LaLeLu: Schwächen in den Höhen

Ein bisschen Spaß muss sein, gerade zu Weihnachten. Ohne eine ordentliche Portion Humor lassen sich die familienfreudigen Festtage ja mitunter kaum ertragen. Schon gar nicht in Finnland, wo es unterm Weihnachtsbaum nur die Wahl zwischen Schnaps und Totschlag zu geben scheint. Das behauptet zumindest Sanna Nyman, die einzige Frau im a-capella-Comedy-Quartett LaLeLu, das wie beinahe jedes Jahr erneut ins Haus der Springmaus gekommen ist, um das Publikum auf die bevorstehende Zeit vorzubereiten. Was ihnen aufgrund von Intonationsproblemen nicht immer leicht fällt – aber dank einiger guter böser Ideen am Ende doch gelingt.

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Gentleman: Heiße Vibes kurz vor Weihnachten

Die Bässe dröhnen, die Luft bebt im Rhythmus und auch die Arme des Publikums wippen im Takt: Der letzte Auftritt von Gentleman in diesem Jahr geht für den deutschen Reggae-Musiker auf. Klar, er hat ja auch Heimspiel hier in Köln, da kann eigentlich nichts schief gehen, vielleicht mal abgesehen vom Sound, der schlichtweg zu laut ist für das Carlswerk Viktoria, zu dumpf und zu schwer. Der Menge ist das allerdings egal. Sie will einfach nur das Leben feiern und ausgelassen tanzen, will das eigenwillige Amalgam aus Roots, Hip Hop und Rock genießen und zumindest anderthalb Stunden abtauchen. Und dafür ist die Musik von Gentleman durchaus geeignet.

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Farhad Darya: Partystimmung mit Afghanistans Stimme

Mit Musik gegen Terror und Unterdrückung: Diesen Ansatz verfolgt Farhard Darya seit inzwischen 40 Jahren. Der afghanische Sänger, seines Zeichens der einflussreichste und populärste Musiker seines Heimatlandes, hat sich im Laufe seiner Karriere noch nie den Mund verbieten lassen und in seinen Liedern immer wieder politische Themen aufgegriffen. Auch unter den wiedererstarkten Taliban, die wie schon in den 90er Jahren gegen jede Art von Musik vorgehen, erhebt er immer wieder seine Stimme zum gewaltfreien Widerstand und im Dienst von Frieden und Freiheit. Jetzt ist Darya im Rahmen seiner „Music Never Dies“-Tour ist Darya auch zu Gast ist nahezu ausverkauften Bonner Brückenforum.

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„Löwenherzen“: Plüschiger Helfer in der Not

Eigentlich soll er Gott finden: Mit dieser wichtigen Mission und einem sehr persönlichen Brief schickt der achtjährige Anand, der in einer Fabrik in Bangladesch Stofftiere näht, einen leicht verunglückten Löwen auf eine Reise um die Welt und initiiert damit die Handlung des überaus bewegenden Jugendtheaterstücks „Löwenherzen“, das jetzt in der Werkstattbühne des Theater Bonn Premiere feiern konnte. Der plüschige Held ist ebenso wie Tausende seiner Artgenossen auf dem Weg nach Europa, jenem mythischen Kontinent, der für Anand dem Paradies am nächsten kommt, mit Schnee, Schokolade und anderen schönen Dingen. Wo wenn nicht da wird Gott leben, und wer wenn nicht er müsste Anand helfen können. So zumindest die Idee. Doch so einfach sind gute Geschichten nur selten. Und jene, die die georgisch-deutsche Dramatikerin Nino Haratischwili mit ihrem ersten Kindertheaterstück erzählt, die ist gut. Sehr gut sogar.

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Reisegruppe Ehrenfeld: Nicht Fisch, nicht Fleisch

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. So heißt es zumindest. So viele Erlebnisse, so viele Eindrücke, so viele Geschichten. Das dachten sich auch die beiden Kabarettisten Maja Lührsen und Theo Vagedes, ihres Zeichens leidenschaftliche Radfahrer, als ein Aussteiger und Globetrotter ihnen Südamerika empfahl – und so fuhr das Kölner Paar als Reisegruppe Ehrenfeld kurzerhand von Lima bis nach Feuerland. Sechs Monate am Stück mit den Rädern quer durch den Kontinent, einfach alles Gewohnte hinter sich lassend und an die eigenen Grenzen gehend. Daraus hat das Paar nun ihr Programm „Das Ziel ist auch nicht die Lösung“ gemacht, eine Mischung aus Dia-Vortrag, Reisebericht und Kabarett, die leider an vielen Stellen nicht aufgeht. Weil der Wow-Effekt fehlt. Und der Witz.

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WDR 5 Radioshow: Wenn das Wörtchen Wenn nicht wär

Wenn, wenn, wenn, ja, dann wäre fast alles möglich, und sogar ohne wenn und aber. Es gehört zur Natur des Menschen, sich darüber Gedanken zu machen, was alles hätte möglich sein können, auf der verzweifelten Suche nach einer Erklärung für die aktuelle Situation, am besten inklusive eines Schuldigen. Dann wird der Konjunktiv bemüht, so gut es eben geht, auch wenn dieser nie perfekt werden wird – und das gleiche gilt für die noch ungeschriebene Zukunft. Derartige Gedankenspiele standen jetzt im Mittelpunkt der WDR 5 Radioshow, die in Kooperation mit dem Haus der Springmaus erstmals in der Stadthalle Troisdorf aufgezeichnet wurde. Unter anderem zu Gast: Die beiden Kabarettisten Tobias Mann und Eckart von Hirschhausen, die unter dem Motto „Funny For Future“ nach positiven Perspektiven suchten. Was einfacher gesagt als getan war.

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Stefan Jürgens: Musik, die gut tut

Ja, die Zeiten sind schwer. Coronakrise, Ukrainekrieg, Gas-Knappheit. Aber deswegen nicht in Konzerte gehen? Davon rät Stefan Jürgens dringend ab, und zwar nicht nur aus Eigennutz. „Lasst uns tun, was uns gut tut, ohne so zu tun, als ob alles gut wäre“, sagt der Schauspieler und Sänger, der vielen Menschen wahrscheinlich noch als Hähnchenschenkelverkäufer bei der Kult-Sendung „RTL Samstag Nacht“ ein Begriff ist oder als Major Carl Ribarski in der Krimi-Serie „Soko Wien“, der aber viel mehr zu bieten hat, viel mehr Tiefe, sowohl in poetischer als auch in musikalischer Hinsicht. In der Harmonie tritt Jürgens nun erstmals mit seinen Chansons auf – und man fragt sich, warum der 59-Jährige so lange auf sich warten ließ.

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Florian Schroeder: Spötter mit Haltung

Erst denken, dann reden: Diese eigentlich selbstverständliche Maxime schwingt bei Florian Schroeders Jahresendabrechnung „Schluss jetzt“ als Ratschlag an Gott und die Welt im Grunde beständig mit. Nur so als Idee, falls sich der ein oder andere Politiker, Fußball-Funktionär oder Wohlfühl-Intellektuelle doch nicht als beratungsresistent entpuppen sollte und Ratschläge in Sachen Kommunikation und Handeln von einem abgebrühten Satiriker undscharfsinnigen Analytiker annehmen wollen würde – wobei der Konjunktiv schon viel über die Wahrscheinlichkeit eines solchen Falls aussagt. Dabei würde es sich durchaus lohnen, auf Schroeder zu hören, insbesondere wenn dieser nicht auf plumpe Parodien und billige Polemiken setzt, sondern zur Sache kommt. Und Haltung zeigt.

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Double Drums: In der Rhythmusbäckerei

So laut wie an diesem Abend ertönt „Stille Nacht“ nur selten. Aber was will man auch erwarten, wenn sich zwei klassisch ausgebildete Schlagwerker das wohl berühmteste Weihnachtslied der Welt vornehmen und es mit Hilfe von Mülleimern mit einem Samba-Rhythmus unterlegen, der die selbst Schneeflocken zum Tanzen bringt? Muss ja auch mal möglich sein. Für Double Drums ist dies ein Leichtes – im Haus der Springmaus beweisen sie, dass sogar Weihnachtslieder grooven können, und auch wenn sich Philipp Jungk und Alexander Glöggler in der zweiten Hälfte ihres Programms ein wenig vergaloppieren, sorgen ihre Schlag-Eskapaden doch für einige schöne, belebende Momente.

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Night of the Proms: Supershow ohne Supermann

Die gesamte Lanxess-Arena singt aus tiefster Seele mit. „Music“ natürlich, was auch sonst. Doch die Hymne der beliebten Konzertreihe „Night of the Proms“, die jetzt nach 1000 Tagen erzwungener Auszeit endlich wieder in Köln zu Gast sein kann, ist an diesem Abend besonders berührend. Immerhin ist John Miles nicht mehr da, der „Supermann“ der Proms, wie Moderator Marcus Fahn ihn nennt. Seit dem Debüt 1985 war der Brite bei insgesamt 25 Touren mit von der Partie, das Gesicht und die Stimme der Show. Jetzt, ein Jahr nach seinem Tod, hinterlässt er eine Lücke, die selbst die Gaststars dieses Abends in Köln nicht füllen können. Auch wenn sie es mit ihren eindrucksvollen Auftritten zumindest etwas leichter machen.

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Steffi Günther: „Euer Anker ist jetzt unsere Krise“

Alles kaputt, am Boden, ohne Perspektive, ohne Zukunft: Wenn Steffi Günther repräsentativ für ihre Generation sein sollte, stünde es um diese nicht gerade gut. Die 30-Jährige blickt auf eine Welt, in der die Lebensgrundlagen schwinden und Krisen den Dauerzustand bilden, und sucht Lösungen im engsten Kreis, also in ihrer Familie. Genauer gesagt bei ihrer Großmutter, die in der Nachkriegszeit ja auch irgendwie klar gekommen ist, sich nicht entmutigen ließ und beim Wiederaufbau angepackt hat. Im Rahmen des Theaterfestivals west-off, das jetzt zum wiederholten Mal im Theater im Ballsaal stattfindet, nähert sie sich ihrer Großmutter an und sucht eine Verbindung zu ihrem eigenen Leben.

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Tingvall Trio: Tanz für drei

Es ist immer schön zu sehen, dass noch nicht alle aber doch immerhin manche Künstler nach zweieinhalb harten Jahren wieder da weitermachen können, wo sie vor der Corona-Pandemie aufgehört haben, nämlich in ausverkauften Clubs mit einem entspannten Publikum und der eigenen, berührenden, aufregenden Musik. Für das Tingvall Trio gilt dies auf jeden Fall, zumindest in der Bonner Harmonie. Gleich zwei Abende hintereinander spielen Pianist Martin Tingvall, Bassist Omar Rodriguez Calvo und Drummer Jürgen Spiegel vor vollem Haus, nehmen das Publikum mit zu einer Reise durch die Welt des Tanzes und in die schwedischen Wälder, verzaubern mit herrlichen Melodielinien und euphorisieren durch druckvolles Schlagzeugspiel. Ein Genuss für Ohren und Seele.

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Lennart Schilgen: Protestsongs gegen das Unvermeidliche

Es gibt Dinge, die kann man nicht ändern. Weniger, als in der Regel behauptet wird, aber auch mehr, als einem lieb ist. Doch nur weil etwas unvermeidbar scheint, kann man trotzdem dagegen aufbegehren. Oder zumindest dagegen ansingen. So wie Lennart Schilgen: Der Liedermacher und Prix-Pantheon-Jurypreisträger nimmt sich in seinem aktuellen Programm „Verklärungsbedarf“ bereitwillig den Kampf gegen die Windmühlen auf, gegen die Entschlossenheit, Erwartungshaltungen und das permanente Streben nach Neuem. „Warum ein neues Jahr, mir reicht das letzte noch“, säuselt er mit sanfter, fast schon schüchterner Stimme und trifft damit in der Pantheon-Lounge ganz den Ton des Publikums. Ein bisschen Pessimismus kommt eben an. Er muss nur richtig verpackt sein.

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„Der Sturm“: Magischer Spaß für Groß und Klein

Macht und Trunkenheit, Liebe und Wahn, Freiheit und Unterdrückung: All das sind essentielle Motive in Shakespeares Klassiker „Der Sturm“, jenem so offenen und gerade deshalb so populären Spätwerk des Barden von Avon, das sich bis heute einer eindeutigen Lesart verweigert. Jetzt hat sich der Bonner Schauspieldirektor Jens Groß eigenhändig des Stoffes angenommen und es für das Theater Bonn in ein Familienstück umgewandelt, das all die genannten Elemente berührt und dennoch ein leichter Spaß bleiben will. Was erstaunlicherweise funktioniert, ohne allzu sehr auf Überzeichnungen und Albernheiten zurückgreifen zu müssen. Möglich machen dies herrlich schräge Kostüme und ein starkes Ensemble, das vor allem in den Nebenrollen zu glänzen versteht.

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Maladée: Glamour, Chaos und ein bisschen Chichi

Da ist sie ja, die Diva! Der legendäre Spatz von Köln, la Grande Dame de la Chanson und die Königin des Unvollendeten: Maladée. Zum ersten Mal ist die Sängerin mit ihrem Programm „Voilà, da bin isch!“ ins Pantheon gekommen, um auch die Bonner mal in den Genuss ihrer Kunst kommen zu lassen, doch wie bei ihr nicht anders zu erwarten, geht dieses Debüt daneben. Und zwar gründlich. Kein Lied kann sie beenden, immer kommt irgendetwas dazwischen. Mal klingelt ein Liebhaber mitten im unvergleichlichen „Ne me quitte pas“ Sturm und droht mit Suizid, dann wieder dreht sie selbst einfach durch oder – schlimmer noch – wacht auf und wird wieder zu Erika, der Netflix-versessenen Träumerin mit der Leidenschaft für Leberwurst. Angesichts dieses Chaos ist das Scheitern doch gewissermaßen vorprogrammiert. Was musikalisch durchaus tragisch ist. Und zugleich überaus komisch.

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„paradies.spielen“: Die Katastrophe ist unausweichlich

Am Ende wird nichts bleiben. Keine Spur der Menschen. Oder der Erde. In sechs Milliarden Jahren wird die Sonne, aufgebläht zu einem Roten Riesen, den gesamten Planeten entweder rösten oder verschlingen, vermutlich beides. Der Homo Sapiens wird dann schon nicht mehr auf der Erde wandeln können, entweder weil er längst geflohen oder sich selbst zu Grunde gerichtet hat, und all die abgestürzten Flugzeuge, gesunkenen Schiffe und abgetrennten Puppenköpfe in den Weltmeeren werden sich ebenfalls längst in ihre Atome aufgelöst haben. Klingt dramatisch, aber sechs Milliarden Jahre sind immerhin noch eine Perspektive. Wenn der Mensch nur so lange durchhält. Stattdessen sitzt er gerade im selbstgebauten ICE nach Nirgendwo, in einem Zug ohne Fahrer und ohne Notbremse. Keine guten Vorzeichen, unter denen Thomas Köcks „paradies spielen“ steht. Jetzt hat das Theater Rampös dieses Stück in der Brotfabrik inszeniert.

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Lisa Eckhart: Croissantduft auf und neben dem Trottoir

Warum nur? Warum ein zweiter Roman? Diese Frage erwartet Lisa Eckhart nach den Erfahrungen mit ihrem Erstling „Omama“ geradezu. Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass die Kabarettistin auch als Literatin ihren Durchbruch feierte, wenn auch – wie bei Eckhart nicht unüblich – nicht ohne die üblichen Skandale. So weigerten sich zwei Autoren, beim Hamburger Literaturfestival „Harbour Front“ gemeinsam mit ihr auf der Bühne zu stehen, woraufhin die Veranstalter die heute 30-Jährige kurzerhand wieder ausluden und sich damit nicht mit Ruhm bekleckerten. Jetzt folgt mit „Boum“ der zweite Streich der österreichischen Satirikerin, der von Kritikern ebenfalls ambivalent aufgenommen wird. Im Bonner Brückenforum gibt Eckhart nun einen kleinen Einblick in das Werk – und vor allem in dessen Metatext.

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Marc Weide: Die Transformation des Zauber-Shirts

Ablenkung ist alles in der Magie. Selbst dann, wenn jeder so so genau auf die Bühne schaut und auf den Künstler, der im Pantheon gerade sein T-Shirt transformiert hat, von weiß zu schwarz und mit einem ganz neuen Aufdruck. Steckt da vielleicht doch mehr dahinter? Wohl kaum. Der 31-Jährige ist nur gut, sehr gut sogar. Nicht ohne Grund ist Marc Weide Weltmeister der Zauberkunst von 2018 in der Sparte Salonmagie und hat damit nach eigenen Angaben unter anderem einen Kollegen in den Schatten gestellt, der zehn Tauben und zwei Schafe auf die Bühne teleportierte. Im Pantheon gibt Weide nun in seiner ganz eigenen Mischung aus Täuschung, Taschenspielerei und Talent einen Einblick in seine Kunst – und verbindet diese mit feiner Comedy. Und mit Tiervideos.

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Gerburg Jahnke: Trio mit Dame

Es ist für Gerburg Jahnke gar nicht so einfach, männerfreundlich zu sein. Aber sie bemüht sich, allen bisherigen Erfahrungen zum Trotz. Immerhin ist sie gut im Training, seit ihr eigener Mann angesichts des nahenden Winters und der wachsenden Bedrohung durch wilde Eichhörner wieder ins Haus gekommen ist – und diese Übung kann sie brauchen, ist sie doch derzeit gleich mit drei anderen Herren zusammen. Auf der Bühne, versteht sich. Aber selbst das ist ungewöhnlich für Frau Jahnke, die sich sonst ja lieber mit Gästinnen umgibt. Andererseits sind ihre drei „Jungs“ schon was Besonderes, wie sich in Bonn jetzt im Rahmen von Quatsch keine Oper herausstellt: Scharfsinnige Kabarettisten, Poeten und Gentlemen alter Schule. Wobei die letztgenannte Rolle auch Wilfried Schmickler, Herbert Knebel und – in geringem Maße – Fritz Eckenga vor eine Herausforderung stellt.

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Olli K's Hot Affair: Die wollen nur spielen

Bock auf Rock? An diesem Samstagabend kann die Antwort nur „Ja“ lauten. Immerhin spielt Olli K's Band „Hot Affair“ auf, und selbst wer eigentlich mit den harten Sounds der 80er und 90er Jahre nichts oder zumindest nicht viel anfangen kann, wird sich dem virtuosen Spiel des Bandleders und dem kraftvollen, an zahlreichen AC/DC-Hits gestählten Gesang von Dirty-Deeds-Frontmann Alex Kaiser kaum entziehen können. Außerdem haben die beiden in der Harmonie Heimspiel und sind selbst nach insgesamt vier Jahren Zwangspause so heiß auf das Konzert wie ein Phönix auf seine Wiedergeburt.

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Russ Ballard: Die Hits anderer Leute

Unter seinem eigenen Namen hat Russ Ballard nie einen Top-Ten-Hit gelandet – und dennoch ist der britische Musiker verantwortlich für so manchen Erfolg. Der 77-Jährige, der zumindest auf der Bühne zwei Dekaden jünger wirkt, ist ein begnadeter Songschreiber und Komponist, aber in der Regel für andere Künstler, und zwar für so einige Hochkaräter. The-Who-Sänger Roger Daltrey, Santana, Hot Chocolate, America und Rainbow gehören zu jenen, die Ballards Titel aufnahmen, darunter Klassiker wie „Since You've Been Gone“ und „So  You Win Again“. In der Harmonie schöpft Ballard nun aus dem Vollen und beweist, dass er „seine“ Songs mindestens genau so gut performen kann wie seine „Kunden“. Was ganz großes Kino bedeutet.

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Chris de Burgh: Einsamer Meister der Balladen

Eigentlich ist das Bild, das viele Menschen von Chris de Burgh haben, ziemlich unfair: Reduziert auf die schmalzige Ballade „Lady in Red“, die in etwa ebenso populär – und ebenso verhasst – ist wie „White Christmas“, gilt der Ire als Inbegriff des Schmusesängers, als Kuschel-Barde und Schnulzenkönig. Dabei hat er so viel mehr zu bieten, hat epische Werke wie „Crusader“ ebenso geschaffen wie pulsierende Folkrock-Nummern („Eastern Wind“, „The Traveller“), augenzwinkernd-anzügliche Lieder („Patricia the Stripper“) und Songs mit klarer politischer Botschaft. Bei einem Solo-Abend in der nur mäßig besuchten Lanxess-Arena lässt er diese Facetten denn auch alle mal kurz aufblitzen, befeuert aber in weiten Teilen besagtes Vorurteil, schwelgt in Liebesliedern – und generiert sich nebenher als Geschichtenerzähler mit Hang zum Pathos. Was leider ein bisschen eintönig ist. Und aufgrund einiger fragwürdiger Entscheidungen musikalisch unbefriedigend.

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Sascha Thamm: Ein ziemlich schräger Dia-Abend

Klack. Zwei badende Jungen. Klack. Urlaub am See. Klack. Familienfest mit Wurst. Klack. Klack. Klack. Das ominöse Geräusch des Diaprojektors, das zu gleichen Teilen Nostalgie und Spießigkeit beschwört, hallt deutlich hörbar durch das Haus der Springmaus, sehr zur Freude von Sascha Thamm. Der Poetry Slammer hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die inzwischen antiquierte Technik bei seinem Besuch in Bonn nutzen und ein paar Bilder zeigen zu können. Keine eigenen, versteht sich, sondern eine Auswahl aus 1500 Dias, die der 49-Jährige auf Ebay ersteigert hat und die er jetzt nutzt, um darüber eine fiktive und vor allem völlig verrückte Familiengeschichte zu erzählen. Eine skurrile Idee, das muss man Thamm zugestehen, auch wenn der so entstandene Text zu den schwächsten Ergüssen des Remscheiders gehört. Schade, denn eigentlich hat dieser ein Händchen für gute Texte. Sogar für richtig gute.

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„Unter Puppen“: Chaostruppe ohne Plan

Auch Puppen können spontan sein. Davon ist zumindest Wiwaldi überzeugt, der hündische Moderator von „Unter Puppen“. In der Show von Martin Reinl und Carsten Haffke mit ihrer rund 40-köpfigen Chaotenpuppentruppe, die gewissermaßen das pubertäre deutsche Äquivalent der legendären Muppets darstellt, will er dies nun beweisen – und setzt ausgerechnet im Haus der Springmaus auf Impro-Comedy von der billigsten Sorte. Was nicht wirklich hilft und allzu oft für eher peinliche als lustige Momente sorgt.

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„Keine halben Sachen“: Poesie im Wasserglas

Zeit ist relativ. Fünf Stunden soll die neue GOP-Show „Keine halben Sachen“ nach Aussage von Moderator Marcel Kösling dauern; tatsächlich sind es dann doch nur zweieinhalb, inklusive Pause. Die Länge ist allerdings auch der einzige Aspekt, auf den der Titel dieses charmanten Varieté-Programms nicht zutrifft. In allen anderen Belangen geht das Ensemble aufs Ganze – und das mit Erfolg. Exzellente Artistik trifft auf überaus unterhaltsame Comedy, poetische Pantomime auf atemberaubende Akrobatik, inklusive einer Nummer, die so noch nie im GOP zu bewundern war. Eine Mischung, die sich sehen lassen kann.

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Mountain: Der Sound der Bergkönige

Da da da da da da da da BAM! Schon das erste energiegeladene Schlagzeug-Intro lässt keinen Zweifel daran, das an diesem Abend ein Meister seines Fachs auf der Bühne der Harmonie sitzt, ein Drummer mit Kraft, mit Druck und mit dem untrüglichen Gespür für den perfekten Moment. Einer, der eine Band nicht nur stützt, sondern voranbringt. Und einer, der rocken will. Richtig rocken, nicht einfach nur laut spielen. Nein, letzteres würde Corky Laing nicht einmal ansatzweise gerecht. Der Drum-Veteran ist mit seiner legendären Band Mountain in die Harmonie gekommen, jener Formation, die sich einst als Nachfolger von Cream verstand und die mit ihrem wuchtigen Sound die Grundlage für Heavy Metal legte – und was Laing jetzt zusammen mit Gitarrist Richie Scarlet und Bassist Berndt Ek präsentiert, beweist eindeutig, dass das Trio mit den Jahren vielleicht älter, aber keineswegs ruhiger geworden ist.

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Wilfried Schmickler: Abgesang aufs Dinkelbrötchen

Oh je und Ach, was geht es und schlecht. Alles geht den Bach runter, die Welt zerfällt und im Schlaraffenland namens Deutschland werden die Dinkelbrötchen rar. Schlimmer geht’s nimmer. Obwohl – doch. Und gerade deshalb kann und muss Wilfried Schmickler sich auch über so manche Befindlichkeiten ärgern und sie mit der ihm eigenen satirischen Schärfe kommentieren, so wie am Halloween-Abend im Pantheon. Denn eigentlich steht die Bundesrepublik noch gut da, jetzt, am Anfang vom Ende des goldenen Zeitalters des Konsums und des unbegrenzten Wachstums. So lange sich die Menschen lediglich über das Programm der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender aufregen, über Plagiate und Abschreibungen und über die Unterschiede zwischen Jammer-Ossis und Besser-Wessis, so lange ist Panik unangebracht.

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Matthias Brandt & Jens Thomas: Tod in der Tiefe

Reichtum oder Niedergang? Beides kann ein Bergmann unter Tage finden. Dort, wo kein Sonnenlicht hinfällt und das Leben anders verläuft, warten immerhin immense Schätze, Silber, Gold, Kupfer, Edelsteine. Und der Tod. Vor allem die Romantiker haben sich mit dieser besonderen Beziehung zwischen dem Streben nach materiellem Glück und der ständig lauernden Gefahr im Dunkeln auseinandergesetzt, so auch E.T.A. Hoffmann in „Die Bergwerke von Falun“. Jetzt haben Matthias Brandt und Jens Thomas diese Erzählung auf ihre unnachahmlich intensive Weise im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ auf die Bühne gebracht.

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Crossroads: Comeback nach Plan

27 Jahre ist es her, dass The Jeremy Days zuletzt von sich hören ließen, abgesehen von vereinzelten Reunion-Konzerten. 27 Jahre – und dennoch ist das Publikum des Crossroads-Festivals in der Harmonie so enthusiastisch wie während der Hochphase der Hamburger Band, die sogar noch länger zurückliegt. Für echte Fans spielt Zeit wohl einfach keine Rolle. Der Saal war auf jeden Fall schon lange nicht mehr so voll wie an diesem Samstagabend: Die Menschen stehen dicht an dicht und jubeln den fünf Herren zu, die es kaum fassen können, wieder spielen zu dürfen, und dann auch noch im Rahmen des legendären WDR Rockpalasts. Diese Möglichkeit kommt einem Ritterschlag gleich, den The Jeremy Days allerdings auch verdient haben.

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„Zerbombt“: Geschlechter im Krieg

Schwanzgesteuert und gewaltbereit, ohne Empathie und dafür voller Machtfantasien: Männer kommen in Sarah Kanes umstrittenem Drama „Zerbombt“ nicht gut weg. Die 1999 verstorbene britische Schriftstellerin, die auf die Radikalität der Sprache setzte und im Namen der Kunst jedes Tabu zu brechen bereit war, lässt in ihrem Erstlingswerk den todkranken, narzisstischen Ian, der in einem Hotelzimmer gerade erst seine junge Geliebte Kate vergewaltigt hat, auf einen namenlosen Soldaten treffen, der zu jeder nur denkbaren Gräueltat bereit ist und es genießt, sein Gegenüber zu demütigen, zu verstümmeln und zu brechen. Warum? Weil er es kann. Und weil er lieber Täter als Opfer ist. Dieses Stück hat das Theater Bonn nun auf die Werkstatt-Bühne gebracht – und dabei eine brutale, aber zugleich noch relativ zahme Inszenierung geschaffen.

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Tresenlesen: Ganz große Fabulierkunst

Es ist schon ein bisschen her, dass Jochen Malmsheimer und Frank Goosen als das Duo Tresenlesen gemeinsam auf der Bühne standen. 22 Jahre, um genau zu sein. Ganz schön viel Zeit. Vieles hat sich verändert, allgemein und ganz persönlich: Beide haben Karriere gemacht, Malmsheimer als wortmächtiger Kabarettist mit epischem Erzählstil, Goosen als bodenständiger, liebevoll skizzierender Chronist des Ruhrgebiets-Alltags. Bis die Corona-Pandemie neue (und alte) Formate forderte und Tresenlesen sich wieder vereinte, um gemeinsam mit bissiger Satire, gehobenem Nonsens und ganz großer Fabulierkunst das Publikum zu verzücken. Jetzt haben die beiden im ausverkauften Bonner Pantheon gelesen – und alle Erwartungen übertroffen.

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Marla Glen: Rückkehr der Reibeisenstimme

Die Corona-Auszeit scheint Marla Glen gut getan zu haben. Kraftstrotzend steht sie an diesem Abend auf der Bühne des Pantheons, energiegeladen, eindringlich. Ihre raue Bassstimme sprüht geradezu vor Leidenschaft, und auch wenn der ein oder andere Tiefpunkt in ihrem Leben seine Spuren im Gesang der 62-Jährigen hinterlassen hat, verstärkt dies doch nur den Eindruck, den Glen hinterlässt, während sie dem Rock und dem Funk frönt, dem Afro-Pop und dem Gospel – und natürlich dem Blues, der schon seit ihrer Jugend durch ihre Adern fließt und den sie beherrscht wie nur wenige andere Musikerinnen. Im Pantheon stellt Marla Glen nun eindrucksvoll klar, dass sie immer noch da ist. Und dass sie ihren Glauben an die Kraft der Musik selbst in den dunkelsten Stunden nicht verloren hat.

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„Misery“: „Ich bin ihr allergrößter Fan“

„Sie haben Misery ermordet!“ Das kann Autor Paul Sheldon (Philipp Gierenstein) doch nicht machen, diese Todsünde kann er einfach nicht begehen, zumindest nicht in den Augen der ehemaligen Krankenschwester Annie Wilkes (Esther Takats). Da hat sie großmütig ihr Idol gerettet und in ihrem abgelegenen Haus gepflegt, nachdem dieser sich bei einem Autounfall in der Nähe beide Schienbeine gebrochen hat, und dann hintergeht er sie auf diese grausame Weise. Das kann er seinem allergrößten Fan doch nicht antun, und das kann er auch Misery nicht antun, mit der Wilkes fast so etwas wie eine Seelenverwandtschaft verbindet.

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Cirque du Soleil: Artistik auf dem Eis

Unter dem Eis ist alles anders, zumindest für Crystal, Hauptfigur der gleichnamigen neuen Show des Cirque du Soleil. Von den Erwartungen ihrer Familie und der Monotonie der Gesellschaft müde, sucht sie den Weg in eine kalt glitzernde Traumwelt, in der sich die Realität spiegelt und die Crystal zugleich mit ihrer Fantasie gestalten kann. Hier trifft Eiskunstlauf auf atemberaubende Akrobatik und fantastische Illusionen – und auf eine junge Frau, die zu sich selbst findet. Nun ist die Produktion für mehrere Tage in der Kölner Lanxess Arena zu sehen.

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Gerhard Polt & die Well-Brüder: Menschenbild mit Alphorn

Wenn irgendetwas schief läuft, will keiner es gewesen sein. Konzernchefs oder Politiker, Lobbyisten oder Funktionäre, sie alle waren beteiligt, aber verbockt haben sie nichts, selbst wenn sie mit der Hand im Klo oder in der Portokasse erwischt werden. Also her mit den Bonuszahlungen, und danach ist eh alles egal. Dabei wäre es für die Öffentlichkeit oft so wichtig, einen Verantwortlichen benennen zu können, einen, den man verdammen kann, so eine Art von Sündenbock. Seltsam, dass noch niemand daraus eine Geschäftsidee gemacht hat. Bis auf Gerhard Polt. Der Grandseigneur der bayrischen Kabarettszene und auch diesseits des Weißwurst-Äquators eine lebende Legende, hat da schon konkrete Vorschläge, wie so eine Schilda Response GmbH aussehen könnte. Zusammen mit seinen langjährigen Weggefährten, den Gebrüdern Well, hat er sein Konzept jetzt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Quatsch keine Oper“ in Bonn präsentiert.

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Erja Lyytinen: Starker Rock im Tageslicht

Die Pandemie ist an keinem Künstler spurlos vorüber gegangen. Manche haben der Musik schweren Herzens abgeschworen und sich andere Beschäftigungen gesucht, andere haben den Weg ins Netz gesucht, und einige haben darauf gewartet, wieder auftreten zu dürfen, und haben die Auszeit dazu genutzt, sich selbst zu erkunden. So wie Erja Lyytinen. Die Finnin mit der dunklen Power-Stimme, die so ganz nebenbei zu den besten Bottleneck-Gitarristinnen der Welt gezählt wird, ist ganz tief in ihre Musiker-Seele abgetaucht und hat dabei hinter dem von ihr geliebten Blues noch mehr in den Schatten entdeckt: Starken Rock mit Spuren von frühem Metal im Stil von Black Sabath, Deep Purple und Iron Maiden. Jetzt hat Erja Lyytinen ihr brandneues Album „Waiting for the Daylight“ in der Harmonie vorgestellt. Und abgerockt.

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„Pussy Riot“: Der Punk fehlt

41 Sekunden der radikalen Provokation – vor zehn Jahren hat das feministische Punk-Kollektiv Pussy Riot damit nicht nur in Russland, sondern weltweit für Aufsehen gesorgt. 41 Sekunden vor dem Altar der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, um gegen Kirche und Staat zu protestieren, gegen den Machtapparat von Wladimir Putin und gegen den Ausverkauf der christlichen Orthodoxie durch den Patriarchen Kyril I. Wegen „Anstiftung zu religiösem Hass“ und „Rowsdytums“ verurteilte ein Gericht daraufhin Nadeschda Tolokonnikowa und zwei ihrer Mitstreiterinnen zu zwei Jahren Lagerhaft. Nun hat das Theater Bonn versucht, Tolokonnikowas Leben und ihr Manifest „Anleitung für eine Revolution“ szenisch erfahrbar zu machen, wurde der Vorlage aber nicht gerecht. Denn obwohl das Ensemble die Geschehnisse in 60 Minuten detailliert aufarbeitete, strichen sie ein zentrales Element: Den Punk. Und ohne Punk ist Pussy Riot nicht denkbar.

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Jean-Philippe Kindler: Pointen für exakt 22 Euro

Bonner Studierende haben es momentan gut: Dank des AstA-Kulturtickets können sie zahlreiche Theatervorstellungen und Kleinkunstveranstaltungen für gerade einmal drei Euro pro Ticket besuchen, die Häuser füllen – und so manche Kalkulation durcheinanderbringen. Vor allem die von Jean-Philippe Kindler, der angesichts dieses Schnäppchens bei seinem Auftritt im Pantheon ein bisschen irritiert ist. Immerhin hat er anhand des Vorverkaufs genau ausgerechnet, was sein Programm wert sein müsste, und kam dank ein paar geschickt gekürzten oder gar gestrichenen Pointen auf 22 Euro. Doch dann tauchen diese Studierenden auf und bringen den Schnitt durcheinander.

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„The Shadow over Innsmouth“: Das Grauen des Verfalls

Den Meister des Grauens auf die Bühne bringen? Klingt nahezu unmöglich. Der groteske Horror von Howard Phillips Lovecraft spottet eigentlich jeder Beschreibung – gerade das zeichnet schließlich die Geschichten des amerikanischen Schriftstellers aus, der seine Großen Alten und dessen Gefolge immer wieder mit zahlreichen Adjektiven zu charakterisieren versucht und doch eingestehen muss, dass die menschliche Sprache mitunter unzureichend ist, um dem Schrecken eine Kontur zu geben. Nicht ohne Grund haben sich zahlreiche Filmemacher an den Erzählungen aus den 1910er bis 1930er Jahren versucht, und alle sind daran gescheitert. Jetzt aber hat Schauspieler Johannes Neubert zusammen mit seinem walisischen Kollegen Eifion Ap Cadno eine englischsprachige Fassung von „The Shadow over Innsmouth“ auf die Bühne gebracht und in der Brotfabrik bewiesen, dass man auch Lovecraft gut inszenieren kann. Solange man nicht zu bildlich wird. Und den Horror im Kopf entstehen lässt.

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Aynsley Lister: Blues in Pop

Eins muss man ihm lassen, Aynsley Lister bleibt konsequent. Der britische Bluesrock-Gitarrist versucht seit gut zehn Jahren so ziemlich alles, um seine Fan-Basis zu vergrößern, und dabei schreckt er auch nicht davor zurück, sich dem sonst schnell verpönten Mainstream anzunähern und auch mal in selbigen einzutauchen. Gleichzeitig bemüht er sich, seiner musikalischen Heimat treu zumindest im Solo-Spiel zu bleiben – ein Balance-Akt, der nicht immer gelingt. Davon kündet auch das neue Album „Along for the Ride“, das zwar erst in der kommenden Woche veröffentlicht werden soll, das Lister mitsamt seinem Power-Trio aber bereits jetzt in der Bonner Harmonie vorstellte. Souveräne Soli treffen auf glattgebügelte, profillose Songs, die in das eine Ohr hinein- und aus dem anderen wieder hinausgehen, ohne auch nur versucht zu haben, sich festzusetzen. Schade. Denn eigentlich kann Aynsley Lister mehr. Wenn er denn will.

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Maybebop: Würfelglück beim Jubiläumskonzert

Eine Prise Zufall muss schon sein: Für die Konzerte der Jubiläumstour zum 20-jährigen (und in gewisser Weise auch 30-jährigen) Bestehen verlassen sich Maybebop zumindest zum Teil auf die Würfel. Jeden Abend, so erzählen sie, erstellen sie so ihre Setliste und überlassen dem Chaos zumindest den Anschein von Kontrolle über die Reihenfolge des Repertoires. Alea iacta est. Wäre ja sonst auch langweilig für eine der renommiertesten und besten a-capella-Formationen des Landes und darüber hinaus; das amerikanische Recorded A Cappella Review Board kürte das Quartett nicht zuletzt wegen ihrer stilistischen Bandbreite sogar zur Gruppe des Jahrzehnts 2010-2019. Im ausverkauften Pantheon haben Maybebop jetzt einmal mehr bewiesen, dass sie wirklich nahezu alles singen – und fast alles tanzen – können. Was keineswegs ein Zufall ist.

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Philipp Scharrenberg: „Das Wort ist mein Sport“

Ach ja, die alten Fragen. Wer bin ich, wo bin ich, und vor allem warum bin ich? Wer für sich selbst eine Antwort auf diese Fragen gefunden hat, ist auf der Suche nach einem Platz in dieser Welt schon ein ganzes Stückchen weiter. Doch gerade in der Pandemie ist das Gefüge durcheinander gekommen, ist die Realität den Menschen entrückt und seitdem verrückt. Also ist Hilfe nötig, so wie jene, die der Bonner Kabarettist und Poetry-Slammer Philipp Scharrenberg anbietet. Er will in einer Art Abendkurs zusammen mit seinem Publikum die fremd gewordene Realität neu erarbeiten – und letztlich die Zufriedenheit als Grundfunktion der Menschheit wieder herstellen. Was gar nicht so einfach ist. Schon gar nicht mit Reimen.

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Serdar Somuncu: Hassias auf Friedensmission

Wo soll das alles nur hinführen? All der Hass, all der Zorn, all die Gewalt auf der Welt, die sich in Kriegen entlädt, in Wahlsiegen von Rechtsradikalen und Faschisten oder einfach nur in bösartigen Kommentaren – was soll daraus noch erwachsen? Eine Antwort kann und will Serdar Somuncu nicht geben, dazu ist er nicht in die Reihe „Quatsch keine Oper“ nach Bonn gekommen. „Es ist nicht Aufgabe der Kunst, Ergebnisse zu liefern“, betont der 54-Jährige, zumal die Probleme dieser Welt viel zu komplex sind, um sie mit ein paar Sätzen zu lösen, egal, wie provokant diese sein mögen. Aber Anregungen geben, Ideen und Ideale wecken und vor allem Haltung zeigen, das kann Somuncu tun. Was man dann damit anfängt, muss jeder selbst entscheiden. „Stellen Sie meine Aussagen ruhig in Frage“, sagt Somuncu. „Aber lassen Sie sich zuerst auf meine Position ein.“ Selbst wenn die mitunter weh tut.

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Nicht die Wise Guys: Die Dinge beim Namen nennen

Nein, es ist kein Comeback. Noch nicht einmal von einer Wiedervereinigung wollen die sechs Herren auf der Bühne der Bonner Oper sprechen, obwohl fünf von ihnen ehemalige Wise Guys sind und sie in dieser Konstellation zum ersten Mal seit fünf Jahren gemeinsam vor Publikum singen. Doch offenbar wollen sie an diesem Nachmittag des 3. Oktobers keine Erwartungen wecken, keine Hoffnung auf eine wie auch immer geartete Rückkehr der wahrscheinlich populärsten a-capella-Formationen seit den Comedian Harmonists. Das Kapitel ist abgeschlossen. Aus und vorbei.

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