Kieran Goss und Annie Kinsella: Ein charmantes Paar

Manchmal muss Musik nicht kompliziert sein. Sondern einfach, schlicht im Aufbau und dafür ehrlich in der Darbietung, so wie bei Kieran Goss und Annie Kinsella. Das charmante Duo aus dem Nordwesten Irlands ist regelmäßig zu Gast in der Harmonie, hat sicherlich schon zehn Konzerte in dem Bonner Kult-Club gespielt, alle zwei Jahre eines. Das Publikum ist ebenso treu wie die beiden Singer-Songwriter, die ihre Balladen ähnlich gestalten wie einst Simon & Garfunkel, mit einer Gitarre und zwei Stimmen in engem Harmoniegesang.

Ein ebenso kostengünstiges wie zeitloses Konzept, zum Glück – sonst hätten Goss und Kinsella die Pandemie vielleicht nicht überstanden. 165 Konzerte haben sie in den vergangenen zwei Jahren absagen müssen, erzählt ersterer, und selbst wenn sie spielen durften, waren die Säle weitgehend leer. Aber gut, das ist Vergangenheit, und Goss und Kinsella wollen lieber nach vorn blicken. Also erfreuen sie sich am Anblick der gut besuchten Harmonie, spielen Songs von ihrem aktuellen Album „Oh, the Starlings“ – und testen ab und an sogar neues, bisher unveröffentlichtes Material.

 

Große Veränderungen hat es bei Goss und Kinsella nicht gegeben. Selbst zwischen „Out Of My Head“, der ersten Single von Kieran Goss und dem größten Erfolg des 61-Jährigen (Platz 2 in den irischen Charts 1998, hinter Celine Dions Titanic-Hymne „My Heart Will Go On“) und druckfrischen Nummern wie „The Sunny Side Of Me“ gibt es musikalisch keine großen Unterschiede. Der alte Hit hat vielleicht noch etwas mehr Kraft als das Spätwerk – was dem Abend gut tut –, doch im Gitarrenspiel und dem feinen Ausgestalten der Melodien bleiben Goss und seine Frau sich treu. Kein Wunder also, dass der Übergang zum Simon&Garfunkel-Klassiker „Feelin’ Groovy“ nahtlos gelingt. Eine größere Bandbreite wäre dennoch wünschenswert, damit die entsprechenden Akzente nicht ausschließlich mit Cover-Songs gesetzt werden, etwa mit Carole Kings „Crying In The Rain“ oder Harry Belafontes „Come Back, Eliza“. Erfreuliche Ausnahme: Das brillante „Hand Upon My Heart“, das in der Harmonie als ein Höhepunkt erstrahlt und dem gefühlvollen Gesang von Kieran Goss und Annie Kinsella eine nach vorne drängende Melodie zur Seite stellt.

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