Robert Jon & The Wreck: Trommeln aus dem Süden

Erst glatt, dann kantig und immer gut: Eigentlich könnte man einen Artikel zu Robert Jon & The Wreck an dieser Stelle bereits abschließen. Doch das würde den Kaliforniern einfach nicht gerecht. Nicht ohne Grund gehört das Quintett um Rauschebart Robert Jon Burrison seit 13 Jahren zu den aufregendsten Vertretern des Blues-lastigen Southern Rock, das die großen Mainstream-Balladen a la Bon Jovi ebenso beherrscht wie den kernigen Sound im Stil von Rival Sons oder Blackberry Smoke (und ab und zu sogar ein bisschen an ZZ Top erinnert). In der Harmonie, die bei jedem Auftritt der Jungs immer voller wird, haben Robert Jon & The Wreck nun beide Seiten präsentiert – und erneut bewiesen, dass sie umso besser werden, je rauer sie werden.

Zu Beginn lassen es die Fünf, die entgegen ihrem Bandnamen alles andere als kaputt sind, noch gemäßigt – oder besser: brav – angehen. Zwar geht „Pain No More“ vom 2023er Album „Ride Into The Light“ durchaus nach vorne, verfügt aber noch nicht über den rauen Ton, mit dem Robert Jon & The Wreck die Herzen zahlreicher Rock-Fans erobert haben. Das ändert sich aber nach und nach, so dass das Publikum zur Pause – ja, die gibt es kurioserweise tatsächlich – die Band euphorisch feiert. Und erst einmal warten muss. Was angesichts der hohen Erwartungen nicht ganz einfach ist. Ist diese Zäsur eine gute Idee? Was wird, was kann da noch kommen, angesichts der starken Soli, die Lead-Gitarrist Henry James bereits gespielt hat, und angesichts des kraftvolle Gesangs von Jon?

 

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Die Antwort: Sehr viel. Und zwar sehr viel Gutes. Bei der Rückkehr auf die Bühne drehen die Kalifornier erst richtig auf, hauen mit „Red Moon Rising“, dem Titelsong ihrer aktuellen, neunten Platte, einen herrlich bluesigen Ohrwurm raus und setzen einen Höhepunkt an den anderen. Offensichtlich hat irgendwer in der Pause Robert Jons Stimmbänder mit einem Reibeisen bearbeitet und die Trommeln von Andrew Espantman ausgetauscht – auf jeden Fall hat der Sound der Band deutlich an Profiltiefe gewonnen. Letzterer greift zunehmend hypnotisch pulsierende Toms zurück, treibt seine Kollegen erfolgreich zu Höchstleistungen an und bildet damit einen spannenden Gegenpol zum mitunter überaus entspannten Spiel von Bassist Warren Murrel, das vor allem bei den Zwölftaktern essentiell ist.

 

All dies kulminiert schließlich im finalen „Shine A Light On Me Brother“, bei dem jedes Bandmitglied noch einmal glänzen darf und das perfekt mit der vergleichsweise ruhigen, aber deshalb nicht weniger grandiosen „Ballad Of A Broken Hearted Man“ kontrastiert. Nach einer Zugabe („Cold Night“) uns einer reinen Spielzeit von rund 100 Minuten ist dann endgültig Schluss. Für’s Erste. Denn angesichts des Andrangs der Fans und dem hohen Niveau der Songs ist es nicht unwahrscheinlich, dass Robert Jon & The Wreck wiederkommen. Wahrscheinlich wieder mit einem neuen Album. Und mit jeder Menge rauchigem, blues-geladenen Südstaaten-Rock.

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