Wenn, wenn, wenn, ja, dann wäre fast alles möglich, und sogar ohne wenn und aber. Es gehört zur Natur des Menschen, sich darüber Gedanken zu machen, was alles hätte möglich sein können, auf der verzweifelten Suche nach einer Erklärung für die aktuelle Situation, am besten inklusive eines Schuldigen. Dann wird der Konjunktiv bemüht, so gut es eben geht, auch wenn dieser nie perfekt werden wird – und das gleiche gilt für die noch ungeschriebene Zukunft. Derartige Gedankenspiele standen jetzt im Mittelpunkt der WDR 5 Radioshow, die in Kooperation mit dem Haus der Springmaus erstmals in der Stadthalle Troisdorf aufgezeichnet wurde. Unter anderem zu Gast: Die beiden Kabarettisten Tobias Mann und Eckart von Hirschhausen, die unter dem Motto „Funny For Future“ nach positiven Perspektiven suchten. Was einfacher gesagt als getan war.
Für Eckart von Hirschhausen kam der Auftritt in Troisdorf fast einer Zäsur gleich: Im März kommenden Jahres wird er seine Bühnenkarriere beenden, um sich mehr seiner Stiftung „Gesunde Erde
Gesunde Menschen“ widmen zu können; der Termin an diesem Abend war für ihn der letzte im Rheinland. Den nutzte der 55-Jährige einmal mehr, um auf die Gefahren durch den Klimawandel aufmerksam zu
machen. „Wir haben eine Jahrhundertaufgabe vor uns und dafür nur noch sieben Jahre Zeit“, betonte er mit Blick auf die drohenden Kipppunkte, ab denen die Erderwärmung Wissenschaftlern zufolge
nicht mehr aufzuhalten ist. Und dann wird es kritisch. Nur ein paar Grad mehr, dann ist der blaue Planet nicht mehr für den Menschen geeignet. „Bei 42 Grad Körpertemperatur ist das Leben zu
Ende“, sagte der Mediziner. „Ab einer bestimmten Temperatur verfestigen sich die Eiweiße, was jeder kennt, der schon einmal ein Ei gekocht hat. Und die werden nicht wieder weich.“
Obwohl Hirschhausen den Mahner gab, blieb er doch zugleich optimistisch, dass eine kollektive Kraftanstrengung der Weltbevölkerung noch etwas bewegen kann. Tobias Mann dagegen, der war
realistisch. „Es hat seinen Grund, warum die ganzen reichen Menschen ins All fliegen wollen“, sagte er. „Letztlich sind wir interplanetare Mietnomaden“, also Menschen, die erst ihr Zuhause
zumüllen und auseinandernehmen, bevor sie fröhlich pfeifend weiterziehen.“ Genau in die Arme von Elon Musk, Jezz Bezos und Richard Branson, die schon mal alles vorbereitet haben werden und
abkassieren können. Ob da das von Mann geforderte Tempolimit auf deutschen Autobahnen zielführend ist? Weiß keiner so genau, auch Tobias Mann nicht. Ohnehin gestand er, inzwischen zutiefst
verunsichert zu ein, was nun wie zu bewerten sei. Was ist denn noch richtg, was falsch? Ein Hund als Haustier, auch wenn der so viele Schadstoffe ausstößt wie ein Kleinwagen? Und was wäre die
Alternative? Hund essen? Zusammen mit Kartoffelpüree, abgekratzt von Kunstwerken auf der ganzen Welt? „Ich verstehe manche Aktionen der Letzten Generation nicht“, sagt er, „aber ich
verstehe die Frustration der Aktivistinnen und Aktivisten.“
Doch nicht alles an diesem Abend drehte sich um Mann und Hirschhausen. Gastgeber Axel Naumer hatte auch „Quarks und Co“-Autorin Katharina Adick eingeladen und konnte sich zudem wie gewohnt auf
Autor Fritz Schaefer verlassen, der unter anderem Sparmaßnahmen auf dem Weihnachtsmarkt kommentierte. Im Team entstand zudem ein anarchistisches Live-Hörspiel sowie eine grandiose Newsquiz-Runde,
bei der vor allem Hirschhausen und Mann mit ihrer Schlagfertigkeit punkten konnten.
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