Masha Bijlsma Quartet: Charmante Scat-Dame

Ein paar ungewöhnliche und zugleich schöne Standards, ein wendiger Pianist und eine souveräne Sängerin: Der Auftritt des Masha Bijlsma Quartetts hat am vergangenen Montag vor allem Liebhaber von ebenso elegantem wie entspanntem Bar-Jazz angesprochen, die auch mal abseits der swingenden Evergreens auf Entdeckungsreihe gehen wollen. Die Niederländerin mit der emblematischen Kappe und der Leidenschaft für Scat-Gesang hat sich dabei im Rahmen der Reihe Jazz in Concert mit Martin Sasse zusammengetan, dessen federleichtes Spiel immer wieder ein Genuss ist und auch an diesem Abend einige Gäste in die Lounge des Beueler Kleinkunsttempels gelockt hat. Eine reizvolle Kombination, die ergänzt durch den Bassisten Martin Gjakonovski und den Schlagzeuger Dries Bijlsma die Balance zwischen Traditionsbewusstsein und modernem Anstrich geschickt zu wahren verstand.

Die gemütliche Atmosphäre der Lounge kommt dem Konzertformat entgegen. Zugegeben, Bijlsmas Stimme zählt nicht zu jenen, die man immer und überall heraushören könnte, verfügt aber doch über eine beachtliche Bandbreite und vor allem in den tieferen Lagen über ein charismatisches Timbre. Swingende Nummern wie „I Didn't Know What Time It Was“, gefühlvolle Balladen wie Michel Legrands „What Are You Doing With The Rest Of Your Life“ oder auch der leider etwas zu kurz kommende Blues liegen der 48-Jährigen, während modernere Kompositionen (etwa aus der Feder von Tony Lakatos) ein wenig bemüht wirken. Dies mag aber auch an der Band im Hintergrund liegen, die zwar für eine durchweg schöne Begleitung sorgt, sich solistisch aber mitunter schwer tut. Martin Sasse ist dabei die Ausnahme, er lässt einfach seine Finger tanzen und lässt so eine intensive Melodielinie nach der anderen entstehen – doch Gjakonovski und erst recht Dries Bijlsma, die im Kollektiv immer wieder kreative Impulse setzen und die klaren Strukturen mit spannenden Klangfarben anreichern, verheddern sich immer dann, wenn sie zu viele Freiräume haben. So versucht sich Bijlsma ausgerechnet bei „Tender As A Rose“ an modernen Patterns und bringt dadurch eine Unruhe in die zarte Ballade, die der feinfühligen Interpretation seiner Tochter Masha nicht gerecht wird. Bleiben die Musiker dagegen auf Linie, gelingen selbst John Coltranes „Africa“ oder das legendäre „A Night In Tunisia“ in einer eher ungewöhnlichen Fassung, die nichts desto trotz den Zauber von Miles Davis aufgreift und in etwas Neues, etwas Eigenes transformiert. Muss man auch erst einmal hinbekommen. Letztlich bejubelt das Publikum aber einen insgesamt stimmigen Abend mit der ein oder anderen Überraschung einer überzeugenden Sängerin.

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