Bobby McFerrin & Chick Corea: Chorstunde mit Jazzlegenden

Eine Jam-Session soll es sein, bei der jeder mitmachen kann, wenn er nur will. Und sich traut. Denn wenn auf der Bühne der Philharmonie Köln mit Vokalkünstler Bobby McFerrin und Piano-Großmeister Chick Corea zwei Jazz-Legenden sitzen, deren Improvisationskunst man mit einem gewissen Maß an Ehrfurcht lauscht, erfordert er einiges an Mut, um sich dazuzugesellen. Doch das Duo, das im Rahmen seiner aktuellen Europatour am vergangenen Freitag in der Domstadt war, meinte das Angebot ernst – und schaffte es tatsächlich, sowohl das Publikum in seiner Gesamtheit als auch drei Solisten zu motivieren, das Konzert zu bereichern.

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„Vom Lohn der Fleißigen“: Nachtschicht-Express in die Anarchie

Im Hostel ist die Hölle los. Obdachlose hausen in den Zimmern, die Heizung ist nur aufgemalt, das Klo verstopft. Und im Foyer zelebriert eine recht sonderbare Truppe Nacht für Nacht den Sieg von Chaos und Anarchie. Warum, wird nicht so wirklich klar: Zwar will die spritzige Komödie „Vom Lohn der Fleißigen“ des Autors Chris Nolde, die das von ihm vor sieben Jahren gegründete studentische Ensemble S.U.B.-Kultur unter der Regie von Marcus Brien jetzt im Kuppelsaal des ehemaligen Metropol-Theaters aufgeführt hat, eigentlich kritische Töne anschlagen und sich gegen Ausbeutertum und Engstirnigkeit positionieren, verstrickt sich dabei aber öfters in argumentatorische Widersprüche und Floskeln. Ein sinnstiftendes Ziel verfehlt das Stück somit – unterhalten kann es aber dank eines spielfreudigen Ensembles und zweier exzellenter Hauptdarsteller dennoch bestens.

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Alice Cooper: Ein guter Tag zum Sterben

Zack! Da fällt die Guillotine. Und Alice Coopers Kopf landet unter dem Jubel der Menge im Korb. Zum Glück nur vorübergehend, denn kein Grab kann den legendären Show-Rocker lange halten. Auch auf dem Bonner Kunst!Rasen, wo der 67-Jährige sein einziges Deutschland-Konzert in diesem Jahr gab, lässt die Auferstehung nicht lange auf sich warten. Einmal kurz dem Sensenmann den Mittelfinger zeigen und weiter rocken: Diese Art der Unsterblichkeit lebt Alice Cooper vollends aus. Zum  Glück. Mit einer phänomenalen Bühnenshow samt Boa Constrictor und Frankensteins Monster, Zwangsjacke und Voodoo-Outfit, lebendigem Hardrock und gespieltem Schrecken sorgte der Fürst der Finsternis für eines der Highlights in der Open-Air-Saison.

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Angus & Julia Stone: Vorsicht, zerbrechlich!

Es ist still auf dem KunstRasen. Mucksmäuschenstill. Ein andächtiger Moment. Vorne, auf der KunstRasen-Bühne, singt ein verstrubbelter junger Mann mit Pudelmütze, verträumter Stimme und leichtem Gitarrenspiel ein filigranes, fast schon zerbrechliches Liebeslied, während seine Schwester danebensteht, fast schon an ein scheues Reh erinnernd und nur ab und zu ihre Stimme zu einem feinen Harmoniegesang erhebend. Es ist die Magie von Angus und Julia Stone, dass diese Art von Musik jetzt und hier funktioniert. Bei richtigem Sommerwetter käme „Bella“ wie eine sanfte Brise daher, an diesem kalten Mittwoch wärmt der Titel stattdessen Herz und Seele. Genau der richtige Song zum Kuscheln also. Was eigentlich für das gesamte Konzert gilt.

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Rea Garvey: Gefangen zwischen Schmalz und Rock

Es gibt Tage, an denen alles von Anfang an perfekt ist. Und es gibt jene, an denen das Glück immer wieder nachhelfen muss, damit am Ende alles gut wird. Der vergangene Sonntag gehörte zu letzterer Kategorie: Das Konzert von Rea Garvey auf dem KunstRasen, das letztlich so entspannt verlief, schien sogar unter direkter Beobachtung von Fortuna zu stehen, die sicherstellen wollte, dass der Ire und seine gut 3500 Fans auch wirklich zusammenkamen. Die zuvor noch bestehende Unwetterwarnung, die am Nachmittag wegen kurzer, aber extrem heftiger Regenschauer ausgesprochen werden musste, löste sich im Sonnenlicht auf, und auch der Sänger selbst, der einen Flieger nach dem nächsten verpasste, trudelte 20 Minuten vor seinem geplanten Auftritt endlich auf dem Festgelände ein. „Dieser Tag ist magisch“, sagte Garvey denn auch. Und sorgte mit seinem musikalischen Feenstaub beim Publikum für Begeisterung.

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Christian Springer: Weltpolitik mit Bayernradl

Eigentlich soll jetzt Klartext gesprochen werden. Keine Maske mehr, keine Verstellung: Christian Springer hat in seinem neuen Programm die Schirmmütze seines Alter Egos, dem Kassenwart Fonsi, an den Nagel gehängt und meldet sich stattdessen selbst zu Wort, um Hirn und Seele seiner Heimat Bayern genau zu analysieren. „Oben ohne“ heißt der Abend bekennenderweise, mit dem er jetzt im Pantheon zu Gast war. Oben mit wäre besser gewesen. Denn auch wenn der Kabarettist und Autor (unter anderem für „Ottis Schlachthof“ und den „Bayerischen Kabarettpreis“) mitunter in atemberaubend absurder Erzählmanier so manches Problem von heute auf morgen zu lösen versteht und dabei all sein sprachliches Talent in die Waagschale wirft, fehlt es doch an vielen Stellen an Witz, Originalität und Kontinuität.

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Max Herre: Rap und Reggae gegen den Regen

Der Sonnenschein kam zumindest von der Bühne: Während der Himmel über dem Bonner KunstRasen am vergangenen Freitag seine Schleusen zwar nicht weit, aber permanent geöffnet hatte und das in Jacken, Capes und Planen gehüllte Publikum benetzte, sorgten Max Herre und seine MTV Unplugged KAHEDI Radio Show für entspannte Sommerstimmung der Extraklasse.  Feiner Soul, entspannter Reggae und prägnanter Hip Hop mit eleganter Streicher- und Bläser-Unterstützung ergossen sich ebenfalls über den gut 4000 Zuhörern, die entsprechend motiviert den störenden Regen kurzerhand wegtanzten. Nass, aber glücklich feierten sie das beachtliche Künstler-Kollektiv, das sich um den 42-Jährigen geschart hatte und mit herrlichem Orchestersound, brillanten Texten sowie einer ordentlichen Dosis Charme zu überzeugen verstand.

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Revolverheld: Streicheleinheiten für Harmoniesüchtige

Alles schön harmlos. Und ganz ohne Stress. Keine Konflikte, nur Friede, Freude, Harmonie. Musik, einfach die nicht weh tun soll: Mit gefühlvollen Balladen und gefälligen Partysongs hat die Poprock-Band Revolverheld gestern Abend das erste KunstRasen-Konzert des Jahres gegeben und dabei die gut 8000 Besucher ein ums andere Mal zum Jubeln gebracht. Zu Recht, denn egal wie man zu den Hits der Wohlfühl-Pistoleros steht, zu dem verklärten „Halt dich an mir fest“, der Fußball-Hymne „Helden 2008“ oder dem Heiratsantragshilfslied „Ich lass für dich das Licht an“ – die Live-Qualitäten der Hamburger Formation sind über jeden Zweifel erhaben. Mühelos nehmen die Jungs um Frontmann Johannes Strate das Publikum für sich ein, das ausgelassen jede Gelegenheit nutzt, um frenetisch mitzuklatschen und das ein oder andere „Ohohoh“ oder „Shalala“ mitzusingen. Oder auch gerne komplette Lieder. Textsicher genug ist die Menge ohnehin.

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„Das Fest“: Schlachtfest für Verdrängungskünstler

Eigentlich ist schon am Anfang alles kaputt. Die gute Laune der Besucher der Familienfeier anlässlich des 60. Geburtstags von Patriarch Helge (brillant: Bernd Braun) ist nicht mehr als eine hauchdünne, bereits rissige Fassade, mit der Wut, Abscheu und Erniedrigung notdürftig überdeckt werden. Verdrängung eben. Die schöne heile Welt der bürgerlichen Familie ist eine Illusion, unter der Missbrauch in all seinen Formen lauert: Das ist das große Thema in „Das Fest“, jenem Film des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg, der als erster die Regeln der Gruppe Dogma 95 befolgte und dadurch international bekannt wurde. Nun hat Martin Nimz den Stoff in den Kammerspielen inszeniert und dabei ein aufwühlendes Bild einer Gesellschaft gezeichnet, die an Wahrheit nicht interessiert ist, sofern sie ihr nicht mit Gewalt in den alkoholgetränkten Rachen gestopft wird. Ein trotz mancher Längen starkes Stück, das vor allem von der hervorragenden Ensemble-Leistung getragen wird.

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Zucchini Sistaz: Graziles Grünzeug mit Swing und Charme

Der Bass steht im Lampenschirm, die Gitarre hängt am Mantelständer, in der Posaune ruhen Blumen. Effektiv und effektvoll zugleich. Die drei grün gekleideten Besitzerinnen dieser Instrumente haben sich gerade in die Pause verabschiedet, angeblich um sich Mut antrinken für das Dutzen des Publikums im gut gefüllten Bonner Pantheon. Von wegen. Als ob das Trio das nötig hätte. Denn schüchtern wirken die Zucchini Sistaz, die singend-swingenden Münsteraner Gemüse-Sirenen mit den kecken Texten, nun wirklich nicht. Ganz im Gegenteil: Augenzwinkernd und verschmitzt sorgen Jule Balandat (Kontrabass), Sinje Schnittker (Trompete, Posaune, Glockenspiel) und Tina Werzinger (Gitarre) mit der Eleganz der 20er und 30er Jahre für Begeisterung, dabei immer wieder den Saal in ihre Stücke integrierend – und das alles mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit, die mit einer wie auch immer gearteten Zurückhaltung wenig zu tun hat.

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„Enigma-Variationen“: Ein Rätsel aus Wahrheit und Liebe

Was ist die Liebe? Ein gegenseitiges Missverständnis? Eine Antipode zur Wahrheit, auf Lügen errichtet und mit Illusionen genährt? Oder doch ein Gefühl, das sich darüber erhebt? Dieser Frage nehmen sich Gregor Pallast und Tamer Afifi vom Neuen Ensemble Bonn unter der Regie von Eva Gridi-Papp in dem Zwei-Personen-Stück „Enigma-Variationen“ von Éric-Emmanuel Schmitt an – und scheinen am Ende beiden Positionen etwas abgewinnen zu können. Denn auch wenn das im Raum schwebende Enigma, jenes Geheimnis um den frisch veröffentlichten Liebesbriefwechsel zwischen dem arroganten, zurückgezogen lebenden Literaturnobelpreisträger Abel Znorko (Pallast) und einer zunächst unbekannten Frau, das der sich als Journalist ausgebende Erik Larsen (Afifi) angeblich ergründen will, nach und nach in sich zusammenfällt, bleibt es doch doch zugleich Grundlage der sich im Verlauf des Stücks entwickelnden Beziehung der beiden so gegensätzlichen Männer. Es ist eine besondere Spielart der tragischen Ménage-à-trois, die sich hier offenbart, eine im doppelten Sinne gebrochene Liebe, die den sich in Kontrolle wähnenden Znorko in seinen Grundfesten erschüttert. Denn Larsen weiß weitaus mehr, als er zugibt. Und sorgt so für einige Überraschungen.

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„Nightwash“: Ein Nerd kennt keine Grenzen

Manchmal lohnt es sich, vor einem Bühnenauftritt noch einmal die Rollenbeschreibung durchzulesen. Moderatoren zum Beispiel haben die Aufgabe, den jeweils nächsten Künstler anzukündigen und gegebenenfalls ein paar Minuten zu überbrücken. Maxi Gstettenbauer hat dies offenbar noch nicht ganz verinnerlicht: Bei der letzten „Nightwash“-Show im Haus der Springmaus stellte er nicht etwa die anderen, sondern in erster Linie sich selbst in den Mittelpunkt, redete nur um des Redens willen und stand länger auf der Bühne als alle anderen Comedians des Abends. Der bekennende Super-Nerd zog das Programm auf diese Weise unnötig in die Länge, langweilte mit Belanglosigkeiten und Halbwissen – und raubte vor allem jenen die Zeit, die man viel lieber im Fokus gesehen hätte. Denn während Gstettenbauer nicht wirklich überzeugen konnte, waren die vier Nightwash-Gäste deutlich unterhaltsamer.

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Dance of Joy: Klezmerisierter Barock

Mit Johann Sebastian Bach kann man offensichtlich alles machen. Improvisationsjazz (Jacques Loussier), Rock (etwa Jethro Tull), sogar Hip Hop (Red Bull's Flying Bach). Jeder Stil umarmt die eleganten Barockklänge des Meisters, integriert sie und schafft so etwas Neues. Es ist also keine Überraschung, dass auch eine Mischung aus Bach und Klezmer ihren Charme hat. Das Aachener Quartett Dance of Joy hat sich diesem Crossover-Projekt angenommen und es nun in der Kreuzkirche präsentiert. Das Ergebnis konnte sich hören lassen – auch wenn die Zusammenarbeit mit der Kreuzkirchen-Kantorei, die im Vorfeld groß angepriesen wurde, bedauerlicherweise kaum über ein Lippenbekenntnis hinauskam. Denn der Chor blieb in zu vielen Fällen außen vor und bildete lediglich eine Menschenkulisse, vor der sich die vier Instrumentalisten austobten.

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The Cast: Opernsänger mit Pop-Attitüde

Es ist ein Jubel wie bei einem Rockkonzert. Lautstark werden die Künstler auf der Bühne gefeiert, besonders herausragende Momente sogar innerhalb eines Stücks mit Applaus bedacht. Ein Verhalten, das bei populärer Musik völlig normal ist – nicht jedoch bei Arien. Doch für The Cast gibt es derartige Unterschiede nicht. Die sechs Sänger, die jetzt im Rahmen des Schumannfests im Haus der Springmaus gastierten, bringen frischen Wind in die mitunter verstaubte Opernwelt, inszenieren die einzelnen Partien mit Leidenschaft und gerne auch mal mit einem Augenzwinkern und sorgen so tatsächlich selbst bei jenen, die sich mit der Gattung Oper schwer tun, für jede Menge Spaß.

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Peter Horton: Scheitern mit Saiten

Die Saiten schrammeln statt zu schwingen, die Akkordwechsel sind Glückssache, Text, Melodie und Harmonie-Folgen kommen immer wieder ins Stocken: Nein, mit dem Auftritt im Pantheon hat sich der Liedermacher, Geschichtenerzähler und Gitarrist Peter Horton wirklich keinen Gefallen getan. Der 73-Jährige, der einst mit Weltstars wie Plácido Domingo die Bühne teilte und sich immer als Förderer von qualitätsbewusstem Nachwuchs verstand, ist nur noch ein Schatten seiner selbst, verzweifelt der Virtuosität hinterherjagend, die er einst besessen zu haben scheint, von der aber nicht mehr viel geblieben ist.

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Herbert Grönemeyer: Hüftschwung mit Kartoffelpuffer

Da tanzt er wieder, wiegt die Hüften, im Moment versunken, und blickt in ein Meer aus Gesichtern. Für 14 Euro im Jahr könne man seinen Stil auch lernen, scherzt Herbert Grönemeyer, diese Leichtigkeit, diese Eleganz, mit der er über die Bühne schwebt. Es ist einer von mehreren selbstironischen Momenten in den Bonner Rheinauen, wo der leidenschaftliche Kryptiker das erste Open-Air-Konzert seiner aktuellen „Dauernd Jetzt“-Tour spielt. Grönemeyer der Große, der Schiffsverkehr-Förderer und Himmelsstürmer, den man einfach nicht kopieren kann. Höchstens parodieren.

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Köbes Underground: Gebläse-Alarm mit Sachsenbeat

Normal ist an diesem Abend herzlich wenig. Nicht der Ort, nicht die Zeit, nicht die Musik. Ausgerechnet in der Bonner Oper ruft Köbes Underground, die Hausband der Kölner Stunksitzung, mitten im zugegebenermaßen bislang nicht allzu überragenden Sommer noch einmal den Karneval in Erinnerung und sorgt mit köstlichen Parodien für eine Ausnahme-Stimmung im ehrwürdigen Haus. Viele Gäste sind zum ersten Mal in diesem Saal, und auch für die Musiker ist der Auftritt, der im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ stattfindet, etwas Besonderes.

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Jin Jim: Tulls Jazzrock-Erben

Temporeich, dynamisch und rockig ist am vergangenen Mittwoch die Reihe „Jazz im Casino“ in die Sommerpause gegangen: Die exzellente junge Formation Jin Jim gab auf Einladung von Organisator Thomas Kimmerle im Pantheon Casino noch einmal so richtig Gas und ließ Fans der etwas härteren Gangart erfreut aufjauchzen. Balkan-Grooves treffen auf Beatbox-Flöten, Klänge aus Island auf jene aus Spanien, dabei zu einem eigenen Sound verschmelzend, der klar ist, stringent, prägnant – und zugleich unweigerlich an Jethro Tull denken lässt.

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OnAir: Stimmkunst sorgt für Discofieber

Musik ganz ohne Instrumente kann so einiges auslösen: Gänsehaut etwa, wenn der a-cappella-Gesang tief ins Innere der Seele trifft, Bewunderung für die meisterhafte Beherrschung der Stimmen, Begeisterung bei einer gelungenen Performance. Aber die Lust zu tanzen? Das ist ungewöhnlich. Dem a-cappella-Sextett OnAir ist im Haus der Springmaus jedoch genau dies gelungen. Ihre Version von Daft Punks „Get Lucky“ hat zwei junge Frankfurterinnen sogar derart in den Bann gezogen, dass sie die Band vor einiger Zeit anschrieben und fragten, ob sie ihre Choreographie nicht einmal live vorführen konnten. In Bonn war es jetzt soweit – und was die 15- und 16-jährigen Teenagerinnen zeigten, war wirklich herausragend. Kreativ, abwechslungsreich, heiß. Wenn Sechs Profi-Stimmen für den richtigen Beat sorgen, ist das alles kein Problem.

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Rick Kavanian: Vielstimmiges Solo

Es ist ein Abschied in Raten. Vollständig hat sich Rick Kavanian noch nicht von jenen Rollen gelöst, mit denen er während seiner Zusammenarbeit mit Michael Bully Herbig deutschlandweit bekannt wurde – ganz sind der Vorzeige-Grieche Dimitri Stoupakis oder der sächselnde Lord Jens Maul noch nicht von der Bühne verschwunden. Wäre ja auch schade drum. Doch die Entscheidung des 44-Jährigen, sich im neuen Programm „Offroad“, das jetzt zwei Tage lang im Bonner Pantheon zu sehen war, ausdrücklich von diesen Figuren zu lösen und die eigene Person die Hauptrolle spielen zu lassen, zeugt von einer erfreulichen Entwicklung. Denn jetzt kann Kavanian endlich einmal zeigen, dass er auch unterhaltsam sein kann, wenn er keine Maske trägt. Einen Beweis, den er souverän erbringt, ohne sich dabei vollständig zu dekonstruieren. Denn sein Talent für die Imitation von Sprachen, Akzenten und Dialekten setzt er weiter ein – und sorgt so für einen wunderbaren Abend.

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Star-Wars-Ausstellung: Die Macht ist stark in Köln

Ja, Yoda ist auch da. Und R2-D2. Und Darth Vader. Das Odysseum hat sie alle. Die Ausstellung „Star Wars Identities“, die jetzt erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich ist, ist das Mekka eines jeden Fans der großen Sternensaga von Autor und Regisseur George Lucas. Über 200 Exponate sind in Köln zu bestaunen, ein Großteil davon Originale von den Filmsets, die zum Teil noch nie zuvor in einer derartigen Schau präsentiert wurden. Nach der Harry-Potter-Ausstellung, die Anfang des Jahres auslief, hat sich das Wissenschafts-Abenteuermuseum in Köln-Deutz somit den nächsten Kassenmagneten sichern können – und das Interesse scheint nicht zuletzt mit Blick auf den für November angekündigten neuen Star-Wars-Film riesig zu sein. „Der Vorverkauf in Köln ist bislang Tourrekord“, freute sich Geschäftsführer Andreas Waschk. „Die Macht ist offenbar stark in Köln.“

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Matze Knop: Kleine Welt ganz groß

Im Zweifel geht es um Fußball. Das ist sicheres Terrain hier kennt Matze Knop sich aus. Fußball, Schuhe oder Autos. In der Preview zu seinem neuen Programm „Diagnose dicke Hose“, mit der der Comedian im Pantheon Casino Ablauf und Pointen noch einmal auf Herz und Nieren testen will, kommt das Gespräch immer wieder auf diese beiden Themen zurück. Auf der einen Seite ist das gar nicht so schlimm, fühlt Knop sich hier doch sichtlich wohl und ist an vielen Stellen unterhaltsamer als erwartet – auf der anderen Seite aber ist diese beschränkte RTL-Welt schon irgendwie traurig. Denn damit führt Knop eines seiner Lieblingszitate von Charlie Sheen ad absurdum: „Ich habe keinen Bock, so zu tun, als sei ich nichts Besonderes.“

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Kovacs: Eindringliche Bond-Bewerbung

Zugegeben, irgendwie ist der Bezug schon viel zu oft hergestellt worden. Sharon Kovacs und James Bond: In nahezu jeder Kritik zu der 24-jährigen Sängerin wird ihre Musik unweigerlich als Bewerbung für den nächsten 007-Titelsong angesehen, wird der symphonisch-elegische Klang unter der markanten tiefen Stimme in die Tradition von „Skyfall“ oder „Diamonds are Forever“ gestellt. Nach ihrem Konzert im Club Bahnhof Ehrenfeld lässt sich dies nur nachdrücklich unterstreichen. Zumal Kovacs erfreulicherweise zugleich unter Beweis stellt, dass sie mehr kann. Wenn sie denn will.

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Nigel Kennedy und Rebecca Treschers Ensemble 11: Exzentriker trifft Geschichtenerzähler

Ein Superstar hat besondere Anforderungen. Manchmal auch ziemlich absurde. Ein komplett weißes Hotelzimmer etwa, Strohhalme für 900 Dollar, Blickkontakt-Verbot und vieles mehr. Im Falle von Nigel Kennedy war es neben einem strikten Verbot für Pressefotografen die Sperrung der halben Bühne: Beim Abschlusskonzert des Bonner Jazzfests im Telekom Forum lässt der Star-Geiger niemanden auch nur in die Nähe seiner Aufbauten, so dass sich das vor im spielende Ensemble 11 der jungen Klarinettistin Rebecca Trescher am linken Rand zusammendrängen muss, um ihr beeindruckendes, mit 60 Minuten leider viel zu kurzes Programm zu präsentieren.

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Julia Kadel Trio und Enrico Rava: Abseits alter Pfade

Immer wieder weiter, immer wieder neu: Das beinahe schon exzessive Streben nach Veränderung, entweder als radikaler Bruch mit der Vergangenheit oder als Modifizierung und Modernisierung von Altbekanntem, gehört zu den Grundpfeilern der Musik. Beim Jazzfest waren nun zwei Künstler zu Gast, die ihren jeweils eigenen Weg abseits der ausgetretenen Pfade gefunden haben und selbstbewusst voran schreiten: Trompeter-Legende Enrico Rava, der alte Avantgardist, und Pianistin Julia Kadel, die junge Unbekümmerte.

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Theaternacht 2015: Drama, Spaß und ein kleines bisschen Horrorshow

So innovativ und so abwechslungsreich wie in diesem Jahr war die Bonner Theaternacht noch nie: Ein Open-Air-Theater, eine trinationale Produktion und eine Schreckenstour durch die Katakomben der Brotfabrik gehörten zu den Highlights des großen Festivals der Darstellenden Künste, das am vergangenen Mittwoch seine neunte Auflage feierte. Wie schon in den Jahren zuvor brach die Veranstaltung (diesmal unter der Schirmherrschaft von Schauspieler Rudolf Kowalski und Kulturdezernent Martin Schumacher) alle vorherigen Rekorde; 146 Programmpunkte in 37 Spielstätten lockten mehr als 3000 Besucher auf die Straßen und in die Bonner Bühnen. Vielerorts bildeten sich lange Schlangen, nicht immer konnten alle Theaterfans aus Platzgründen die Vorstellung ihrer Wahl besuchen. Doch bei dem reichhaltigen Angebot lauerte die nächste Überraschung oft nur wenige Meter entfernt.

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Red Bull Flying Bach: Powermoves im Menuett

Strenge Form trifft auf ungestümen Tanz, barocke Musik auf moderne Hip-Hop-Moves: Die vielfach prämierte Show „Red Bull Flying Bach“ der Berliner Urban-Dance-Crew Flying Steps setzt auf Kontraste, auf Grenzüberschreitungen und auf die Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart. Letztlich ist es die Tanz gewordene Kunst des Kontrapunkts, eine Visualisierung jenes Konzepts, das die Musik Johann Sebastian Bachs wie einen roten Faden durchzieht. Die beeindruckende Performance war nun nach 2013 zum zweiten Mal im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ in Bonn – und hat einmal mehr das Publikum zu Jubelstürmen hingerissen.

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Hanno Busch Trio und Peter Evans' Zebulon Trio: Dekonstruktion in absentia

Der eine will eintauchen, der andere sich freischwimmen, doch beide suchen nach neuen Erfahrungen, nach Grenzüberschreitungen und der Erweiterung eines Mediums, in dem sie sich wohl fühlen wie ein Fisch im Wasser: Hanno Busch und Peter Evans setzen mit ihren jeweiligen Trios auf eine für viele Ohren ungewöhnliche, befremdliche, schräge Musik, auf scheinbar wilde Improvisationen ohne Ziel und die Zerstörung von Hörgewohnheiten. Funktioniert erstaunlich gut. Im Rahmen des Jazzfests Bonn haben sie in der Brotfabrik die Ergebnisse ihrer Klangexperimente präsentiert – und dafür frenetischen Applaus vom Publikum erhalten.

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Rainald Grebe: Krümel im Nebel

Normalität muss draußen bleiben. Schon im Eingangsbereich der maritim geschmückten Halle Beuel wird dies klar, dort wo ein Langustenmann umherstapft, Matrosen auf Liegen liegen und eine Sirene mit starrem Blick am Bug eines kleinen Bootes steht, während im Heck ein Trio leise von Robinson Crusoe singt. Es ist ein Lied von Rainald Grebe, das hier erklingt – und gleich darauf noch einmal, vom Dada-Meister persönlich dargeboten. Denn Grebe, der ohnehin anlässlich des Prix Pantheon in Bonn weilt, hat sich auf Bitten der Schauspielerin Sophie Basse kurzerhand auf den Weg über den Rhein gemacht, um im Rahmen der Reihe „Genießt es, wer weiß wann's wieder was gibt“ ein spätes, aber dennoch restlos ausverkauftes Konzert zu geben. Eines, das vieles ist, schräg, skurril, wahnsinnig, komisch. Nur eben nicht normal.

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Prix Pantheon 2015: Mit viel Gelächter in den Recall

Kompakter, gedrängter, temporeicher: Der 21. Prix Pantheon, seines Zeichens der wahrscheinlich wichtigste privat vergebene Kabarettpreis Deutschlands, hat sich in diesem Jahr einer Reformation unterzogen, die im Vorfeld durchaus für Bedenken gesorgt hat. Der Verzicht auf die sonst übliche Gala, die dafür in Teilen in den zweiten Wettbewerbs-Abend integriert wurde, ließ einen zweitägigen Kleinkunst-Marathon befürchten, der Publikum und Mitwirkende an die Grenzen der Belastbarkeit hätte führen können.

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Ulita Knaus und Pat Martino: Mondgesänge und Orgelsaiten

Zehn Abende mit je einem Doppelkonzert, die meisten schon seit Monaten ausverkauft: Auch nach der Vergrößerung im vergangenen Jahr ist der Erfolg des Bonner Jazzfests ungebrochen. Am vergangenen Donnerstag haben nun mit Ulita Knaus und Pat Martino zwei Künstler das Festival eröffnet, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und die gerade deswegen hervorragend das kontrastreiche Gesamtprogramm repräsentieren.

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René Steinberg: Pippi Langstrumpf gegen die Grauen Herren

Es ist ein Aufruf zur Pippisierung. Eine Forderung nach mehr Quatsch als Gegengewicht zu dem ökonomischen Produktivitätsdruck oder einfach nach ein bisschen Zeit, um mal wieder ringelsockenbewehrt die Wolken zu beobachten und so den Grauen Herren, gegen die sich schon das Mädchen Momo aufgelehnt hat, zumindest vorübergehend ein Schnippchen zu schlagen. „Gebt dem Unsinn das Kommando“, heißt es. All das will René Steinberg seinem Publikum im Pantheon ermöglichen – und da der Blick in den Himmel aus dem Kellergewölbe heraus dann doch ein wenig problematisch ist, setzt der Radio-Mann, der für WDR-Formate wie „Die von der Leyens“ oder „Schloss Koalitionsstein“ verantwortlich ist, eben auf andere Formen des Blödsinns. Ein Ansatz, der mitunter erstaunlich gut funktioniert. Und in anderen Momenten gnadenlos scheitert.

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„Under Milk Wood“: Ein Dorf voller Träumer

Nacht. Alles schläft. Und träumt. Von der heimlichen Geliebten, von Schafen, von Geistern, von trinkbaren Fischen, von der langsam und qualvoll sterbenden Ehefrau. Die üblichen Themen in einem kleinen walisischen Weiler namens Llareggub, der erst rückwärts gelesen an Bedeutung gewinnt. Es folgt ein ganzer Tag voller Dorfgeschichten, die Dylan Thomas in seiner meisterhaften Prosa in dem ursprünglich als Hörspiel konzipierten „Under the Milk Wood“ skizzierte. Nun haben sich die Bonn Players unter der Regie von Kathleen Schroers dieses Stoffes angenommen und ihn in der Brotfabrik auf die Bühne gebracht: Ein liebevoll-skurriles Panoptikum von Wünschen, Hoffnungen, Gerüchten und Anekdoten, das allein durch die herrliche Sprachgewalt begeistert. Wenn man dieser denn zu folgen vermag.

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Michael Mittermeier: Blackout mit Warn-Aufkleber

Aufkleber erleichtern das Leben. Überall müssen sie drauf sein, die Warnhinweise. „Enthält kein Pferd“ auf der Lasagne, „könnte heiß werden“ auf Herdplatten, „Plastikfolie entfernen“ auf Tiefkühl-Pizzen. Michael Mittermeiers Programm „Blackout“, das jetzt in der Bonner Oper zu sehen war, sollte dementsprechend mit „Vorsicht, peinlich“ ausgezeichnet werden. Denn was der bayerische Komiker mittlerweile präsentiert, hat mit den unbestreitbaren Qualitäten seiner Vorpremiere vor zwei Jahren im Pantheon nur noch wenig zu tun. Stattdessen türmt er billige Plattitüden und brachiale Pointen zu einem abstrusen Konstrukt, das die wenigen kritischen Töne, die Mittermeier noch zu vokalisieren imstande ist, an den Rand der Bedeutungslosigkeit drängt.

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Helmut Schleich: Ehrlichkeit ist eine Bestie

In Doornkaat veritas. Eine alte Weisheit, die auch dann gilt, wenn besagtes Wundermittel unnötig verwässert wird. Egal: Bei Helmut Schleich entfaltet die Schorle im Weizenglas auf jeden Fall blitzartig seine Wirkung. Der bayerische Kabarettist steigt im Pantheon ohne zu zögern mit der Bestie namens Ehrlichkeit in den Ring, diesem von allen so gefürchteten Monster, in dessen Augen das Publikum nun die Wahrheit erblicken muss. Ob es will oder nicht. Aber wollen wir uns nicht lieber belügen lassen? Oder zumindest Augen, Ohren und Münder verschließen wie die drei legendären Affen? Das Leben kann so einfacher sein.

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Jean Faure: Ein Abend voll goldener Wehmut

Irgendwie schwingt die Vergänglichkeit permanent mit. Alter, Tod, Krieg deuten ein nahes Ende an, ja selbst der Sex ist endlich. Warum Jean Faure ausgerechnet diese Themenkomplexe für sein neues Chanson-Programm „L'Âge d'Or“ heranzieht, bleibt ein Rätsel – die von ihm hergestellte Verbindung zum Herbst des Lebens und scheiternden Utopien ist dann doch arg konstruiert. Nur die Künstler, deren Titel Bonns Lieblings-Franzose wie gewohnt intensiv interpretiert, passen ins goldene Zeitalter: Brel, Trenet, Brassens, Nougaro, Gainsbourg, all die großen Namen, vor denen sich Faure so gerne verbeugt. Und wie schon im Vorgängerprogramm „Tour de France“ lädt er das Publikum zu einer Entdeckungsreise ein, die abseits der berühmtesten Chansons zu der ein oder anderen zumindest in Deutschland eher unbekannten musikalischen Perle führt.

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BonnVoice: Musik-Ferraris sollten Vollgas geben

Die wichtigste Frage zuerst: Ist BonnVoice ein Laien- oder ein Profichor? Welche Maßstäbe sind anzusetzen, auf welchem Level muss die Kritik liegen? Wie sind jene zu bewerten, die das Singen nur als Hobby betreiben, dies aber, wie sie jetzt bei einem Konzert im Pantheon unter Beweis stellten, auf einem Niveau tun, von dem so mancher Berufssänger respektvoll den Hut ziehen müsste? Sind das Laien? Vielleicht – aber dann müsste nun eine Aufreihung von Superlativen folgen, die zwar durchaus gerechtfertigt wäre, aber nicht wirklich weiterhelfen würde. Also liegt die Messlatte nun höher – und selbst unter diesen Umständen schneidet BonnVoice hervorragend ab. Auch wenn durchaus noch Luft nach oben ist.

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Thorsten Havener: Körperleser und Körperschreiber

Er verrät all unsere Geheimnisse, unsere Gefühle, unsere Gedanken: Der Körper ist ein Plappermaul. Wenn man ihn versteht. Thorsten Havener kennt sie alle, die kleinen, oft unbewussten Signale von Händen, Füßen, Augen, Ohren und Nasenspitze. Er gilt als Meister der Körpersprache, als Experte mit fast schon telepathischen Fähigkeiten, der alle gewünschten Informationen beinahe mühelos ermitteln kann. Zahlen, Reiseziele, Mordtaten – in seiner Show, die er jetzt im Haus der Springmaus in Bonn gezeigt hat, findet er in kleinen Spielen jedes Detail heraus. Auch wenn längst nicht alles gelesen werden muss. Denn Havener geht gerne noch einen Schritt weiter, wird vom Rezipienten zum Autor und schreibt so manchem seiner Probanden mit geschickten Suggestionen die nötigen Verhaltensregeln auf den Leib. Ob der Täter tatsächlich von Anfang an der Täter war oder erst durch die Charakterisierung durch Havener diese Rolle annimmt? Das bleibt offen.

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The Levellers: Folk im Sitzen, Punk im Stehen

„Psssst!“ Ruhe bitte. Nicht beim Stimmen stören. Ist doch kein Punk-Konzert hier. Nein, die Levellers sind distinguierter geworden. Diese Botschaft scheinen sie zumindest in der Harmonie Bonn vermitteln zu wollen. Die Band aus Brighton, die in den 90er Jahren als Gegenstück der Pogues die alternative Szene belebte und beim Glastonbury Festival für Zuschauerrekorde sorgte, klebt jetzt auf den Stühlen, spielt ein gediegenes Akustik-Set, blickt dabei auf 25 Bandjahre zurück – und bittet eben augenzwinkernd das Publikum, zu schweigen. Bis dieses es einfach nicht mehr aushält. Und den Punk in den Folk bringt.

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Jugend Jazz Orchester Bonn: Junger, kecker Bigband-Sound

Count Basie? Erklingt natürlich, ebenso wie Duke Ellington. Klassiker halt. Doch das Jugend Jazz Orchester Bonn (JJOB) will mehr. Frischere, jüngere Klänge für frische, junge Musiker. Bei ihrem Konzert im LVR Landesmuseum setzt die Formation unter der Leitung von Thomas Kimmerle und Thomas Heck dies souverän um: „It don't mean a thing“ und „Splanky“ treffen auf die Paul-Anka-Swing-Version von Van Halens „Jump“ und Stevie Wonders „Isn't she lovely“, das breite Spektrum der erst im Dezember 2012 gegründeten, etwa 30-köpfigen Bigband verdeutlichend. Leichter wird die Aufgabe, die sich das JJOB gestellt hat, dadurch beileibe nicht, ganz im Gegenteil. Doch das Orchester bleibt konzentriert – und liefert eine starke Leistung ab.

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Kraan: Die Phönix-Kapelle

Sind sind wieder da. Auferstanden. Gut, lange hat der Tod diesmal nicht gedauert. Am 9. November 2013 gaben Kraan ihr viertes Abschiedskonzert in ihrer damals 42-jährigen Bandgeschichte – eine Woche später vermeldeten sie ein paar Festival-Auftritte für 2014. Und auch in diesem Jahr sind die phönixgleichen Kraaniche wieder unterwegs. Eines von nur zwei Clubkonzerten hat die legendäre Krautrock-Band jetzt in der ausverkauften Harmonie in Bonn gespielt und dabei eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man das Ur-Trio aus Hellmut Hattler, Peter Wolbrandt und Jan Friede trotz aller Epitaphe noch lange nicht abschreiben sollte.

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Kerim Pamuk und Lutz von Rosenberg-Lipinsky: Religionsaufklärung mit Strukturmängeln

Hier das Christentum, dort der Islam – und Unverständnis auf beiden Seiten. Denn was genau wissen wir eigentlich vom Glauben der Anderen? Oder von unserem eigenen, wenn wir mal genauer hinschauen? Diese Fragen wollen die beiden Kabarettisten Kerim Pamuk und Lutz von Rosenberg-Lipinsky im Haus der Springmaus beantworten. Der eine, bärtig, bebrillt und mit manchmal Malmsheimerschem Temperament gesegnet, ist ein Theologe aus Ostwestfalen, der andere ein eher ruhiger, gerne aber auch scharfzüngiger Orientalist und überzeugter Hamburger Türke. Zwei „Brüder im Geiste“, die ihren Glauben auf den Prüfstand stellen lassen – und sogar für die ein oder andere Erkenntnis sorgen. Dennoch könnten sie mehr erreichen. Wenn sie nur eine klare Struktur hätten.

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„Herz der Finsternis“: Gier essen Seele auf

„Das Grauen! Das Grauen!“ Ja, sicher. Aber auch „Der Hunger! Der Hunger!“ Beide Ausrufe passen zu Joseph Conrads Roman „Heart of Darkness“, zu dieser eindringlichen Beschreibung des Kolonialismus im Zentrum des schwarzen Kontinents, wo ein gewaltiger Moloch Zehntausende Sklaven und Tagelöhner zermalmt, um an die Schätze des Kongos zu gelangen, an Diamanten, Coltan, Zinn, Zink, knochiges Elfenbein. Und immer wieder der Ruf nach mehr. Mehr! MEHR!!! Dieser Gier hat das Theater Bonn nun in der Halle Beuel auf eindrucksvolle Weise ein Gesicht gegeben: Jan-Christoph Gockels bildgewaltige Reise in das „Herz der Finsternis“ offenbart gnadenlos die Hybris der Ausbeutung durch die Europäer unter dem Deckmäntelchen des prometheischen Lichtbringer-Gedankens, gar dessen Umkehrung durch historische Gestalten wie den belgischen König Leopold II., den deutschen Söldner namens Kongo-Müller – und natürlich durch den enigmatisch-diabolischen Schatten des Herrn Kurtz.

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Basta: Narrenkostüme statt Kronprinzenglanz

Einst war Basta ganz weit oben, große Hallen wie etwa die Kölner Oper füllend, Tausende begeisternd. Mit „Gimme Hope Joachim“ schafften es die Kölner zur Fußball-WM 2010 sogar auf Platz 18 der deutschen Charts. Diese Zeiten sind vorbei. Seit Jahren befindet sich ihr Stern im Sinkflug – jetzt haben die Fünf mit einer vor Albernheiten triefenden Show im Pantheon bewiesen, dass unter den einst prächtigen Farben der ehemaligen Kronprinzen der deutschen a-cappella-Szene mehr und mehr das mottenzerfressene Narrenkostüm durchscheint.

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Simon Phillips: Schlagzeug-Orgien eines menschlichen Uhrwerks

Und wieder geht es über die Toms. Schnell, leicht und präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Simon Phillips, der ehemalige Toto-Schlagzeuger und nach Ansicht vieler einer der Besten seines Fachs, packt in der bis auf den letzten Platz gefüllten Harmonie das gesamte Repertoire seiner Fähigkeiten aus, jagt mal wie ein Derwisch über das Instrument, nur um kurz darauf die Pausen zu goutieren, ihnen Gewicht zu geben und sie mit feinen, ausgewählten Akzenten zu umrahmen.

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„African Angels“: Meisterstimmen aus den Townships

„African Angels“. Was für ein kitschiger Name für ein ganz besonderes Konzert. Traditionelle Kostüme und wilde Tänze vom schwarzen Kontinent, aufgesetzte Folklore, all das findet sich beim Auftritt des Cape Town Opera Chorus unter der Leitung von José Dias erfreulicherweise nicht. Wozu auch: Die 18 Sängerinnen und Sänger bilden laut den Juroren des International Opera Awards 2013 den besten Opernchor der Welt, haben 1500 andere Gesangs-Ensembles hinter sich gelassen. In der voll besetzten Beethovenhalle haben die Südafrikaner nun eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie diesen Titel zu recht tragen. Mit einer bunten Mischung aus Arien, Gospels und Traditionals begeisterten sie das Publikum und zeigten, dass auch scheinbar Unvereinbares zusammen passen kann. Etwa Händels Hallelujah-Chorus und Miriam Makebas „Pata Pata“, die zum Abschluss des Konzerts ineinander verwoben werden.

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„Malala“: Ein Leben für die Bildung

Jeder kennt sie, die Geschichte von Malala, der jüngsten Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten. Oder jeder glaubt sie zu kennen. Denn was wissen wir wirklich? Über sie, über ihre Heimat Pakistan, über den Islam, über den Terror der Taliban? Was wissen wir im sicheren Westen von der ständigen Bedrohung, der Angst, der Unterdrückung – und dem Mut, den es erfordert, als Elfjährige mit einem Blog für die BBC anzufangen, der Millionen bewegt? Es sind diese Fragen, die die Grundlage bilden für das Monodrama „Malala – Mädchen mit Buch“ des englischen Dramatikers Nick Wood, das die Regisseurin Konstanze Kappenstein für das Junge Theater Bonn modifiziert hat. Der General Anzeiger durfte nun bei einer Probe zuschauen und einen ersten Blick auf die spannende Produktion werfen.

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Triosence: Die Klang-Alchemisten

Die Wohnung einer Latina hellrosa streichen, als einer von einem knappen Dutzend williger und gegeneinander ausgepielter Männer: Für manchen klingt das nach einem grotesk-höllischen Tag, den man schnell vergessen möchte. Für Bernhard Schüler ist es die perfekte Inspiration. „Day at Scarlet“. In swingendem Dur, angelehnt an Frank-Sinatra-Standards. Der Pianist und Komponist von Triosence braucht derartige Momente, braucht diese absurden Erfahrungen, um sie auf seine Weise zu verarbeiten und brillante, lyrische, freche Jazz-Stücke zu schreiben, deren Melodien den Zuhörer innerhalb von Sekunden in ihren Bann zu ziehen vermögen.

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Thorbjørn Risager: Knackig-scharfer Blues-Tornado

Herrlich! Rock 'n' Roll und Rhythmn 'n' Blues in Reinform! Und zwar nicht etwa von jenseits des großen Teichs, sondern direkt aus Dänemark: Thorbjørn Risager hat bei Aufnahmen zu einer Live-DVD in der Harmonie das Publikum einmal mehr begeistert. Wie sollte es auch anders sein bei diesen massiven, rasiermesserscharfen Bläser, den stakkatohafte Drum-Patterns, der wuchtigen Gitarrenarbeit und einem Sänger, der die Coolness eines Elwood Blues mit dem souligen, kratzigen Sound eines Ray Charles und dem unbändigen Drive eines John Lee Hooker kombiniert.

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Viva Voce: Fünf Vox-Pop-Egos geben Gas

Fünf Stimmen, fünf Charaktere, eine Mission: Die a-capella-Formation Viva Voce, die jetzt im Pantheon ihr neues Programm „Ego“ präsentiert hat, stößt mit einer groß angelegten Lichtshow und einem poppig bunten Potpourri in bisher unerreichte Weiten vor, ohne dabei zu sehr in Richtung Mainstream abzugleiten. Auch wenn dies auf den ersten Blick so wirkte: Vocal-Pop im Stil der Wise Guys, glatt poliert und massentauglich, erklingt zunächst am laufenden Band. Dabei hat Viva Voce das überhaupt nicht nötig. Und tatsächlich: Bei ihrem Auftritt in Bonn zeigte das Quintett nach und nach, dass es noch mehr vermag. Zum Glück. Genau diese Momente brauchte das Programm, diese Glanzpunkte, in denen die Voces sich über den arrangierten Einheitsbrei mit seinen Comedy-Texten und Standard-Harmonie-Begleitungen erheben konnten, die sonst in der Szene so beliebt sind.

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Silje Nergaard: Balladenschmelz mit Jazztupfern

Silje Nergaard ist mal wieder auf Wanderschaft. In mehr als einer Hinsicht. In der restlos ausverkauften Harmonie Bonn hat die norwegische Sängerin das Auftaktkonzert zu einer dreiwöchigen Tour gegeben und zugleich musikalisch einen Weg fortgesetzt, den sie schon bei ihrem letzten Album „Unclouded“ zu einem nicht unerheblichen Teil beschritten hat. Dieser führt sie zunehmend weg von dem ihr immer noch zugeordneten Jazz und hin in den Bereich des Singer-Songwritings.

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Helge und das Udo: Mängelbeseitigung mit Reimzwang

Reim dich, oder ich fress dich: Diese Prämisse haben Helge Thun und Udo Zepezauer auch in ihrem fünften gemeinsamen Bühnenprogramm „Ohne erkennbare Mängel“ gewahrt. Die beiden Wortakrobaten und Improvisationskünstler lieben die Sprache, lieben es, mit Silben und Endungen zu jonglieren, lieben Anagramme und Alliterationen. Aus diesem verbalen Spiel kann durchaus etwas Brillantes entstehen, wie das Duo nun unter anderem im Pantheon zeigt – aber auch die ein oder andere aufgesetzte Albernheit. Denn wenn die Form den Inhalt definiert, kann Substanz schnell zur Mangelware werden.

 

Dabei sind Helge und das Udo eigentlich angetreten, um genau jene Missstände zu beheben, die ihnen gerne vorgeworfen werden. Mangelnde Dramaturgie etwa. Trifft immer noch zu und lässt sich auch nicht dadurch korrigieren, dass nun jede der beiden Programmhälften mit einer Impro-Nummer endet. Müsste eigentlich nicht sein. Es ist nun einmal das Los einer auf Sketchen aufgebauten Show, keinen übergeordneten Rahmen zu haben.

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Matthias Rauch: Karten, Bälle und Zitronen

Ja, es ist ein Trick. Muss wohl einer sein. Wirkt dennoch wie Magie. Mühelos pflückt Matthias Rauch eine weiße Kugel nach der anderen aus der Luft, verwandelt sie in Zitronen oder puhlt sie aus selbigen. Auch Spielkarten erscheinen scheinbar aus dem Nichts und verflüchtigen sich wieder, geschickt verborgen durch die flinken Finger des Dorsteners. Der Deutsche Meister der Zauberkunst von 1999 fasziniert und verblüfft im ausverkauften Pantheon Casino mit seiner Manipulationskunst, die er bereits auf Einladung von Siegfried und Roy in Las Vegas zeigen konnte – und auch wenn seine einzelnen Nummern für regelmäßige Zaubershow-Besucher nicht wirklich neu erscheinen, versteht es Rauch immerhin, sie gut zu verkaufen.

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„Winterreise“: Hohelied der Lebensmüdigkeit

Straßenmädchen und -jungen im Gothic-Look, in ihrer Lebensmüdigkeit Gegenentwürfe zu Eliza Doolittle und Oliver Twist, jeder von Ihnen selbst in der Gruppe einsam, verloren, auf einer seelischen Einbahnstraße in die Dunkelheit fahrend: Das Musiktheater-Projekt „Fremd bin ich eingezogen“, in dem sich gut 60 Jugendliche unter der Regie von Jürgen R. Weber und der musikalischen Leitung von Ekaterina Klewitz der „Winterreise“ von Franz Schubert angenommen haben, hat bei der Premiere am vergangenen Freitag in der Oper Bonn Eindruck hinterlassen.

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„Lala – ein Hurenabend“: Der Zynismus der käuflichen Liebe

Das älteste Geschäft der Welt, von vielen öffentlich verteufelt und verpönt und heimlich dann doch verklärend in Anspruch genommen. Es geht ja um Liebe, so glauben die Kunden gerne, käufliche zwar, aber immerhin. Diese Ambivalenz hat nicht zuletzt Bertolt Brecht fasziniert, in dessen Theaterstücken, Gedichten und Liedern (letztere von Kurt Weill vertont) Prostituierte immer wieder eine essentielle Rolle spielen. Nun hat sich Regisseur Michael Barfuß, der in Bonn zuletzt mit der „Rock 'n'n Rollator Show“ und „The Songs of Tom Waits“ Dauerbrenner im Haus der Springmaus und im Pantheon installiert hat, zusammen mit drei Absolventinnen der Alanus-Hochschule diesem Teil des Œuvres angenommen und unter dem Titel „Lala“ einen musikalischen „Hurenabend“ inszeniert, der jetzt im ausverkauften Pantheon Casino seine Premiere feierte.

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Marla Glen: Energie aus tiefster Kehle

Diese Stimme ist wirklich einzigartig. Tief, ganz tief. Noch ein bisschen tiefer. Da, ganz unten, lauert Marla Glen, singend, brummelnd, schmetternd, schnatternd, ihr fantastisches Organ ausreizend, mit dem sie für so manche Gänsehaut sorgt. Sie fühlt sich offenbar wohl, nennt das ausverkaufte Pantheon ihr Wohnzimmer, die Menschen im Publikum ihre Freunde, denen sie Geschenke mitgebracht hat, Autogrammkarten, CDs oder einfach nur eine Umarmung. Die Menge liebt sie dafür, feiert sie und genießt die weitgehend soulig-bluesigen Stücke, die die Frau im Anzug, die das Spiel mit dem Androgynen liebt, präsentiert und die sich zu einem ganz besonderen Konzert vereinen.

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Tamar Eisenman: Mitsingen ist Zen

Manchmal kann ein „Uh“ viel bedeuten. Vor allem wenn man all seine „Uhs“ in ein kollektives „Uh“ packt, so wie jetzt bei der Deutschland-Premiere der israelischen Singer-Songwriterin Tamar Eisenman. Die Weggefährtin von Asaf Avidan will das Publikum in der erfreulicherweise sehr gut besuchten Harmonie immer wieder integrieren, will interagieren mit der Menge. Und hat jedes Mal Erfolg. „Mitsingen ist Zen“, sagt sie. Irgendwie schon, vor allem wenn der Groove stimmt. Und die „Uhs“.

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