Viva Voce: Fünf Vox-Pop-Egos geben Gas

Fünf Stimmen, fünf Charaktere, eine Mission: Die a-capella-Formation Viva Voce, die jetzt im Pantheon ihr neues Programm „Ego“ präsentiert hat, stößt mit einer groß angelegten Lichtshow und einem poppig bunten Potpourri in bisher unerreichte Weiten vor, ohne dabei zu sehr in Richtung Mainstream abzugleiten. Auch wenn dies auf den ersten Blick so wirkte: Vocal-Pop im Stil der Wise Guys, glatt poliert und massentauglich, erklingt zunächst am laufenden Band. Dabei hat Viva Voce das überhaupt nicht nötig. Und tatsächlich: Bei ihrem Auftritt in Bonn zeigte das Quintett nach und nach, dass es noch mehr vermag. Zum Glück. Genau diese Momente brauchte das Programm, diese Glanzpunkte, in denen die Voces sich über den arrangierten Einheitsbrei mit seinen Comedy-Texten und Standard-Harmonie-Begleitungen erheben konnten, die sonst in der Szene so beliebt sind.

Vor allem in der zweiten Konzerthälfte zeigte sich Viva Voce erfreulich vielseitig. Das Dancefloor-artige „Komm ans Licht“, das mit seiner Verschiebung zwischen Beat und Betonung zugleich irritierte und begeisterte, traf auf die exzellente Hip-Hop-Nummer „Nur dabei sein“, die ohne weiteres mit so einigen Songs der Fantastischen Vier mithalten konnte und bei der Bastian Hupfer mit seinem charismatischen Bariton die optimale Besetzung war. Gut so: Nach dem leider etwas verunglückten Song „Weibeigener“, bei dem der Lagenausgleich in den dünnen Höhen wegbrach, war das ein gelungener Ausgleich. Zumal er auch ein Gegengewicht zu der sommerlichen „What a Feeling“-Anspielung bildet, die ebenfalls ihren Platz im Repertoire gefunden hat.

Genau diese Abwechslung hatte zu Beginn des Konzerts gefehlt, obwohl schon das Intro einen Einblick in die musikalische Bandbreite des Quintetts gewährte. Der eine sang Rigoletto (David Lugert, ohnehin für die schmachtenden Arien prädestiniert), der nächste ein paar Rock-Zeilen, ein dritter erschreckenderweise „Atemlos“, nur um schließlich doch wieder in einer typischen Vox-Pop-Nummer zu münden. Gleichklang statt Vielfalt. Kurz darauf sollte Jörg Schwartzmanns seine Mouth-Drum-Künste vorzuführen – doch auch daraus folgte nichts. Kein Rock-Opus, kein Jazz-Standard, wo eben dieses Talent hätte ausgenutzt werden können. Stattdessen maritime Schlagerschnulzen, eine Ansammlung von Kinderfragen und ein pfiffig getextetes, musikalisch aber eher belangloses Lied über die Haute Cuisine. Kennt man irgendwie schon alles. Schade. Jetzt ein bisschen mehr Ego, das wäre es gewesen. So wie im späteren Verlauf des Abends. Das goutierte auch das Publikum, das Viva Voce mit stehenden Ovationen feierte und schließlich, nach zwei bravourösen Zugaben auf der Bühne, im Foyer noch eine dritte genießen konnte. 

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