Robert Jon & the Wreck: Rauschebart mit Powerstimme

In diesem angeblichen Wrack ist ein Schatz verborgen, ein großer, klingender, rockender Schatz, behütet von einem bärtigen Triton und seinem Gefolge: In den USA gelten Robert Jon & the Wreck mit ihrem druckvollen, feurigen Spiel bereits als eine der aufregendsten neuen Formationen des Southern Rock, jetzt erobert das Quintett auch Europa. In der Harmonie hat die Band den Abschluss ihrer Tour durch die Alte Welt gefeiert, noch einmal ordentlich nachgelegt – und bewiesen, dass sie kantige Sounds a la Rival Sons und Blackberry Smoke ebenso beherrschen wie radiotauglichen Mainstream-Rock im Stil von Bon Jovi. Wobei ihnen ersteres definitiv besser steht.

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Die Feisten: Eine Kreuzfahrt, die ist lustig

Nach einer langen Durststrecke sind sie wieder da, und das mit einem Doppel-Wumms: Das Musikkabarett-Duo Die Feisten bieten im Pantheon an gleich zwei ausverkauften Abenden gehobenen musikalischen Nonsens der besonderen Art dar, minimalistisch instrumentiert, eigenwillig pointiert und augenzwinkernd präsentiert, so als ob sie die Bühne nie verlassen hätten. Dabei ist Rainer Schacht und Matthias „C“ Zeh jede Art von Spielpause ein Graus, ob nun wegen eines Virus oder wegen Weihnachten. Um so glücklicher sind die Beiden, jetzt zu einer ihrer frühesten Wirkungsstätten zurückkehren zu können – mit Klassikern, aber auch mit neuem Material.

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The Cinelli Brothers: Besser geht kaum noch

So also klingt die Weltspitze des Blues: Erdig, vielseitig, direkt, brillant und voller Leidenschaft spielen The Cinelli Brothers in der Harmonie einen Zwölftakter nach dem anderen, und das Publikum ist vom ersten Ton an sprachlos. Weil das Quartett einfach so unglaublich gut ist. Und außerhalb der Szene trotzdem kaum jemand von ihm weiß. Doch das dürfte sich bald ändern. Immerhin haben die Cinellis im Januar als einzige europäische Band bei der legendären International Blues Challenge in Memphis teilgenommen und gleich mal den zweiten Platz belegt. Das hört man. Kein Wunder, dass den Zuschauern die Begeisterung ins Gesicht geschrieben ist und sich für einige sogar eine längere Anfahrt gelohnt haben dürfte; laut den Harmonie-Betreibern ist eine Dame sogar extra aus Lübeck gekommen, um The Cinelli Brothers live zu erleben. Eine gute Entscheidung.

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Atze Schröder: Ein bisschen Proll muss sein

Jetzt mal ehrlich: Lachen ist die beste Medizin. Und gerade in eher unruhigen Zeiten sollen die Menschen durchaus mal für zwei Stunden den Kopf auf Durchzug stellen und sich von Atze Schröder beschallen lassen können. Der verspricht nämlich eine Rundum-Sorglos-Behandlung für Mundwinkel und Zwerchfell, mit ganz vielen echten Gefühlen und gewohnt markigen Sprüchen. In der Bonner Oper erweist sich der Vorzeige-Proll mit der blau getönten Sonnenbrille und der Lockenmähne allerdings zum Teil erstaunlich nachdenklich – was der Kunstfigur mehr Tiefe verleiht, sie allerdings auch aus der Wohlfühlzone und dem über Jahre gepflegten Gleichgewicht bringt.

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Herbert Knebel: Dampfplauderer im Rock-Modus

Fast ist es so, als ob sie nie weg gewesen wären, der Trainer hinter der Schießbude, der Ernst mit seiner Leidenschaft für Bassisten-Posen, der Ozzy mit seinen wilden Gitarren-Soli und natürlich der Herbert, der Hip-Hop- und Rock-Veteran mit der Kappe und dem ewig altmodischen Oppa-Outfit. Ja, Herbert Knebel ist wieder da, um mit seinem Affentheater das Publikum von den Stühlen zu jagen und seine Weltsicht unters Volk zu bringen. Ob das will oder nicht. Und so rockt der verschrobene Ruhrpott-Pensionär eben ab, so wie jetzt im Bonner Pantheon. Kann man mal machen. Und dabei für gute Stimmung sorgen.

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„Angry Baby, one more time“: Die Sorgen der Generation Z

Jede Generation hat ihre eigenen Probleme. Aber auch immer die gleichen: Unverstanden von Eltern und Lehrern suchen Jugendliche nach ihrem Platz in der Welt, nach Verständnis und zugleich nach Abgrenzung. So auch in „Angry Baby, one more time“, der neuen Produktion des Teen Ensemble Marabu (TEM). In einer Mischung aus Theater, Performance und Tanzchoreographie setzen sich die 13- bis 17-Jährigen darin mit ihrer eigenen Generation Z auseinander, aber auch mit den Baby Boomern und den Millenials abrechnet, nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten sucht – und nach der eigenen Identität.

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„Hotel Godesberg“: Warum ist es am Rhein so schön

Eine unbeantwortete Frage in Dauerschleife, allerlei historische und fiktive Fragmente und eine Inszenierung, die alle Erwartungen erfüllen möchte und letztlich keine bedient: Je nachdem, welchen Besucher man an diesem Freitagabend im Schauspielhaus Bad Godesberg fragt, ist Rainald Grebes theatrale Collage „Hotel Godesberg“ wahlweise ein Debakel oder ein Geniestreich, eine Meisterleistung oder ein Armutszeugnis. Rund zwei Stunden lang hat der gefeierte Kabarettist, der in seinen Solo-Programmen konsequent auf der Grenze zwischen feiner Satire und brachialem Blödsinn balanciert (und immer wieder in letztere zu taumeln droht), Prominenz auflaufen und Einheimische erzählen lassen, hat mit Banalitäten und Absurditäten gespielt und allerlei szenische Schnipsel zusammengefügt, die durchaus für die Stadt stehen und die doch in ihrer Gesamtheit für nicht mehr reichen als für eine rudimentäre Skizze eines Außenstehenden. Was so manchem Zuschauer reicht. Und anderen nicht einmal ansatzweise.

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Thomas Freitag: Brandbrief von den Ameisen

Der Mensch als Krone der Schöpfung? Ist diese Vorstellung einem unglaublich überheblichen Egozentrismus geschuldet – oder einfach einer extrem pessimistischen Weltsicht? Thomas Freitag ist sich nicht ganz sicher. Immerhin, vielleicht lässt sich die Welt noch retten, irgendwie, irgendwo, irgendwann. Doch für den Menschen, da sieht der Altmeister der Satire, der jetzt im Haus der Springmaus sein aktuelles Programm „Hinter uns die Zukunft“ vorstellt, leider ziemlich schwarz. „Die meisten seiner Erfindungen hat der Mensch wegen seiner Faulheit gemacht“, sagt er. „Oder wegen seiner Grausamkeit.“ Am besten wegen beidem. Wenn das Töten so bequem wird, dass es nur noch einen Knopfdruck auf dem Computermonitor ausmacht, wenn Leid sich nur noch in Zahlen und Statistiken ausdrückt und der Krieg zu einem Spiel, ziehen nun einmal dunkle Wolken auf. Und leider gibt es weder für die Welt noch für den Menschen einen Reset-Knopf. Ach, hätte man doch nur vorher mal die Gebrauchsanweisung gelesen...

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Söhne Hamburgs: Das Mikrofon macht eine Szene

Ein bisschen norddeutscher Soul, ein Schuss Rock 'n' Roll, eine ordentliche Dosis Boogie Woogie und ganz viel Wahnsinn: Das Konzert der Söhne Hamburgs im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ wies am vergangenen Donnerstag all das und mehr auf. Joja Wendt, Stefan Gwildis und Rolf Claussen, Freunde und Kollegen seit etlichen Jahren, wollten an diesem Abend einfach nur spielen, einfach nur Quatsch und Musik machen und eine schöne Zeit haben, nachdem der Auftritt immerhin durch die Corona-Pandemie mehrfach verschoben werden musste – und das Publikum genoss diese Attitüde, die nahezu alles erlaubte. Selbst einen rockenden Beethoven. Und ein Mikrofon, das seinem Sänger eine Szene macht.

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