BonnVoice: Ein musikalischer Adventskalender

Alle Jahre wieder: Wie so vieles im Dezember ist auch ein Weihnachtskonzert von BonnVoice längst eine lieb gewonnene Tradition in Bonn, und so überrascht es nicht, dass das Pantheon an diesem 4. Advent restlos ausverkauft ist. Dort erwartet das Publikum ein Adventskalender der besonderen Art, mit 24 Liedern zwischen traditionell bis hochmodern, von „Es kommt ein Schiff geladen“ bis zu Maybebops „Ein neues Weihnachtslied“. Diese Vielfalt zeichnet den Chor aus, der sowohl national als auch international einen exzellenten Ruf genießt. Zumindest wenn die Solisten stimmen. Und der Groove sitzt.

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Weihnachtscircus: Artistik mit Netz und doppeltem Boden

An diesem Nachmittag sind Flying Martini besonders froh über Netz und doppelten Boden. Gleich viermal stürzen die chilenischen Flugakrobaten im Zelt des Bonner Weihnachtscircus ab, während sie mutig durch die Luft in Richtung Fänger springen. Und das bei der Vor-Premiere im Beueler Ortsteil Pützchen. Aber gut, das kann den Besten passieren, und spätestens seit der Verleihung des silbernen Clowns des Circus-Festivals von Monte Carlo kann man das Septett durchaus zu diesem illustren Kreis rechnen. Außerdem gelingt ja auch einiges, unter anderen der legendäre dreifache Salto Mortale – was natürlich prompt (und völlig zu Recht) beim überaus jungen, dankbaren Publikum Jubelstürme auslöst. Dabei ist der Sprung nur eines von mehreren Highlights. Auch wenn noch Luft nach oben ist.

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Ass-Dur: Lethargie im Engelskostüm

Blockflöten sind der Horror der Weihnachtszeit. Kaum werden dem Instrument die ersten Töne entlockt, sammeln sich Kinder – freiwillig oder gezwungenermaßen – zum gemeinsamen Vorspiel, und welche Zeit würde sich dafür besser eignen als die Festtage, an denen einer ganz besonderen Familie gedacht wird. Inzwischen hat sich diese Unart offenbar auch auf die Kabarettbühne ausgedehnt: Gleich zu Beginn des Weihnachtsprogramms von Ass-Dur im Haus der Springmaus eiern, quietschen und fiepen Dominik und Florian Wagner in einem fort, so als wollten sie als akustische Assassinen jede Form von Harmonie und Wohlklang auf möglichst brutale Weise ermorden (später wird zumindest einer der beiden diese Mission mit einer Geige vollenden). Und das Publikum? Klatscht auch noch, so wie sonst nur die stolzen Großeltern – und selbst die haben vorher ihre Hörgeräte ausgeschaltet. Doch die beiden Brüder können auch anders. Wenn sie nur wollen.

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Florian Schroeder: Wadenbeißer im Dauereinsatz

Er kann’s einfach nicht lassen: Einmal mehr hat Florian Schroeder in seinem Jahresrückblick „Schluss jetzt“ auf Politiker aller Parteien geschimpft, hat sie vorgeführt, verurteilt und bei seinem ersten Auftritt in der in der Bonner Oper kurzerhand an den Pranger gestellt. Der 45-Jährige inszeniert sich als Ankläger, Richter und Henker in einer Person. Seine Beweise sind Videoschnipsel, die der Kabarettist sich so zusammenschneidet, wie er sie gerade braucht (und die er mitunter auch mal aus dem Zusammenhang zerrt), seine Waffe das gesamte Potenzial der satirischen Übertreibung und sein Urteil vernichtend. Schroeder ist wütend, das merkt man, und gleichzeitig bitter enttäuscht von den Parteien – und vom Volk. Denn auch wenn die Regierung in den vergangenen Monaten kein gutes Bild abgegeben hat, haben ihre Mitglieder die AfD und das BSW nicht selbst gewählt. So viel Differenzierung muss dann doch sein.

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„Pride and Prejudice“: Freigeist gegen Sturkopf

Hauptsache, die Kinder kommen unter die Haube: Etwas anderes als die Hochzeit ihrer fünf  Töchter hat Mrs. Bennet nicht im Sinn. Natürlich muss es der richtige Ehemann sein, ein gut aussehender, ein Offizier und Gentleman oder zumindest ein Adeliger, möglichst mit viel Geld in der Tasche. In Jane Austens Entwicklungsroman „Pride and Prejudice“ reicht dieses Ziel – natürlich mitsamt allerlei Verwicklungen – mühelos aus, um zahlreiche Seiten zu füllen. Auf der Bühne wirkt der Stoff hingegen schwerfällig, weil zwar viel gesagt, aber wenig getan wird. Trotzdem hat die Bonn University Shakespeare Company (BUSC) den Roman nun in der Brotfabrik inszeniert. Was dank einiger charmanter Schauspielerinnen und Schauspieler besser gelingt als zunächst gedacht.

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Joy Denalane & Max Herre: Friede Freude Ehekuchen

Sie haben sich immer noch lieb, das Traumpaar der deutschen Soul- und Hip-Hop-Szene: Joy Denalane und Max Herre befinden sich derzeit auf ihrer gemeinsamen „Alles Liebe“-Tour und legen großen Wert darauf, dass ihre Beziehung nach 25 Jahren stärker ist als jemals zuvor. Ja, manchmal geht es auch bei ihnen stürmisch zu, aber im Grunde harmonieren die beiden einfach zu gut miteinander, so die Botschaft, die Denalane und Herre bei ihrem Auftritt im Palladium mit ihren Liedern und ihren Ansagen vermitteln wollen. Und die kommt an. Die fantastische Soul-Stimme der energiegeladenen Sängerin und der treffsichere Rap des ehemaligen Freundeskreis-Mitglieds passen wie Deckel auf Topf, sehr zur Begeisterung des Publikums, das sich nicht nur über Songs aus den jeweiligen aktuellen Platten freuen kann, sondern auch über einige Duette des ersten gemeinsamen Albums. Und ein paar Klassiker.

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La Signora: Geschenke für einen Erdengel

Ach ja, die Weihnachtszeit ist schon schön. Zumindest für manche. Zum Beispiel für Carmela de Feo alias La Signora. Die scharfzüngige Italienerin wird immerhin im Haus der Springmaus reich beschenkt, und das bereits zwei Wochen vor Heiligabend. Gut, zugegeben, sie ist ja auch Person mit ganz besonderem Charakter – wenn sie die zweite Hälfte ihres Weihnachtsprogramms ganz ohne Päckchen hätte auskommen müssen, wäre Holland in Not gewesen, wie man so schön sagt. Und das wollte nun wirklich niemand riskieren. Außerdem wird man auf diese Weise so manche Dinge los, die man wirklich nicht im Haus haben muss, darunter essbare Unterwäsche und der zweite Mankini nach einem nahezu identischen Geschenk aus Oberhausen. Aber auch Christbaumschmuck in Auberginenform oder eine Einhorn-Badekappe gehen an La Signora, die jede noch so alberne Gabe orgiastisch feiert.

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Gong: Im Bann der flackernden Mandalas

Die Scheinwerfer flackern im Sekundentakt. Eine Kakophonie aus Licht hämmert auf den Sehnerv ein, parallel zu dem akustischen Gewitter, das die britische Formation Gong in der Harmonie entfacht. Ein hypnotisches Trommelfeuer rollt durch den Saal, die Gitarren erzeugen wabernde Klang-Sphären, ein Saxofon erkundet ähnlich wie im Modern Jazz die Grenzen der Tonalität – nein, einfach ist die Musik nicht, die an diesem Abend durch den Club schallt. Ebenso wenig will sie konkrete Bilder evozieren, die müssen die Zuhörerinnen und Zuhörer schon selber aus dem abstrakten Konvolut destillieren. Wenn sie denn überhaupt wollen. Die meisten Fans von Gong lassen sich allerdings lieber fallen, lassen sich treiben und mit Impulsen bombardieren, bis alles andere bedeutungslos geworden ist und die audiovisuellen Stimuli das Publikum in einen kollektive Trance getrieben hat. Was nicht lange dauert. Und nur der Anfang einer ganz besonderen Reise ist.

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Alte Bekannte: Horror und Segen zugleich

Endlich ist es wieder soweit: Die Weihnachtszeit ist da. Darauf hat so mancher seit elf Monaten gewartet, und auch wenn das große Fest des Schenkens und der Familie für einige ganz unerwartet kommt, empfinden die meisten Menschen doch vor allem Freude angesichts der besinnlichen Feiertage. Oder? Nicht so ganz, behaupten die Alten Bekannten. Das A-cappella-Quintett, die noch immer als Nachfolger der Wise Guys gilt und dieses Label trotz allerlei eigener Songs nur mit Mühe los wird, hat sich für die Weihnachtsedition ihrer Tour „Nichts geht über live“ mit verschiedenen Facetten der Festtage auseinandergesetzt und sowohl Wunsch- als auch Alpträume in Verse und Töne gepackt. Im proppenvollen Pantheon haben die Fünf nun die Karten auf den Tisch gelegt, und zwar mit viel Schwung. Und ganz viel Gefühl.

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Silje Nergaard: Zärtliche Weihnachtsgrüße

Nur wenige Jazz-Sängerinnen können ihr Publikum so fesseln wie Silje Nergaard, und nur einem Bruchteil davon gelingt dies derart mühelos, nur mit einem Pianisten an ihrer Seite. Die Sternenstimme der charmanten Norwegerin ist so zart und weich wie der Klang des Traumfängers, den sie zu Beginn des Konzerts läutet, an ein warmes Kaminfeuer im Winter erinnernd oder an einen in Geschenkpapier eingepackten Kuss – dieses Bild nutzt Nergaard selbst in einem ihrer Songs. Was zum Thema passt, schließlich ist die 58-Jährige zusammen mit ihrem Pianisten Espen Berg mit ihrem Weihnachtskonzert zur Dottendorfer Jazznacht gekommen, um das Publikum in Feststimmung zu versetzen. Eine Aufgabe, die Nergaard schon mit dem ersten Lied bewältigt. Und danach nur noch besser wird.

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Druckluft: 15 Jahre gute Laune

Jetzt geht’s ab: Mit schmissigen Rhythmen, ganz viel Blech, etwas Posaunen-Action und vor allem jeder Menge guter Laune sorgen Druckluft in der Harmonie mühelos für Stimmung. Mal wieder – als hätte irgendjemand etwas anderes erwartet. Seit nunmehr 15 Jahren mischt die Brasspop-Formation die regionale Musikszene auf, so wie Querbeat vor ihr. Kein Wunder, schließlich stammen beide aus dem selben Stall, sind Gewächse des Kardinal-Frings-Gymnasiums und des umtriebigen Trompeters Erhard Rau und haben nicht zuletzt durch ihre Präsenz im rheinischen Karneval das perfekte Party-Rezept entwickelt. Bei ihrem Jubiläumskonzert lassen sie es nun richtig krachen, mit einigen Überraschungen. Und ein paar ganz besonderen Gästen.

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Tim Fischer: Traumtänzer voller Hoffnung und Melancholie

Ach ja, das Glück. Flüchtig, zerbrechlich und von allen begehrt, vor allem angesichts der aktuellen Weltlage. Und doch scheint sich die Menschheit mit diesem Zustand schwer zu tun. Wer es nicht besitzt, der sucht es, und wer es in den Händen hält, weiß es oft nicht zu schätzen. Nicht so Tim Fischer: Der Chansonnier mit seiner melancholischen Ader und seiner Lust am Spiel weiß um den Wert des Glücks, nicht zuletzt weil er auch ein Leben ohne es kennt, eines, in dem er ganz unten war, allein und verlassen, von Alkohol und anderen Drogen gequält. 30 Jahre ist das schon her, doch die Erfahrungen von damals haben Tim Fischer nachhaltig geprägt, und so ist er geradezu prädestiniert, einen Abend über das Glück in all seinen Facetten zu gestalten. Das zumindest ist der Anspruch. Aber geht das Konzept bei Fischers Besuch um Bonner Pantheon auch auf?

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„La Cage aux Folles“: Queere Glanzstunde

Im „La Cage aux Folles“ sind alle ein bisschen anders. Ein bisschen verrückt, ein bisschen schräg, ein bisschen schrill. Und einfach fabelhaft. Der legendäre Nachtclub, in dem das gleichnamige Broadway-Musical von Jerry Herman und Harvey Fierstein spielt, ist berühmt und berüchtigt für seine Travestie-Shows, für Glamour und Glitter, für opulente Kostüme und unbändige Lebensfreude. Hier darf jeder sein, wie er sein möchte. Nun hat das Kleine Theater dieses Etablissement in die hauseigene Bühne integriert, was angesichts beschränkter Dimensionen zwangsläufig einige Abstriche zur Folge hatte. Doch das Herz von „La Cage aux Folles“, das schlägt im Rheinland ebenso stark wie an der Riviera, dank eines fabelhaften Ensembles – und dank Theaterleiter Frank Oppermann, der in der Rolle des Albin schlichtweg überragend ist.

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Vicky Leandros: Abschied einer vielseitigen Legende

Das war’s! Das letzte Konzert, das letzte Lied, der letzte Ton von Vicky Leandros in der Domstadt ist verklungen. Zweimal hat die Sängerin auf ihrer Abschiedstournee die Philharmonie Köln besucht und mit ihren treuen Fans die Liebe und das Leben gefeiert, doch nach beinahe sechs Jahrzehnten wird sie die Bühne nun endgültig hinter sich lassen. Nicht, weil sie es muss, sondern weil sie es so will. „Ich möchte aufhören, bevor ich Sie mit meiner Stimme nicht mehr berühren kann“, erklärt sie sichtlich gerührt dem Publikum, das sie schon bei ihrem Erscheinen mit stehenden Ovationen bedacht hat. Dabei scheinen die Sorgen verfrüht: Singen kann Leandros immer noch hervorragend. Zugegeben, in den Höhen klingt sie mitunter etwas dünn, fast schon kindlich, und die akute Bronchitis, mit der sie Ende Oktober zu kämpfen hatte und wegen der sie ein paar Konzerte absagen musste, hat dabei sicherlich nicht geholfen, doch in den mittleren Lagen strahlt sie eine Wärme aus, die erkennen lässt, warum so viele ihre Musik in all den Jahrzehnten so geschätzt haben. Und die ging weit über die Welt des Schlagers hinaus.

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Die Brüder Löwenherz: Zwischen Klamauk und Trauer

Eigentlich gibt es in „Die Brüder Löwenherz“ nicht viel zu lachen. Der Roman von Astrid Lindgren ist dafür viel zu ernst, immerhin geht es um den Tod, um Trauer, um Angst. Und um Hoffnung. Und um Trost. Von allen Kinderbüchern, die die schwedische Schriftstellerin in ihrem Leben geschrieben hat, ist dieses sicherlich das am meisten erwachsene, mit einigen sehr traurigen und nachdenklichen Kernbotschaften, die weitaus mehr Reife der Rezipienten fordern als die Abenteuer von Pippi Langstrumpf oder Karlsson vom Dach. Nun hat Regisseur Simon Solberg den Stoff für das traditionelle Familienstück des Theaters Bonn zur Weihnachtszeit inszeniert und eine ganz einfache Lösung gefunden: Klamauk. Was ebenso viele Probleme schafft wie löst.

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Guido Cantz: Nostalgischer Blick in die Röhre

Ach ja, früher. Bei diesem Wort steigt unweigerlich Nostalgie in den Menschen hoch, um in der Selbstverklärung der Jugendjahre zu versinken. Früher war alles besser. Die Freundschaften zum Beispiel, die nicht per se auf ein Handy angewiesen waren, oder das Fernsehen, voller mit Liebe gezeichneter Figuren und solider Abendunterhaltung für die ganze Familie. Ja, früher war das Fernsehen ganz sicher besser. Oder? Nein, sagt Guido Cantz, der sich im Haus der Springmaus mit genau diesem Thema beschäftigt. Dafür war es weniger. Was nicht grundsätzlich schlecht war.

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Özcan Coşar: „Ressentiments sind mein Werkzeug“

Özcan Coşar hat es schwer. Alle zwei Jahre ein neues Programm, das ist schon eine Herausforderung, und angesichts so mancher One-Hit-Wonder im Musikgeschäft auch unfair. Dazu dann noch die Leiden des Alters (Coşar hat in diesem Jahr seinen 43. Geburtstag gefeiert), die fehlende Zeit für Freunde und Familie, der beginnende Haarausfall – und all das nur wegen der einen Bratwurst, zu der ihn der Teufel vor rund 30 Jahren höchstpersönlich verführt hat. Armer Özcan Coşar. Andererseits hat er so genug Material für seinen Auftritt in der ausverkauften Bonner Oper zusammen. Und ehrlich gesagt geht es ihm gar nicht so schlecht. Er ist nur vielleicht deutscher, als man denkt.

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Pause & Alich: Das Heilandskind vom Seitenstreifen

Weihnachten, das Fest der Nächstenliebe. Da wird einem doch direkt warm ums Herz. Obwohl, angesichts der Weltlage ist es schwieriger denn je, in Feststimmung zu kommen. Das fällt Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) doch schon in „normalen“ Jahren schwer genug, immerhin zerhacken die Weihnachtstage regelmäßig die Session. Dazu noch die ganzen schwarzen Tage, also Volkstrauertag, Totensonntag und so weiter. Kaum haben die beiden Grantler sich und ihre Lebern aufs Christkind und die liebe Verwandtschaft vorbereitet, müssen sie sich schon wieder um die Verstorbenen kümmern. Und wenn nicht um die, dann um Trump, Putin, Netanjahu und Höcke und um alle anderen Störenfriede. So viel können selbst die beiden nicht trinken, um das auszugleichen, sagen sie. Doch wenn nicht sie, wer dann? Also opfern sich Fritz und Hermann und rechnen in ihrem traditionellen Weihnachtsprogramm im Pantheon gewohnt bissig, chaotisch und musikalisch mit Gott und der Welt ab, damit die bevorstehenden Wochen vielleicht doch noch schön werden können.

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Mystery: Opulente Vielfalt

Bombastisch, komplex und verdammt gut drauf: Das Konzert der franko-kanadischen Progressive-Rockband Mystery in der gut gefüllten Harmonie am vergangenen Dienstag hat wirklich keine Wünsche offen gelassen. Die Formation um Mastermind Michel St-Père und Frontmann Jean Pageau verfolgt mit ihrem aktuellen Album „Redemption“ konsequent jenem Stil zwischen Saga-Sound und Savatage-Drive, für den sie seit fast 40 Jahren zumindest innerhalb der Prog-Szene gefeiert werden. So auch in Bonn, wo das Sextett nach einem phänomenalen ersten Auftritt vor anderthalb Jahren begeistert empfangen wurde – und die hohen Erwartungen mühelos übertraf. Opulent ausgeschmückte Melodien, bombastische Spannungsbögen und eine facettenreiche Stilistik ließen keine Wünsche offen.

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Beth Hart: Mit dem Blues gegen die eigenen Dämonen

Diese Stimme ist wirklich einzigartig. Rau, dunkel, kraftvoll, jaulend, schreiend, fauchend, eindringlich, hypnotisch. All das und mehr ließe sich über das Organ von Beth Hart sagen; nicht ohne Grund vergleichen sowohl Kritiker als auch Musiker die Bluesrock-Sängerin mit Janis Joplin oder Amy Winehouse. Jetzt ist die 52-Jährige in die Lanxess Arena gekommen, um ihr neues Album „You Still Got Me“ vorzustellen – und beweist, dass sie mühelos mit den größten Namen der Rock-Geschichte mithalten kann.

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Alfons: Zwischen Stahlhelm und Fliegen-Trick

Oh la la! Ein kleiner Ausspruch mit vielen Facetten. Oh la la, das soll in diesem Fall bedeuten: Er hat es getan. Unglaublich aber wahr. Alfons ist Deutscher. Und Franzose. Zwei Seelen im selben Körper, der eine ein Ordnungsfanatiker, der andere „normal“. Das soll gut gehen? Unmöglich, sagen die Freunde des Puschel-Mikro-Kabarettisten. Von wegen, sagt Alfons. Denn trotz mancher Unterschiede und Vorurteile seien sich die beiden Völker doch näher, als man denkt. Mit seinem aktuellen Programm „Jetzt noch deutscherer“ erzählt er die Geschichte seiner Einbürgerung – und parallel dazu die seiner Oma.

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Miu: Soul-Pop mit Herz

Streng genommen ist Miu an diesem Abend am falschen Ort. Immerhin wird im Rahmen der Dottendorfer Jazznacht normalerweise etwas andere Musik gespielt wird als der druckvolle Soul-Pop und Soul-Rock der Hamburgerin und ihrer Band, der mit Wucht durch den Saal des ausverkauften Dottendorfer Ortszentrums schallt. Andererseits steht die erweiterte Palette an Klangfarben dem Format gut zu Gesicht, und der große Andrang sowie der herzliche Applaus zeigen, dass das Team um Herbert Kaupert den richtigen Riecher hatte. Mius Songs gehen schnell in die Beine und – dank einer charismatischen Sängerin mit augenzwinkernd unschuldig wirkenden Ansagen – ins Herz, sorgen für gute Laune und verführen geradezu zum Mitklatschen und Mitsingen. Muss man auch erst einmal hinkriegen.

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Eckart von Hirschhausen: Der Umwelt-Heiler

Die Welt ist krank, und Eckart von Hirschhausen will sie heilen. Dafür hat sich der Mediziner und Kabarettist eigentlich im März 2023 von der Bühne verabschiedet und vermehrt in die Arbeit seiner Stiftung „Stiftung Gesunde Erde Gesunde Menschen“ eingebracht. Doch manchmal zieht es ihn dennoch zurück in sein altes Leben, so wie jetzt im Bonner Pantheon. Dort hat Hirschhausen mit der ihm eigenen Mischung aus wissenschaftlichem und moralischem Vortrag beschrieben, was ihn eigentlich umtreibt. Und das mit Nachdruck.

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Big Band der Bundeswehr: Swing auf holländisch

Herausforderung angenommen: Die Big Band der Bundeswehr hat im Rahmen eines Benefiz-Konzerts im Pantheon eines der wohl anspruchsvollsten Programme ihrer 53-jährigen Geschichte gespielt. Kein Wunder, immerhin hatte Gast-Bandleader Rob Herstung, der in Bonn den leider verhinderten Oberstleutnant Timor Chadik ersetzt, ein überaus ambitioniertes und in Teilen auch durchaus modernes Repertoire zusammengestellt. Eines, das dem eher traditionellen Sound der Formation durchaus entgegenkommt, aber auch neue Wege beschreitet, dem Herstrung und das Ensemble dennoch gerecht werden.

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Gregor Meyle: Ein Liebesdienst in Pop

Schlechte Laune? Nicht mit Gregor Meyle. Gut, der Singer-Songwriter ist selbst mitunter etwas melancholisch, aber im Grunde sieht er sich doch als ewigen Optimisten, als Träumer mit Hoffnung im Herzen und mit Zuneigung für sein Publikum, das er mit seinen oft kitschigen, aber ernst gemeinten Songs zumindest für ein paar Stunden aus dem Alltag herausholen will. Ein Dienst mit einem nicht unerheblichen Wert, wenn man an die gegenwärtige Situation im Nahen Osten, im Wilden Westen und überall dazwischen denkt. Aber solche pessimistischen Gedanken haben bei Gregor Meyle wie gesagt keinen Platz. In der Bonner Oper hat er nun seine oft blumigen Pop-Schlager dazu genutzt, um den nahezu ausverkauften Saal in einen „Ort voll Frieden und Liebe“ zu verwandeln – was dank seines authentischen Auftretens, einer starken siebenköpfigen Band im Rücken und fabelhafter Arrangements besser gelingt als gedacht.

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Onkel Fisch: Gipfeltreffen der Optimismus-Spediteure

Eigentlich könnte man an der Welt verzweifeln. Alles erodiert, zerfällt, geht den Bach runter. In den USA wird ein verurteilter Straftäter Präsident, im Nahen Osten herrscht Krieg und in der Bundesrepublik löst sich die Ampel auf. Vom Klimawandel, der Umbruchsituation durch die KI, dem Erstarken der Rechtsradikalen und dem Plastikmüll in den Meeren ganz zu schweigen. Insofern wäre ein kleines Fünkchen Hoffnung ganz nett – und genau den wollen Onkel Fisch unters Volk bringen. Die beiden Action-Satiriker, die 2024 ihr 30. Jubiläum feiern, gehen mit ihrem neuen Programm „Hoffnung – ein Serviervorschlag“ so manch negativer Haltung auf den Grund und bieten eine Alternative für Deutschland an, die auf Polemik und Anfeindungen verzichtet und stattdessen auf Menschlichkeit setzt. Es geht eben auch anders. Man muss nur wollen.

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VPT: „Den rechten Fuß vor, das linke Bein nachziehen“

Geisterjäger haben’s schwer. Hinterlistige Dämonen-Gegner, störrische Eltern und Assistenten, denen man alles erklären muss bringen selbst jemanden vom Format eines John Sinclair mitunter aus der Fassung. Und wenn sich dann noch Justus Jonas, Professor Boerne und die MTV-Zeichentrick-Idioten Beavis und Butthead einmischen, wird es vollends absurd. Doch genau das geschieht im neuesten Programm des Vollplaybacktheaters, das jetzt im Beueler Brückenforum zu sehen war. Das Wuppertaler Ensemble hat sich diesmal weitgehend von ihren sonst so populären „Die drei Fragezeichen“-Inszenierungen verabschiedet und sich stattdessen der Abenteuer eben jenes John Sinclairs angenommen, der immerhin auch seit mehr als 50 Jahren durch die Hörspiel-Welt geistert. Diesmal muss sich der Sohn des Lichts einem mysteriösen Totengräber und seinem eigenen Vorfahren stellen – was ebenso absurd wie unterhaltsam ist. Und dennoch nicht ganz so überzeugend wie erwartet.

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Robert Jon & The Wreck: Trommeln aus dem Süden

Erst glatt, dann kantig und immer gut: Eigentlich könnte man einen Artikel zu Robert Jon & The Wreck an dieser Stelle bereits abschließen. Doch das würde den Kaliforniern einfach nicht gerecht. Nicht ohne Grund gehört das Quintett um Rauschebart Robert Jon Burrison seit 13 Jahren zu den aufregendsten Vertretern des Blues-lastigen Southern Rock, das die großen Mainstream-Balladen a la Bon Jovi ebenso beherrscht wie den kernigen Sound im Stil von Rival Sons oder Blackberry Smoke (und ab und zu sogar ein bisschen an ZZ Top erinnert). In der Harmonie, die bei jedem Auftritt der Jungs immer voller wird, haben Robert Jon & The Wreck nun beide Seiten präsentiert – und erneut bewiesen, dass sie umso besser werden, je rauer sie werden.

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Wilfried Schmickler: „Ich verstehe immer weniger“

Was ist nur mit den Menschen los? Früher gab es gewisse Konstanten im Leben, angefangen bei der täglichen Arbeit und hin bis zu den etablierten Parteien, und heutzutage ist alles im Fluss und jeder verwirrt. Auch Wilfried Schmickler. „Ich verstehe immer weniger“, sagt er bei einem Auftritt im Pantheon, und das ist schon bedenklich bei jemandem, der schon des Berufs wegen alles hinterfragt. Doch Antworten sind rar geworden, vor allem einfache und damit verständliche, und wenn es dann auch noch um Menschen geht, ist eh Hopfen und Malz verloren. Warum jeder bereitwillig sein ganzes Leben im Internet teilt und die Transparenz bis hin zum digitalen Exhibitionismus treibt, ist Schmickler ein Rätsel, ebenso wie die Weigerung der Masse, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen und sich einzuschränken. Und die letzten Wahlergebnisse der AfD – ach, lassen wir das besser.

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Damian Wilson: Eine wirklich nette Familie

Was für eine Stimme. Was für eine Ausstrahlung. Und was für ein Charme. Damian Wilson ist ohne Frage eine Ausnahme-Erscheinung, sowohl als Sänger als auch als Mensch. Der 55-Jährige, der vor allem in der Prog-Rock-Szene für seine klare, vielseitige und sowohl in den Höhen als auch in Baritonlagen sichere Stimme geschätzt wird, ist einfach ein unglaublich sympathischer Zeitgenosse. Das hat er schon 2023 bewiesen, als er mit seiner eigenen Formation erstmals in die Harmonie kam und neben eigenen Stücken vor allem Hits von den Bands Ayreon, Headspace und Treshold darbot, die Wilson mehr oder weniger nachhaltig geprägt hat. Jetzt ist er zurückgekommen, mit einem ganz anderen Programm. Und mit seinem Bruder.

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Jazztube: Unter Artenschutz

So geht Nachwuchsförderung: Seit mehr als zehn Jahren ist die Konzertreihe Jazztube, die Impressario Thomas Kimmerle mit Unterstützung der Stadtwerke Bonn realisieren darf, ein Garant für neuen, frischen, unverbrämten und energiereichen Jazz. An drei Terminen spielen drei Bands an ebenso vielen Straßenbahn-Haltestellen – das Publikum bestimmt schließlich per Abstimmung, wer beim großen Finale in Pantheon noch einmal auftreten darf. Jetzt konnten Kimmerle und die Geschäftsführerin der SWB Bus und Bahn, Anja Wenmakers, wie gewohnt drei sehr unterschiedliche und durchaus spannende Formationen in Beuel begrüßen, die alle auf ihrer Weise einzigartig und eigenwillig sind. Und hörenswert. Sofern man für Jazz offen ist.

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„Schlachtfest“: Die Auswüchse der Komödie

Theater gab es schon immer. Es ist Bild gewordene Narration, eine Erzählung für alle Sinne, die bewegen kann, berühren und unterhalten. Nun hat sich Kabarettist Robert Griess, Erfinder und Nukleus der alljährlichen „Schlachtplatte“, auf die Fahnen geschrieben, 3000 Jahre Theatergeschichte in einem Abend zu vereinen und gleichzeitig aktuelle Themen zu verhandeln. Was noch nicht einmal schlaglichtartig funktionieren kann, auch nicht mit einem fünfköpfigen Ensemble (ergänzt um zwei Musiker) – wer konsequent auf eine Pointe hinarbeitet, kann nun einmal nicht die gesamte Bandbreite des Theaters abbilden. Was jetzt nicht heißen muss, dass das „Schlachtfest“ von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Es ist, wie ein Auftritt im Haus der Springmaus zeigt“ nur anders als erhofft. Und weitgehend so wie erwartet.

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Voyager IV: Nur ein bisschen Wagner

Sie schwingen alle mit: Alberich und Fafnir, Siegfried und die Walküren und die Loreley. Mythen und Sagen entlang des Rheins sind die Grundlage der neuen Voyager-IV-Platte „Rheingold“, die das Quartett jetzt in der Harmonie vorgestellt hat. Ein interessantes Projekt, in dem Komponist Richard Wagner durchaus eine Rolle spielt, wenn auch eine deutlich kleinere als man zunächst denken könnte. Denn im Mittelpunkt stehen die Progressive-Rock-Träume von Pianist Marcus Schinkel und Sänger Johannes Kuchta – was oft, aber nicht immer von Vorteil ist.

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Lazuli: Bombast für die Zukunft

Weiterentwicklung statt Wiederholung: Auf diese scheinbar einfache Formel hat Keith Emerson einst den Progressive Rock heruntergebrochen und ihn damit den bewusst eingängigen Pop-Songs entgegengestellt. Dabei muss sich beides nicht ausschließen. Die französische Band Lazuli verbindet zum Beispiel beides seit über 25 Jahren, vereint dichte Gitarren-Riffs und Keyboards-Sounds sowie ausgedehnte Instrumental-Passagen mit komplexer Harmonik und Melodik mit stringenten, lyrischen Texten und sorgt damit ein ums andere Mal für Begeisterung. Nun ist das Quintett um die Brüder Claude und Dominique Leonetti im Rahmen ihrer „Onze“-Tour in die Harmonie gekommen – und verspricht den Fans bereits ein neues Album im kommenden Jahr.

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„Hairspray“: „Du hast Pickel auf der Seele“

So richtig hat eigentlich niemand an Tracy Turnblad geglaubt, noch nicht einmal sie selber. Sie, das pummelige Mädchen mit der hohen Frisur, die Außenseiterin in der Schule und in der Gesellschaft, als Tänzerin des so genannten Komitees im Fernsehen und damit als Vorbild einer ganzen Generation von Teenagern, die ansonsten nur auf das Äußere schauen und jeden an Modelmaßen messen? Kann doch nicht klappen. In „Hairspray“ aber schon. Immerhin greift das Musical (2002), das sich basierend auf dem gleichnamigen Film von 1988 mit Body-Shaming, Mobbing und Rassismus auseinandersetzt, genüsslich sämtliche Broadway-Klischees auf, überhöht und karikiert sie. Jetzt hat das Theater Bonn den Stoff im Opernhaus auf die Bühne gebracht und die Grenzen zwischen der bonbonfarbenen und der schwarz-weißen Realität zerschlagen. Ein Thema, dass erschreckend aktuell ist – und das doch für viel Spaß sorgt.

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Andreas Rebers: Der Mann fürs Grobe

Andreas Rebers ist kein Mann der leisen Töne. Der 66-jährige Kabarettist bezeichnet sich selbst als ein Vertreter der radikalen Mitte, einer, der sich nicht einfach auf eine Seite stellt und gleichzeitig mit Genuss provoziert und polarisiert. Im ausverkauften Pantheon analysiert Rebers nun einmal mehr die Welt auf ihren Zustand hin, regt zum Nachdenken an und zum Aufregen, mal mit doppelbödigen satirischen Kommentaren und mal mit gnadenlosen Beschimpfungen. Was nicht immer zusammenpasst. Und dennoch einige spannende Perspektiven bietet.

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Konrad Beikircher: „Hauptsache, es geht weiter“

Der Rheinländer ist für Konrad Beikircher bis heute ein Faszinosum, ein eigentümliches Wesen, von dem man eine Menge lernen kann. Zum Beispiel Überleben. Damit beschäftigt sich der 78-Jährige im Grunde schon seit beinahe 60 Jahren, als er des Studiums wegen nach Bonn zog und von dort nicht wieder weg kam. Wegen des Rheinländers natürlich, dessen Art Beikircher seitdem zu analysieren und für sich zu adaptieren versucht. Eines der wichtigsten Talente für diese Transformation sei die Zuversicht, alles überstehen zu können, selbst den Tod. „Hauptsache, es geht weiter“, so das Motto, oder wie Beikircher einen ehemaligen kölschen Totengräber zitiert: „Das mit dem Sterben werde ich auch noch überleben.“ In seinem neuen Programm geht Beikircher nun genau dieser Haltung auf den Grund, sucht nach weiteren wichtigen Eigenschaften des Rheinländers und vergleicht sie mit anderen klischeebeladenen Volksstämmen. Mit einigen interessanten Erkenntnissen.

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Gun & Scorpion Child: Grüße von der harten Seite

Und schon ist es wieder vorbei, das Crossroads-Festival des WDR Rockpalasts. Vier Tage, acht Bands und jede Menge Rock in allen Farben und Formen lassen in der Harmonie ein Publikum zurück, das angesichts vieler progressiver Spielmuster (etwa bei Rosalie Cunningham) nicht durchgehend überzeugt scheint, sich aber auch an einige schöne Momente erinnern kann. An den Auftritt von Mojo Thunder etwa, die Crossroads am vergangenen Mittwoch eröffneten. Oder an den von Gun, die am letzten Abend mit kernigem, staubtrockenem und kompromisslosen Rock einen schnörkellosen Gegenentwurf zu überfrachteten Klangflächen und permanenten Stil-Wechseln ablieferten. Stark.

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OnAir: Der letzte Akkord

Vier der Besten machen Schluss: Mit der Auflösung von OnAir Ende dieses Jahres verabschieden sich einige der stärksten a-cappella-Stimmen des Landes von der Bühne. Mit einer letzten Tour sagt das Quartett, das im Laufe von mehr als einer Dekade zahlreiche renommierte Preise erlangte, derzeit ihren Fans Lebewohl und macht dabei natürlich auch im Haus der Springmaus Station. Dabei greifen OnAir unweigerlich auf ihre oftmals episch arrangierten Klassiker zurück, präsentieren aber auch neues Material – und dem hört man an, dass die Entscheidung den vier Musikerinnen und Musikern alles andere als leicht gefallen ist.

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Mojo Thunder & Mike Zito: Ein fantastisches Donnerwetter

Boom, was für ein Auftakt! Der Auftritt von Mojo Thunder, mit dem die diesjährige Herbst-Ausgabe des WDR Rockpalast Crossroads-Festivals begonnen hat, setzt Maßstäbe in Bezug auf Spielfreude und Vielseitigkeit, Leidenschaft und Energie. Das langhaarige Quartett aus Kentucky lässt es in der Harmonie vom ersten Ton an ordentlich krachen, lässt die Gitarren aufjaulen und Bass und Schlagzeug galoppieren, ohne dabei aber eintönig oder beliebig zu werden. Ganz im Gegenteil: Ständig kommen die Vier mit unerwarteten Wendungen daher, tanzen mühelos auf, über und hinter den Grenzen von Psychedelic, Alternative und Hard Rock und sind dabei so kreativ, dass es ein Genuss ist.

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Janet Jackson: Genuss fürs Auge aber nicht fürs Ohr

Um gleich mal mit einem Kompliment anzufangen: Janet Jackson sieht man ihr Alter nun wirklich nicht an, zumindest nicht auf der Bühne. Da wirkt sie eher wie eine virile 40-Jährige als eine End-Fünfzigerin, die schon seit 51 Jahren auf der Bühne steht und immer noch in der Lage ist, eine starke Show zu präsentieren. Zumindest sofern das Auge betroffen ist. In der Kölner Lanxess Arena hatte das Ohr im Gegensatz dazu nämlich leider nicht viel zu lachen, dafür ist der Sound einfach zu blechern, zu jaulend, zu laut und zu breiig. Und auch wenn die Erwartungen des Publikums eher in Richtung eines Spektakels gingen als in die eines musikalischen Höhepunktes, erweist sich die Diskrepanz in der Domstadt leider einfach als zu groß, um sie einfach unter den Tisch zu kehren. Zumal Janet Jackson bei einzelnen, ruhigeren Stücken bewies, dass sie beim richtigen Song nicht nur wegen der Lichter alle Blicke auf sich zieht.

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René Sydow: Das kostbarste Gut der Menschheit

Sprache ist wandelbar. Wunderbar. Und in den richtigen Händen – beziehungsweise Zungen – ein unglaublich präzises und schönes Instrument. Eines, das René Sydow meisterhaft zu führen versteht. Der 44-jährige Kabarettist liebt Sprache, nicht nur als Handwerkszeug sondern als Mittel poetischer Schöpfungskraft. „Sie ist das Schönste, was wir haben“, sagt er im Pantheon. Umso trauriger und wütender macht es ihn, wenn Sprache nicht richtig verstanden, falsch eingesetzt oder gar missbraucht wird, von Kindern, Politikern und Lobbyisten. Doch Sydow will gegensteuern, will  diskutieren und sensibilisieren, aufklären und richtigstellen, selbst wenn er dafür bis zum Indogermanischen zurückgehen muss, um sich unter anderem gegen die Indoktrination mit gendergerechter Sprache zu wehren. Und um abzurechnen. Wobei er dabei schnell persönlich wird.

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Rebell Comedy: Andere Blickwinkel

Deutschland driftet nach rechts. Das Erstarken der AfD weckt bei vielen Menschen Ängste, nicht zuletzt bei den Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund, von denen immer mehr mit dem Gedanken spielen, die Bundesrepublik zu verlassen. Muss das sein? Nein, sagen die meisten Mitglieder der Rebell Comedy, die auf Einladung der Reihe „Quatsch keine Oper“ zum wiederholten Mal in Bonn auf der Bühne stehen, von Alltagsrassismus berichten und trotzdem darüber lachen können. Das Multikulti-Comedy-Kollektiv erweist sich dabei als so politisch wie nie zuvor, jongliert mit Klischees und hält sich erfreulicherweise von Plattitüden und Witzen unter der Gürtellinie fern. Ein bemerkenswerter Abend, der auf andere Blickwinkel setzt. Und die Integrationsdebatte geraderückt.

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