Night of the Proms: Wie eine große Familie

Was für eine Power, was für ein Feuer: Anastacia ist in der Form ihres Lebens. Die Auftritte der US-amerikanische Sängerin, die Anfang dieses Jahrtausends mehrere Nummer-Eins-Hits hatte und zuletzt mit „Our Songs“ auf Platz 2 der deutschen Album-Charts kletterte, waren ohne Frage die Höhepunkte der diesjährigen Night of the Proms in der Lanxess Arena. Und das trotz einiger Künstler, die an den beiden Abenden in Köln über sich hinauswuchsen und mit ihrer Leidenschaft das Publikum in der ausverkauften Halle restlos begeisterten. Aura Dione, die nur zu gerne ein Bad in der Menge nahm, erwies sich als Königin der La-Ola-Wellen, James Morrison als charismatischer Sänger mit angerauter Stimme, Camouflage als erstaunlich frisch und Toto trotz fast vollständig neuer Besetzung (abgesehen von Gitarrist Steve Lukather) als erfreulich souverän.

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Laura Larsson: Weihnachtsstress in Barbieland

An diesem Abend sind die Herren eindeutig in der Unterzahl: Rund 400 Frauen (und etwa 30 Männer) sind am vergangenen Donnerstag ins Pantheon gekommen, um mit der Radio-Moderatorin und Podcasterin Laura Larsson Weihnachten zu feiern. Ein ungewöhnliches Bild für das Theater, aber ein alltägliches für die 34-Jährige, die sich derzeit auf ihrer ersten Live-Tour befindet und dabei für eine ausverkaufte Halle nach der nächsten sorgt. Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, überall das selbe Bild. In Köln ist sie gleich zweimal, im Gloria und in der Stadthalle Köln-Mülheim, und dazwischen jetzt Bonn. Ganz nach dem Motto „Klotzen statt Kleckern“ fährt Larsson mit einem opulenten Bühnenbild auf, mit mehreren Weihnachtsbäumen, Rentier-Figuren und jeder Menge Lichterketten – und einem Ausflug ins Barbieland.

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Frontm3n: Alle für einen und drei für alle

Die Frontm3n haben aufgestockt. Bisher haben Peter Howarth (The Hollies), Pete Lincoln (The Sweet) und Mick Wilson (10cc) drei überaus erfolgreiche Bands der 60er und 70er Jahre vertreten – sogar vier, wenn man Sailor mitzählt –, doch seit zwei Jahren ist Lincoln auch noch Sänger von Smokie. Schon eine beachtliche Aufzählung. Dementsprechend groß ist das Repertoire, auf das das Trio für ihr eigenes Projekt zurückgreifen kann. Dessen Konzept hast sich dabei nicht verändert: Weiterhin spielen Frontm3n die erfolgreichsten Hits der besagten Bands, in denen sie Mitglieder sind oder zumindest waren, als Akustikversionen mit zum Teil stark reduziertem Sound und exzellentem Harmoniegesang. Im Haus der Springmaus spielen sie nun gleich zwei Konzerte hintereinander – und versetzen das Publikum einmal mehr in von Nostalgie geprägte Verzückung.

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Schroeder & Steinbrück: Ein Problem dritter Ortnung

Um es vorneweg zu nehmen schon mal die gute Nachricht: Die derzeitige Bundesregierung hat nicht alles falsch gemacht. Und manches sogar gut. Vieles aber nicht, und das ist das Problem. Anders kann es Peer Steinbrück nicht sagen, und dabei ist er nicht gerade ein Mann knapper Worte. Nun soll und will der SPD-Politiker Tacheles reden, ausgerechnet an einem Sonntagvormittag im Pantheon, zusammen mit dem Kabarettisten Florian Schroeder, mit dem ereit nunmehr sechs Jahren immer wieder auftritt, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Also redet er über das Problem mit dem Problem, aber auch über das Problem des Problems, also dessen Kern. Oder vielmehr dessen Kerne, denn so gerne man auch einfache Antworten sucht und am liebsten alles einer Person anlasten würde, ist die Situation doch komplexer. Und nicht an allem ist Olaf Scholz schuld.

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Zucchini Sistaz: Grüne Weihnachten

Alle Jahre wieder wird die Adventszeit grün: Wenn die Zucchini Sistaz ins Pantheon kommen und mit ihrer bezaubernd-charmanten Mischung aus Swing, Chanson und Weihnachtsliedern das Publikum ganz wuschig machen, müssen alle anderen Farben weichen. Dieser Zustand ist allerdings alles andere als langweilig, bedeutet Monochromie doch nun einmal nicht zwangsläufig Monotonie. Vielmehr verstehen sich die drei Zucchinetten meisterhaft darauf, alle Nuancen ihrer Lieblingsfarbe in vielfältigen Klang zu verwandeln und ihre Gäste in Feststimmung zu versetzen. Da werden Weihnachtsfrauen und -mäuse besungen, Einkaufstipps für die letzten Geschenke gegeben und Tangowünsche erfüllt, bis sich bei jedem im Saal die Adventösität auf den Höchstwert von 24 eingependelt hat. Und das ist erst der Anfang.

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BonnLive Comedy: „Das ist schon ein bisschen räudig“

Open-Air-Konzerte während der Pandemie waren nur der Anfang: Die Veranstaltungsagentur BonnLive, die während der Pandemie mit viel Mut, Leidenschaft und einem Händchen für kurze Dienstwege Konzerte in der Rheinaue, an der Nordbrücke und zuletzt auf dem Gelände vor dem Telekom Forum organisiert hat, plant eine dauerhafte Präsenz in der Bundesstadt. Derzeit baut sie die oberste Etage des Karstadt-Gebäudes in der Innenstadt zu einem Multifunktionssaal um, der dem Brückenforum Konkurrenz machen dürfte – und während die Arbeiten andauern, präsentiert der Ableger der Firma von Julian und Simon Reininger (Green Juice Festival) in eben jenem Brückenforum kurzerhand ein eigenes Comedy-Format, das beim Publikum hervorragend ankam. Trotz mancher Schwächen. Und zwei Absagen.

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Tom Gaebel: Weihnachtsmusik im Swing-Gewand

Swing hilft. Bei Weihnachts-Blues oder Weihnachts-Stress gibt es eigentlich nichts Besseres. So zumindest dürfte es Tom Gaebel sehen, der jetzt mit seinem Orchester und jeder Menge neu arrangierter Klassiker zu Gast bei „Quatsch keine Oper“ war und damit in Bonn gut 1000 Besucherinnen und Besucher seines Konzerts sehr glücklich machte. Von „Stille Nacht“ bis hin zu „Last Christmas“, von „O Tannenbaum“ bis zur hawaiianisch angehauchten Bing-Crosby-Nummer „Mele Kalikimaka“ erstreckt sich das Repertoire der Band, die nur zu gerne auf die Begehrlichkeiten des Publikums eingeht – sei es auf musikalische oder alkoholische Art.

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Fischer & Jung: Gott tanzt den Moonwalk

Sie sind Maria und Josef, Gott und Gabriel, Herodes und die Geburtshelferin Josefine: Theo (Guido Fischer) und Bernhard (Jörg Kernbach, der den erkrankten Björn Jung vertritt), haben auf der Bühne der Springmaus durchaus allerhand zu tun. In Rekordzeit wechseln sie Kostüme und Rollen gleichermaßen, da beiden Chaoten immerhin versuchen, die gesamte Weihnachtsgeschichte aufzuführen, von den ersten Prophezeiungen aus dem Morgenland über den himmlischen Plan bis hin zur Geburt Jesu im Stall. Mit zwei Mann. Ohne Netz und doppelten Boden. Ein ambitioniertes Vorhaben – und auch wenn die Klamauk-Klamotte „Der Messias“ in der Fassung von Fischer & Jung längst zum festen alljährlichen Programm der Springmaus gehört, wird die Aufgabe dadurch nicht leichter. Oder weniger unterhaltsam.

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Jazz Sabbath: Metal swingt

Heavy Metal ohne aufheulende Gitarren, ohne stakkatohaften Bass, hämmernde Drums und schreienden Frontmann – das kann doch nicht funktionieren. Oder? Doch, kann es. Daraus dann aber Jazz zu machen, ist eine weitaus größere Herausforderung. Adam Wakemann hat sich ihr gestellt und kurzerhand Jazz Sabbath ins Leben gerufen: Im Trio interpretiert der Keyboarder, Pianist und Gitarrist von Ozzy Osborne (und ehemals von Black Sabbath) nun die größten Hits der legendären Proto-Metal-Heroen, maximal entschleunigt, fast schon verträumt und vor allem unfassbar gut. Jetzt waren Wakeman und Co in der Harmonie zu Gast.

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Vocaldente: Lieder vom guten bösen Weihnachtsmann

Dem Mann mit der roten Kutte und dem langen weißen Rauschebart ist nicht zu trauen. Vor allem jetzt nicht, zur Weihnachtszeit. Da wird er nämlich gerne mal zum Rüpel, bringt mit seinen Rentieren die Oma zu Fall und begeht dann auch noch dreisterweise Fahrerflucht. Zum Glück gibt es Vocaldente, die vor den kriminellen Machenschaften des Weihnachtsmanns warnen. So jetzt auch in der gut gefüllten Springmaus, wo das a-cappella-Quintett mit gewohnt konservativem Harmoniegesang und (mitunter sogar zu) komplexen Arrangements für ein bisschen Adventsstimmung sorgen will. Dafür haben die fünf Herren ihre Nasen in das Liedgut verschiedener Länder gesteckt – und so manches eigenwillige Weihnachtslied ausgegraben.

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Sting: Gut gestochen

Es ist ein Jubiläum der besonderen Art, das an diesem Sonntag im Pantheon gefeiert wird: Seit zehn Jahren bringen Jin Jim dem Jazz die Flötentöne bei und balancieren dabei mühelos auf dem Grat zum Rock, verbinden also jubilierende Triller mit druckvollen Akkorden und starkem Groove. Mit dieser Mischung hat das Quartett um Daniel Manrique-Smith, in dessen Spiel sich Ian Anderson, Hermeto Pascoal und Michael Heupel zu treffen scheinen, in der vergangenen Dekade nicht nur in der Jazz-Szene für Aufsehen gesorgt. In ihren energiegeladenen Konzerten nehmen sei sich alle Freiheiten, auch wenn die Stücke dann ein wenig länger werden – was dem Publikum im Pantheon nur recht ist.

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"Judy": „Blumen kann ich nicht trinken“

Auch die gelbe Ziegelsteinstraße kann in einen Abgrund führen: Mit 47 Jahren ist Judy Garland, das einstige „All American“-Girl , an einem weiteren Tiefpunkt ihrer Karriere angekommen. Wie so oft hat sie kein Geld mehr, in Hollywood steht sie nicht zuletzt wegen ihrer Alkohol- und Tablettensucht auf dem Abstellgleis, und immer mehr Freunde und Familienmitglieder distanzieren sich zu ihr. Da kommt ein Engagement aus London, eingefädelt von ihrem Verlobten Nummer Fünf, der Nachtclubbesitzer Mickey Deans, gerade recht. Doch erneut fordern die Drogen ihren Tribut. Diese ebenso berührenden wie erschreckenden letzten Tage in Judy Garlands Leben hat der Dramatiker Peter Quilter in seinem Musical „End of the Rainbow“ verarbeitet, dessen Verfilmung Renée Zellweger 2020 zu einem Oscar verhalf. Jetzt hat das Kleine Theater Bad Godesberg das Stück auf die Bühne gebracht.

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Jin Jim: Jethro Tulls Erben

Es ist ein Jubiläum der besonderen Art, das an diesem Sonntag im Pantheon gefeiert wird: Seit zehn Jahren bringen Jin Jim dem Jazz die Flötentöne bei und balancieren dabei mühelos auf dem Grat zum Rock, verbinden also jubilierende Triller mit druckvollen Akkorden und starkem Groove. Mit dieser Mischung hat das Quartett um Daniel Manrique-Smith, in dessen Spiel sich Ian Anderson, Hermeto Pascoal und Michael Heupel zu treffen scheinen, in der vergangenen Dekade nicht nur in der Jazz-Szene für Aufsehen gesorgt. In ihren energiegeladenen Konzerten nehmen sei sich alle Freiheiten, auch wenn die Stücke dann ein wenig länger werden – was dem Publikum im Pantheon nur recht ist.

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Julian Sas: Jubiläum mit Wumms

Wie die Zeit vergeht. Seit 20 Jahren holt Bernd Gelhausen, einst Inhaber des Kult-Musikladens Mr Music, den holländischen Blues-Gitarristen Julian Sas in die Harmonie, und genau so lange liegt das Publikum dem Saiten-Virtuosen schon zu Füßen. Seine Konzerte haben längst Kult-Charakter, und seine Fans nehmen gerne eine Fahrt von bis zu mehreren hundert Kilometern in Kauf, um in Endenich mitfeiern zu können. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat, da Sas mit seinem Power-Trio zu seinem Jubiläumskonzert einmal mehr alles auffährt und aus allen Rohren feuert. Was für ein Salut.

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Dirty Merry: Die Suche nach dem Zauber der Weihnacht

Weihnachten ist Chaos. Zumindest meistens. Es ist das Fest der Liebe und der Familie, aber auch des Kommerzes, völlig verkitscht und dennoch irgendwie schön. Mit dieser Ambivalenz setzen sich im Haus der Springmaus nun Michael Müller und Christoph Scheeben in der nagelneuen Fassung von „Dirty Merry“ auseinander, wie gewohnt mit einigen bissigen und satirischen Sketchen, viel vermeintlicher Besserwisserei und jeder Menge Musik. Ein unterhaltsames Programm, das in den besten Momenten über sich hinauswächst – und sich im wahrsten Sinne des Wortes im Kopf festsetzt.

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The Joni Project: Bekenntnisse und Liebeslieder

Keine klingt so wie Joni Mitchell. Sie, die unvergessliche Singer-Songwriterin mit diesem besonderen Timbre, rhythmisch und harmonisch eigenwillig und stilprägend, eine der Besten – wenn nicht gar die Beste – ihres Fachs, sie kann man nicht einfach so kopieren. Aber manche Musikerinnen kommen ihr zumindest nahe. So wie Stefanie Hempel, Anne de Wolf und Iris Romen, die als The Joni Project zum 80. Geburtstag der Künstlerin selbige ehren wollen und kurzerhand ihr legendäres Album „Blue“ auf ihre Weise nachspielen, mit Geige, Bratsche, Cello und Bass, mit E-Piano, Harmonium und Gitarre, also mit einer viel größeren Palette an Sounds als beim Original und dennoch so passgenau, dass es eine Freude ist. In der Harmonie hat das Trio nun ein begeisterndes Konzert gespielt – und neben besagter Platte noch einige zusätzliche Klassiker präsentiert.

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Jan Weiler: Bratwurst-Torte in der Männer-WG

Alles hat sich verändert im Leben von Jan Weiler. Damals, vor Corona, bei seinem letzten Besuch im Haus der Springmaus, waren die beiden Kinder Carla und Nick (fiktive Gestalten in den Kolumnen und Romanen des 56-jährigen Journalisten und Autors, seinem Sohn und seiner Tochter aber zumindest in Ansätzen nachgebildet) noch mitten in der Pubertät und die Erziehenden daher am Ende ihrer Kräfte – und jetzt sind sie schon erwachsen, zumindest rechtlich und biologisch gesehen. Derweil haben sich die Eltern einvernehmlich getrennt und die Kinder gleich mit, so dass Weiler jetzt in einer Männer-WG mit seinem Filius haust, was sich mitunter als recht chaotisch darstellt. Und für das Publikum überaus unterhaltsam ist.

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Pause und Alich: Büßer-Erbsen und gepresste Fauna

Weihnachten – braucht man das wirklich? Also mal ehrlich, dieser ganze Stress mit der Suche nach den Geschenken für die geliebte (und mitunter auch nicht geliebte) Verwandtschaft ist ja schon schlimm genug, aber dann noch die ganzen deprimierenden Tage im Vorfeld, vor allem der Volkstrauertag und der Totensonntag, die ziehen einen doch nur runter. Und wenn man sich die Zeit schönsaufen will, kriegt man einen Glühwein in die Hand gedrückt. Kein Wunder, dass Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich), ihres Zeichens Alterspräsidenten des traditionsreichen FKK Rhenania, an Weihnachten verzweifeln. Schon seit Jahren klagen sie darüber, dass dadurch ja die Session geteilt wird und man somit ganz aus dem Takt kommt, obwohl man doch eigentlich die Leber langsam auf die närrischen Tage vorbereiten muss – dieses Training ist nach drei Corona-Jahren wichtiger als jemals zuvor. Und so rechnen die beiden Grantler in ihrem geliebten Pantheon erneut mit dem Fest der Liebe ab, wie gewohnt mit bissigen Kommentaren, absurden Geschichten und dem ein oder anderen „modernisierten“ Lied.

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Duo Graceland: Mit Streichern wird vieles besser

Streicher gehen immer. Na gut, fast immer. Egal ob Rock, Pop oder Metal: Ein paar Geigen, Bratschen sowie ein oder zwei Celli sorgen für einen volleren, satten Klang, der ungeheuer beliebt ist. Darauf vertraut auch das Duo Graceland, das ihre Simon-&-Garfunkel-Coversongs bei ihrem Konzert im Pantheon nicht nur mit E-Bass und Schlagzeug, sondern auch mit einem Streichquartett aufzuwerten versucht. Was in den meisten Fällen erstaunlich gut klappt. Sofern das Tempo stimmt.

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„Season’s Greetings“: Oh du schöne Weihnachtszeit

Weihnachten, das Fest der Liebe. Und der Familie. Was mitunter durchaus zu trennen ist. Zumindest gilt diese Prämisse im Haushalt von Neville und Belinda Bunker, den beiden Hauptfiguren von Alan Ayckbourns Komödie „Season’s Greetings“. Wie jedes Jahr fallen bei dem selbst nicht ganz harmonischen Paar Verwandte und Freunde ein: Der ebenso leidenschaftliche wie talentlose Puppenspieler Bernard und seine Gattin Phyllis, die Schwester von Neville; der Gewalt liebende Onkel Harvey, der am liebsten Waffen verschenkt; Nevilles bester Freund Eddie samt seiner schwangeren Frau Pattie und den drei Kindern; und Belindas Schwester Rachel, die den angeblich berühmten Autor Clive mitbringt. Eine gefährliche Mischung, bei der allerlei schief gehen kann. Und noch mehr tatsächlich schief geht. Nun haben die Bonn Players das Stück im englischen Original mit viel Verve auf die Bühne der Brotfabrik gebracht.

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Alte Bekannte: Rückkehr mit Hindernissen

Manchmal kann die eigene Geschichte für einen Künstler zur Last werden. Da werden Ansprüche gestellt, Erwartungen erhoben, ein bestimmter Stil gewünscht. Das a-cappella-Quintett Alte Bekannte könnte davon ein Lied singen, wenn es denn wollte: Auch nach sechs Jahren gilt die Gruppe um Daniel „Dän“ Dickopf immer noch als die Nachfolgeband der Wise Guys, trotz vier veröffentlichter Alben, vielen Konzerten und inzwischen einer Mehrheit an Sängern ohne diese Vergangenheit; außer Dän ist nur noch Björn Sterzenbach ein ehemaliger Schlaumeier. Andererseits ist es natürlich immer noch von Vorteil, auf die wohl populärste deutsche Vokal-Formation der ersten Dekaden des 21 Jahrhunderts verweisen zu können, und so haben sich die Alten Bekannten mit diesem Label arrangiert – und im Pantheon vor ausverkauftem Haus gespielt.

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„Woyzeck“: Brillant und blutarm zugleich

Zum zweiten Mal innerhalb einer Spielzeit steht in Bonn der „Woyzeck“ auf dem Spielplan: Nach einer gewagten Hinterhof-Inszenierung des Euro Theater Central, das den soziokulturellen Kontext der sich für Frau und Kind abschuftenden Hauptfigur in den Mittelpunkt stellt, konzentriert sich jetzt das Theater Bonn auf die zunehmend bröckelnde Psyche des Getriebenen. Ein überaus reizvolles Konzept mit vielen überzeugenden Ansätzen und einem brillanten Einsatz der technischen Möglichkeiten eines großen Hauses. Dennoch wirkt das Stück, das am vergangenen Freitag im Schauspiel Bad Godesberg Premiere hatte, in weiten Teilen blutarm und blass, ohne Spannung – und zumindest zum Teil ohne überzeugende Charakterzeichnungen.

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Georg Ringsgwandl: „Stub’nmusi“ für Greta Thunberg

Fehlendes Engagement für andere Menschen kann man Georg Ringsgwandl nun wirklich nicht vorwerfen. Immerhin hat er drei junge Männer unter seine Fittiche genommen, genauer gesagt drei Missbrauchsopfer, die durch Musik von ihren Traumata befreit werden sollen und daher die Band das 75-jährigen Liedermachers, Satirikers und Arztes bilden dürfen. Ist zwar nicht ganz billig, aber es soll ja auch kein Abhängigkeitsverhältnis entstehen. Und Ringsgwandl macht Drummer Tommy Baldu, Bassist Sebastian Klose und Gitarrist Daniel Stelter bestimmt einen guten Preis. Jetzt war das Quartett im Pantheon zu Gast – und präsentierte dem „katholisch abgehärteten“ Publikum gute Musik sowie Blödsinn auf höchstem Niveau.

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Jochen Malmsheimer: Ein Wortschmied dreht am Rad

Manchmal könnte sich Jochen Malmsheimer nur aufregen. Vor allem dann, wenn alle wieder alles besser wissen und er selbst gar nicht mehr gefragt wird. So wie bei Corona. Erst Panik, dann Lockdown und dann Impf-Verweigerer mit offensichtlich interzerebralen Einschränkungen. Und als man schließlich wieder alles darf, auch auftreten, kommen wieder reguläre Montage. Auf die könnte man doch nun wirklich verzichten. Seit 1976 eine DIN-Norm selbigen zum ersten Tag der Woche machte und diese dadurch grundsätzlich schlecht anfängt (nämlich nicht mehr mit Sonntagsbrötchen um 10 Uhr morgens), sind Montage immerhin vieles, aber kein Spaß mehr. Auch dazu hat übrigens niemand Jochen Malmsheimer befragt.

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Ellie Goulding: Viel Uhhh, wenig Ahhh

Wer ist Ellie Goulding? Für ihre euphorischen Fans ganz klar ein gold- und platinveredelter Star mit einem Gespür für gute Vibes, eine Dance-Veteranin mit feschen Moves und einer beachtlichen Stimme. Doch darüber hinaus? Werden die Antworten dünn. Was definiert sie, was zeichnet sie aus, womit hebt sie sich ab von der Masse an Sängerinnen, die sich zu belanglos treibenden Beats bewegen, als hätten sie die Aerobic-Choreographien von Jane Fonda in die Gegenwart übertragen, während sie sich musikalisch aus der Disco-Pop-Grabbelkiste bedienen? So wirklich beantworten kann das keiner, und daran ändert auch das Konzert der Britin im E-Werk nichts. Klar, das Publikum jubelt und kreischt und tanzt, weil es genau dafür gekommen ist – aber letztlich hinterlässt Goulding nach etwa 90 Minuten auf der Bühne nichts, was am Morgen danach noch Bestand hat. Und das ist ein bisschen zu wenig.

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Ana Popović: Starke Seele

So hat man Ana Popović noch nie gehört: Soulig, funkig, mitunter gar poppig kommt die serbische Gitarristin und Sängerin bei ihrem Auftritt in der Harmonie daher. Ee ist ein ganz neuer und vor allem unerwarteter Sound, den die 47-Jährige und ihre Band an diesem Sonntagabend präsentieren, einer, der den Blues zwar würdigt, ihn aber letztlich doch in die zweite Reihe verdrängt zu Gunsten eines forscheren, tanzwütigeren Stils. Auf der einen Seite mag das für manche Hardcore-Fans des klassischen Zwölftakters bedauerlich sein, galt Popović doch lange als eine der großen Blues-Hoffnungen (spätestens nach der Einladung zur „Legendary Blues Cruise“ 2006), auf der anderen Seite ist diese stilistische Öffnung im Grunde eine Weiterentwicklung statt eines Rückschritts – und die Konsequenz eines persönlichen Schicksalsschlags.

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Damian Wilson: Besser spät als nie

Unter all den exzellenten Musikern, die in den vergangenen 30 Jahren auf der Bühne der Harmonie gespielt haben, ist Damian Wilson sicherlich einer der liebenswertesten. Und in Sachen Rockgesang ohne Zweifel einer der besten. Der 54-jährige Prog-Metal-Frontmann, der mit seiner Band erstmals nach Endenich gekommen ist und neben einigen wenigen eigenen Stücken vor allem Hits von Ayreon, Headspace und Treshold im Repertoire hat, geht noch vor dem Konzert auf Tuchfühlung und begrüßt sowohl freudig als auch ungekünstelt das Publikum, bevor er dann auf der Bühne zeigt, warum er vor allem innerhalb der Szene auch als Sänger sehr geschätzt wird. Wilson verfügt nämlich über ein wirklich unglaubliches Organ: Warm und charismatisch in den Balladen, kraftvoll und scharf bei den wilderen Werken, und das sowohl in den höheren Tenorlagen als auch im unteren Bereich. Im Konzert zeigt er seine gesamte Bandbreite – und die seiner Mitmusiker.

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Jazztube: Die ganze Bandbreite des Jazz

Jung und gefühlvoll, versiert und wild, erfahren und traditionell: All diese Attribute treffen auf das Finale des diesjährigen Jazztube-Wettbewerbs im Pantheon statt, und zwar völlig wertfrei. Drei ganz unterschiedliche Bands haben sich durch Konzerte in verschiedenen Bonner U-Bahn-Haltestellen für diesen Abend qualifiziert, indem sie das Publikum begeisterten und zur Abstimmung animierten, jede Band auf ihre Art. Jetzt zeigen sie exemplarisch, was Jazz alles sein kann, von der Musik eines virtuosen Piano-Trios über den fast schon brachialen Groove einer E-Gitarristin und ihrer Kollegen bis hin zu Klassikern des Rythm ‘n‘ Blues aus New Orleans. Und das auf hohem Niveau.

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Serdar Somuncu: Vom F-Wort zum L-Wort

Kein anderer Künstler der vergangenen 25 Jahren hat die Fäkalsprache so ausgiebig als Waffe eingesetzt wie Serdar Somuncu. Insbesondere der Hassias, seine langjährige Bühnen-Persona, ging immer wieder bis an die Grenzen des Obszönen und des Vulgären; für ihn war das F-Wort ein Kampfschrei, mit dem er gegen Heuchelei und vermeintliche Werte vorging. „Fotze“, das war sein Aufbäumen gegen eine oft genug reale Zensur und zugleich sein Weg in die Köpfe der Menschen. Wer sich empört, so das Kalkül, der wird vielleicht ebenso hellhörig wie jene, die lachen und johlen – und beiden Gruppen kann Somuncu dann den Spiegel vorhalten und Liebe statt Hass predigen. Doch seine mitunter brachiale Sprache sowie seine oft unverhohlene Wut auf das politische und gesellschaftliche System haben ihm mehr als eine Anzeige und so manche Diskussion mit den Medien eingebracht. Davon hat Somuncu jetzt genug und beendet seine Bühnenkarriere. Zuvor war er aber noch einmal bei „Quatsch keine Oper“ und legt alles offen, seinen Schmerz, seinen Zorn – und seine Hoffnung.

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Wigald Boning & Bernhard Hoëcker: Alles ist offen

Impro-Theater auf die etwas andere Art: Wenn sich zwei Ratefüchse und leidenschaftliche Verteidiger des gehobenen Blödsinns wie Wigald Boning und Bernhard Hoëcker bereiterklären, im Rahmen der Bonner Veranstaltungsreihe „Quatsch keine Oper“ anderthalb Stunden lang Fragen aus dem Publikum zu beantworten, muss man mit allem rechnen. Mit erfundenen Geschichten, ehrlichen Antworten und allem dazwischen. Möglich ist alles, Vorgaben gibt es nicht. Und so erzählen die beiden Komiker ausführlich von Sendungen wie „Nicht nachmachen“ oder „Genial daneben“, von gemeinsamen Wanderungen, bitteren Erfahrungen – und von jeder Menge Explosionen.

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HBB + Sweet Electric: Goldzwerg trifft Nordsee-Blues

In 20 Jahren Crossroads-Festival hat wahrscheinlich noch nie eine Formation gespielt, die die Bühne der Harmonie besser kennt als die Hamburg Blues Band. Die Nordlichter um Frontmann und Gründungsmitglied Gert Lange, die seit 1982 immer wieder mit hochkarätigen Gästen wie Chris Farlowe, Maggie Bell oder Arthur Brown spielen, sind Stammgäste in Endenich, schätzen den Club für seine Technik, seine Akustik und für die treuen Fans. Doch am dritten Abend der Crossroads-Jubiläums-Ausgabe bleibt die Hamburg Blues Band hinter den Erwartungen zurück. Alles ist gedämpft, das Feuer, die Energie, die Leidenschaft, und auch wenn sich vor allem Saiten-Virtuose Krissy Matthews in zahlreichen Soli bemüht, dies zu korrigieren und der Musik etwas mehr Schub zu verleihen, kommt die wirkliche Qualität der Band erst mit der Erweiterung um Colosseum-Gitarrist Clem Clempson zum Tragen. Er und Matthews verstehen sich blind, spielen sich die Bälle zu, begeistern mit Doppel-Soli von allererster Güte (unter anderem bei „Foxy Lady“) und geben Vollgas, statt das Konzert durch langatmige Ansagen auszubremsen. Geht doch.

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Dead City Ruins & Green Lung: Harte Saiten

Am zweiten Tag der Crossroads-Jubiläumsausgabe in der Harmonie dreht der WDR Rockpalast die Anlage auf und lädt zum Headbanging ein: Mit den Auftritten von Dead City Ruins und Green Lung stehen stahlharter Rock beziehungsweise opulent-okkultistischer Metal auf dem Programm, mit wilden Gitarren-Riffs, hämmernden Rhythmen und kraftstrotzendem Gesang. Das Stammpublikum des Endenicher Clubs kann damit zum Teil nicht viel anfangen, Fans der härteren Töne kommen dagegen voll auf ihre Kosten. Die Harmonie ist brechend voll, die Stimmung gut – und die Musik? Ist tatsächlich hervorragend. Und wird im Laufe des Abends noch besser.

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Bywater Call & Eddie 9V: Rock mit Charakter

20 Jahre Crossroads-Festival in der Harmonie, 20 Jahre voller Überraschungen, 20 Jahre Rock in Reinkultur: Mit besagtem besonderen Format innerhalb des Rockpalasts hat der WDR in den vergangenen zwei Dekaden zahlreiche aufregende Bands nach Bonn geholt, Neulinge ebenso wie Veteranen, spannende Innovatoren ebenso wie exzellente Traditionalisten. Die Messlatte für die Jubiläumsausgabe liegt dementsprechend hoch, doch schon beim Auftakt zeigt sich, dass diese Erwartungen durchaus erfüllt werden können. Die Auftritte von Bywater Call und Eddie 9V begeistern alle Liebhaber von Soul, Blues und Rock und beweisen einmal mehr, wie viele herausragende Bands völlig zu Unrecht unter dem Radar fliegen und nur darauf warten, sich ein großes Publikum erspielen zu können. Crossroads gibt ihnen diese Möglichkeit – und beide Formationen wissen sie zum Glück zu nutzen.

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Konrad Beikircher: Wahl-Bonner aus Leidenschaft

In Bonn kennt jeder jeden, heißt es. Zugegeben, bei knapp 340.000 Einwohnern ist das eher unwahrscheinlich, aber für viele Menschen ist die ehemalige Bundeshauptstadt nun einmal eher Provinz statt Oberzentrum, mehre Dorf als Metropole, nicht zuletzt seit des Umzugs der Regierung nach Berlin. Zu Unrecht, sagt Konrad Beikircher – und erklärt im Pantheon ausführlich, was ihn in Bonn im Besonderen und im „rheinischen Universum“ im Allgemeinen hält.

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Maybebop: Keine Stimmen aus dem Netz

Musik mit Hilfe von KI? Das kommt für Maybebop nicht in Frage. Das a-cappella-Quartett, das jetzt im Pantheon zu Gast war, lässt in ihrem aktuellen Programm „Muss man mögen“ zu Anfang zwar digitale Avatare auf der Bühne erscheinen, weist diese aber schnell in die Schranken. Echte Stimmen sind eben besser. Ohnehin stehen Christoph, Jan, Lukas und Oliver so manchen gesellschaftlichen Entwicklungen in und außerhalb der digitalen Sphäre skeptisch gegenüber und erweisen sich dabei als so stark wie nie.

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Patrizia Moresco: „Das Leben ist nicht für jeden geeignet“

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“: Diesen Song würde Patrizia Moresco jetzt vielleicht nicht unbedingt als ihr derzeitiges Lebensmotto verwenden, dafür hat sie in der Vergangenheit eigenen Angaben zufolge zu gut und zu wild und zu viel gelebt. Aber ganz falsch hat Udo Jürgens nicht gelegen. Immerhin fühlt sich die in Schwaben aufgewachsene Wahlberlinerin mit italienischen Wurzeln in ihrem jetzigen Lebensabschnitt so gut wie lange nicht mehr, nicht zuletzt seit sie die Zeichen der Zeit akzeptiert und zu ihrem Körper jeden Morgen „Yes“ sagt. „Wir Frauen müssen uns einfach so lieben, wie wir sind“, sagt sie im Haus der Springmaus – und stürzt sich in den Alltag. Auch wenn der bei ihr ein bisschen anders aussieht als bei vielen anderen Damen ihres Alters.

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Tim Fischer: Vom Furz zum Kuss

Verführerisch und aufrührerisch, verletzlich und bissig, mitternachtsschwarz und wolkenweiß: Wenn Tim Fischer singt, dann mit allen Facetten seiner Seele. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum es kaum einen besseren Interpreten für das Werk Georg Kreislers geben kann als den Ausnahme-Chansonnier, der ebenso gut zu schnarren wie zu betören vermag und der gerade deswegen die gesamte Bandbreite des Wiener Kabarettdichters abzudecken vermag. Die geht nämlich weit über die bitterbösen Satiren a la „Tauben vergiften im Park“ hinaus. Anlässlich des 100. Geburtstags Kreislers im vergangenen Jahr hat Tim Fischer dem „optimistischen Pessimisten“ nun mit „Tigerfest“ ein ganzes Programm gewidmet, mit dem er nun auch im nahezu ausverkauften Bonner Pantheon zu Gast war.

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Etta Scollo: Vom Damals ins Jetzt

Die Stimme von Etta Scollo ist schon etwas Besonderes. Ein einzelnes Adjektiv reicht nicht aus, um sie zu beschreiben, dieses vielfältige und wandlungsfähige Organ, das mal verletzlich klingt und dann wieder protestierend, nicht unbedingt schön aber doch stets emotional. Es ist diese Bandbreite, die die Sizilianerin so faszinierend und so einzigartig macht, sie, die sich nicht mit Plattitüden zufrieden gibt, weder textlich noch musikalisch, sondern die sich den großen und den vergessenen Dichterinnen und Dichtern ihrer Heimat zuwendet, dem Literaturnobelpreisträger Salvatore Quasimodo etwa oder dem politisch engagierten Ignazio Buttitta oder der vermeintlich somnambulen Mariannina Coffa. Mit diesem anspruchsvollen Programm, das auf ihrem aktuellen Album „Ora“ basiert, ist Scollo in die Harmonie gekommen – und hat das Publikum mit ehrlicher Kunst begeistert.

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„Stück Plasik“: Kunst im Dreck

Bei Ulrike und Michael ist alles kaputt. Dabei sieht es nach außen hin doch ganz anders aus: Er ein erfolgreicher Arzt, sie die Assistentin eines Konzeptkünstlers, beide gut verdienend. Nur eben nicht glücklich. Ulrike mimt die versnobte Kunstmarkt-Expertin und nimmt jede Gelegenheit wahr, um ihren an sich sanften Gatten fertigzumachen, während er sich heimlich wünscht, sie würde einfach gehen und ihn in Ruhe lassen. Dazwischen dann noch Sohn Vincent – und der ebenso nihilistische wie arrogante Serge Haulupa, seines Zeichens Chef von Ulrike und derzeit in einer kreativen Krise, deren Folgen er nicht nur an seiner Mitarbeiterin, sondern auch an deren bourgeois-biederen Mann auslässt.

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Kieran Goss und Annie Kinsella: Ein charmantes Paar

Manchmal muss Musik nicht kompliziert sein. Sondern einfach, schlicht im Aufbau und dafür ehrlich in der Darbietung, so wie bei Kieran Goss und Annie Kinsella. Das charmante Duo aus dem Nordwesten Irlands ist regelmäßig zu Gast in der Harmonie, hat sicherlich schon zehn Konzerte in dem Bonner Kult-Club gespielt, alle zwei Jahre eines. Das Publikum ist ebenso treu wie die beiden Singer-Songwriter, die ihre Balladen ähnlich gestalten wie einst Simon & Garfunkel, mit einer Gitarre und zwei Stimmen in engem Harmoniegesang.

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VPT: Anspielungen am laufenden Band

Am Ende war der Schrecken groß: Bei der Zugabe des Vollplaybacktheaters (VPT), das am vergangenen Freitag im Bonner Brückenforum eine gewohnt grotesk-absurde Aufführung des Hörspiels „Die Drei ??? und der heimliche Hehler“ aufführte, ist Ensemblemitglied Anna Holtermann unglücklich von der Bühne gefallen und hat sich den Arm gebrochen. Ein tragischer Abschluss für eine an sich herrlich schräge Show zwischen Nostalgie und gehobenem Blödsinn, so wie sie die Chaostruppe seit über 25 Jahren immer wieder auf die Bühne bringt. Auch in der Bundesstadt lief bis zu dem Sturz alles wie am Schnürchen – sehr zur Freude des Publikums, das dem VPT und seinem Trash-Humor längst Kultstatus zuspricht.

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Urban Priol: Das Geschäft mit der Angst

„Alles geht den Bach runter“: Derartige Aussagen kann Urban Priol nicht mehr hören. Ja, er als politischer Kabarettist gehört ebenso zu den Mahnenden und Warnenden, aber doch nur weil er muss, nicht weil er will. Und davon abgesehen muss man ja auch mal Kritik üben dürfen, ohne direkt alles schwarz zu sehen. Außer wenn es um die CSU geht. Oder um die CDU. Oder um die FDP. Bei denen sind laut Priol längst Hopfen und Malz verloren, eine Zukunftsgestaltung mit dem dortigen konservativ-ewiggestrigen Personal zwangsläufig ein Rückschritt. Im Haus der Springmaus rechnet der 62-Jährige daher an gleich drei aufeinanderfolgenden Abenden mit Söder, Aiwanger, Merz und Lindner ab – aber auch mit der grundsätzlichen Anti-Haltung so mancher engstirniger Volksvertreter, die sich bei einem Stammtisch im Interesse aller Schweinswale und Rotmilane gegen Windkraft, Solarstrom und Klimaschutz wehren und gegen Corona-Impfungen auf die Straße gehen. Irgendwer muss es ja machen.

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Jazz Portrait: Talk mit Funk

Ein bisschen Funk, ein bisschen Talk: Mit dieser Mischung soll das neue Format „Jazz Portrait“ von „Jazz in Concert“-Initiator Thomas Kimmerle einen Blick auf lokale und regionale Künstlerinnen und Künstler hinter die Musik ermöglichen. Nun hat Soulsänger, Keyboarder und Moderator Yassmo’ (alias Christian Ottens), der vor der Corona-Pandemie ein ähnliches Format in Witterschlick ins Leben gerufen hatte, mit dem Gitarristen Hanno Busch seinen ersten Gast in der Pantheon Lounge begrüßen können – und auch wenn bei der Größe des Publikums noch Luft nach oben ist, können er und Kimmerle mit diesem Test im Grunde schon recht zufrieden sein.

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OnAir: A-cappella im Größenwahn

Wenn schon a-cappella, dann aber richtig. Bombastisch, episch, megalomanisch. Ja, ein bisschen größenwahnsinnig sind OnAir tatsächlich immer schon gewesen, wenn auch in einem positivem Sinne, was das inzwischen zum Quartett geschrumpfte Berliner Vokalensemble auch selber zugibt. Mit kleinen scherzhaften Liedchen haben Jennifer Kothe, Marta Helmin, André Bachmann und Patrick Oliver ebenso wenig zu tun wie mit traditionellen Barbershop-Arrangements – nein, wenn OnAir singen, dann mit allem, was ihre Stimmen und die Tontechnik hergeben. Mit Erfolg, immerhin haben sie in den vergangenen zehn Jahren einige der renommiertesten Auszeichnungen im a-cappella-Bereich erhalten, darunter gleich zwei CARA-Awards der Contemporary A Cappella Society (und drei Nominierungen). Anlässlich ihres 10. Jubiläums haben OnAir jetzt ihre Lieblingsstücke zusammengesucht und in der Springmaus präsentiert, mit der üblichen Wucht, den bewährten Effekten und vier unglaublich starken Stimmen.

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