Marla Glen: Rückkehr der Reibeisenstimme

Die Corona-Auszeit scheint Marla Glen gut getan zu haben. Kraftstrotzend steht sie an diesem Abend auf der Bühne des Pantheons, energiegeladen, eindringlich. Ihre raue Bassstimme sprüht geradezu vor Leidenschaft, und auch wenn der ein oder andere Tiefpunkt in ihrem Leben seine Spuren im Gesang der 62-Jährigen hinterlassen hat, verstärkt dies doch nur den Eindruck, den Glen hinterlässt, während sie dem Rock und dem Funk frönt, dem Afro-Pop und dem Gospel – und natürlich dem Blues, der schon seit ihrer Jugend durch ihre Adern fließt und den sie beherrscht wie nur wenige andere Musikerinnen. Im Pantheon stellt Marla Glen nun eindrucksvoll klar, dass sie immer noch da ist. Und dass sie ihren Glauben an die Kraft der Musik selbst in den dunkelsten Stunden nicht verloren hat.

Zuletzt war es lange still um Marla Glen, nicht nur wegen Corona. Neues Material war rar, die Künstlerin mit anderen Problemen beschäftigt. 2020 erschien dann ganz unerwartet das Album „Unexpected“, das aber aus bekannten Gründen erst jetzt so richtig vorgestellt werden kann. Dafür ist die Begeisterung jetzt umso größer, und das mit Recht. Geschickt platziert Glen neue Songs zwischen den alten Klassikern, eröffnet mit Hits wie „Working for the Music“ und „The Cost of Living“ und haut dazwischen frische Musik raus, die von bemerkenswerter Bandbreite ist. Mal taucht sie in den Funk ein, mal in den Blues, wendet sich zwischendrin sogar mal den Spoken Words zu – immerhin hat sie in diesem Jahr ein komplettes Album mit Rezitationen veröffentlicht. Richtig stark ist unter anderem das afrikanisch angehauchte „Who's the Blame“, bei dem wilde Trommelrhythmen für das nötige Tempo sorgen, während ein paar Mundharmonika-Soli und ein Zitat aus dem Geospel-Klassiker „Go Down Moses“ zusätzlich Akzente setzen. Da hält es niemanden mehr auf den Sitzen. Klasse.

Das Publikum will Marla Glen denn auch nicht von der Bühne lassen, dafür klingen sie und ihre große Band (samt drei Background-Sängerinnen) und insbesondere Saxofonistin Catrin Groth einfach zu gut. Nein, erst müssen noch die Zugaben kommen, zumindest „Believer“ und „It's a Man's World“, also jene Stücke, die Marla Glen den Durchbruch gebracht haben. So viel Zeit muss sein. Kein Problem für die Sängerin, die sich inzwischen völlig freigesungen hat und klar macht, dass mit ihr auch in Zukunft noch zu rechnen sein wird. Zum Glück. Ohne Marla Glen mit ihrer Ausnahme-Stimme und ihrem Feuer würde schließlich etwas fehlen.

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Kommentare: 1
  • #1

    B.strauch (Freitag, 12 Mai 2023 02:12)

    Your voice is so cool and warm!
    I believe in you