Reisegruppe Ehrenfeld: Nicht Fisch, nicht Fleisch

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. So heißt es zumindest. So viele Erlebnisse, so viele Eindrücke, so viele Geschichten. Das dachten sich auch die beiden Kabarettisten Maja Lührsen und Theo Vagedes, ihres Zeichens leidenschaftliche Radfahrer, als ein Aussteiger und Globetrotter ihnen Südamerika empfahl – und so fuhr das Kölner Paar als Reisegruppe Ehrenfeld kurzerhand von Lima bis nach Feuerland. Sechs Monate am Stück mit den Rädern quer durch den Kontinent, einfach alles Gewohnte hinter sich lassend und an die eigenen Grenzen gehend. Daraus hat das Paar nun ihr Programm „Das Ziel ist auch nicht die Lösung“ gemacht, eine Mischung aus Dia-Vortrag, Reisebericht und Kabarett, die leider an vielen Stellen nicht aufgeht. Weil der Wow-Effekt fehlt. Und der Witz.

Dabei geben sich Lührsen und Vagedes wirklich alle Mühe, dem Publikum mehr als bloße Attitüden zu vermitteln, mehr als eine Sammlung von Schnappschüssen und Tagebucheinträgen. Unter anderem diskutieren sie auf ihren Drahteseln lang und breit darüber, ob man sich von einem bekennenden Pinochet-Anhänger zum Grillen einladen lassen darf oder ob die eigenen Wertvorstellungen doch wichtiger sind als der knurrende Magen. Nur brauchen sie zu lange, um zum Punkt zu kommen (die Wurst geht vor) – und den können sie am Ende noch nicht einmal begründen. Er Aufbau lang, die Erkenntnis gering, so kommt man nicht weit. Insbesondere dann nicht, wenn besagtes Erlebnis den nachdenklichsten, tiefgehendsten Teil des Programms bildet und ansonsten lieber ausschweifend der Bogen vom bolivianischen Aberglauben über den Katholizismus bis hin zur Nubbel-Verbrennung geschlagen sowie eine Reisewarnung vor dem Frankfurter Flughafen ausgesprochen wird.

 

Dazu gesellen sich Plattitüden: Die Erwartungen sind anders als die Realität, Geheimtipps stehen nicht in Reiseführern, die wertvollste Währung im Urlaub ist die Zeit und die German Angst ist unbegründet. Das ist alles nett gemeint, aber weder mit starken Pointen unterfüttert („Wir haben das Mittel gegen Diarrhö vergessen – gequirlte Scheiße“) noch mit bewegenden oder berührenden Begegnungen. Wenn Lührsen und Vagedes andere zu Wort kommen lassen, dann ohnehin meistens andere Touristen; der Pinochet-Grillmeister war die Ausnahme. Am liebsten aber sprechen die beiden von ihren eigenen Emotionen angesichts von Schotterpisten und Feuerbergen, Wüsten und Städten. Oder sie singen, mit bemühtem Ukulelen-Geschrammel, in Reimform gezwängten Prosa-Liedtexten und eher peinlichen Hip-Hop-Einlagen. Ihre anspruchsvolle Reise in allen Ehren – aber auf der Bühne hätten die zwei Ehrenfelder mehr daraus machen müssen.

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