BAP: Dylan op kölsch

Allzu viel Tradition hat die Bühne des KunstRasens ja noch nicht aufzuweisen – für Wolfgang Niedecken dürfte sie dennoch etwas besonderes sein. Im vergangenen Jahr spielte hier sein großes Idol Bob Dylan, am vergangenen Montag dann Crosby, Stills & Nash, deren Song „Cowgirl in the Sand“ die Inspiration für den allerersten BAP-Song war. Jetzt stehen die Kölschrocker selbst auf der Bühne und begeistern mal locker doppelt so viele Fans wie die Superstars von CSN. Und genau so viele wie Dylan.

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Frank Sauer: Erfolg ist Ansichtssache

Was haben ein nervtötender Angeber mit Sprachfehler, ein Spätzle kaufender Schwabe, ein exzentrischer Tryptichon-Künstler mit Fu-Manchu-Bärtchen und ein Haufen Schleimaale gemeinsam? Sie alle haben Erfolg – oder geben zumindest an, diesen zu haben. Kein Wunder also, dass Frank Sauer diese Charaktere in seiner eigenen Lifecoaching-Show auftreten lässt, mit der er jetzt im Pantheon-Casino zu Gast war. Grundsätzlich eine nachvollziehbare Idee. Aber nur eine partiell erfolgreiche.

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Nachtwerk: Totengesang für einen Trash-Kult

Hauptsache schräg, absurd, völlig durchgeknallt – das ist das Geheimnis der „Nachtwerke“, in denen Schauspieler und andere Mitarbeiter des Theaters Bonn so ziemlich alles persiflieren durften, was ihnen vor die Nase kam, ob Kleists „Der zerbrochne Krug“, „Star Wars“ oder Nosferatu-Darsteller Bela Lugosi. Mit dieser Mischung aus Geniestreich und Wahnsinn haben die „Nachtwerke“ Kultstatus erreicht. Doch mit dem Ende der Spielzeit ist auch das Aus für die Trash-Reihe gekommen, die Akteure müssen sich aufgrund des Weggangs von Generalintendant Klaus Weise nach neuen Jobs umschauen. Ein einziges Aufbäumen gegen die Normalität ist noch gestattet: Die Beisetzung des skurrilen Geschmacks wird am 12. Juli stattfinden. Dann kommt der „Werkuntergang“, eine Trashokalypse epischen Ausmaßes.

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Crosby, Stills & Nash: Folkig-psychedelische Harmonie-Kathedrale

Sie können es noch. Was nicht selbstverständlich ist nach zahlreichen Trennungen und Wiedervereinigungen in den vergangenen vier Jahrzehnten, nach Drogen- und Alkoholexzessen von einem der drei, nach Höhen und Tiefen des Musikgeschäfts. Doch was Crosby, Stills & Nash an diesem Montag auf dem Bonner KunstRasen präsentieren, ist in weiten Teilen schlichtweg beeindruckend: Grandios-sauberer Harmoniegesang in psychedelischen Rock-Nummern und eleganten Folk-Balladen, brillante Gitarren-Soli – und neue Songs, von denen einige sogar nahtlos an die größten Hits der Supergroup anknüpfen können, mit kritischen, politischen Texten und druckvollen Klängen.

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Benjamin Tomkins: Applaus für einen Daumen

Henriette hat den Durchblick. Mit imaginären Salaten kann man sie nicht täuschen, da kann der Mitvierziger neben ihr sich noch so sehr bemühen. Dennoch spielt die gutmütige Schildkrötendame mit dem Endsilbenspätzündungssyndrom das Spiel mit, spricht mit dem Grünzeug, leidet sogar mit ihm. Hauptsache, es macht Benjamin Tomkins glücklich – oder bringt ihn um den Verstand. Wahrscheinlich beides. Dafür sorgen seine Puppen schon, die bei den Auftritten des Bauchredners ein faszinierendes Eigenleben entwickeln. So wie jetzt im Pantheon-Casino.

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Circus Roncalli: Körperbeherrschung in Perfektion

Zwei junge Frauen mit rotem Irokesen-Haarschnitt begeistern am Doppeltrapez, ein goldfarbenes Trio zeigt spektakuläre Hebefiguren, ein schwarz-weiß gekleideter Mann faltet sich selbst zusammen und rutscht durch eine Art Ofenrohr: Das neue Programm des Circus Roncalli mit dem Titel „Time is Honey“, das nun vor der Beethovenhalle in Bonn zu sehen ist, verzaubert im Sekundentakt. Atemberaubende Akrobatik trifft auf klassische Clownerie – und lässt vor allem der nächsten Generation der Artisten viel Raum.

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Hagen Rether: „Wir haben Hornhaut auf der Seele“

„Lassen Sie uns mal schön durchlangweilen“, schlägt Hagen Rether vor. Nein danke. Ist zwar gut gemeint, geht aber von der Idee aus, dass zur Ruhe kommen und Langeweile identisch sind, letztere also ein probates Mittel gegen die allgegenwärtige Hektik darstellt. Im Pantheon, in dem Rether einen Benefizabend für das Bonner Frauenhaus veranstaltet („das braucht leider Unterstützung dringender denn je“), ist das nicht der richtige Ansatz. Lieber dem Kabarettisten zuhören, der sich melancholisch und zynisch zugleich über den Zustand der Gesellschaft äußert, der in Rethers Augen an einer dialektischen Verdrehung von Religion, Politik und Moral krankt. Da werden zum Beispiel in der Schule Moslems und Christen im Religionsunterricht getrennt, und hinterher ist der Aufschrei groß, dass ein gegenseitiges Verstehen nicht möglich ist. Oder immer höhere Gewinne gefordert, aber die Bänker und Manager verteufelt. Wer B will, darf A nicht machen. Ganz einfach.

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Eric Clapton: Frischer Wind statt alter Socke

Es ist manchmal richtig schön, überrascht zu werden. So wie an diesem Wochenende in Köln. Die Erwartungen an das Live-Konzert von Eric Clapton waren nach der Veröffentlichung der Altherrenplatte „Old Socks“ schließlich nicht sonderlich hoch – zu gemächlich klingt sein 20. Solo-Album, zu fad, zu belanglos. Doch der Gitarrengott hat es wieder einmal allen gezeigt. Von wegen alte Socke.

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„Tote Mädchen lügen nicht“: Viele kleine Stiche, eine große Wunde

Was ist der Grund für einen Selbstmord? Verleumdung? Lügen? Sexuelle Belästigung? Oder vielleicht doch eher alles zusammen, wie bei Hannah Baker, der Hauptfigur von Jay Ashers Roman „Tote Mädchen lügen nicht“? Viele kleine Verletzungen einer empfindsamen Seele, die aber die Wunde immer größer werden lassen, bis die Schülerin sich schließlich das Leben nimmt. Doch nicht, ohne sich zu erklären – und zugleich anzuklagen: Sieben Kassetten hat sie im Vorfeld aufgenommen, auf denen sie von 13 Personen erzählt, deren Verhalten, bewusst und unbewusst, Auswirkungen auf ihre Entscheidung für den Suizid hatte und die sich nun Hannahs Geschichte anhören sollen. Kein leichter Stoff also, den das Junge Theater Bonn als szenische Lesung aufbereitet hat. Aber ein wichtiger.

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Maybebop: Von den Bonnern gequält und bejubelt

Manche Fragen sollte man nicht stellen, ohne auf alles gefasst zu sein. Etwa die nach Begriffen, über die man spontan einen a-capella-Song basteln soll. Vor allem in Universitätsstädten mit altklugem Publikum können da manche Rufer auf zu schräge Gedanken kommen. Dennoch haben sich die Pantheonpreisträger von Maybebop nun in Bonn dieser Prüfung unterzogen – und erhielten prompt die Quittung. Neben Dosenpfand, Waffeleisen, Hauptschulabschluss und dem Kosenamen Zuckerbienchen durften sich Lukas, Jan, Sebastian und Chefdichter Oliver ausgerechnet mit dem Homoioteleuton herumschlagen, von dem kaum jemand ohne Lexikon weiß, was das überhaupt ist (eine rhetorische Figur, bei der mehrere Wörter die selben Endungen haben, somit eine Unterart des Reims: „Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen“), geschweige denn, wie es ausgesprochen wird.

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Red Bull Flying Bach: Powermoves im Menuett

Tanzen als akrobatischer Kampf und zugleich selbstbewusster Ausdruck der Freiheit: Die beeindruckende, Klassik-Echo-prämierte Show „Red Bull Flying Bach“ der Berliner Urban-Dance-Crew „Flying Steps“ bringt beides zusammen und überbrückt zugleich die Grenzen zwischen klassischem Ballett, barocker Musik und modernem Breakdance. Auf Einladung von Rita Baus und dem Pantheon waren die B-Boys (samt B-Girl) nun in der Bonner Oper zu Gast und präsentierten von vollem Haus ihre tänzerische Interpretation von Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertem Klavier“.

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Brings: Schunkelalarm trotz Einlassproblemen

Die Stimmung entspricht dem Wetter: Bestens gelaunt feiern Tausende Brings-Fans auf dem ausverkauften KunstRasen in den Rheinauen mit Brings das erste Open-Air-Konzert der Saison. Mit partytauglichem Hardrock legen die Kölner los, hämmern teils in AC/DC-Manier in die Saiten und packen mit dem nächsten Song wieder eine Schunkelhymne aus. „Dat is jeil“, heißt es irgendwann – und der ganze Platz stimmt zu. Dabei sah es noch kurz vor dem Konzert eher so aus, als ob der Auftakt des KunstRasen-Programms zu einem Desaster würde.

 

Rückblick: 18.45 Uhr. Noch eine Viertelstunde bis zum offiziellen Konzertbeginn. Die Zeit drängt, immerhin muss um 22 Uhr Stille herrschen, sonst gibt es wieder Ärger mit den Anwohnern auf der Beueler Rheinseite. Doch noch stehen hunderte Gäste in einer riesigen Schlange außerhalb des Geländes und warten auf den Einlass. Andere werden von einem Ort zum anderen geschickt – überall Kommunikationsprobleme.

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Wise Guys: „Wir sind nicht wie die Chippendales“

Bei jedem Wise-Guys-Konzert gibt es irgendwann, relativ am Anfang, eine kleine Umfrage. Wer ist alter, wer potenzieller neuer Fan. Manchmal bringt dies erstaunliche Erkenntnisse zu Tage: So wusste von den etwa 1800 Zuschauern, die am vergangenen Donnerstag in der Beethovenhalle zusammenkamen, einer angeblich im Vorfeld nicht, was das Quintett überhaupt macht. Antwort: Vokal-Pop. A-capella-Musik. Kein Striptease.

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Adonis: Geschichtsschreiber und Gewissensvertreter

Licht und Tod – zwei Begriffe, mit denen Adonis gerne spielt. Der wohl bedeutendste arabische Dichter der Gegenwart, der regelmäßig für den Literaturnobelpreis im Gespräch ist, greift in seinen Gedichten immer wieder auf die poetischen Bilder von Helligkeit und Dunkelheit zurück, um die eigene Hoffnung in Kontrast zu den Verhältnissen in der arabischen Welt zu stellen: „Ich lebe mit dem Licht“, heißt es da in einem Gedicht, während die „Zukunft der Freiheit“ ein Land beschreibt, in dem „keine Finsternis“ herrscht.

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Signum Saxophonquartett: Klangfarben voll ausgereizt

„Und das alles nur mit vier Saxofonen“ – dieser Gedanke hat am vergangenen Dienstag immer wieder ein bemerkenswertes Konzert im Theater im Ballsaal beherrscht. Denn das Signum Saxophonquartett, das dort im Rahmen des 16. Bonner Schumannfests auftrat, ersetzte mit seinen Instrumenten nahezu beiläufig Streicher, Klavier, ja ganze Orchesterbesetzungen, ohne dabei den Charme der gespielten Stücke zu reduzieren. Mit viel Schwung, aber auch mit jeder Menge Gefühl nahmen die in Köln lebenden Musiker das Publikum mit auf eine kleine Zeitreise von Expressionismus über Neo-Klassizismus bis hin zu Jazz und Tango.

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Wanderer: Einfach wirkt am besten

Es ist ein besonders in der a-capella-Branche allseits bekanntes Phänomen: Je einfacher die Stücke, um so größer der Applaus. Ein in einer halben Stunde einstudiertes „Barbara Ann“ kommt beim Publikum in der Regel besser an als ein harmonisch und rhythmisch extrem anspruchsvolles Gershwin-Arrangement, an dem man ein halbes Jahr probt. Für die Musiker ist das manchmal ziemlich deprimierend. Die Wanderer aus Köln nutzen diese Begeisterungsfähigkeit für die Schlichtheit dagegen in ihrem Sinne aus: Mit einfachen, aber pfiffigen Arrangements beliebter Evergreens und moderner Party-Hits geben die vier Kölner Jungs Gas und haben jetzt im Haus der Springmaus für Jubelstürme und Mitklatsch-Orkane gesorgt.

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Christian Springer: Don Fonsi gegen die Windmühlen der Bequemlichkeit

Überall wird in der Politik gelogen, sagt der Fonsi. Beim Atomausstieg, bei der Finanzkrise, beim Afghanistankrieg und bei Annette Schavan. Und das ist den Deutschen völlig egal! Da kann der so harmlos wirkende Bayer mit dem Kassierer-Mützchen, der auf der Bühne des Pantheon steht, nur den Kopf schütteln. Diese Bequemlichkeit des Desinteresses. „Ich wusste von nix“ - das kann man hinterher immer so gut sagen, Politiker lieben diesen Satz ja ebenso sehr wie die Bürger. Dann kommt eine Krise und das Geschrei ist groß, aber folgenlos. Außer im Sommer: Da hauen sich die Deutschen kurzerhand eine Kuh auf den Grill und essen die Probleme auf. In Bayern hat das Tradition. Nur kommt da noch ein Weißbier dazu. Oder zwei. Oder drei. Oder zehn.

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„Am Katzenmoor“: Gefangen im Morast der Gesellschaft

Jeder hat Dreck am Stecken. Beziehungsweise an den Schuhen, an den Kleidern, an den Händen. Ein Feld matschigen Torfs bildet die Bühne für die letzte Inszenierung des Theaters Bonn in dieser Spielzeit – die letzte Inszenierung in Bonn überhaupt für fast alle Akteure, die mit der Ankunft des neuen Generalintendanten Bernhard Helmich ihren Job verlieren und im Morast noch einmal zeigen können, was in ihnen steckt. Was sie denn auch tun: Marina Carrs „Am Katzenmoor“ präsentiert sich unter der Regie von Ingo Berk als ungeheuer intensives Gothic-Drama mit gefühlvollem Medea-Kern, das in seiner bedrückenden Atmosphäre an Emily Brontës „Wuthering Hights“ erinnert. Getragen wird dies von einer eindrucksvoll starken Schauspielerriege, allen voran die großartige Hauptdarstellerin Nina Tomczak, die als von Verlustängsten in den Wahnsinn getriebene Hester Swane mit jeder weiteren Drehung des emotionalen Messers stärker und überzeugender wird und damit eine Meisterleistung abliefert.

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„Nur für Erwachsene“: Krimi-Klamauk mit tieferem Sinn

Eine verführerische Staatsanwältin, ein sexgeiler Cop, sein dauerbesoffener, im späteren Verlauf des Stücks in einen rosa Trainingsanzug gewandeter Partner sowie dessen unschuldig-tumbe Ehefrau: Typische Klischee-Charaktere bevölkern George F. Walkers „Nur für Erwachsene“, das am vergangenen Dienstag in der Werkstatt des Theaters Bonn Premiere feierte. Abgewrackte Gestalten, die sich alle um einen letzten Rest von Anstand bemühen, die sich aufgegeben haben und doch noch etwas richtig machen wollen. Ein Ansatz, der in dem Spannungsfeld von düsterem Psycho-Krimi und Screwball-Komödie allerdings keinen leichten Stand hat.

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Vocaldente: Bissfest erst zum Schluss

Um Nudeln al dente zu kochen, braucht man kochendes Wasser (beziehungsweise Energie), Salz und ein gutes Timing. Drei Dinge, die auch fürs Singen notwendig sind, an denen es dem preisgekrönten a-capella-Quintett Vocaldente im Pantheon aber zumindest in der ersten Hälfte überraschenderweise fehlte – die Hannoveraner waren saft- und kraftlos, stimmlich eher flau und oft nicht knackig genug. Immerhin: Nach der Pause gaben die Jungs Gas und kamen am Ende auf jenes bissfeste Niveau, das von ihnen erwartet werden kann.

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Jean Faure: Eine fantastische Reise von Paris bis Réunion

Draußen dreht sich alles um einen Ball, drinnen um Liebe, Tod und Revolten: Ausgerechnet am Tag des Champions-League-Finales zwischen Borussia Dortmund und Bayern München hat Bonns Vorzeige-Franzose Jean Faure im Pantheon mit seinem neuen Programm „Tour de France“ Premiere gefeiert – und vor vollem Haus eine Pokalwürdige Meisterleistung abgeliefert. Frisch, spritzig und mit viel Gefühl nahmen er und seine exzellente Band die Gäste mit auf eine musikalische Reise von Paris über das Elsass bis nach Quebec und zur Insel Réunion, zauberten einen traumhaften Chanson nach dem anderen aus dem Hut und machten jeden einzelnen dank enormer Spielfreude und einem bemerkenswerten Variationsreichtum zu einem Erlebnis.

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Kay Ray: Wenn ein Punk auf Tischen tanzt

Da steht er also, mitten auf der Bühne, mit heruntergelassener Hose, und formt Figuren mit seinem Penis. Eine Schildkröte, einen Windsurfer, einen rauchenden Brillenträger. „Männer, das hat ja wohl jeder von euch schon mal gemacht“, ruft die hemmungslose Gestalt unter dem Applaus und dem Gelächter des Publikums. Es ist der Höhe- und der Mittelpunkt eines vierstündigen Programms, das der Anarcho-Comedian Kay Ray am vergangenen Donnerstag im Bonner Pantheon zelebriert hat, bei dem alle Hüllen und alle Tabus gefallen und sehr viele Lieder gesungen worden sind. Ein guter Abend? Das kommt auf Definition und Erwartungshaltung an. Auf jeden Fall ein ungewöhnlicher. Ein gewagter. Und ein mutiger.

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Sportfreunde Stiller: New York, Rio, Bonn

Mit jeder Menge guter Laune haben die Sportfreunde Stiller im Rahmen von „1Live Eine Nacht in Bonn“ für einen Höhepunkt des Freitagabends gesorgt – und so ganz nebenbei dem Publikum der Harmonie nach einer längeren Auszeit ihr neues Album „New York Rio Rosenheim“ vorgestellt, das erst in der kommenden Woche veröffentlicht wird. Dabei ließen sich die drei Indie-Rocker nicht lumpen: Eigentlich waren sie nur für ein 65-Minuten-Konzert gebucht, doch die Sportis, denen die intime Kneipen-Atmosphäre offenbar gefiel, brachten kurzerhand 17 Stücke in ihrem vertrauten Mix aus Selbstironie, Pathos und radiotauglichem Pop-Rock mit auf die Bühne.

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„Ein Kind unserer Zeit“: Ziellose Verstümmelung einer seelischen Wandlung

Eigentlich ist Ödön von Horváths „Ein Kind unserer Zeit“ ein Roman von knapp 200 Seiten Umfang. Den Text für ein einstündiges Theaterstück aufzubereiten ist somit von vornherein ein fragwürdiges, auf jeden Fall aber ein schwieriges Unterfangen, verlangt es doch eine drastische Reduktion auf das Wesentliche und die konsequente Streichung aller Nebenstränge. Genau dies hat Bastian Tebarth, dessen Inszenierung am Donnerstag im Euro Theater Central Premiere feiern konnte, aber leider vermieden. Das Ergebnis ist ein konfuses Wort- und Ideengestrüpp, das zwar die Intention des Texts noch rudimentär erkennen lässt, von einer klaren Form aber weit entfernt ist.

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Peter Sloterdijk: Kriegsergebnisfälschung und Napoleonverehrung

Die neuere Geschichte zwischen Deutschland und Frankreich beginnt laut Peter Sloterdijk 1757 mit der Schlacht von Roßbach, als eine 22.000 Mann starke preußische Armee eine fast doppelt so starke französische Streitmacht souverän besiegte und damit ein neues deutsches Nationalbewusstsein erweckte. Alle huldigten Heerführer Friedrich II. – auch die Pariser Intellektuellen wie etwa Voltaire, die die Niederlage kurzerhand für ihre Zwecke umdeuteten. Ein Schema, das sich wiederholen sollte, wie Sloterdijk am vergangenen Dienstag in den Kammerspielen Bad Godesberg im Gespräch mit Manfred Osten darlegte.

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Mundstuhl: Die Metaphysik einer Pinguinheizung

„Manche Dinge kann man nicht erklären“, sagt Lars Niedereichholz. Etwa, warum „Mama“ herauskommt, wenn man alle Buchstaben in dem Wort „Bier“ austauscht. Metaphysisch nennt Lars das. Ah ja. Das bezieht sich dann wahrscheinlich auch auf die Pinguinheizung, die er gegenüber seinem Bühnenpartner Ande Werner im Haus der Springmaus verteidigt, oder den spontanen Hass auf Giraffen. Muss man nicht verstehen, um darüber zu lachen – und damit auch nicht erklären. Was auf einen Großteil des neuen Mundstuhl-Programms „Ausnahmezustand“ zutrifft.

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Ian Anderson: Troubadour im Flötenwirbel

Kennen Sie Puck? Den Waldgeist aus Shakespeares „A Midsummer Night's Dream“, der allerlei Schabernack treibt, der Komödie damit erst seinen eigentlichen Reiz gibt und zugleich einen tieferen Sinn kolportiert? Innerhalb der Geschichte der Rockmusik lässt sich dieses Bild auch auf Ian Anderson übertragen, den flötenschwingenden Waldschrat mit dem spitzbübischen Humor. Mit „Thick as a Brick“, der hochgelobten, bewussten pythonesken Übertreibung eines Konzeptalbums, hat er beziehungsweise Jethro Tull einen Meilenstein komponiert, 2012 legte er mit dem zweiten Teil nach und machte sich sogleich daran, das gesamte opus magnum aufzuführen. So auch am vergangenen Montag in der Beethovenhalle.

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Ellie Goulding: Synthi-Pop in Spandex-Zwängen

Ein interessanter Kontrast: Der Bühnenhintergrund in der Kölner Essigfabrik besteht aus stilisierten Gesteinsformationen, die der ehemaligen Industriehalle etwas höhlenartiges, urtümliches geben – und vorne, vor einer tobenden Menge, trällert eine junge Blondine in sterngeschmücktem T-Shirt und Spandexhose, die 2010 von Kritikern als vielversprechendste Newcomerin des Jahres ausgezeichnet wurde, mit teils mädchenhafter Sirenenstimme moderne Synthi-Indie-Pop-Stückchen.

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Pablo Helds „Glow“, Maria João, Randi Tytingvåg, Till Brönner & Dieter Ilg: Kryptisch, schräg und exzellent

Jazz ist Erfahrungssache. Längst tummeln sich unter diesem Mega-Label tausende kontrastreiche Musikstile, von denen das Jazzfest Bonn in diesem Jahr einige vorgestellt und erlebbar gemacht hat. An den letzten beiden Festivaltagen hat sich dieser Ansatz einmal mehr bewährt: In der Bundeskunsthalle mischte sich Kryptisch-Glühendes mit einer herrlich schrägen Performance, im Telekom-Forum trafen Pop-Erzählungen auf einen Ausnahme-Trompeter. Wenn man den Mut zum Zuhören hatte. Denn schon beim ersten Freitags-Konzert wurde das Publikum herausgefordert.

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Jasper van't Hof & Tony Lakatos + Edmar Castaneda: Die vielen Saiten einer Gold-Medaille

So sieht also ein Warm-Up eines Harfenspielers aus. Schnell, energetisch, virtuos, eine Kaskade von Tönen in den Kammermusiksaal entlassend, die dem Publikum die Sprache verschlägt. Und es scheint Edmar Castaneda, der im Rahmen des Jazzfests nach Bonn gekommen ist, noch nicht einmal schwer zu fallen. Der kolumbianische Saiten-Zauberer ist entspannt, fröhlich und freundlich, obwohl er extra für diesen Donnerstagabend von New York in die Bundesstadt geflogen ist, um das erste Jazzfest-Konzert im ausverkauften Beethovenhaus zu eröffnen.

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„Waisen“: Tote Katze in scheinschöner Welt

Am Ende ist alles zerstört. Liebe, Vertrauen, Respekt. Die Familie zerfällt, zu Tode geschützt durch ein Geflecht aus Lügen und Drohungen. Dennis Kellys Drama „Waisen“, das das Theater Bonn jetzt in einer Inszenierung von Jennifer Whigham präsentiert, könnte ohne weiteres Ausgangsbasis für einen typischen Sonntagabend-Krimi sein, „Tatort“ zum Beispiel oder „Inspektor Barnaby“.

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Expressway Sketches + Nadolny & Plümer: Zwischen luftigem Saxofon und scharrender Kaffeemühle

„Jazz ist mehr als ein Musikstil. Jazz ist eine Herangehensweise“, steht im Programmheft des diesjährigen Jazzfest Bonn. Ein Zitat, das hervorragend zum Doppelkonzert in der Brotfabrik passt, bei dem am Sonntagabend vor allem im ersten Teil viele Hörgewohnheiten beiseite gelegt werden mussten. Denn das umjubelte Spiel des Trios Expressway Sketches ist provokant, herausfordernd, ein einziges riesiges Experiment, das gängige Begrifflichkeiten sprengt. Nur zehn Minuten haben sich die drei Musiker für die Komposition ihrer Stücke gegeben, zehn Minuten, in denen alles gesagt werden muss. Kreativität unter Zeitdruck.

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Timo Wopp: Erlöser im Elefantenkostüm

Timo Wopp ist ein Durchstarter und Durchblicker, ein Berater der oberen Zehntausend und ein Erlöser für die ungewaschenen Massen. Erfolg hat, wer ihm nachfolgt, seine Lebenshilfe-Sprüche anwendet und selbst zum arrogant-egoistischen Mistkerl wird. „Asoziale Kompetenz“ nennt Wopp das in seinem umfassenden Seminar, das er, wahrscheinlich aus Steuergründen, als Kabarett-Programm getarnt und einzig aus diesem Grund ins Bonner Pantheon verlegt hat.

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Tingvall Trio: Wenn Elfen tanzen und Trolle stampfen

Häufig beginnt es leise. Cool. Nordisch-spröde. Typisch Tingvall Trio. Feine Balladen-Ansätze mit schönen Piano-Melodien, einem dezenten Schlagzeug und einem leicht pulsierenden Bass. Bis dann die Explosion erfolgt, der musikalische Vulkanausbruch, in dem Drummer Jürgen Spiegel mit einem wahnwitzigen Wirbel Tempo und Lautstärke in neue Höhen treibt, Omar Rodriguez Calvo in die Saiten haut und Trio-Chef Martin Tingvall sich am Flügel in Ekstase spielt, scheinbar ungezügelte Wildheit ins Publikum entlässt, nur um sie im richtigen Moment wieder einzufangen, zu bändigen, zu zähmen. Der Troll muss vom Tanzplatz, jetzt sind wieder die Elfen dran. Vorübergehend, natürlich. Ein Abend voller Extreme, der am Donnerstag sehr zur Freude vieler Modern-Jazz-Fans in der Bonner Harmonie erfahrbar war.

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Max Raabe: Zeitreise mit stilvoller Ironie

Immer korrekt, immer höflich, immer Haltung zeigend: Max Raabe ist der perfekte Gentleman. Etwas steif wirkt er am Mikrofon, die Pomade im Haar scheint dann auf den gesamten gefrackten Körper zu wirken, aber das ist lediglich ein Manierismus aus den 30er Jahren, denen Raabe sein künstlerisches Leben gewidmet hat. Mit Erfolg: Am Sonntag hat er ohne mit der Wimper zu zucken die ausverkaufte Beethovenhalle in die Vergangenheit versetzt, in die Zeit der gediegenen Tanzmusik-Orchester, der tadellosen Erscheinungen – und der feinen Ironie, wie so manches altes Lied beweist.

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„Yakari“: Der mit dem Biber tanzt

Es ist gar nicht so leicht, ein großer Indianer zu sein. Feuer machen, Bisons jagen, reiten – all diese Dinge gilt es erst mühsam zu erlernen. Aber früh übt sich: Und so haben sich neben dem Indianerjungen Yakari, dem Star der gleichnamigen Comicserie und neuerdings auch eines Musicals, am Donnerstag auch viele Kinder in der Beethovenhalle eingefunden, die, zum Teil sogar mit Federschmuck und braunen Ledergewändern ausgestattet, ihr Vorbild unterstützen und an seinen ersten Abenteuern teilhaben wollen. Denn davon hat Yakari genug. Auch wenn es mit dem Feuer nicht so klappt, wie er es gerne hätte.

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Prix Pantheon 2013: Allgäuer Bänkerhumor triumphiert

Es war ein enges Rennen: Poetry-Slammer, Liedermacher, moderne Clowns, Musikkabarettisten und freche junge Welterklärer haben sich beim diesjährigen Prix Pantheon, einem der renommiertesten Kleinkunstpreise Deutschlands, die sprichwörtliche Klinke in die Hand gegeben beziehungsweise sie sich von Moderator Hennes Bender geben lassen. Zwölf großartige Künstler, unter denen jedoch keiner dominierte, zeigten unter den aufmerksamen Blicken der fünfköpfigen Jury und der Pantheon-Urgesteine Fritz und Hermann (Rainer Pause und Norbert Alich) Ausschnitte ihrer Programme. Ein Wettstreit auf Augenhöhe.

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LOL: Frischlinge mit Interaktionsproblemen

Natürlich geht es um Integration. Worum auch sonst. Immerhin stehen vier junge Comedians mit kanadischen, türkischen, afghanischen und polnischen Wurzeln auf der Bühne der Post-Tower-Lounge, da muss das Thema zwangsläufig kommen. Ist vielleicht bereits ein Vorurteil. Aber eins, das bei der aktuellen Ausgabe von „LOL – das Comedy-Start-Up“ in drei von vier Fällen bestätigt wird. Integrationsprobleme also. Nun gut. Könnte ja trotzdem unterhaltsam sein. Wenn sich nicht einige der Newcomer zugleich über ihre Interaktion mit dem Publikum Gedanken machen müssten.

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Gerry McAvoy's Band of Friends: Reverenz der Rampensäue

„Alles gut? Alles gut? Alles gut?“ – die Lieblingsfrage Gerry McAvoys, die der Bassist bei jeder sich bietenden Gelegenheit mindestens dreimal stellt stellt und erst dann zufrieden ist, wenn die richtige Antwort kommt: ein lautes, brüllendes „Yeah, Yeah, Yeah“. In der Harmonie Bonn hört er diesen Aufschrei regelmäßig. Die Fans sind heiß, wollen mehr energetischen Bluesrock, mehr Show und mehr Nostalgie. Einige sind extra für das Konzert aus den Niederlanden angereist, um das Trio live zu erleben und noch einmal einen Hauch von Rory Gallagher zu spüren, jener Legende, die wie so viele viel zu früh verstarb. Dem Wunsch kommt die Band of Friends nach – und sorgt so für den perfekten Auftakt der diesjährigen Europa-Tournee.

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The Brew: Angriff der Bluesrock-Flummis

Auf und ab, auf und ab: Springen scheint das zweitliebste Hobby von Jason Barwick zu sein, direkt nach einem rotzfrechen Gitarrenspiel, das an Jimmy Page und Stevie Ray Vaughan erinnert. Und, mit Blick auf die Sprungqualitäten, an Pete Townshend von The Who, dessen Windmühlen-Technik der 23-Jährige ebenfalls gerne mal einsetzt und im Turbogang die Arme über die Saiten schleudert. Ein dynamischer Stil, der seine Band The Brew in den vergangenen fünf Jahren international bekannt gemacht hat und deren Live-Auftritte bereits jetzt Kultstatus haben.

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Anka Zink: Flughafenelfen tanzen Flitschgummisamba

Einfach mal weg, raus aus dem Alltag. Irgendwas erleben. Vor allem Sonne. Ein typischer Urlaubstraum. Doch Anka Zink weiß: Vor dem Vergnügen steht das Reisen. Und das ist kein Spaß. In ihrem neuen Programm „Leben in vollen Zügen“, mit dem sie jetzt im Haus der Springmaus zu sehen war, berichtet die gebürtige Bonnerin daher von ihren Erlebnissen in den Service-Wüsten der Deutschen Bahn und so mancher Flughäfen, von einer nach Wartemarken gierenden Reisezentrums-Angestellten im Stile Frau Mahlzahns, die erst nach dem Erhalt dieser Reliquie zu einem goldenen Drachen der Weisheit mutiert – und von den Problemen, die einen selbst im All-Inchlusive-Hotel noch erwarten können.

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Rheinische Rede-Randale: Dönerparolen gegen Kaiserschmarrn

Viel versprochen, wenig gehalten: Die Rheinische Rede Randale, die jetzt erstmalig im Pantheon Casino stattfand, sollte eine Show für Wutbürger sein, mit munteren Debatten zwischen jeweils zwei Komikern, die mit deftigen und lustigen Argumenten im verbalen Duell aufeinander schießen. Doch dazu kam es nicht – dank eines inkonsequenten Konzepts, zwei viel zu großer Themen und des anscheinend vom Format überforderten Moderators und Wannabe-Provokators Thorsten Schlosser. Dieser verengte mit seinen Fragen den Raum derart, dass ein wirklicher Schlagabtausch zwischen den geladenen Kontrahenten nicht zustande kam und die Veranstaltung zu einer mäßig unterhaltsamen Talkshow verkam. Schade – viel Potenzial verschenkt.

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Klaus Doldinger: Up- statt Outdated

Jeder kennt die Musik von Klaus Doldinger, bewusst oder unbewusst. In Millionen deutschen Haushalten erklingt Sonntags regelmäßig eines seiner Stücke. 20.15 Uhr, „Tatort“. Jenen Melodie, die Til Schweiger vor etwa einem Jahr als „outdated“ bezeichnete. Jetzt feierte die Jazz-Legende in der Bundeskunsthalle sein 60-jähriges Bühnenjubiläum – und bewies mit seiner Band „Passport“, dass er auch mit alten Kompositionen noch aktuell sein kann.

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„Romulus der Große“: Reichsexekution unter Eiern

Die Germanen kommen! Eine schier unbezwingbare Horde, der Roms letzter Kaiser Romulus nichts entgegensetzen kann und will. Soll sie doch das verrottende Imperium zerstören – Hauptsache, es bleibt genug Zeit für die Hühner. Ein komisches Bild, und zugleich ein tragisches. Es ist die Exekution eines sich selbst überlebten Weltreichs durch Untätigkeit, begangen auf Eierschalen. „Der Kaiser weiß, was er tut, wenn er sein Reich ins Feuer wirft, wenn er fallen lässt, was zerbrechen muss.“ Vor den ungläubigen Augen des kaiserlichen Hofes negiert Romulus jeden noch so verzweifelten Rettungsversuch, auf den Todesstoß des barbarischen Odoakers wartend. Der, wie sich am Ende herausstellt, nur dem Traum seines Volkes nachgegeben hat und die Weltherrschaft eigentlich gar nicht will. Sondern lediglich Hühner züchten möchte.

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Ulla Meinecke: „Meistens bin ich ein Flauschhase“

„Unter der dünnen Moralhirnrinde lauert das alte Gehirn des Menschentiers“, sagt Ulla Meinecke bei ihrem Konzert im Pantheon. Jenes, welches etwa den Futterneid steuert oder den Hass auf all jene, die im Flugzeug schlafen können, während man selbst daneben sitzt und vergeblich nach dieser drittgrößten Gabe der Menschheit giert. Davor ist nach eigenen Worten selbst die sympathische Liedermacherin nicht gefeit, die sich sonst eher als „Flauschhase“ bezeichnet. Was auch ein bisschen trügerisch ist.

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Michael Mittermeier: Imperialismus mit Oktoberfest

Der Mittermeiersche Masterplan ist ganz einfach: In der ganzen Welt werden Oktoberfeste organisiert, deren Wiesn-Zelte als Trojanische Pferde für die Lederhosen-Taliban dienen. Dann wird jede Menge Alkohol ausgeschenkt, bis alle gleichermaßen betrunken sind und sie selbst in Katar anfangen, im kollektiven Blackout bayrische Volkslieder zu singen und Hansi Hintersser zuzujubeln. In diesem Moment übernimmt der Michl die Macht, rettet den Kiwi mit einem bayrischen Haka vor dem Aussterben und zitiert im Falle eines Scheiterns Bob Ross: „We don't make mistakes here, just happy little accidents.“ Weltherrschaft mit Humor. Und gelegentlichen indoktrinierten Saufexzessen, damit der Filmriss Bestand hat.

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The Ten Tenors: Belcanto-triefender Übermut

„Gemeinsam sind wir stark“ – mit diesem Motto haben die Ten Tenors seit Jahren Erfolg. Zehn kraftvolle, ausgebildete Stimmen, die mit der Macht einer Dampfwalze durch den Saal fegen und doch virtuos beherrscht werden. Auch in der etwa halb gefüllten Beethovenhalle setzten die „Triple-T“ auf ihren Belcanto-Gesang, mit dem sie sowohl klassische Arien als auch Rock-Songs intonierten und der gewissermaßen als Zuckerguss dienen sollte. Ein schöner, aber vieles vereinheitlichender Schmelz, der sich leider häufig zu hoch auftürmt.

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„Aschgrau schillernd“: Zukunftsängste in Krisenzeiten

Nach und nach wird alles abgebaut und abgeschaltet. Weg mit der Bühnendekoration, den Videoeinspielern, den Mikros. Schließlich muss gespart werden in Zeiten klammer Kassen. Deutschland in der Krise: Darüber können die Diplomanden der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft nur lachen. Oder könnten sie, wenn sie nicht selbst betroffen wären, ihre eigene Zukunft so unsicher geworden ist, zwischen aschgrau und schillernd schwankt. Doch dann denken sie an Griechenland, wo das Geld wirklich fehlt und wo die Theater so gut besucht sind wie schon lange nicht mehr, wo Schauspieler noch gewürdigt werden. Auch wenn sie davon nicht leben können. Ist wohl eine Einstellungssache. Allerdings eine existenzialistische.

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Klaus Hoffmann: Die Kunst, aus nichts etwas zu machen

Eigentlich kann Klaus Hoffmann aus dem Vollen schöpfen. Auf seinem neuen Album „Berliner Sonntag“ hat er neben seiner Stammband gleich noch die Streicher der Münchener Philharmoniker, Till Brönner und seinen besten Freund Reinhard Mey mit ins Boot geholt, um eine erneute Hommage an seine Stadt zu schaffen, seinen Kiez, seine Heimat. Doch auf Tour sieht das anders aus. Kleiner. Nur Pianist Hawo Bleich ist mit Hoffmann ins Pantheon gekommen – und gerade hier zeigt sich der Chansonnier von seiner stärksten Seite.

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