Lisa Canny: Rock mit Harfe

Die Musik der grünen Insel steht in diesem Jahr im Fokus des beliebten „Over the Border“-Weltmusikfestivals. Gleich zwei Abende sind den Iren gewidmet – und beschränken sich ganz bewusst nicht nur auf die klassischen Jigs und Reels, auf „Molly Malone“ und „The Foggy Dew“. Im Pantheon hat nun vor allem Lisa Canny eindrucksvoll gezeigt, wie Tradition und Moderne in Einklang gebracht werden können. Schon als Teenagerin hat sie beim renommierten Wettbewerb des Musikfestivals Fleadh Cheoil na hÉireann Siege errungen, gleichzeitig hat sie sich für Pop, Jazz und Hiop Hop begeistert. Inzwischen hat sie die beiden Seiten verschmolzen, holt aus ihrer Harfe ebenso sanfte Arpeggios wie harte Riffs heraus und erweist sich als gefühlvolle, aber auch überaus kraftvolle Rockröhre mit einer unglaublichen Live-Präsenz.

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B.C.U.C.: Liebesbotschaften mit Afro-Techno

Schweigen ist nicht. Schon bei der ersten Ausgabe des Bonner Weltmusikfestivals „Over the Border“ im Jahr 2016 haben Künstlerinnen und Künstler klar Stellung bezogen gegen Gewalt, Rassismus und Intoleranz. Seit vergangenem Sonntag steht nun einmal mehr Musik aus 29. Nationen im Mittelpunkt. Insgesamt 14 Abende hat Organisator Manuel Banha konzipiert, 14 Abende, an denen Grenzen überschritten und Gemeinschaft zelebriert wird. Unter anderem greift das Festival auch das Motto „Silence is Violence“ auf – und das spielt schon am Eröffnungsabend in der Harmonie eine entscheidende Rolle.

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„Games in Concert“: Nicht nur für Nerds

Filmmusik zu spielen, ist für Orchester längst keine Seltenheit mehr, zumal damit ein Publikum in die Konzertsäle gelockt wird, das für klassische Musik nur bedingt empfänglich ist. Der Soundtrack von Computerspielen steht dagegen so gut wie nie auf dem Spielplan, obwohl auch diese zum Ziel hat, die Wahrnehmung bestimmter Sequenzen zu verstärken und die Handlung auf dem Bildschirm um eine zusätzliche Ebene zu erweitern. Nun hat sich das Beethoven Orchester Bonn des Genres angenommen – und sich dabei nicht lumpen lassen. Neben dem Klangkörper selbst, das diesmal auch über einen Rock-Kern mit E-Gitarre und Schlagzeug verfügt, standen im ausverkauften Telekom Forum mit Vox Bona sowie Bonn Voice gleich zwei Chöre auf der Bühne; hinzu kam Gast-Sängerin Aisling McGlynn, Mitglied der irischen Vokalformation Anúna und seit einigen Jahren als Solistin erfolgreich. Geleitet wurde der Abend von der furiosen Eímear Noone, eine der weltweit führenden Komponistinnen und Dirigentinnen von Spielemusik.

Schon der Auftakt, eine Suite aus dem Online-Spiel „World of Warcraft“, erwies sich als opulentes Klangfeuerwerk, gefüllt mit heroischem Pathos und enormer Dynamik. Kein Wunder angesichts der epischen Geschichte, die im Spiel erzählt wird – ein Prinzip vieler vergleichbarer Titel. Auch die Suite von „Dragon Age: Inquisition“ folgte diesem Schema, ebenso wie ein weiteres Stück aus „World of Warcraft“, das von Noone selbst komponierte „Malach, Angel Messenger“, das in einigen ruhigeren Passagen dem klagenden Ton einer Duduk Raum ließ.

Bei der Zusammenstellung des Programms hatte sich Noone natürlich zum Teil von persönlichen Vorlieben leiten lassen, gleichzeitig aber versucht, die ganze Bandbreite der Spielemusik zu präsentieren. So setzte eine Suite aus „Fortnite“ auf wuchtige E-Gitarren und einen Metal-Ansatz, ein Nintendo-Medley mit Reminiszenzen an „Super Mario World“ und „Legend of Zelda“ auf kecke Melodien (und das Nostalgie-Gefühl der Gamer-Gemeinde), sowie „The Last of Us“ mit der melancholischen Ballade „All Gone“ auf berührende Cello-Töne. Auch das „Lullaby of Woe“ aus der düsteren „Witcher III“-Erweiterung „Blood and Wine“ begeisterte, nicht zuletzt wegen Aisling McGlynn, die mit ihrer hauchigen Stimme vor allem in den Altlagen für Gänsehaut sorgte – in den Höhen (etwa bei „Memories of my Soul“ aus Chrono Cross“) erschien sie dagegen mitunter ein wenig dünn. Beim großen Finale mit „Legends Never Die“ konnte sie dagegen noch einmal alles geben, ebenso wie der Chor und das starke Orchester. Das Publikum bedachte alle Beteiligten mit stehenden Ovationen und lang anhaltendem Applaus.

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„Schlachthof 5“: „So geht das“

Manchmal kann man einfach nichts ändern. So ist das eben, heißt es dann mit einem resignierten Schulterzucken. Oder „So geht das“. Diese Phrase aus der deutschen Übersetzung von Kurt Vonneguts post-modernem Meisterwerk „Slaughterhouse Five“ ist in der Inszenierung am Theater im Ballsaal allgegenwärtig. Immerhin ist es die Handlungsunfähigkeit, die die Handlung bestimmt, die individuelle Machtlosigkeit angesichts von Krieg und noch nie gesehener Zerstörung. Es ist daher nur konsequent, dass Regisseur Frank Heuel eine collagenähnliche szenische Lesung des Stoffes auf die Bühne bringt und kein Theaterstück im herkömmlichen Sinne, das angesichts zahlreicher Zeitsprünge des Protagonisten ohnehin nur schwer umzusetzen sein dürfte.

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Jan Philipp Zymny: „Ich schneide die Wahrheit orthogonal“

Ein bisschen irre ist Jan Philipp Zymny schon. Na gut, mehr als ein bisschen. Der gehobene Blödsinn, den der 30-Jährige im Rahmen seines aktuellen Programms „Quantenheilung durch Stand-Up-Comedy“ im Laufe von gut zwei Stunden verzapft, passt letztlich auf keine Kuhhaut. Doch es ist die Kunst Zymnys, dies alles in einen ebenso absurden wie komischen Abend zu transformieren, der mehr ist als die Summe der einzelnen Teile. Im Pantheon hat er nun Geschichten aus seinem Leben erzählt, bei denen er es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt – und hat gleichzeitig einige sehr ernste Themen angeschnitten, die ganz bewusst nicht lustig sind. Aber wichtig.

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Laufey: Ein bisschen retro

Das Carlswerk Viktoria ist gut gefüllt, vorwiegend mit jungen Menschen, von denen einige – so erzählt es jemand vom Sicherheitsdienst – offenbar noch mit einem Muttizettel unterwegs sind. Doch statt einer wilden Party ist höchstens entspanntes Swingen angesagt. Unter anderem zu „Misty“. Ja, „Misty“. Der Jazzschlager von Eroll Garner. Ein Lied, das 70 Jahre alt und auf einmal wieder in ist, und zwar dank der isländisch-chinesischen Sängerin Laufey Lin Bing Jónsdóttir, die unter ihrem Vornamen insbesondere bei sozialen Medien wie Tiktok eine beträchtliche Anhängerschaft um sich geschart hat. Auf ihrer „Bewitched“-Tour ist sie nun auch nach Köln gekommen und erreicht dort, woran sich andere die Zähne ausgebissen haben: Sie begeistert die Generation Z für den Jazz. Und den Bossa Nova.

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Tingvall Trio: Im Zeichen der Vögel

Schon seit Jahren kann sich das Tingvall Trio einer großen Fan-Gemeinde in Bonn sicher sein, wie etliche ausverkaufte Einzel- und Doppel-Konzerte in der Harmonie hinlänglich bewiesen haben. Aber mal gerade eben die Oper restlos auszuverkaufen? Das ist eine ganz andere Hausnummer und sonst eigentlich nur dem Jazzfest vorbehalten, dessen Strahlkraft über die Grenzen der Region hinausreicht. Andererseits sind Pianist Martin Tingvall, Bassist Omar Rodriguez Calvo und Drummer Jürgen Spiegel ohne Zweifel sowohl populär als auch virtuos genug, um den Saal mit seinen rund 1000 Plätzen zu füllen – und so luden sie am vergangenen Montag zu ein paar Flugstunden mit Spechten, Kolibris und Paradiesvögeln ein.

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Anne Haigis: Trio mit Hund

Für Anne Haigis ist die Harmonie so etwas wie ihr zweites Wohnzimmer. Hier fühlt sie sich wohl, hier ist sie zu Hause. Seit ungefähr 20 Jahren wohnt die Vollblutmusikerin in Bonn, so dass jedes Konzert in der Bundesstadt für sie ein Heimspiel ist. Und doch ist dieser Abend ein besonderer: Zum ersten Mal präsentiert sie hier ihr neuestes Projekt „Schön’n Abend noch“, für das sie sich mit Sängerin Susanne Back und Pianistin Stefanie Titus vom Damen-Quartett „Schöne Mannheims“ zusammengetan hat. Gemeinsam haben sie Lebens- und Lieblingslieder gesammelt und arrangiert, Folk-, Rock- und Liedermacher-Nummern, die in ihnen Spuren hinterlassen haben und die nun mit viel Gefühl interpretiert werden. Mit Erfolg, nicht zuletzt dank der unbestreitbaren Energie zwischen den drei Frauen – und dank Haigis’ Hund.

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Rheinkabarett: Aller guten Dinge sind vier

Der Meister ist abgetreten, doch die Getreuen halten durch: Obwohl Andreas Etienne Ende vergangenen Jahres sowohl auf als auch hinter der Bühne (vorläufig) abgedankt hat, macht das Rheinkabarett als Haus-Ensemble der „Springmaus“ weiter und hat jetzt mit „Nur über meine Leiche“ die erste Produktion in der neuen Besetzung präsentiert. Mit Erfolg, wie die Reaktionen des Publikums zeigen. Denn auch wenn sich manche Dynamik erst noch entwickeln muss, hat das Team mit der wandlungsfähigen Susanne Pätzold doch eine veritable Nachfolgerin für Etienne gefunden, die alles mitmacht – und dem Quartett sogar einige neue Türen öffnet.

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Robert Alan: Lachen am Limit

Die Pointen sind kurz an diesem Abend. Kurz und knapp, oftmals nicht viel mehr als zymnyeske Miniaturen, die mit viel Pathos angekündigt werden und dann scheinbar viel zu früh enden. Oder viel zu spät, je nachdem. Denn Robert Alan gehört nun einmal nicht zu jenen, die das Spiel mit der Erwartung in Perfektion beherrschen. Was allerdings nicht an mangelndem Willen liegt, sondern eher an unglücklichem Timing und vor allem an einer oftmals fehlenden Linienführung. Wo will er hin mit seinen Hip-Hop-Liedern, seinen abstrusen Plastiktüten-Choreographien und seinen in der Luft hängenbleibenden Gags? Diese Frage bleibt zumindest bei dem Auftritt des 38-Jährigen in der Pantheon-Lounge bis zum Ende offen und gibt das Programm der Beliebigkeit preis. Was schade ist, weil Alan mehr könnte. Wenn er denn wollte.

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„Vida“: Bis zu den Wurzeln des Tangos

Tango ist Leidenschaft und Feuer. Verführung und Stolz. Aber auch Melancholie und Schmerz. Am besten alles zusammen. „Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann“, hat der argentinische Komponist Enrique Santos Discépolo einmal gesagt. Und Nicole Nau bezeichnet ihn in der Show „Vida“, die sie mit ihrem Mann Luis Pereyra geschaffen und unter anderem im Bonner Brückenforum präsentiert hat, mit Blick auf den oft besungenen Herzschmerz sogar als „grausam“. Vor allem aber ist er faszinierend, insbesondere wenn zwei Weltklasse-Tänzer wie Nau und Pereyra ihn zusammen mit einem zehnköpfigen Ensemble auf die Bühne bringen – und nicht nur die Theatralik des Tango, sondern auch seine indigenen Wurzeln beleuchten.

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Mathias Mester: „Ich bin nicht behindert, ich bin nur klein“

Beleidigungen und Schmähungen kennt Mathias Mester zur Genüge. Er, der „Winzling“, „die halbe Portion“ oder – wie ihn in seiner Jugend der Nachbarsjunge nannte – der „abgebrochene Gartenzwerg“, hat sich immer wieder dumme Sprüche anhören müssen, weil es manchen offenbar nicht passte, dass er anders war. Eben kleiner. 142,5 Zentimeter, um genau zu sein; die Nachkommastelle ist dabei wichtig. Wirklich gestört haben ihn diese Formulierungen nur selten, wie er im Pantheon erzählt, während er sein Buch „Klein anfangen, groß rauskommen“ vorstellt und sich an sein bisheriges Leben erinnert. Dieses war 16 Jahre lang vom Leistungssport geprägt, in dem Mester fast alles erreicht hat, was er hätte erreichen können: Zahleiche Deutsche, Europäische und Weltmeistertitel vor allem im Speerwurf, dazu eine Silbermedaille im Kugelstoßen bei den Paralympischen Spielen in Peking. 2021 beendete er seine sportliche Karriere – und bereut diese Entscheidung eigener Aussage zufolge bis heute nicht.

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Acostas Danza: Zwischen Mythos und Wahrheit

Carlos Acosta liebt die Vielseitigkeit. Der 50-jährige ehemalige Ballettstar und umjubelte Choreograph lässt sich nicht auf einen bestimmten Stil festlegen, sondern will sie am liebsten alle zusammenbringen, um eine Evolution des Tanzes zu initiieren. Jetzt war die von ihm gegründete Kompanie Acostas Danza mit dem Programm „Cuban Eclectio“ zu Gast in der Bonner Oper und zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn man sich alle Optionen offen hält. Mühelos verbindet die Truppe aus Havanna Spitzentanz und Modern Dance, klassisches Ballett und Hip Hop, kubanische Jazz- und afrikanische Stammestänze – und beginnt den Abend direkt mit seinem Höhepunkt.

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Omah Lay: Melancholische Afrobeats

Endlich. Es wurde auch Zeit. Anderthalb Stunden nach dem offiziellen Beginn des Konzerte von Omah Lay in der Stadthalle Köln-Mülheim erhebt sich seine erstaunlich helle Stimme über die afrikanischen Grooves und elektronischen Beats und beginnt, Geschichten zu erzählen, die sonst im Afrobeat eher selten zu hören sind. Der 26-Jährige ist nun einmal bekennender Melancholiker, hatte in der Vergangenheit aber auch mit Depressionen zu kämpfen – beides Themen, die in dem von ihm geliebten Genre sonst eher nicht angesprochen werden. Afrobeat, das ist für viele Menschen in erster Linie pulsierende Lebensfreude, Sommer, Sonne und Sonnenschein. Doch gerade weil Lay einen neuen Weg bestreitet, weil er sein Leiden nicht versteckt und doch in der Musik seine Erlösung findet, gilt er in seiner Heimat Nigeria als einer der interessantesten (und erfolgreichsten) Künstler seiner Art. Jetzt soll auch der Rest der Welt von ihm erfahren. Wenn man nur nicht so lange auf ihn warten müsste.

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Polit. Aschermittwoch: Ein Menü voller Menschenrechte

Die Küche ist eigentlich schon zu. Die Uhr steht schließlich schon auf kurz vor zwölf – nicht nur beim Weltklima, sondern auch bei dem Umgang der Menschen miteinander. Da ist es doch kein Wunder, wenn im Gasthaus „Zum Menschenrecht“ viele Gerichte auf der Karte nicht mehr zu bekommen sind und am Herd nur noch Schmalhans den Löffel schwingt. Und dennoch haben die Gäste ständig Extrawünsche. Wirtin Christine Teichmann ist das gewohnt. Schön ist das nicht, lustig ebenso wenig, wohl aber satirisch brillant und damit für den alljährlichen Politischen Aschermittwoch im Pantheon das perfekte Hauptgericht.

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Max Mutzke & Friends: BAP im Chor

Ein Ständchen für Max Mutzke, inklusive einer Lektion in bestem Kölsch: Das hatte der 42-Jährige sicherlich nicht erwartet. Dabei dürfte der charismatische Sänger, der regelmäßig im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ nach Bonn kommt und dabei immer wieder spannende Überraschungsgäste mitbringt, doch eigentlich inzwischen wissen, dass das Publikum in der Bundesstadt für ihn eine ganz besondere Zuneigung hegt. Immerhin kann er sich seit nunmehr neun Jahren auf ein ausverkauftes Haus freuen – und seine Fans auf einzigartige Konzerte. Insofern war ein tausendstimmiger Chor, der inbrünstig „Verdamp lang her“ sang und damit Mutzkes hochdeutsche Übersetzung überflüssig machte, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, insbesondere an Karnevalssonntag. Umso schöner, wenn es Max Mutzke sprachlos machte. Und Stefanie Heinzmann zu Freudentränen rührte.

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17 Hippies: Die halbe Welt in einer Band

9000 Nächte, so lange muss eine Band erst einmal durchhalten. Die 17 Hippies haben das geschafft. Mehr noch: Das mittlerweile zehnköpfige Berliner Weltmusikorchester hat die Zahl, mit der es eigentlich 2020 sein 25. Jubiläum feiern wollte, längst übertroffen und ist inzwischen fünfstellig geworden, mit 10.000 Abenden im Zeichen von Polka und Chanson, Tango und Bluegrass, Klezmer und Ska und allem, was für gute Laune sorgt. Jetzt sind die Hippies in die Harmonie gekommen – und bringen den ganzen Saal zum Tanzen.

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Matthias Brandt und Jens Thomas: Wahn oder Methode?

Das Grauen berührt, bewegt und begeistert: Wenn Matthias Brandt und Jens Thomas im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ nach Bonn kommen, steht am Boeselagerhof ein eindringlicher Abend bevor, eine Veranstaltung zwischen Wahn und Sinn, hypnotisch und aufregend zugleich. Seit das Duo vor zehn Jahren erstmals mit ihrer Lesung zu „Psycho“ das Publikum in seinen Bann gezogen hat, können Brandt und Thomas im Grunde alles machen und dürfen sich über ein ausverkauftes Haus freuen. Die Intensität eines der derzeit besten deutschen Schauspieler gepaart mit den wilden Klangvorstellungen eines irren Tastenzauberers ist nun einmal einzigartig, und so überrascht es nicht, dass auch knapp zwei Wochen vor Rosenmontag die Oper restlos ausverkauft ist. Dabei haben sich Brandt und Thomas sogar dafür entscheiden, aus dem neuen Programm ein Geheimnis zu machen und im Vorfeld keinen einzigen Hinweis darauf zu geben, welche Geschichte diesmal vorgetragen wird. „Ehrlich gesagt haben wir das erst heute Vormittag konkretisiert“, gesteht Brandt zu Beginn – und steigt dann gemeinsam mit seinem musikalischen Kompagnon in die phantastische Novelle „Der Horla“ ein.

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Florian Hacke: (K)ein Happy End für die Menschheit

Einfach mal die Welt ausblenden und einen schönen Abend haben, das ist das erklärte Ziel von Florian Hacke. Getreu dem christlichen Gebots „Liebe deinen nächsten wie sich selbst“ würde er dieses Angebot sogar Nazis unterbreiten – auch wenn ihm bei diesem Gedanken die Galle hochkommt. Tja, immer altruistisch bleiben ist ganz schön stressig. Zum Glück ist das Publikum im Haus der Springmaus recht magenfreundlich, und so kann der 45-Jährige guten Gewissens ein Happy End versprechen. Zumindest für diesen Tag. Denn langfristig droht fast schon unvermeidlich die Apokalypse, und wer dann nicht systemrelevant ist oder Aliens mit einem Mangel an Pflegekräften in ihre sieben Hintern kriecht, darf nicht in den Weltuntergangsbunker. Und so muss sich auch Hacke ranhalten, der trotz allem seine positive Einstellung nicht verliert. „Ich habe keine Lösung“, sagt er, „aber ich bewundere das Problem.“ Na immerhin.

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