Katie Freudenschuss: Tamara hat den „Sohl“

Eigentlich hat es Katie Freudenschuss schon weit gebracht. Ihre Stimme kennen Millionen aus dem Radio und aus dem Fernsehen – gut, nur aus einer Bratwurst- und einer Weißbier-Werbung, aber immerhin. Ein Anfang ist gemacht. Jetzt geht es im Pantheon weiter, und auch das ist für die charmante Sängerin und Kabarettistin ein großer Schritt. Zumal es, wie schon der Titel ihres Solo-Programms betont, bis Hollywood eh zu weit ist. Zumindest jetzt noch. Andererseits hätte selbst Freudenschuss kaum ahnen können, dass sie zweieinhalb Jahre nach ihrem Debüt im damaligen Casino und nur wenige Monate nach ihrer Teilnahme am Prix Pantheon 2017 jetzt die große Bühne ganz für sich allein haben würde. Und auch wenn der 40-Jährigen ein etwas intimerer Rahmen wahrscheinlich besser gedient hätte, zeigt sie doch, dass sie auch ohne schwedische Wurzeln durchaus zu Höherem berufen ist als nur zu Wurstliedern.

Ein großes Talent von Katie Freudenschuss ist es, den Pathos mit der Realität zu konfrontieren und ihn an dieser gnadenlos scheitern zu lassen. Werbespots werden ebenso gnadenlos dekonstruiert wie Fußballfan-Gesänge, die kurzerhand zur hohen Klangkunst erhoben werden und damit erst recht an Fallhöhe gewinnen. Herrlich auch, wie Freudenschuss sich unter ihrem Decknamen Tamara beim „Supertalent“ einschleicht und mit ganz viel „Sohl“ sowie einigen Breakdance-Einlagen „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ perfektioniert, oder wie sie über die Vorteile von Ikea-Schlangen und die Erhabenheit von Staus im Angesicht der Einsamkeit sinniert. Und auch die angeblichen Ratgeber aus Frauenzeitschriften, die bei der Partnersuche helfen sollen, bekommen in mehr als einer Hinsicht ihr Fett weg.

Gleichzeitig bemüht sich die brünette Pianoelfe auf ihrem Schaukelpferd um einen engen Kontakt zum Publikum. Immer wieder wirft sie Fragen in den Raum, übertreibt es damit aber mitunter. Ein Ehepaar wählt sie sogar als ihre zukünftigen Lebenspartner aus, befragt sie minutenlang und improvisiert aus den Informationen kurzerhand ein Lied, das zwar gut ankommt, im Vorfeld aber zu einem massiven Spannungsabfall führt. Davon abgesehen hat Freudenschuss bereits hervorragendes Material. Herrlich zarte, zum Teil poetische und dann wieder brillant bissige Kompositionen, die gleichzeitig anrühren und ein Lachen fordern. Wenn sie diese spielt und singt, dann ist tatsächlich für einen Moment Hollywood ganz nah.

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