Geht halt nicht anders. Und fürs Contra-Kreis-Theater, so der Gedankengang, reicht das allemal. Genüsslich mimt das skurrile Duo Maria, Josef, Herodes sowie den zweigestaltigen Erzengel Gabriel, reitet zu Kokosnuss-Klängen auf Besen und einem Staubsauger-Esel gen Bethlehem und zitiert dabei ein ums andere Mal Monty Python. Was leider nicht so ganz funktioniert.

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Christoph Reuter: Nachholbedarf für den Musiklehrer

Tonika, Subdominante und Dominante: Wenn die Besucher des Solo-Programms von Christoph Reuter etwas mitnehmen, dann diese drei musiktheoretischen Begriffe. Der Pianist, der seit über zehn Jahren an der Seite von Eckart von Hirschhausen in die Tasten haut und am vergangenen Montag im Haus der Springmaus mit einer „Doppelstunde Musik“ sein Publikum zu unterrichten versuchte, thematisierte immer wieder die Grundharmonien, die seit Jahrhunderten Bestandteil von Welt-Hits sind. Ob Pachelbel-Kanon oder Mussorgskys „Great Gate of Kiev“, „Go West“ oder „A-Train“, überall entdeckte Reuter die passenden Akkorde und verstand es, sie seiner freiwilligen Schülerschaft zu vermitteln, ebenso wie einen Überblick über die Musikgeschichte.

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Jane Lee Hooker und Layla Zoe: Frauenpower zum Quadrat

An diesem Abend haben die Ladies in der Harmonie das Sagen. Einfach mal rocken auf weibliche Art. Also gnadenlos wild und ohne Kompromisse. Was auch sonst? Ist schließlich nicht anders zu erwarten gewesen, wenn das Frauen-Quintett Jane Lee Hooker und die kanadische Blues-Röhre Layla Zoe ein Doppelkonzert geben. Das kann nur Vollgas von der ersten Sekunde an bedeuten. Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wenn sich die beiden Bands konsequent zusammengetan hätten. Denn sie hätten durchaus voneinander profitieren können.

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Florian Schroeder: Aufklärer mit polemischer Ader

Die Welt versinkt im Chaos. Überall Despoten und solche, die es noch werden wollen: Trump, Erdogan, Kim Jong-Un, Putin, Orban, Gauweiler. Kein Wunder, dass in immer mehr Ländern der Ausnahmezustand ausgerufen wird, in dem man schnell mal verloren geht. Es sei denn, man hat einen Leitstern wie Florian Schroeder, der alles erklären kann. Oder das zumindest glaubt. Im restlos ausverkauften Pantheon inszeniert der 38-Jährige sich auf jeden Fall als großer Aufklärer mit zuverlässigem Kompass – und führt doch gerne mal seine Zuhörer mit polemischen Ausschweifungen in die Irre.

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„Helges Leben“: Die Herrschaft der Angst

Die Menschheit ist Vergangenheit. Ausgelöscht, verdrängt von den Tieren. Ist nicht schade drum, sagen alle. Bis auf Frau Gott und Frau Tod. Die beiden Damen sind nur noch Schatten ihrer selbst, Theatermacher wider Willen, die für ein bisschen Ambrosia im Wohnzimmer reicher Tapire und Rehe einen Blick auf die Menschen gewähren und noch einmal ein Leben inszenieren. Helges Leben. Ein deprimierendes Bild eines Homo Sapiens, der gebrochen ist, geschlagen und letztlich verloren. Also genau das, was die voyeuristischen Tiere sehen wollen. Diesen grotesken Stoff aus der Feder von Sybille Berg hat nun die Laiengruppe Theater Rampös in der Brotfabrik auf die Bühne gebracht – und dabei einen überaus kurzweiligen Abend geschaffen.

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Das Lumpenpack: Hauptsache mehr Konfetti

Das Publikum tobt und ist zu allem bereit. Egal was. 30 nackte Löwen auf der Bühne? Klar kann es die sehen. Wenn das Lumpenpack das fordert, ist eben auch eine Massen-Halluzination realisierbar. Liegt vielleicht an dem Trauma, das durch ein Mitklatschverbot ausgelöst wurde. Dabei haben Max Kennel und Jonas Meyer doch zuvor selbst eine rhythmische Unterstützung gefordert – und an diesem besonderen Abend ist ihr Wort offenbar Gesetz. Die beiden ausgeflippten Singer-Songwriter, Prix-Pantheon-Publikumspreisträger von 2016 und ausgewiesene Anarcho-Poeten mit Hang zum Tiefgang, treffen bei der Vorpremiere zu ihrem neuen Programm „Die Zukunft wird groß“ im Haus der Springmaus von der ersten Sekunde an den richtigen Ton, mischen Blöd- mit Hintersinn und haben dabei sichtlich Spaß. Was bei so verrückten Fans nicht überrascht.

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Martina Brandl: Beschwerden der Wechseljahr Woman

Es gibt Dinge, die will man einfach nicht hören. Zumindest nicht schon wieder. Nicht zum gefühlt 546. Mal, nur weil wieder eine Kabarettistin die magische Grenze der 50 überschritten hat und jetzt meint, sich über ihr Klimakterium, Form-Strumpfhosen, Verdauungsprobleme und Vibrator-Einsätze auslassen zu müssen, weil ihr ja jetzt eh nichts mehr peinlich sein muss. Wäre aber besser. Doch davon lässt sich Martina Brandl nicht beirren. Im Haus der Springmaus greift die selbst ernannte Wechseljahr Woman in jene Klischee-Kiste, die spätestens seit Gerburg Jahnke keine neuen Pointen mehr enthält, preist sich als Defizit für jeden willigen Mann oder alternativ als Miet-Heizpilz an – und kann erst in der zweiten Hälfte ihres neuen Programms „Irgendwas mit Sex“ die Kehrtwende vollziehen.

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Nacht der Gitarren: Quartett der Saitenzauberer

Ein Gypsy-Jazzer mit legendärem Erbe, ein überaus unterhaltsamer Klassik-Virtuose, ein Fingerstyle-Wunderkind und ein Alleskönner: Die Nacht der Gitarren, wie die deutsche Entsprechung der „International Guitar Night“ recht pragmatisch genannt wird, hat in der Harmonie keine Wünsche offengelassen. Das Publikum in dem restlos ausverkauften Saal war von der ersten Sekunde an begeistert, genoss die Kunstfertigkeit, den Klang und auch den Witz der vier Musiker, die mal einzeln und dann wieder in ständig wechselnden Kombinationen auf der Bühne über die Saiten jagten und sich in jedem Stil wohlzufühlen schienen. Ein starker Abend mit Ausnahmekünstlern, der Lust auf mehr macht.

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Rock 4: Im Bann der Pilzköpfe

Auch ohne Instrumente kann man großartige Musik schaffen. Dank moderner Technik kann die menschliche Stimme inzwischen fast alles nachahmen und somit fast alles singen. Aber auch „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“? Oder „Within You, Without You“? Diese psychedelischen, surrealistischen Spätwerke der Beatles, die zwar recht kompakt sind, zugleich aber ungeheuer komplex? Ja! Das niederländische a-cappella-Quartett Rock 4 hat sich mit seinem brandneuen Programm dieser Herausforderung gestellt, gestaltet im Pantheon einen ganzen Abend mit den Pilzköpfen – und wird diesen tatsächlich gerecht, ohne sich dabei selbst zu verleugnen.

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Starbugs Comedy: Flotter Twist mit Gummipuppen

Gute Tanzpartnerinnen zu finden ist gar nicht so leicht. Zumindest für Starbugs Comedy. Das Schweizer Trio, das im Sommer diesen Jahres mit ihrer atemberaubenden Mischung aus Clownerie, Slapstick und Nonsens den Publikumspreis des Prix Pantheon gewonnen hat und jetzt erneut in dem Kleinkunsttempel gastiert, scheint niemanden gefunden zu haben, der sich willig für eine kurze Runde „Rock Around The Clock“ durch die Luft schmeißen lässt. Also müssen einmal mehr die Gummipuppen ran. Geht ja auch. Wenn nur bei einer nicht die Luft raus wäre. Es ist zum Verzweifeln, jetzt widersetzen sich schon diese Plastikkonstrukte. Während also Fabian Berger und Martin Burscher bereits genüsslich tanzen, muss Wassilis Reigel erst noch aerale Überzeugungsarbeit leisten. Was sich als schwieriger erweist als gedacht.

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Rhonda + The Dream Syndicate: Dunkelheit schlägt Bonbon-Pop

Es konnte nur besser werden: Nach einem relativ schwachen Donnerstag mit zwei wenig überzeugenden Bands sollte der dritte Tag des aktuellen Crossroads-Festivals in der Harmonie die Qualität wieder auf das gewohnte Rockpalast-Niveau heben. Die Hoffnung lag vor allem auf der Neo-Psychedelic-Rock-Formation The Dream Syndicate, die in den 80er Jahren zumindest von Kennern der Szene sehr geschätzt wurden und im Vorprogramm von R.E.M. Und U2 auftraten. Doch die eigentliche Überraschung war die Band Rhonda, die zwar mit dem angekündigten Retro-Soul ungefähr genau so viel zu tun hat wie Donald Trump mit der Ehrlichkeit, nichts desto trotz aber punktete – vor allem dann, wenn sie sich von dem bonbonfarbigen Pop befreite, der einige ihrer Songs bestimmte, und sich stattdessen der Dunkelheit anheim gab.

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Daily Thompson + Wolvespirit: Mono-Band trifft auf Rock-Kommune

Eine kurzfristige Absage hat den zweiten Tag des aktuellen Crossroads-Festivals in der Harmonie gehörig durcheinandergebracht: Wegen einer Erkrankung ihrer Sängerin fiel der Auftritt von Peter Bursch's Bröselmaschine aus, so dass die Organisatoren innerhalb eines Tages Ersatz finden mussten. Mit dem Dortmunder Trio Daily Thompson hat sich das WDR-Rockpalast-Team allerdings keinen Gefallen getan. Nicht wegen des harten, düsteren Grunge-Rocks an sich, den die Band dem Publikum mit Nachdruck um die Ohren haut – sondern wegen der Monotonie im Songwriting, die von Minute zu Minute offensichtlicher wird.

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James Blunt: Im Wechselbad der Gefühle

Manchmal können vermeintliche Rekorde ein Fluch sein. „James Blunt hat einige der traurigsten Songs aller Zeiten geschrieben“, behauptet etwa Jamie Lawson, der im Vorprogramm des britischen  Singer-Songwriters ein wenig verloren auf der riesigen Bühne der Kölner Lanxess Arena steht und das Publikum mit seinen feinen, melancholisch angehauchten Folk-Nummern in Stimmung bringen soll. Sein Urteil ist in gewisser Weise nachvollziehbar, gleichzeitig durchaus anfechtbar – vor allem aber drängt es Blunt einmal mehr in die Balladen-Ecke zurück, aus der er doch so gerne ausbrechen möchte. Keine Frage, der 43-Jährige versteht sich bestens auf Musik für die Schmusenden, die Liebenden und die Verlassenen. Aber er kann es mitunter auch krachen lassen und sich dem Klischee verweigern. Oder es zumindest versuchen.

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Bonn Jazz Orchester: Die Bigband der Bigband-Leiter

Eigentlich ist alles so wie immer. Déjà-vu. Schmissige Bigband-Arrangements lassen das Blech strahlen und erfüllen das Pantheon sehr zur Freude vieler Musikfans mit einem vollen Sound: Einmal mehr ist das Bonn Jazz Orchester zu Gast im Pantheon und tut das, was es schon immer getan hat. Also gut klingen. Wuchtig. Spielfreudig. Virtuos. Und ohne große Überraschungen. Seit Beginn der Reihe Jazzinconcert, die Organisator Thomas Kimmerle vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat, sitzt das exzellente Ensemble einmal pro Spielzeit auf der Kleinkunstbühne, um all die Stücke zu präsentieren, die sein Gründer und Leiter Oliver Pospiech wieder irgendwo ausgegraben hat.

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Gernot Hassknecht: Ein Sklave von Wut und Frust

Eins muss man ja mal sagen dürfen: Alles Mist, verdammt und zugenäht! Gesetzliche Krankenkassen mit immer niedrigeren Leistungen, miserable Fernsehsendungen auf immer besseren Geräten, Senioren in wurstpelligen Rennradhosen auf Hochleistungs-E-Bikes und natürlich als ewiges Feindbild die ebenso unfähigen wie gierigen Politiker, die in geistiger Umnachtung so ziemlich jeden außer sich selbst verraten und seltsamerweise dennoch immer wieder aufs Neue gewählt werden. Was für eine Scheiße! Zumindest wenn es nach Gernot Hassknecht geht, dem Chef-Choleriker der „heute-Show“, der sich nur allzu gern im Dienst der Bürger aufregt. So auch im Pantheon, wo er mit seinem neuen Programm „Hassknecht Live - Jetzt wird's persönlich“ mit Nachdruck gegen alles und jeden wettert – und dabei doch in den ruhigen Momenten erst richtig gut wird.

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Kaya Yanar: Altbekannte Klischeewelten

Ach ja, die Sprachen und Dialekte. Immer so lustig. Flirten auf sächsisch, Fluchen auf bairisch, Babbeln auf hessisch – da geht Kaya Yanar das Herz auf. Der Comedian, der im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ nach Bonn gekommen ist, liebt derartige Spielereien, gibt sich ohnehin gerne polyglott und international, spricht in Zungen, haut irgendein spanisches oder holländisches oder sonstiges Kauderwelsch raus und ergötzt sich an den multilingualen Chimären, die er in die Welt entlässt. Und das Publikum? Ist begeistert. Seit Jahren schon, bei den immer gleichen Pointen. So ist es kein Wunder, dass auch Yanars aktuelles Programm „Planet Deutschland“ sich dieser Selbstläufer bedient und nur wenig Neues zu bieten hat – und dank des skurrilen Esprits des 44-Jährigen dennoch in weiten Teilen funktioniert.

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Oblivion Express: Goldstimme trifft Silberfinger

Brian Auger gilt als einer der besten Fusion-Keyboarder der Welt, ein Meister der Tasten und eine lebende Legende. Ein Mann mit Silberfingern, der auch im fortgeschrittenen Alter die unglaublichsten Melodien aus seiner Hammond-Orgel perlen lässt. Klingt übertrieben – doch wer einmal das virtuose und energiegeladene Spiel des 78-Jährigen aus nächster Nähe erlebt hat, kann gar nichts anderes mehr sagen. Außer „Wow“. Am vergangenen Freitag hat Auger nun mit seinem Oblivion Express erneut in der Harmonie Halt gemacht, um seinem Ruf in dem „Zentrum der progressiven Musik“ (so Auger) gerecht zu werden und dem Jazzrock zu frönen. Was dank einer exzellenten Band und vor allem dank eines herausragenden Sängers ein Genuss erster Güte war.

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„Immigro Ergo Sum“: Fragen des Ich

Drei Geschichten, drei Sprachen, drei Identitätskrisen: Journalist und Hausmann Adamo sowie Lehrerin Eva kämpfen in ihrer Beziehung mit Geschlechterrollen; Transgender Amina führt ein Zwiegespräch mit den beiden Seelen in seiner beziehungsweise ihrer Brust; und ein verspieltes Ich lockt Friedrich den Großen in einen philosophischen Diskurs über Erwartungen und Selbstdarstellungen. Wer bin ich, und wenn ja, wie viele – dieser Frage hat sich das deutsch-französisch-italienische Theaterensemble G.I.F.T. bei seiner zweiten Produktion im Euro Theater Central auf eine ganz eigene Art und Weise angenommen. Einzelne Szenen drehen sich bei „Immigro Ergo Sum“ im wilden Reigen, werden mitunter auf den Kopf gestellt oder aufgelöst und bilden so in der Regie von Eugenia Fabrizi ein Episodenstück mit vielen Blickwinkeln und einigen interessanten Ansätzen.

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Inga Rumpf & Helmut Krumminga: Ein Duo und ein Bolzen

Es ist ein Abend unter Freunden. Herzlich, unverkrampft, authentisch. Auf der Bühne sitzen zwei, die sich schon seit Jahren kennen und schätzen, und spielen ihre Lieblingslieder, einfach so, ohne vorher groß geprobt zu haben. Klappt trotzdem. Nur einmal im Jahr treffen sich Inga Rumpf und Helmut Krumminga zu einem gemeinsamen Konzert wie jetzt eben diesem in der Harmonie, weil sie einfach nicht voneinander lassen können, seit sie bei den Arbeiten zu einer Sondersendung über 40 Jahre Beat Club erstmals aufeinandergetroffen sind. „Ich war früher ein großer Atlantis-Fan und habe Inga immer bewundert, aber ich habe nie geglaubt, dass wir uns je kennenlernen würden“, gesteht Krumminga. „Wir schienen zu weit voneinander entfernt, räumlich und auch musikalisch.“ Bis er eines besseren belehrt wurde. „Inga, ich will nicht, dass es schon vorbei ist“, habe er nach den Aufnahmen beim NDR gesagt. Und sie darauf: „Wir finden schon eine Lösung.“

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Dave Davis: Ein schwarzer Kessel Buntes

Die Musik bezeichnet Dave Davis gerne als seinen Rückzugsort. In ihr und mit ihr fühlt er sich wohl, kann er sich fallen lassen. Nun öffnet er diesen Raum auch anderen: Nach einer umjubelten Premiere im Kölner Gloria hat Davis nun in der Harmonie Bonn sein zweites Konzert mit dem Gandhi Fight Club gegeben und dabei ein stilistisches Feuerwerk abgebrannt. Verschiedene Spielarten von Rock und Pop trafen auf Hip Hop, Soul und Reggae, getragen von einem herrlichen Bariton und geprägt von jeder Menge Leidenschaft.

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Axel Prahl: Lieder von Liebe und Mehr

Es geht doch nichts über ein gemeinsam gesungenes Lied. Vor allem dann nicht, wenn jemand wie Axel Prahl vorne auf der Bühne den Musiklehrer mimt und das Publikum mit augenzwinkernder Gnadenlosigkeit auf Linie bringt. Bei ihm darf eben zwischen die Achtel kein Blatt Papier passen und niemand das Tempo verschleppen – auch nicht die „Kinder des Olymp“ auf den Rängen, die der beliebte „Tatort“-Kommissar und Sänger aus Leidenschaft ganz besonders fordert. Eine harte Schule. Aber das Ergebnis spricht für sich. Ausgelassen singt jeder in der Bonner Oper den vorgegebenen Vers, folgt dem enthusiastischen Dirigat Prahls und lässt sich von dem charismatischen Schauspieler samt seinem neunköpfigen Insel-Orchester nur zu gerne mit auf eine musikalische Reise über die Klangmeere nehmen, die von Schlager bis Rap alles umfassen.

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Henning Schmidtke: Ein unvollendeter Egomane

Eigentlich ist doch alles klar: Wer einmal Henning Schmidtke erlebt hat, braucht keine anderen Kabarettisten mehr. Der 47-Jährige ist immerhin der selbsternannte Retter der deutschen Kleinkunst-Szene, die Zukunft seiner Zunft, der einzig wahre Messias des Kabaretts. Er, der nur allzu gerne von sich erzählt, wenn die Zeugen Jehovas ihn besuchen, um über Gott zu sprechen; er, der Win-Win-Meister, von dessen Leben jeder Mensch träumen dürfte; er, der Edel-Narziss mit der goldenen Zunge und den silbernen Händen. Im Pantheon offenbart sich Schmidtke, der mit seinem neuen Programm „Egoland“ und jeder Menge missionarischen Eifers durch die Republik tourt, nur allzu gerne den unwissenden Massen – und zeigt dabei, dass er es mit seiner Rolle letztlich doch nicht ganz so ernst meint.

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New World Players: Fantasien eines 12-Bit-Orchesters

Im Brückenforum haben in der Vergangenheit schon alle möglichen Veranstaltungen mit großem Erfolg stattgefunden: Flohmärkte, Partys, Karnevalssitzungen und Konzerte von Folk bis Metal, die alle ganz unterschiedliche Anforderungen an die Mehrzweckhalle stellten. Geht alles. Nur mit einem klassischen Konzertsaal kann das Brückenforum natürlich nicht mithalten – was nun auch die New World Players feststellen mussten. Das zwölfköpfige Mini-Orchester, das sich der epischen Melodien der legendären Computerspielreihe „Final Fantasy“ angenommen hat, verzichtete trotz der problematischen Akustik auf eine elektronische Verstärkung und verlor sich dadurch im Raum, blieb unscheinbar und eindimensional. Weder die für diese spezielle Musik ohnehin dünn besetzten Streicher noch der Drummer konnten das nötige Volumen aufbauen, was gepaart mit einer anfänglichen Trägheit des gesamten Klangkörpers leider eine überaus unglückliche Kombination war.

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Local Ambassadors: Mit Soul und Salsa gegen den Cut

„Stop the Cut“, fordert Awa Ly, „just stop the Cut“. Schluss mit der grausamen weiblichen Genitalbeschneidung, die in vielen afrikanischen Kulturen leider immer noch zum Alltag gehört. Und stattdessen her mit alternativen Riten, so wie sie die afrikanische Ärzte-Organisation Amref Health Africa propagiert und fördert. Riten, die ohne Verstümmlungen auskommen und die Würde der Frau bewahren. Dafür setzt sich nicht nur Awa Ly nachdrücklich ein: Die senegalesische Pop-Schamanin, die bereits Anfang des Jahres mit ihren intensiven Liedern zu den Höhepunkten des „Over the Border“-Festivals zählte, ist nur eine von diversen hochkarätigen Künstlerinnen und Künstlern, die dem Ruf von Organisator Manuel Banha gefolgt sind und in der Harmonie bei einem Benefiz-Konzert für Amref ihre Stimmen für einen guten Zweck erheben. Mit den Local Ambassadors im Rücken kreieren sie einen bewegenden, eindringlichen Abend, der an eine schreckliche Praxis erinnert – und zugleich das Leben feiert.

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Katie Freudenschuss: Tamara hat den „Sohl“

Eigentlich hat es Katie Freudenschuss schon weit gebracht. Ihre Stimme kennen Millionen aus dem Radio und aus dem Fernsehen – gut, nur aus einer Bratwurst- und einer Weißbier-Werbung, aber immerhin. Ein Anfang ist gemacht. Jetzt geht es im Pantheon weiter, und auch das ist für die charmante Sängerin und Kabarettistin ein großer Schritt. Zumal es, wie schon der Titel ihres Solo-Programms betont, bis Hollywood eh zu weit ist. Zumindest jetzt noch. Andererseits hätte selbst Freudenschuss kaum ahnen können, dass sie zweieinhalb Jahre nach ihrem Debüt im damaligen Casino und nur wenige Monate nach ihrer Teilnahme am Prix Pantheon 2017 jetzt die große Bühne ganz für sich allein haben würde. Und auch wenn der 40-Jährigen ein etwas intimerer Rahmen wahrscheinlich besser gedient hätte, zeigt sie doch, dass sie auch ohne schwedische Wurzeln durchaus zu Höherem berufen ist als nur zu Wurstliedern.

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Beethovenfest 2017: Liebe, Meer und Tod

Selbst die ferne Geliebte muss am Ende vergehen: Mit einem bemerkenswerten Konzert der Bamberger Symphoniker unter der Leitung von Jakub Hrůša ist das Beethovenfest 2017 am vergangenen Sonntag zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Geschickt verknüpfte das Orchester im World Conference Center Bonn (WCCB) die Liebe, die ein zentrales Motiv des diesjährigen Festivals war, mit dem Meer und vor allem dem Tod, die schon im ersten Werk des Abends, Ernest Chaussons symphonischer Dichtung „Poème de l'amour et de la mer“, aufeinandertrafen und insbesondere die Zeit bis zur Pause beherrschen sollten. Sopranistin Betsy Horne versah die Verse Maurice Bouchors mit strahlendem Ton, der sich leider in der ungünstigen Akustik des Raumes nicht zu voller Pracht entfalten konnte. Die Bamberger erwiesen sich derweil als so souverän wie eh und je, herrlich differenziert spielend und zwischen majestätischem Glanz und bedrückender Schwermut mühelos wechselnd.

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Ulla van Daelen und Urs Fuchs: Harfen-Pop

Manche Instrumente werden schlichtweg unterschätzt. Blockflöten zum Beispiel. Oder auch die Konzertharfe, die weitaus mehr vermag als der gelegentliche Einsatz im Orchester oder bei Elfenmusik erwarten lässt. Zumindest wenn sie von einer Virtuosin wie Ulla van Daelen gespielt wird. In der Post-Tower-Lounge bewies die 55-Jährige beim letzten der Matinee-Konzerte im Rahmen des Beethovenfests eindrucksvoll, welches Potenzial in dem großen Instrument schlummert. Zusammen mit ihrem Duo-Partner Urs Fuchs (Percussion) nimmt sie sich Stücke aus Rock, Pop und Jazz vor – und sorgt mit filigranen Läufen für ein zauberhaftes Konzerterlebnis.

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