Mountain: Der Sound der Bergkönige

Da da da da da da da da BAM! Schon das erste energiegeladene Schlagzeug-Intro lässt keinen Zweifel daran, das an diesem Abend ein Meister seines Fachs auf der Bühne der Harmonie sitzt, ein Drummer mit Kraft, mit Druck und mit dem untrüglichen Gespür für den perfekten Moment. Einer, der eine Band nicht nur stützt, sondern voranbringt. Und einer, der rocken will. Richtig rocken, nicht einfach nur laut spielen. Nein, letzteres würde Corky Laing nicht einmal ansatzweise gerecht. Der Drum-Veteran ist mit seiner legendären Band Mountain in die Harmonie gekommen, jener Formation, die sich einst als Nachfolger von Cream verstand und die mit ihrem wuchtigen Sound die Grundlage für Heavy Metal legte – und was Laing jetzt zusammen mit Gitarrist Richie Scarlet und Bassist Berndt Ek präsentiert, beweist eindeutig, dass das Trio mit den Jahren vielleicht älter, aber keineswegs ruhiger geworden ist.

Für echte Rockfans kommt der Auftritt von Mountain einer Offenbarung gleich. Die Songs des Power-Trios sind so kraftvoll wie eh und je und ein Fest für Gitarrist Richie Scarlet, der ein starkes Solo nach dem nächsten in den leider nicht allzu vollen Saal schmettert. Der selbst ernannte Imperator des Rock 'n' Roll macht keine halben Sachen, und auch wenn ihm die Kaiserkrone nicht wirklich zusteht, so vermag er doch den epochalen Sound der Band bei Bedarf alleine zu stemmen. Muss er aber nicht, da Bassist Berndt Ek einen ebenso herausragenden Job macht, ausgelassen über die Saiten tanzt und zugleich so manches Stück mit seinem klaren Gesang bereichert.

Und dann sitzt da eben noch Corky Laing, der alte Bergkönig: Ein Drummer, der mit jedem Schlag ein Feuerwerk entfacht, der in atemberaubenden Tempo über die Toms und Becken jagt und der immer zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Impuls liefert. Dabei ist der Mann schon 74! Das ist jedoch kein Grund für Laing, einen Schritt zurückzutreten. Ganz im Gegenteil nimmt er jede Synkope mit, ob sie nun will oder nicht, so dass er eher Gefahr läuft, ein Stück zu überfrachten als es absacken zu lassen. Zum Glück verfügt Laing über das musikalische Vokabular, um immer wieder neue Akzente zu setzen – und die Songs von Mountain können immerhin einiges vertragen. Natürlich hat die Band ihre größten Hits dabei, darunter Jack Bruces „Theme for an Imaginary Western“ und „Mississippi Queen“ mit dem emblematischen Kuhglocken-Klang. So geht Rock 'n' Roll. Und nicht so brachial, wie die Frankfurter Band Atrio dies im Vorprogramm zusammendreschen. Mit Blues und Funk hat ihre Musik wirklich nichts zu tun, ebenso wenig wie das Keifen von Frontmann Lars Gugler mit Gesang. Insbesondere im direkten Vergleich mit Mountain können Atrio einfach nur verlieren. Aber gut – nicht jeder kann schließlich den Gipfel erreichen. Das ist nur Künstlern wie Corky Laing vorbehalten.

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