Falk und Jakob Heymann: Wider jede Regel

Selbst ein Liedermacherkonzert kann ein bisschen Anarchie vertragen. Haben sich zumindest Falk und Jakob Heymann gedacht, als sie am vergangenen Samstag auf Einladung des Pantheons beim Autotheater auf dem Gelände der Halle Beuel ihre scharfzüngigen, bösen Lieder präsentierten. Weg mit den Vorgaben, her mit dem Gehupe. Immerhin war das bislang als Beifallsbekundung stets untersagt, aus Lärmschutzgründen. Das hat aber zumindest Jakob Heymann nicht interessiert. „Ich bin kein regelkonformer Mensch“, sagte er – und forderte den lautstarken Einsatz sämtlicher Geräusche machender Autoteile ausdrücklich ein, um ein bisschen Ausgelassenheit und Party-Stimmung zu zeigen. Was durchaus gelang. Auch wenn das Bühnengeschehen dies nur selten rechtfertigte.

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Fatih Cevikkollu: Kiemenklatscher für Fatih

Vier Monate Abstinenz – für einen Bühnenkünstler wie Fatih Cevikkollu ist das eine halbe Ewigkeit. Der einstige Prix-Pantheon-Gewinner von 2006 braucht das Publikum, braucht die Bestätigung und den Applaus der Menge wie die Luft zum Atmen. Und so ist es für ihn schon ein besonderer Moment, als er endlich wieder auf dem Gelände der Beueler Werkstätten und des Pantheons auftreten darf. Auch wenn es im Rahmen des Autotheaters nur vor PKW ist. Gut, PKW mit Menschen darin, immerhin. Trotzdem ist es eine seltsame Situation, vor allem für jemanden, der auf den Kontakt zu seinen Fans angewiesen ist und der in seinem Programm „Fatih Morgana“ immer wieder Fragen in Richtung der Menge stellt. Doch statt sich an die neuen Begebenheiten anzupassen, bohrt Cevikkollu nach, fordert Antworten gerade zu ein – und scheitert.

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Ingo Appelt: Ordinäre Verbal-Attacken

Es ist erst in paar Jahre her, dass Ingo Appelt sich vom Saulus zum Paulus wandelte, Frauen zu Göttinnen stilisierte und das böse F-Wort in den Giftschrank verbannte (auch wenn er diesen genüsslich sperrangelweit offenstehen ließ). Damals schien der Comedian, lange Zeit enfant terible und Provokateur par exellence der Kleinkunst-Szene, endlich erwachsen werden zu wollen. Wenn schon obszön, dann wenigstens mit einer ordentlichen Dosis Ironie und Selbstreflexion. Doch von diesem lobenswerten Ansatz ist bei Appelts vom Pantheon organisierten Auftritt bei den Bonner Autokonzerten am Westwerk nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegenteil: Der 53-Jährige schmäht mal wieder alles und jeden, beleidigt und beschimpft Köln, Merkel, Nahles und die junge Klimaschutz-Generation und bringt dabei nur selten Argumente für seinen Unmut vor. Ist halt alles Mist heutzutage, früher war es besser. Eine mit Blick auf Appelts Performance zumindest partiell nachvollziehbare These.

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Konrad Beikircher: Rheinländer sind Überlebenskünstler

Was haben die Rheinländer in ihrer langen Geschichte nicht schon alles mitmachen müssen. Römer, Hunnen und Franzosen haben die Region geplündert oder besetzt, ein ständiges Kommen und Gehen – und doch haben ihre Bewohner jede Katastrophe überstanden. Sie haben einfach sowohl die Vorder- als auch die Hintertür geöffnet und gewartet, bis sich die Störungen von selbst verzogen. Sagt zumindest Konrad Beikircher, und der wird es nach 55 Jahren Rheinlandforschung ja wohl wissen.

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Markus Gabriel: Fiktionen der Wirklichkeit

Im Grunde besteht unsere vermeintliche Wirklichkeit aus Geschichten. Die Welt ist ein Konstrukt unserer Erzählungen, durch diese begreifbar gemacht und in Modelle gepackt. Der Fantasy-Autor Terry Pratchett hat diese Theorie schon vor fast zwei Dekaden zusammen mit den beiden Naturwissenschaftlern Jack Cohen und Ian Stewart in eine literarische Form gegossen – nun liefert der Bonner Philosoph Markus Gabriel den dazugehörigen erkenntnistheoretischen Unterbau. In seinem neuen Werk „Fiktionen“ versucht er sich an einer Theorie des Scheins, um zu unterscheiden zwischen einer faktischen Wahrheit und dem, was jemand für wahr hält. Nun hat er das Buch bei einem Livestream des Literaturhauses Bonn erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

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Heino: Premiere mit 81 Jahren

Heino hat schon viel erlebt. Der Schlagersänger mit dem markanten Bariton und der allgegenwärtigen schwarzen Sonnenbrille ist schon überall aufgetreten, sogar in Wacken vor zehntausenden Metal-Fans. Aber vor Autos? Das ist selbst für den 81-Jährigen eine Premiere. Andererseits ist in Zeiten von Corona nichts normal, und wenn ein solches Konzert die einzige Möglichkeit darstellt, um derzeit in Bonn überhaupt irgendwie Live-Musik zu machen, dann spielt Heino eben vor Autos. Und für jene, die in ihnen sitzen. In Endenich hat er nun die „Bonn-Live“-Autokonzertreihe eröffnet – und war damit der erste Künstler seit zwei Monaten, der in der Bundesstadt vor Publikum auftreten durfte. Eine Premiere der ganz besonderen Art, die bei den Besuchern des Geländes hervorragend ankam.

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