QUATSCH KEINE OPER präsentiert



FCBO & Kültürklüngel Orkestar: Eine Bühne am Limit

Die Bühne der Harmonie hat im Laufe der Jahre schon eine Menge mitgemacht und einmal sogar die komplette WDR Bigband beherbergt. Doch in diesem Jahr hat das „Over the Border“-Festival einen neuen Rekord aufgestellt: 29 ausgelassen feiernde Musikerinnen und Musiker des Kültürklüngel Orkestars haben die Bühne ohne Zweifel an ihre Grenzen gebracht. Aber das war es wert. Denn ähnlich wie die Local Ambassadors (wenn auch weitaus niederschwelliger) verkörpert das Kollektiv aus der Altstadt den Geist einer Musik ohne Grenzen. Jede und jeder ist willkommen, gleich welcher Nationalität und unabhängig vom Instrument. Alles was zählt ist Offenheit – und Spaß am gemeinsamen Spiel. Diese Offenheit spürt auch das Publikum. Und genießt es.

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Carolin No: Die Magie zweier Weltenschöpfer

Weiter, immer weiter, der Musik folgend, die sich im Pantheon zu Sternen, Galaxien und Universen aus reinem Klang entfalten, durchdrungen von pulsierenden Rhythmen, die diesen fantastischen Schöpfungsakt weitertragen und kontinuierlich in neue Richtungen lenken: Was Carolin No mit ihrem neuen Album „On & On“ erschaffen, ist schlichtweg atemberaubend schön. Und das ohne große Band, nur als kreatives Duo, das zahlreiche melodische Ebenen miteinander verwebt und daraus majestätischen Pop auf allerhöchstem Niveau macht. Bei ihrem Auftritt in Beuel, einer durchaus vertrauten Bühne für Carolin und Andreas Obieglo, hat das Ehepaar im ersten Teil ihres Konzerts nahezu die komplette Platte präsentiert und gezeigt, dass man auch zu zweit ganz große Magie wirken kann.

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„Die Dreigroschenoper“: Haifisch ohne Zähne

Erst kommt das Fressen, dann das Gelächter: Wenn die Reaktionen bei der Premiere als Maßstab dienen können, dürfte „Die Dreigroschenoper“ in der Oper Bonn zu einem echten Publikumsrenner werden, nicht zuletzt dank einiger starker Stimmen und eindrucksvoller Bilder. Regisseur Simon Solberg hat den berühmten Stoff im Grunde wie ein modernes Musical inszeniert, visuell ansprechend und überaus rasant, wild, direkt und fast schon punkig – aber eben auch mit zum Teil flachen Charakteren, viel Klamauk und wenig Unterstützung für die zentralen Botschaften des Stücks über die Text-Ebene hinaus. Was bleibt, ist reine Unterhaltung, die durchaus zündet, den großen Wurf aber vermissen lässt.

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"Vespertine": Ein experimenteller Fiebertraum

Dieser Abend endet mit einem Fragezeichen. Nein, eigentlich mit mehreren. Was ist hier im Schauspiel Bad Godesberg gerade passiert? Was für Visionen und Fantasien sind der eisigen Schneelandschaft auf der Bühne entsprungen, in denen Zeit und Kausalität aufgehoben schien und jegliche Stringenz zerstückelt wurde? Will, kann und muss man das eigentlich wissen? War das noch Kunst oder kann das schon weg? Und vor allem: Was hat das alles eigentlich noch mit Björk zu tun? Fragen über Fragen, die sich aus der Opern-Inszenierung des Pop-Albums „Vespertine“ ergeben, jenem introvertierten und nicht unumstrittenen Meisterwerk der isländischen Avantgarde-Sängerin, das das Kollektiv Himmelfahrt Scores schon 2018 für das Nationaltheater Mannheim arrangiert hat. Jetzt übernimmt das Kommando Himmelfahrt (bestehend aus dem Regisseur Thomas Fiedler, der Dramaturgin Julia Warnemünde und dem Komponisten Jan Dvořák) am Schauspiel Bonn auch die Regie und zeigt dabei eindrucksvoll das Potenzial von Kunst auf. Und die Grenzen der Oper.

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Malentes: Liebeserklärung mit Lieblingsliedern

27 Jahre lang sind Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke alias die Familie Malente inzwischen ein Paar, haben gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt und mit ihren bunten Revuen in Kleinkunsthallen und auf Kreuzfahrtschiffen gleichermaßen für Stimmung gesorgt, bevor sie sich zunächst in Bonn und jetzt in Pützchen mit ihrem Spiegelzelt niedergelassen haben. Nun blicken die beiden in ihrer neuen Show „Altliedersammlung“ auf all die Schlager, Pop-Songs und Chansons zurück, die sie in dieser Zeit begleitet haben, plaudern dazu aus dem Nähkästchen und geben einige sehr private Geschichten preis. Es geht um graue Haare und kleine Wehwehchen, um Verlorenes und Gefundenes, um Glücksmomente und natürlich um die Liebe. Eine reizvolle Mischung. Zumindest meistens.

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Jupiter & Okwess: Nahrung für die Seele

Sonderlich viel Deutsch ist nicht hängen geblieben bei Jean-Pierre Bokondji alias Jupiter. Dabei ist er doch hierzulande aufgewachsen, als Diplomatensohn in Ost-Berlin, damals in den 60er und 70er Jahren. Aber nach mehr als 45 Jahren sind die Sprachkenntnisse „kaputt“, wie Jupiter lachend während des kurzen Interviews gesteht, das der Kongolese unmittelbar vor seinem „Over the Border“-Auftritt im Pantheon gibt. „Neger“, das kann er noch sagen, „Neger“, wie er damals von den Menschen auf der Straße bezeichnet wurde und wie er ein paar Jahre später seine erste Band nannte, in der die Musik seiner Heimat mit europäischem Rock fusionierte. Ja, Grenzen hat Jupiter schon zu jener Zeit nur zu gerne überschritten, und zwar teilweise wörtlich. „Wir lebten im Osten, aber meine Schule war in West-Berlin“, erzählt er. „Es war schon ironisch, dass ich als ’Neger’ die Mauer passieren durfte, während die Bürgerinnen und Bürger der DDR abgewiesen wurden.“

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Božo Vrećo: Eine schillernde Persönlichkeit

Was für eine Stimme, was für eine Performance, was für eine Ausstrahlung: Božo Vrećo ist schon ein ganz besonderer Mensch bosnischer Herkunft, einer, der die traditionelle Sevdalinka meisterhaft zu singen versteht, in der die Schwermut eigentlich eine ähnliche Bedeutung besitzt wie im Fado die Saudade. Nur dass Vrećo als nichtbinäre Persönlichkeit die melancholischen Elemente durch unbändige positive Energie ersetzt, um die Harmonik und Rhythmik der bosniakischen Musik neu zu befeuern. „Sevdah ist Freiheit, Liebe und Mut“, hat Vrećo im vergangenen Jahr in einem Interview mit dem queren Magazin Siegessäule betont – und jetzt bei einem Konzert im Pantheon bewiesen, dass es sich dabei nicht etwa um Worthülsen handelt. Sondern um Leitlinien für eine beeindruckende Künstlerkarriere.

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VORBERICHT: „Draußen“ am Comedia Theater

Draußen: Ist das Freiheit oder Ausgrenzung, bedrohliche Weite oder Rückzugsort? Und wie sieht es umgekehrt drinnen aus? Ist man dort in oder out, eingepfercht oder in Sicherheit? Das alles sind Fragen, die direkt oder indirekt während einer Performance thematisiert werden, die die beiden Schauspielerinnen Leona Blank und Teresa Townsend zusammen mit zehn jungen Frauen zwischen 16 und 22 für ein Projekt des Comedia Theaters erarbeiten. Im Mittelpunkt steht der Versuch, die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum zu skizzieren – und eine daraus entstandene Installation, die nun als Bühne dienen soll.

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Fritz Eckenga: „Ich träume ganz oft von Ihnen“

Fritz Eckenga ist nervös. Lampenfieber. Kann auch einen so altgedienten Kabarettisten wie ihn erwischen. Dabei sollte eigentlich alles anders sein: Im Gegensatz zu früheren Programmen, die Eckenga eigenen Aussagen zufolge gern mit der heißen Nadel am letzten Abend vor der Premiere zusammengeschrieben hat, wollte er diesmal früher fertig sein. Ach was, er war früher fertig. Ein Programm, so wie es sein sollte, mit all den relevanten Themen der Gegenwart, von Philipp Anthor bis zur Wärmepumpe, von Kriegen und Konflikten, vom Klimawandel und vom Aufstieg der Autokraten. Alles drin, nur mit dem wichtigen Stoff, den Eckenga selbst umtreibt, ohne all die vom Publikum so geliebten Inhalte. Fußballgedichte zum Beispiel. Sind raus.

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Lennard Rosar: Wikinger mit guter Laune

Eigentlich ist er ja ein ganz lieber. Einer, der keiner Fliege was zu leide tun kann. Einer, der sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht durch den Dschungel des Finanzamts schlägt, sich eine Reinkarnation als Golden Retriever vorstellen kann und offen sein Faible für „Shopping Queen“ zugibt. Und einer, der angeblich dank seiner Tätowierungen und der langen Mähne oft falsch eingeschätzt wird. Dabei sieht Lennard Rosar gar nicht so wild aus. Aber gut, nur so funktioniert sein erstes Solo-Programm, das er nun auch im Pantheon gespielt hat. In diesem bringt er nämlich den inneren Wikinger unter Kontrolle – und lässt stattdessen (getreu dem Programmtitel) die „Schildmaid“ heraus.

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