Selbst ein Liedermacherkonzert kann ein bisschen Anarchie vertragen. Haben sich zumindest Falk und Jakob Heymann gedacht, als sie am vergangenen Samstag auf Einladung des Pantheons beim Autotheater auf dem Gelände der Halle Beuel ihre scharfzüngigen, bösen Lieder präsentierten. Weg mit den Vorgaben, her mit dem Gehupe. Immerhin war das bislang als Beifallsbekundung stets untersagt, aus Lärmschutzgründen. Das hat aber zumindest Jakob Heymann nicht interessiert. „Ich bin kein regelkonformer Mensch“, sagte er – und forderte den lautstarken Einsatz sämtlicher Geräusche machender Autoteile ausdrücklich ein, um ein bisschen Ausgelassenheit und Party-Stimmung zu zeigen. Was durchaus gelang. Auch wenn das Bühnengeschehen dies nur selten rechtfertigte.
Falk und Jakob Heymann gehören zu jenem Teil der jungen Liedermacher-Szene, die mit Provokationen auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen wollen. Oder das, was sie dafür halten. Nur zu
gerne lästern sie über alles und jeden, schimpfen auf Raucher und Schnulzensänger, auf die Youtube-Generation mit ihrer ständigen Suche nach etwas Neuem und auf Prinz Harry und seine „inzestuöse
Unterdrückerfamilie.“. Guter Stil ist das nicht gerade, aber im richtigen Rahmen kann das Konzept dennoch aufgehen, zumindest wenn augenzwinkernd ein bisschen Subtext mitgeliefert und so manche
zynische Aussage dadurch relativiert wird. Beim Autotheater war dies allerdings nicht der Fall. Vor allem Heymann, inhaltlich derber und musikalisch eigenwilliger als sein Freund und Kollege
Falk, konnte nicht wirklich überzeugen, nicht zuletzt weil er sich als Sänger überforderte und die Töne so brachial aus seiner Kehle herauspresste, dass es nicht mehr schön zu nennen war. Dazu
kamen die permanenten Aufforderungen zum Hupen, die schnell schal wurden und mit jeder Wiederholung einen beträchtlichen Teil ihres Charmes verloren.
Die Balance zwischen Beleidigung und Satire, zwischen musikalischer Belanglosigkeit und geschickt gedrechselten Melodien gelang Falk derweil weitaus besser. Der ehemalige Schüler von Götz Widmann
erwies sich als weitaus bissiger als sein Bühnenpartner, konnte sich aber einfach besser verkaufen. Seine Grenzüberschreitungen sorgten beim Publikum ein ums andere Mal für Begeisterung, die es
denn auch lautstark kundtat. Und zwar meistens ohne Hupen.
Das Autotheater, das das Theater Bonn Anfang Juni errichtet und seitdem zusammen mit der freien Szene bespielt hat, hat nun seinen Dienst erfüllt. Derzeit laufen bereits die Vorbereitungen für
die neue Spielzeit – auch im Pantheon, das im August wieder durchstarten möchte, dann auch mit neuer Lüftungsanlage. Das Theater Bonn folgt dann am 10. September.
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