Klack. Zwei badende Jungen. Klack. Urlaub am See. Klack. Familienfest mit Wurst. Klack. Klack. Klack. Das ominöse Geräusch des Diaprojektors, das zu gleichen Teilen Nostalgie und Spießigkeit beschwört, hallt deutlich hörbar durch das Haus der Springmaus, sehr zur Freude von Sascha Thamm. Der Poetry Slammer hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die inzwischen antiquierte Technik bei seinem Besuch in Bonn nutzen und ein paar Bilder zeigen zu können. Keine eigenen, versteht sich, sondern eine Auswahl aus 1500 Dias, die der 49-Jährige auf Ebay ersteigert hat und die er jetzt nutzt, um darüber eine fiktive und vor allem völlig verrückte Familiengeschichte zu erzählen. Eine skurrile Idee, das muss man Thamm zugestehen, auch wenn der so entstandene Text zu den schwächsten Ergüssen des Remscheiders gehört. Schade, denn eigentlich hat dieser ein Händchen für gute Texte. Sogar für richtig gute.
Immerhin erfüllt der Dia-Vortrag seinen eigentlichen Zweck und lockert eine Veranstaltung auf, die ansonsten in erster Linie als eine amüsante, aber konzeptionell überschaubare Lesung daherkommt. Was nicht schlimm ist, da die kurzweiligen Geschichten Thamms unter dem Titel „Gesammelte Abrissbirnen“ auch ohne weiteres für sich stehen können. Inspiriert von den Absurditäten des Alltags und getragen von einem ebenso wortmächtigen wie bodenständig-lakonischen Sprachstil entfalten sich Szenen, die in ihrer Überzeichnung etwas Vertrautes haben: Wenn zwei Wanderer ohne Wasser, dafür aber mit Kaffee und Toblerone durch die Weinberge der Mosel stapfen oder wenn sich Thamm an seine Jugend im Bergischen Land erinnert, an die Fahrten zur nahe gelegenen Talsperre und an die Experimente am und im Lagerfeuer, die man als angetrunkener Teenager ohne Ahnung von Physik und Chemie nur zu gerne durchführt (ja, eine Dose Bier im Feuer kann explodieren, und nein, mit einem Moped gelingt kein Sprung über selbiges, zumindest nicht ohne ein bisschen Tempo), wenn er all das in herrlich schräge Bilder packt, dann schwingt bei dem ein oder anderen Zuhörer wahrscheinlich die eigene Vergangenheit mit. Stark auch die Reise zum Drachenfels, auf dem der Wort-Jongleur einmal eine Lesung abhalten sollte, und bei der die Anfahrt erst von Stau und anschließend von der verwirrenden Verkehrsführung Königswinters geprägt war. Geschickt treibt Thamm seine Szenen in Richtung Wahnsinn; nur manchmal gehen die Pferde mit ihm durch. Dann will er die Pointen zu deutlich setzen, übertreibt es mit seiner Gaga-Rhetorik und vergaloppiert sich, so wie bei seinem Blick in die Zukunft, in der Flamingos im Garten grasen und Hummeln in der heißen Luft in Flammen aufgehen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Das Publikum ist jedoch begeistert und bedenkt Thamm denn auch mit herzlichem Applaus.
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