Gerry McAvoy's Band of Friends: Reverenz der Rampensäue

„Alles gut? Alles gut? Alles gut?“ – die Lieblingsfrage Gerry McAvoys, die der Bassist bei jeder sich bietenden Gelegenheit mindestens dreimal stellt stellt und erst dann zufrieden ist, wenn die richtige Antwort kommt: ein lautes, brüllendes „Yeah, Yeah, Yeah“. In der Harmonie Bonn hört er diesen Aufschrei regelmäßig. Die Fans sind heiß, wollen mehr energetischen Bluesrock, mehr Show und mehr Nostalgie. Einige sind extra für das Konzert aus den Niederlanden angereist, um das Trio live zu erleben und noch einmal einen Hauch von Rory Gallagher zu spüren, jener Legende, die wie so viele viel zu früh verstarb. Dem Wunsch kommt die Band of Friends nach – und sorgt so für den perfekten Auftakt der diesjährigen Europa-Tournee.

Die größte Herausforderung hat Marcel Scherpenzeel zu meistern, der als Gitarrist und Sänger in die Fußstapfen von Gallagher selbst treten muss. Was ihm aber von Song zu Song besser gelingt, zumal ihn McAvoy, der über 20 Jahre lang mit Gallagher gespielt hat, immer wieder aufpeitscht, anstachelt, herausfordert und sich mit ihm in der Bühnenmitte zu ausgiebigen Instrumental-Parts trifft, bis Blues und Rock aus allen Poren strömen und Scherpenzeel zu einer ebensolchen Rampensau geworden ist wie der expressive Ire. Ein spektakuläres Schauspiel, das beim Publikum zu Dauerjubel führt und den souveränen Drummer Ted McKenna, der völlig entspannt einen kraftvollen und absolut präzisen Rhythmus nach dem anderen herunterhämmert, immer wieder zum Lachen bringt.

Einen Gallagher-Hit nach dem anderen spielt das Trio zur Freude der Fans: „The Moonchild“, „Tatoo'd Lady“ oder „a million miles away“ („für alle, die hier sein sollten, aber nicht hier sein können“), all die Hymnen der 70er Jahre. Bei „Philby“ kommt dann wieder das „Yeah, Yeah, Yeah“, ausnahmsweise mal ohne die McAvoy-Frage, auch wenn der Bassist es sich nicht nehmen lässt, das Publikum zum lautstarken Mitsingen aufzufordern. Zwischendurch erzählt er dann von seiner Zeit mit Gallagher, vom ersten gemeinsamen Album, einem Urlaub in Deutschland, dem legendären ersten Rockpalast-Konzert 1977 in der Grugahalle in Essen und Gigs in der Biskuithalle. Erinnerungen, die McAvoy mit vielen in der Menge teilt. „Ich war dabei“, sagt dann der ein oder andere. Eindrücke, die eine Generation geprägt haben.

Zwei Stunden lang huldigt die „Band of Friends“ Rory Gallagher. Zwei Stunden für einen, der bei Bands wie Cream, den Rolling Stones und Deep Purple absagte, weil ihm seine treuen Fans wichtiger waren als der Ruhm. Zwei Stunden intensives Glücksgefühl für das Publikum, zwei Stunden Show, zwei Stunden Bluesrock vom Feinsten. „Alles gut?“ Was für eine Frage.

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