„Schlachtplatte“: Vier Engel und kein Halleluja

Trump, Klimawandel, Rechtsruck, eine Katastrophe nach der anderen: Da fragt man sich doch, ob die Erde überhaupt noch zu retten ist. Selbst der Himmel scheint inzwischen skeptisch zu sein, vor allem seit da oben die Bürokraten an der Macht sind und nicht länger die Visionäre. Gott ist nur noch ein Algorithmus und die Menschen kleine Zahlen. Insofern ist es kein Wunder, dass jetzt vier gefallene Engel untersuchen sollen, ob sich eine Aufrechterhaltung des irdischen Betriebs trotz aller Probleme lohnt oder ob man den ganzen Planeten lieber zu Gunsten einer kosmischen Schnellstraße sprengen sollte. Die Endabrechnung ist gekommen, die kabarettistische „Schlachtplatte“ des Jüngsten Gerichts. Doch deren Mitglieder Robert Griess, Dagmar Schönleber, Lisa Catena und Sarah Hakenberg scheinen zumindest im Pantheon vom Sturz noch benebelt zu sein – denn wirklich rund läuft die himmlische Mission nun wirklich nicht.

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Wildes Holz: Kling, Hölzchen, Klingelingeling

Blockflötenkonzerte sind im Dezember eine oftmals gefürchtete Tradition – es sei denn, sie finden im Haus der Springmaus statt. Dort treten nämlich üblicherweise keine Musikschulklassen auf, die ihre Instrumente mit ausgewiesener Lustlosigkeit malträtieren und sich fiepend durch die Klassiker der Weihnachtsliteratur quälen, sondern Wildes Holz. Und das Trio um Deutschlands einzigen Diplom-Jazzblockflötisten Tobias Reisige hat nicht nur jede Menge Bock auf Block, sondern auch einen ganz eigenen Zugang zu den bevorstehenden Feiertagen. Einen, der Volkstümliches ebenso aufgreift wie Latin und Jazz, Pop, Klassik und Rock und daraus eine Mischung macht, die mitunter ebenso berauschend ist wie ein guter Glühwein.

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Miss Allie: Pubertäre Fantasien

Arme Miss Allie. Ist ihr Herz einfach aus ihrer Brust heraus ins Klo gesprungen und ist verduftet. Nur weg, bevor noch was passiert. Immerhin hat die zierliche Singer-Songwriterin nach eigenen Angaben in der Vergangenheit kein Glück mit Männern gehabt. Andererseits hat ihre Zeit mit einem Australier sie zu ihrem ersten deutschen Text animiert, wofür ein Großteil des Publikums im Haus der Springmaus dem Namenlosen wahrscheinlich überaus dankbar sein dürfte. Und sie ist wieder Single, sehr zur Freude der Herren im Saal, oder zumindest jener, die noch nicht in festen Händen sind und sich für eine durchaus attraktive Blondine begeistern, die davon träumt, zusammen mit einem gelben Pferd mit lila Punkten in der Kanalisation nach dem entfleuchten Organ zu suchen – oder alternativ ein Papiertütenkack-Imperium zu errichten.

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Grave Chapel Radio Show: Huldigung im Dienst des Pop

So kennt man Dieter Thomas Kuhn eigentlich nicht: Die blonde Tolle ist einer Wuschelmähne gewichen, der Glitzerfummel dem Jeans-Look – und der Schlager dem Rock. Ja, der Messias des deutschen Gute-Laune-Schalalalalas und Hohepriester des Kitsch wandert auf neuen Pfaden. Und die klingen gut. Sehr gut. Denn hinter der satirisch überhöhten „singenden Föhnwelle“ mit dem Brusthaar-Toupet verbirgt sich ein Vollblut-Musiker, der weitaus mehr kann, als er in den Sommerfesten der öffentlich-rechtlichen Hitparaden erkennen lässt.

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Wilfried Schmickler: Scharfrichter im Schlagwort-Gewitter

Die Zukunft ist ein großes schwarzes Loch. Ein Abgrund, der nicht sonderlich vertrauenerweckend wirkt und der doch im Gegensatz zu so ziemlich allen Politikern tatsächlich alternativlos ist. Denn einen Weg zurück gibt es nicht, weder in das von Nazis ersehnte Dritte Reich noch in die nebulöse gute alte Zeit, von der so viele Menschen in nostalgischer Verblendung träumen. Es muss also vorwärts gehen – doch vom Aufbruch ist in Deutschland nichts zu sehen. Da kann selbst Wilfried Schmickler nur mit dem Kopf schütteln.

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Murzarella: Sing, Puppe!

Dudu ist ein ganz schön komischer Vogel. Frech ist er, und vorlaut. Glaubt, besser singen zu können als Murzarella, die immerhin eine erfahrene Musical-Darstellerin war, bevor sie vor einigen Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hat. Der Kakadu will es also wissen und fordert die Frau an seiner Seite in der Pantheon-Lounge zu einem Duell. Mensch gegen Puppe, Jazz gegen Schlager. Ein Wettstreit der Stimmen. Dabei ist doch klar, wer gewinnt: In jedem Fall Murzarella.

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Michael Heupel + Marcus Schinkel Trio: Volles Rohr voraus

Michael Heupel ist eine Klasse für sich. Der Bonner Querflötist kann so ziemlich alles spielen, von barocken Melodien über indisch anmutende Kompositionen bis hin zu der wilden Mischung aus Klassik, Jazz und Progressive Rock, den sich das Marcus Schinkel Trio auf die Fahnen geschrieben hat. Diese Verbindung hat Thomas Kimmerle mit seiner Reihe Jazz in Concert nun ermöglicht und im Pantheon ein Konzert präsentiert, das sich als musikalische Reise durch alle Kontinente und über alle Stilgrenzen hinweg verstand. Ein Abenteuer, das dank Heupels atemberaubender Vielseitigkeit und Virtuosität sowie der immensen Spielfreude aller Beteiligter so gut wie keine Wünsche offen ließ. Außer dem nach mehr.

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Tim Fischer: Rinnstein-Chansons und Brokat-Pop

Eigentlich braucht Tim Fischer nicht viel, um sein Publikum zu verzaubern. Seine eindringliche und überaus wandlungsfähige Stimme, vielleicht einen dezent spielenden Pianisten an seiner Seite und lyrische Chansons voller Leidenschaft und Zerbrechlichkeit, voller Witz und Charme und Poesie. Das genügt. Zumindest normalerweise. Anlässlich seines 30. Bühnenjubiläums hat Fischer allerdings gleich eine ganze Band verpflichtet, um sich angemessen in Szene setzen zu lassen und alle Facetten funkeln zu lassen. Im Pantheon gibt er sich dementsprechend vielseitig, schillernd, bunt, mal am Abgrund der Albernheit entlangtanzend und dann wieder mit seiner Kunst die Tiefen der Seele entblößend. Doch nicht jede Farbe steht dem Paradiesvogel mit den goldenen und den schwarzen Schwingen gleichermaßen gut – und auch nicht jedes Arrangement.

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Lars Reichow: Eine lustvolle Predigt

„Verzicht ist kein guter Ratgeber“, schallt es von der Bühne des Pantheons. Eine kühne These, vor allem von einem Kardinal und vatikanischen Nuntius. Andererseits wirf dieser Geistliche mit der Vorliebe für Hochgeistiges ohnehin sämtliche Einschränkungen des Klerus über den Haufen. Hat sich doch eh nie jemand dran gehalten. Dann kann man doch auch dazu stehen und die Gemeinde zum Genuss bekehren. Dumm nur, wenn man diese satirische Mission mit einem derart karnevalistischen Pathos verfolgt, dass jeglicher Konflikt schon von vornherein den Weg alles Irdischen geht. Die sorgsam ausgearbeitete Nummer fällt so in sich zusammen – und Lars Reichow gleich mit. Denn so stark der 55-Jährige als Musikkabarettist auch ist, setzt er doch in seinen Wortbeiträgen oftmals auf die falsche Tonart, verdreht die Vorzeichen oder lässt die nötige Dynamik vermissen. Schade, zumal Reichow an sich einiges zu sagen hätte.

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BonnVoice: Schöne schräge Feiertage

Weihnachten, das Fest der Liebe. Ein besinnliches Zusammenkommen, auf das die gesamte Familie kollektiv hinarbeitet, indem sie schon im September ganze Wagenladungen an Adventskalendern zu kaufen versucht, frühzeitig in Panik ob fehlender Geschenke verfällt und aus Frust einer ganzen Weihnachtsmann-Armee die schokoladigen Köpfe abbeißt. Derartige Absurditäten lieben die Mitglieder von BonnVoice über alle Maßen: Schon seit einigen Jahren pflegt der Chor in seinen Weihnachtskonzerten ein Faible für die schrägen Seiten des Dezembers, auch weil er so das Publikum nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Lachen bringen kann. Im ausverkauften Pantheon hat das Vokalensemble nun einmal mehr zu begeistern gewusst – und zwar sowohl mit den amüsanten als auch mit den traditionellen Liedern.

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Mando Diao: Rock in homöopathischen Dosen

Ein Trommelfeuer aus Song-Schnipseln lässt das Palladium erbeben. Für große Verzierungen ist keine Zeit – beziehungsweise wäre Zeit, wenn Mando Diao sie denn nutzen wollten. Doch die Schweden haben sich anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens offenbar die Reduktion zur neuen Maxime erkoren, setzen knackige Gitarren-Riffs in den Mittelpunkt ihres Schaffens und präsentieren auf der Tour zum aktuellen Album „Bang“ schnörkellose Rock-Stücke mit der Laufzeit früher Beatles-Titel. Drei Minuten müssen reichen, mehr ist Exzess. Weg mit den Synth-Pop-Experimenten aus der „Ælita“-Zeit und her mit dem guten alten, räudigen Straßenköter-Rock. An sich ja eine gute Idee, wenn auch mitunter ein wenig eintönig. Zum Glück haben die Herren um den charismatischen Sänger Björn Dixgård aber auch ein paar längere Klassiker im Gepäck – und so wird ihr Konzert im Kölner Palladium zwar nicht ausufernd, aber immerhin vom Publikum euphorisch gefeiert.

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Jochen Malmsheimer: Vaterfreuden und Dinkelterror

Jetzt ist er da und alles anders: Dieses kleine winzige Wesen, das die Göttergattin da getreu der Anweisungen der Mutter Heberin aus ihrem Leib heraus- und in die Welt hineingepresst hat, dieses Würmchen , dieser Sohn. Es ist schon einige Jahre her, aber Jochen Malmsheimer erinnert sich noch genau. Immerhin war er dabei. Und hat über seine Erfahrungen ein Buch geschrieben. „Halt mal, Schatz“, heißt es, ist inzwischen 18 Jahre alt und damit ebenso volljährig wie der Protagonist des Werks, doch deshalb nicht weniger unterhaltsam. Wieso auch? Geboren wird schließlich immer. Und so ist es nur konsequent, dass der größte Wortschmied des deutschsprachigen Kabaretts die mühselig angeeigneten Erkenntnisse auch im ausverkauften Pantheon noch einmal ausbreitet und mit der ihm eigenen Sprachleidenschaft die Vaterfreuden zumindest aus humoristischer Sicht in einen zwerchfellerschütternden Ohrenschmaus verwandelt.

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Gregor Pallast: Von Trauben und Gurken

Kapuzineräffchen haben es schwer. Zumindest dann, wenn sie zu viele Informationen über ihre Käfigwelt erhalten. Etwa wenn sie feststellen, dass einige ihrer Artgenossen für Spielsteine nicht etwa schnöde Gurkenscheiben, sondern saftige Trauben bekommen. Was für eine Ungerechtigkeit. Wie viel besser hat man es da als Mensch, der sowohl Gurken als auch Trauben einfach wegwerfen kann und sich stattdessen einen Burger kauft. Oder einen SUV. Mit automatischer Heckklappe! Ein Hoch auf den Konsum, der so geschickt übertüncht, dass überbordender Optimismus nicht immer angeraten ist. DA hilft es, wenn jemand wie Gregor Pallast mal ein wenig genauer hinschaut, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, ob es überhaupt das einzige Glas ist und wem es in Wirklichkeit gehört. Mit seinem neuen Programm „Ansichtssache“, das jetzt im restlos ausverkauften Pantheon Premiere feierte, steigt der aufstrebende Bonner Kabarettist in die Tiefen von Wirtschaft und Finanzwelt hinab, berechnet die Effizienz von Smart und Leopard II und nimmt sich das Oligopol der Wirtschaftsprüfer zur Brust. Harter Tobak. Aber guter Stoff.

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Walter Sittler: Die allerletzte Zugabe

Dieter Hildebrandt war einzigartig. Ein brillanter Kabarettist, der mit scharfem Witz das Groteske in der Welt entlarvte, der sich über Zu- und Missstände wunderte und der diese bissig kommentierte. Vor sechs Jahren hat er sowohl die Bühne als auch das Leben verlassen – doch sein Werk wirkt weiter fort. Dank Walter Sittler. Der Schauspieler hat nicht nur auf Bitten von Hildebrandts Witwe dessen „Letzte Zugabe“ eingelesen, sondern sie inzwischen auch in ein Bühnenprogramm verwandelt, mit dem er bereits mehr als 75. Vorstellungen gegeben hat. Nun war der 66-Jährige auch im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ in Bonn zu Gast und hat dabei etwas vollbracht, was selbst Sittler einst für unmöglich hielt: Er hat den Hildebrandt zumindest für zwei Stunden wieder auferstehen lassen und den Altmeister an einigen neuralgischen Stellen sogar vorsichtig aktualisiert. Eine Meisterleistung. Und ein Genuss.

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Triosence: Musik im Sternbild Skorpion

Lyrische Melodien plätschern entspannt vor sich hin, Welle um Welle, ein Meer von traumhaften Tönen, die gemächlich an die Ufer der Wirklichkeit schwappen und Takt für Takt neue Bilder mit sich bringen. Señor Benedito taucht auf, der auf seinem eigenen Parkhaus wohnt und leidenschaftlich gerne mit Frauen flirtet; eine arabische Prinzessin reitet durch den Sand; und über allem geht das Sternbild Skorpion auf, eine uralte Konstellation, die in manchen Kulturen den Frühling ankündigt. Und den bringen Triosence mit ihrem aktuellen Album „Scorpio Rising“ ohne Zweifel mit.

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Doro: Blut, Schweiß und Rock 'n' Roll

Die Haare fliegen, die Hände beben, die Bässe wummern: Wenn die Königin des Metal Hof hält und ihre Power-Hymnen erschallen lässt, wird es laut. Niemand geringeres als Doro Pesch ist an diesem Abend ins Bonner Brückenforum gekommen, um ihre 35-jährige Regentschaft über die harten Takte zu feiern und ihre Fans einmal mehr zu einer Gemeinschaft zusammenzuschweißen, die mehr umfasst als nur die üblichen Kuttenträger. Dafür ist die 55-Jährige einfach zu lange im Geschäft. An Energie mangelt es ihr deswegen aber noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Ob sie nun auf Wacken vor 80.000 Menschen spielt oder im gut gefüllten Brückenforum mit seinen gut 1000 Besuchern, Doro gibt für ihre Fans alles. Echter Metal, sagt sie lachend, besteht nun einmal aus Blut, Schweiß und jeder Menge Rock 'n' Roll. Und wenn man ersteres opfern muss, um letzteres spielen zu können, dann ist das ein guter Tausch.

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Max Mutzke & SWR Big Band: Freunde in Schwarz

Für eine Überraschung ist Max Mutzke immer gut. Seit der charmante Sänger vor mehr als drei Jahren im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ erstmals einen beliebigen Gast einladen durfte und sich für niemand geringeren als Thomas Quasthoff entschied, ist dem Publikum bewusst, dass ein Besuch in der regelmäßig stattfindenden Show des 38-Jährigen garantiert spannend und in der Regel ein musikalischer Hochgenuss wird. Doch selbst nach dem unerwarteten Besuch von Stefan Raab bei der letzten Ausgabe von „Max Mutzke & Friends“ war niemand auf den vergangenen Freitag vorbereitet. Nicht ein, nicht zwei, nicht drei, nicht vier Freunde waren an diesem Abend nach Bonn gekommen – sondern 20. Neben den „Suggahdaddies“ Fontaine Burnett und Johannes Papilaja hatte Mutzke nämlich kurzerhand die SWR Big Band in die Bundesstadt geholt und es mit dieser phänomenalen Besetzung so richtig krachen lassen.

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„Cyrano“: Die Poesie der Nase

Briefe über Briefe fliegen durch den Kuppelsaal im obersten Stock der Thalia-Buchhandlung, rote, blaue, gelbe, eine Flut von geschriebenen Worten voller Poesie und Gefühl. Ein Liebesbeweis nach dem nächsten gelangt auf diesem Wege zu Roxanne, die angesichts der romantischen Botschaften und zärtlichen Andeutungen dahinschmilzt. Die Worte sind es, die sie rühren – und doch ist es die Optik, die sie wählt. Denn Schönling Christian, dem sie ihr Herz geschenkt hat, könnte diese Zeilen beim besten Willen nicht verfassen. Das gelingt nur ihrem Cousin Cyrano de Bergerac, dessen Feder so flink ist wie seine Klinge, dessen Zunge so spitz und dessen Herz so groß ist wie seine Nase. Weil er sich seines Zinkens schämt, hilft er Christian bei der Eroberung von Roxanne, auch wenn seine Liebe dadurch unerwidert bleibt. Ein tragischer Stoff. Und zugleich ein unglaublich komischer, wie das Euro Theater Central nun mit der Inszenierung von Laura Tetzlaff eindrucksvoll unter Beweis stellt.

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Kantorei & Kammerorchester Röttgen: Weg zur Vollendung

Die Thomaskirche in Röttgen ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle Stühle und Bänke sind besetzt, die Zwischenwände offen, und auch im Altarraum ist jedes Fleckchen belegt. Immerhin sind mit der Kantorei und dem Jugendchor jener Gemeinde, der Jesus-Christus-Kantorei Witterschlick und dem Erweiterten Kammerorchester Röttgen gut 120 Musiker an diesem Volkstrauertag zusammengekommen, um eine Messe der besonderen Art zu zelebrieren, eine, die den vollendeten Klang eines unvollendeten Lebens preist und den ewigen Frieden beschwört. Ein berührendes Anliegen, das bei der Gemeinde Eindruck hinterlässt.

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„Methodisch Inkorrekt“: Im Dienste der Wissenschaft

Mit Esoterik können Reinhard Remfort und Nicolas Wöhrl nichts anfangen. Alles nur Geschwurbel, alles nur Quatsch, und im schlimmsten Fall glauben die Leute auch noch lieber daran anstatt an die fundierte Wissenschaft – vor allem dann, wenn „alternative Fakten“ ins Spiel kommen. Die beiden promovierten Physiker haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, dagegen vorzugehen und Aufklärung zu betreiben. Seit mehr als sechs Jahren pflegt das Duo seinen überaus erfolgreichen Podcast „Methodisch Inkorrekt“, seit 2018 ist es auch mit einer Live-Show unterwegs. Im ausverkauften Pantheon zeigen die beiden selbsternannten „Rockstars der Wissenschaft“ nun, was hinter intelligentem Wasser steckt, offenbaren die Geheimnisse der Quantenheilung und demonstrieren die Kraft des Vakuums. Ein lehrreicher Abend – wenn auch mit kleinen Schwächen.

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Wolf Maahn: Vom Billionär zum Visionär

Die Welt ist aus dem Gleichgewicht. Überall globale Krisen und soziale Probleme, die es zu lösen gilt – doch diejenigen, die helfen könnten, scheffeln lieber weiter Geld. Unfair, findet Wolf Maahn und singt mit seinem kommenden Album „Break Out Of Babylon“ dagegen an. In der Harmonie hat der Singer-Songwriter nun den Auftakt zur aktuellen Tour gefeiert und erstmals einige der neuen Songs der Öffentlichkeit präsentiert.

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„Oh Alpenglühn“: Wahnsinn in den Bergen

Einfach mal ausspannen. Raus aus dem ganzen Wahnsinn, aus dem Alltag, aus den Zwängen der modernen Welt mit Manager, Presse und Gatten. Ein bisschen Wellness, mehr will die Musical-Diva Charlotte (Charlotte Heinke) gar nicht. Stattdessen der Horror: Was ihr als kleines, aber feines Fünf-Sterne-Hotel verkauft wurde, ist in Wirklichkeit eine einsame Almhütte, in der Jungbauer Leopold (Benjamin Sommerfeld) das Zimmer seiner verstorbenen Mutter vermietet. Geht ja gar nicht. Oder doch? Immerhin scheint der bayrische Bub trotz einer rauen Schale ein charmanter Kerl zu sein. Doch hinter der Idylle lauert das Grauen – und hinter dem vermeintlichen musikalischen Lustspiel „Oh Alpenglühn“, das derzeit in Malentes Theaterpalast zu sehen ist, der schier bodenlose Abgrund des Trashs.

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Basta: Hüpfdohlen und Goldkehlchen

Manche Ratschläge sind schlichtweg unbezahlbar. „Es hilft nichts, auf der Wage den Bauch einzuziehen“ gehört nicht dazu. Dennoch johlt das Publikum im Pantheon, bejubelt die gesungenen Weisheiten von Basta, die in gewohnter a-cappella-Manier ein bisschen Farbe in das Leben der Menschen bringen wollen und dabei selbst vor albernen Plattitüden nicht zurückschrecken. Die Reaktionen sprechen schließlich für sich. Dabei können die Fünf, die bis heute zu den erfolgreichsten Formationen ihres Genres zählen, sehr viel mehr – und in den besten Momenten ihres neuen Programms zeigen sie eine zum Teil inhaltliche, vor allem aber durchgehend musikalische Reife, die ihm überaus gut zu Gesicht steht.

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Malina Moye: Ohrenbetäubend, aber gut

Es ist laut. Sehr laut. Zu laut. Die Bässe wummern, das Schlagzeug schmettert, beides viel zu übersteuert für die doch recht überschaubare Harmonie. Der Klang türmt sich immer wieder zu hohen Wellen auf, die das Publikum bedrohen und alles andere unter sich begraben – inklusive der Sängerin und Gitarristin Malina Moye, die eigentlich der Star des Abends sein sollte und stattdessen darum kämpfen muss, akustisch zur Geltung zu kommen. Ausgerechnet sie, die im vergangenen Jahr die US-Billboard-Bluescharts stürmte von Kennern zu den aufregendsten Gitarristinnen der Bluesrock-Welt gezählt wird, kann sich nur mit Mühe behaupten. Schade. Denn immer dann, wenn sie nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören ist, erweist sie sich als vielseitiges Energiebündel, die auch in einem Stadion für Begeisterung sorgen könnte.

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Masha Bijlsma Quartet: Charmante Scat-Dame

Ein paar ungewöhnliche und zugleich schöne Standards, ein wendiger Pianist und eine souveräne Sängerin: Der Auftritt des Masha Bijlsma Quartetts hat am vergangenen Montag vor allem Liebhaber von ebenso elegantem wie entspanntem Bar-Jazz angesprochen, die auch mal abseits der swingenden Evergreens auf Entdeckungsreihe gehen wollen. Die Niederländerin mit der emblematischen Kappe und der Leidenschaft für Scat-Gesang hat sich dabei im Rahmen der Reihe Jazz in Concert mit Martin Sasse zusammengetan, dessen federleichtes Spiel immer wieder ein Genuss ist und auch an diesem Abend einige Gäste in die Lounge des Beueler Kleinkunsttempels gelockt hat. Eine reizvolle Kombination, die ergänzt durch den Bassisten Martin Gjakonovski und den Schlagzeuger Dries Bijlsma die Balance zwischen Traditionsbewusstsein und modernem Anstrich geschickt zu wahren verstand.

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Starbugs Comedy: Teletubbies mit Fön-Frisuren

Worte werden überbewertet. Playback reicht schließlich auch. Zumindest für Starbugs Comedy. Das Trio aus der Schweiz muss keine großen Reden schwingen, damit das Publikum im Pantheon vor Lachen auf dem Boden liegt – gezielt gesetzte Sound-Effekte und eine Unmenge an Song-Zitaten reichen völlig aus. Selbst wenn es um die Vorstellung von Fabian Berger, Wassilis Reigel und Martin Burtscher geht, die mit ihrem zweiten Programm „Jump“ derzeit die Hallen füllen, bedarf es keiner ausführlichen Biographie, sondern nur dreier Worte. „Hello! It's me“. Damit wäre zu den großartigen Clowns eigentlich alles gesagt.

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„Kollegen“: Gut geröhrt ist halb gewonnen

Die Platzhirsche sind auf dem Vormarsch. „Ich bin der Chef“, röhren sie durch das Büro-Biotop und sind mit ihrem Dominanzgebaren der natürliche Feind der Kollegialität. Andererseits hat die ohnehin ihre Tücken, ist sie doch Brutstätte von Lästerei und Nörgelei, von gestörten Verhältnissen und ebensolchen Gestalten. Kurzum die perfekte Grundlage für Andreas Etienne, Michael Müller und Cosima Seitz, die beim dritten „Kollegen“-Programm im Haus der Springmaus einmal mehr die Niederungen der Arbeitswelt aufzeigen, in allerlei gnadenlos überdrehten Sketchen dem Chaos huldigen und die Schonzeit für beendet erklären.

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„Song Trang“: Gemeinschaft im Fluss

Das Dorfleben ist die Seele der vietnamesischen Kultur. Die idealisierte Idylle zwischen dem lebensspendenden Fluss und dem auf- und abnehmenden Mond ist so tief in der Bevölkerung des südostasiatischen Staates verwurzelt, dass selbst das quirlige, pulsierende Leben einer Metropole wie Hanoi nur oberflächliche Veränderungen in den Menschen bewirkt. Der viel beschworene Kontrast zwischen Stadt und Land? Ist eigentlich nicht vorhanden. Und so hat sich Regisseur Knut Gminder bei der Produktion der GOP-Varietéshow „Sông Trăng“ ganz bewusst dagegen entschieden, das ursprüngliche Konzept zu verfolgen und den Artisten der vietnamesischen Zirkus-Förderation eine Dualität aufzuerlegen, die sie gar nicht zu spüren scheinen. Stattdessen hat er sie einfach machen lassen und auf diese Weise einen faszinierenden Abend voller Ästhetik und Poesie geschaffen, der ganz anders ist als die üblichen GOP-Programme. Und gerade deshalb so bezaubernd.

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Blues Family: Zwölftakter im Blut

Blues ist dicker als Wasser. Mit nur zwölf Takten kann er Menschen verbinden, kann sie berühren und begeistern und ihnen im besten Fall eine Familie bieten, die sich über die Musik definiert. So haben auch Big Daddy Wilson, Abi Wallenstein, Kai Strauss und Dave Goodman zusammengefunden, vier Ausnahmekünstler, die jetzt in der Harmonie ein gemeinsames Konzert gegeben und dabei alle Spielarten des Blues bedacht haben. Ein bisschen Rock, ein bisschen Soul und ganz viel Gefühl, hervorgebracht von einem Quartett aus Virtuosen, die sich hervorragend ergänzen. Was will man mehr?

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Simon & Jan: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Ach Mensch! Da kommen Simon und Jan schon mit einem optimistischen Programmtitel daher, und dann kommen doch nur wieder melancholisch-kritische Lieder dabei heraus. „Alles wird gut“, verspricht das kabarettistische Liedermacher-Duo mit traurigem Blick. Irgendwann. Vielleicht. Wenn die Menschen ihre systematische Verelendung realisieren und aufhören, die Fehler von früher auf einmal wieder für gute Ideen zu halten. Kurzum dann, wenn Hirn vom Himmel regnet und all die rechtsgerichteten Wähler merken, dass das Ignorieren von Fakten und das Folgen von braunen Idioten in Deutschland bereits hinreichend ausprobiert worden ist. Nun, man wird ja noch träumen dürfen.

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KaMa Quartett + Jin Jim: Transzendenz der Flöte

An Jin Jim führt derzeit im Jazz kaum ein Weg vorbei. Das Quartett um den Querflötisten Daniel Manrique-Smith absolviert einen Auftritt nach dem nächsten und übertreibt es mit der Omnipräsenz fast ein wenig. Andererseits sind die Virtuosität und die Spielfreude der Band immer wieder ein Erlebnis, so wie jetzt auch in der Harmonie, wo Jin Jim ein Doppelkonzert mit dem KaMa Quartet von Katharina Maschmeyer bestritten hat. Eine bemerkenswerte Kombination, die dem Publikum sowohl Gegenwart als auch Zukunft es Jazzrock offenbarte, einen Conga-Veteranen präsentierte – und eine transzendierte Flöte.

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„Draußen vor der Tür“: Das Trauma der Zurückgekehrten

Jeder Krieg schafft nur Verlierer. So wie Beckmann. Der Protagonist von Wolfgang Borcherts aufwühlendem Nachkriegs-Drama „Draußen vor der Tür“, das nun im Kleinen Theater Bad Godesberg gezeigt wird, ist ein Jedermann ohne Perspektive, ohne Zukunft, ohne Plan, ein Vertreter all jener Heimkehrer, die nach dem zweiten Weltkrieg vergeblich versuchten, wieder im Alltag Fuß zu fassen. Zumal es Beckmann schwer erwischt hat: Drei Jahre war er in Gefangenschaft, drei Jahre in Sibirien, während sich in der Heimat die Welt weitergedreht hat, ohne ihn. Jetzt ist er zurück und steht vor den Scherben seiner Existenz. Für ihn gibt es keinen Platz, ihm sind alle Türen verschlossen, ist er doch eine Art Wiedergänger, einer, den alle anderen bereits aufgegeben haben. Seine Frau hat einen neuen Mann gefunden, die Eltern haben sich das Leben genommen, Freunde scheint er nie gehabt zu haben. Und sich etwas aufbauen? Wie denn? Außer Krieg hat er ja nichts gelernt. Und so torkelt Beckmann durch die Trümmer seines Lebens, sucht nach einem Sinn – und findet am Ende doch nur den Tod.

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Michael Hatzius: Seelenrettung auf Echsen-Art

Die Menschheit ist am Abgrund. Mal wieder. Scheitert an sich selber und an all den Konzepten, die sie sich mühsam überstülpt und mit denen kein anderes Lebewesen etwas zu tun haben will. Krieg zum Beispiel. Braucht kein Schwein. Aber die Menschen. Die Konsequenz ist, dass man sie eines Besseren belehren muss, und zwar durch einen Weisen, der Buddha zumindest intellektuell locker in den Schatten stellen kann: Die Echse. Sie, die schon beim Urknall da war, die die Erde von einer Scheibe zu einer Kugel verformt hat (sehr zur Freude eines urzeitlichen Bowling-Teams) und die mit allen Göttern per du ist, will nun Seelenrettung betreiben und als Echsoterik-Oberguru ihre Gefolgschaft auf eine höhere Bewusstseinsebene bringen. Im Haus der Springmaus hat sie nun gemeinsam mit ihrem treuen Schatten Michael Hatzius ihre Botschaften verbreitet – und dabei alles getan, um so richtig abzusahnen.

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Laurence Jones: Der Blues hat den Soul

Gemäßigter soll er sein, stromlinienförmiger, mehr dem Mainstream zugewandt. Alles Quatsch. Ja, natürlich klingt Laurence Jones auf seinem aktuellen Album „The Truth“ weitaus eingängiger als früher, hat die rauen Kanten seines Gitarrenspiels einer kleinen Politur unterzogen und den einst dreckigen Sound in den Wassern von Miami gewaschen, um auch im Radio präsent sein zu können – doch zumindest live verfügt der 27-Jährige auch weiterhin über eine beachtliche Kraft, die er nur zu gerne in exquisite Soli gießt. In der Harmonie hat Jones sich nun gereift gezeigt, deshalb aber nicht weniger aufregend als noch zu jener Zeit, als er mit der Blues Caravan unterwegs war. Ganz im Gegenteil: Der Brite streckt zunehmend seine Fühler auch in benachbarte Genres aus, greift beherzt beim Soul zu, holt sich eine Background-Sängerin an seine Seite und kreiert auf diese Weise eine Mischung, an der sich höchstens Hardcore-Blues-Puristen stören könnten.

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Konrad Beikircher: Die Wahrheit über Ludwig

Ach ja, Beethoven. Eine Lichtgestalt, wenn man Musikliebhaber, -wissenschaftler und Musiker fragt, einer der größten wenn nicht gar der größte Komponist überhaupt. Und gebürtiger Bonner, das sollte man im Gegensatz zu manchen Journalisten und Bundespräsidenten nicht vergessen. Doch er war eben auch der Ludwig – und dem widmet sich nun Konrad Beikircher, der rechtzeitig zum 250. Geburtstag Beethovens im kommenden Jahr ein Buch und ein neues Programm über den Menschen hinter der Maske des Genies geschrieben hat. Im Pantheon hat er nun sein „Dat dat dat darf“ vorgestellt und in gewohnt lockerer Art allerlei Verzällchen und Anekdötchen zum Besten gegeben, die auch die Schattenseiten des vermeintlich unberührbaren Titanen beleuchten.

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Onkel Fisch: Überall nur braune Soße

Reden oder kämpfen, das ist hier die Frage. Beides wird im Umgang mit Populisten schließlich gerne empfohlen, aber es kann ja kaum beides richtig sein. Zumindest nicht, wenn es nach Adrian Engels und Markus Riedinger geht. Die beiden Kabarett-Clowns, die als „Onkel Fisch“ schon seit 25 Jahren das politische Geschehen in der Welt auf ihre ganz eigene Art und Weise kommentieren und durch den Kakao ziehen, nehmen sich in ihrem aktuellen Programm die AfD-Wähler und sonstige seltsame Gestalten vom rechten Rand zur Brust, sind sich aber über die Wahl der Erziehungsmethoden nicht so ganz einig. Der eine will aufklären, der andere zuschlagen und Grenzen ziehen. Doch so einfach ist das nicht mit dem Populismus und dem Denken aus dem Bauch statt aus dem Kopf – und so verheddern sich Onkel Fisch ausgerechnet bei dieser Thematik ein bisschen zu oft in den Fallstricken des Nonsens, statt mit messerscharfer Satire das Problem zu sezieren.

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Vocaldente: Salzen nicht vergessen

Gesanglich abheben: Das Ziel von Vocaldente ist klar umrissen. Ihr neues Programm „In the Air“, das das a-cappella-Quintett im Rahmen einer Vorpremiere im Haus der Springmaus einem Stresstest unterzog, soll die Herren in neue Sphären katapultieren, und zwar sowohl in Deutschland als auch in Indien. Ein schöner Plan, der spätestens in dem Moment aufging, in dem Bass Tobias Pasternack zu den Klängen von „Spiel mir das Lied vom Tod“ ans Mikro trat und volltönend „Ghost Riders In The Sky“ anstimmte. Die Spannung hielt, das Arrangement war brillant, und die gelegentlichen komischen Einwürfe kamen eher lapidar daher, statt durch besondere Mimik und Gestik dem Publikum quasi aufgezwungen zu werden. Sollte eigentlich selbstverständlich sein. Doch obwohl Vocaldente in ihren besten Momenten gesangliche Meisterleistungen erbringen, fehlt den Hannoveranern zu oft der richtige Biss. Und die nötige Würze.

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17 Hippies: Für alles offen

Die Bühne ist voll, noch bevor die Band sie betreten hat. Banjo, Saxofon, Posaune, Tuba, Trompete, Ukulele, Bouzouki, Geige, Waschbrett, Akkordeon, singende Säge, all das und noch einige weitere Instrumente warten auf die 17 Hippies, die in der ausverkauften Harmonie ihr aktuelles Album „Kirschenzeit“ vorstellen wollen und dabei wie gewohnt so ziemlich alles miteinander vermischen, was die europäische Musik im weitesten Sinne geprägt hat. Grenzen gibt es dabei nicht: Wenn die Berliner Band loslegt, verbinden sich Klezmer und Polka, Tango und Bluegrass, französischer Chanson und Techno und Ska und deutsches Liedermachertum zu einer einzigartigen Melange, die die 17 Hippies seit 23 Jahren auszeichnet und die immer noch hervorragend ankommt, auch wenn die Protagonisten mittlerweile ein wenig ruhiger geworden sind. Gereifter. Aber nicht weniger leidenschaftlich.

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„Let's Burlesque“: Sinnlich-skurriles Vergnügen

Mieder fliegen, Schampus spritzt, nackte Haut trifft auf Glanz und Glitzer und vor allem auf jede Menge lustvoller Musik: „Let's Burlesque“ ist mal wieder in der Stadt und verwandelt das Pantheon mit einem Augenzwinkern und einer ordentlichen Dosis Erotik in einen verführerischen Sündenpfuhl, in dem alles erlaubt ist, was Spaß macht. Ein Paradies für seltsame Vögel und heiße Entblätterungskünstlerinnen, die geschmackvoll mit dem Verlangen spielen und das Publikum in eine skurrile, kokette und frivole Welt voller Sinnlichkeit entführen. Das ist Burleske in Perfektion. Und darauf verstehen sich Miss Evi und ihre scharfe Truppe wirklich meisterhaft.

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Jessy Martens: Nicht mehr sexy, sondern cool

Die Freude an der Musik ist spürbar, die Lust am Auftritt und an der Interaktion mit dem Publikum. Authentisch wirkt es, ehrlich, so wie Jessy Martens auf der Bühne der Harmonie singt und tanzt, röhrt und säuselt. Einfach nur mechanisch ein Konzert nach Schema F abliefern, professionell aber distanziert, das würde irgendwie nicht zu der 32-Jährigen passen, die nach einer Baby-Pause jetzt wieder durchstarten will. Schließlich hat sie einen Ruf zu verteidigen. 2012 hat sie immerhin sowohl den Deutschen Rockpreis als auch den German Blues Award abstauben können, letzteren zwei Jahre später erneut, ebenso wie den Sieg bei der German Blues Challenge. Da muss man doch dran anknüpfen können. Das aktuelle Album „Tricky Thing“ soll der Hamburgerin Auftrieb geben, das und ihre liebenswerte Art. Ein Plan, der mitunter wunderbar funktioniert – zumindest wenn Martens die Sau rauslässt.

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Willy Astor: Sprachlicher Schabernack

Willy Astor liebt die deutsche Sprache – aber heilig ist sie ihm nicht. Ganz im Gegenteil. Wenn der 58-Jährige sich mit Worten beschäftigt, ist kein Buchstabe sicher. Alles kann von ihm verfremdet werden, so lange nur ein Gleichklang (oder das, was dank eines entsprechenden Dialekts für einen solchen gehalten wird) bestehen bleibt, irgendeine phonetische Parallele zwischen Begriffen, auf die sich der Münchner Kabarettist stürzt wie der Hai auf ein wehrloses Robbenbaby. Im Pantheon legt Astor nun vor ausverkauftem Haus einmal mehr los, verweist nach einem Besuch in der Apotheke auf die Islamoosierung des Abendlandes, betont die Bedeutung sorgfältiger Profi-Lachse und entfleucht im Urlaub nicht etwa auf die Eskapaden, sondern zusammen mit Jack, Jim und Kai auf die Spirituosen. Na denn Prost.

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Crossroads: Der Groove der Oranje

Der dritte Tag des Crossroads-Festivals in der Harmonie ist orange. Stimmung, Publikum, Band und teilweise auch Licht, alles passt zusammen und verweist auf die Niederlande, die an diesem Abend sowohl das Bild als auch die Musik prägen. Immerhin stehen mit Jett Rebel und De Staat zwei echte Superstars der holländischen Rock-Szene auf der Rockpalast-Bühne, die stilistisch zwar weit auseinanderliegen, aber gerade deswegen hervorragend dafür geeignet sind, die Flagge der Kreativität und des Grooves im Namen der Oranje hochzuhalten. Was im Großen und Ganzen hervorragend gelingt.

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Crossroads: Von Null auf Hundert in nur drei Songs

Die ersten Töne können täuschen. Vor allem wenn sie von einer Band kommen, die seit 35 Jahren in Australien einen hervorragenden Ruf genießt und daher so einige Überraschungen in petto hat. The Black Sorrows haben bei ihrem Auftritt im Rahmen des Crossroads-Festivals auf jeden Fall so manchen Gast genussvoll vorgeführt: Der anfängliche Tanztee-Bluesrock mit Country-Anstrich, mit dem die Formation um Frontmann Joe Camilleri das Publikum in der Harmonie in Sicherheit wiegt und der auch ein Problem mit einem Mikrofon verzeiht, verschwindet schnell zu Gunsten eines druckvollen, energiegeladenen Sounds, bei dem das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten wird und der niemanden kalt lässt. Klasse.

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Crossroads: Riot Girls und Rock-Hypnose

Drei aufstrebende Schwestern mit jeder Menge Feuer treffen auf vier hypnotische Stoner-Rock-Veteranen: Das Crossroads-Festival des WDR Rockpalasts, das zweimal im Jahr in der Harmonie aufregende und abwechslungsreiche Bands präsentiert, hat zum Auftakt der aktuellen Ausgabe zwei Formationen auf die Bühne geholt, die es auf ganz unterschiedliche Weise krachen lassen, die einen auf den Punkt, die anderen mit viel Liebe zum Detail. Beides hat seine Berechtigung. Und beides gewisse Schwächen.

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Carl Carlton: Der Gesang der Blues-Hunde

Unter Musikerkollegen genießt Carl Carlton einen hervorragenden Ruf. Der Ostfriese ist eine feste Größe in der Rock- und Pop-Welt, Stamm-Gitarrist bei Lindenberg, Westernhagen und Maffay – und das ist nur der Anfang einer illustren Liste von Stars, die gerne auf die Dienste des 64-Jährigen zurückgreifen. Mit Eric Burdon hat er das Album „Soul Of A Man“ aufgenommen und mit Robert Palmer das Grammy-nominierte „Drive“, war mit Joe Cocker auf Tour und hat angeblich einmal Bruce Springsteen abgesagt. Seine eigene Band, die Songdogs, sind dabei in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen. Doch jetzt, mehr als zehn Jahre nach der letzten Tour, hat Carlton sie wieder zusammengetrommelt und dabei auch der Harmonie einen Besuch abgestattet.

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Gerd Dudenhöffer: Heinz Beckers dunkelste Stunde

Fahl sieht er aus, der Heinz Becker. Ein Häufchen Elend im schwarzen Anzug, der da am heimischen Küchentisch sitzt und trauert. Gerade erst ist er heimgekommen, allein in seiner dunkelsten Stunde, hat Abschied nehmen müssen von seiner Hilde, die ganz unerwartet das Zeitliche gesegnet hat. Ein Schock, der selbst einem Nörgler und Besserwisser wie dem Becker-Heinz zu schaffen macht. Immerhin ist jetzt alles anders. Die Zuversicht, dass da jemand ist, der kocht und wäscht und Ordnung hält, ist einer verzweifelnden Hilflosigkeit gewichen, und erst so langsam dämmert es Heinz, was er an seiner Frau hatte. Und was ihm nun fehlt.

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Gorilla Funk: Silberrücken im Großstadtdschungel

Die Affen sind da, und sie wollen Party machen: Das neu gegründete Duo Gorilla Funk, das der Kölner Musiker Albert N'Sanda und der Culcha-Candela-Sänger Johnny Strange erst vor kurzem aus der Taufe gehoben haben, hat in der Bonner „Harmonie“ eines seiner ersten Konzerte gegeben, mit treibenden Beats unter frischen Dancehall-Phrasen und jeder Menge Energie. Normalerweise also ein Erfolgsrezept. Doch zeigt sich einmal mehr, dass aller Anfang schwer ist. Denn obwohl N'Sanda und Strange alles richtig machen und zumindest letzterer wahrlich kein Unbekannter in der Musikszene ist, war das Konzert eher mäßig besucht. Zu Unrecht, wie der Abend zeigte.

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Anne Folger: Schminktipps mit Beethoven

Auch Konzertpianisten müssen mit der Zeit gehen. Und mit der Werbeindustrie. Möglichkeiten gibt es schließlich genug, vor allem in jenen Stücken, die nicht schon an den Rand vollgepackt sind mit Noten. Debussys „Clair de la Lune“ zum Beispiel hat noch mehr als genug Platz für ein bisschen Schleichwerbung. Hier ein Jingle, da ein Klingelton, schon rollt der Rubel. Insbesondere in China, wo während eines Konzerts ohnehin alle Mobilgeräte online bleiben. Anne Folger hat es ausprobiert und ist seitdem überzeugte Vermarkterin in Sachen Klassik.

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