Crossroads: Comeback nach Plan

27 Jahre ist es her, dass The Jeremy Days zuletzt von sich hören ließen, abgesehen von vereinzelten Reunion-Konzerten. 27 Jahre – und dennoch ist das Publikum des Crossroads-Festivals in der Harmonie so enthusiastisch wie während der Hochphase der Hamburger Band, die sogar noch länger zurückliegt. Für echte Fans spielt Zeit wohl einfach keine Rolle. Der Saal war auf jeden Fall schon lange nicht mehr so voll wie an diesem Samstagabend: Die Menschen stehen dicht an dicht und jubeln den fünf Herren zu, die es kaum fassen können, wieder spielen zu dürfen, und dann auch noch im Rahmen des legendären WDR Rockpalasts. Diese Möglichkeit kommt einem Ritterschlag gleich, den The Jeremy Days allerdings auch verdient haben.

Immerhin wirkt das Quintett so, als hätte es seit dem großen Erfolg ihrer Hit-Single „Brand New Toy“ (1988) nichts anderes gemacht als gemeinsam zu spielen und sich dabei kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Songs ihres neuen Studioalbums „Beauty in Broken“ führen auf jeden Fall das Konzept der frühen Jahre weiter, klingen aber gleichzeitig deutlich reifer, geschliffener, eloquenter und eleganter. Parallelen zu Fury in the Slaughterhouse sind aber wahrscheinlich reiner Zufall.

 

Ganz so überzeugend sind Silvershark derweil nicht. Die Formation um Frontmann Steve Burner hat sich dem Disco-Sound der 70er Jahre verschrieben und diesen mit krachendem Rock gemischt – an sich eine schöne Idee. Leider gelingt es der Band aber nicht, die notwendige Spannung zu halten. Nach ein paar überaus unterhaltsamen Nummern bricht diese ein, nicht zuletzt weil Burner alles andere als ein begnadeter Sänger ist, aber dennoch meint, in bester Bee-Gees-Manier im Falsett singen zu müssen. Gleiches gilt für Bassist Felix Scholl und Gitarrist Marco Rischer; letzterer setzt dafür aber zumindest mit exzellenten Soli den ein oder anderen Höhepunkt. Er ist es auch, der Silvershark letztlich aus dem Jammertal wieder herausführt und der Band zu neuem Schwung verhilft. Schade allerdings, dass dies überhaupt nötig ist.

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Mit diesem Doppelkonzert endet die viertägige Herbstausgabe von Crossroads, die einmal mehr einige hierzulande eher unbekannte Bands ins Rampenlicht gestellt hat. The Cassanovas orientierten sich direkt am ersten Tag deutlich am Bluesrock im Stil von AC/DC, während Kingswood deutlich düsterer, aber nicht weniger kraftvoll daherkamen. Nestor brachten die Menge mit melodischem Hardrock zum Tanzen, Fire Horse traben eher in Richtung Grunge, und Morgane Ji setzte mit ihrem hypnotisch-pulsierenden Spiel Akzente. Eine Enttäuschung erwartete allerdings Fans der Hamburg Blues Band: Die Veteranen, die seit Jahren regelmäßig in die Harmonie kommen, mussten ihren Auftritt absagen, da Frontmann Gerd Lange sich mit Corona infiziert hat. Schade, zumal Lange die Formation pünktlich zu ihrem 40. Bühnenjubiläums auf diese Weise adeln wollte. Kurzfristig übernahm die Kroatin Vanja Sky, die sogar noch den HBB-Gitarristen Krissy Matthews als Special Guest empfing und mit herrlich treibendem, kantigem Rock zu überzeugen wusste.


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