Chris de Burgh: Einsamer Meister der Balladen

Eigentlich ist das Bild, das viele Menschen von Chris de Burgh haben, ziemlich unfair: Reduziert auf die schmalzige Ballade „Lady in Red“, die in etwa ebenso populär – und ebenso verhasst – ist wie „White Christmas“, gilt der Ire als Inbegriff des Schmusesängers, als Kuschel-Barde und Schnulzenkönig. Dabei hat er so viel mehr zu bieten, hat epische Werke wie „Crusader“ ebenso geschaffen wie pulsierende Folkrock-Nummern („Eastern Wind“, „The Traveller“), augenzwinkernd-anzügliche Lieder („Patricia the Stripper“) und Songs mit klarer politischer Botschaft. Bei einem Solo-Abend in der nur mäßig besuchten Lanxess-Arena lässt er diese Facetten denn auch alle mal kurz aufblitzen, befeuert aber in weiten Teilen besagtes Vorurteil, schwelgt in Liebesliedern – und generiert sich nebenher als Geschichtenerzähler mit Hang zum Pathos. Was leider ein bisschen eintönig ist. Und aufgrund einiger fragwürdiger Entscheidungen musikalisch unbefriedigend.

Grundsätzlich kann ein reduziertes, intimes Konzert ja ein Traum sein, insbesondere mit einem so gut gelaunten, hoch motivierten und stimmlich exzellenten Künstler wie Chris de Burgh. Der 74-Jährige ist in Topform, klettert mühelos immer wieder in die hohen Lagen, schäkert mit dem Publikum und plaudert nur zu gerne aus dem Nähkästchen. Schon der Opener „The Hands of Man“, bei dem de Burgh am Klavier sitzt (später wechselt er dann zur Gitarre), zeigt die Kraft und die Leidenschaft, die dieser in jedes seiner Lieder steckt. Doch leider demontiert er sich im späteren Verlauf des Abends selbst, und zwar immer dann, wenn er sein Solo-Spiel mit grauenhaften Synthi-Streichern aus dem Bodensatz der Konserve aufzuwerten versucht. „Carry Me“ ist das erste Stück, das diesem billigen Sound zum Opfer fällt, seine Cover-Version von Elvis Presleys „You were always on my Mind“ erleidet das selbe Schicksal. Auch „My Heart's Surrender“, das wie ein ganzer Block von Stücken aus seinem „Moonfleet“-Konzeptalbum stammt, wird um ein Playback-Orchester ergänzt, das aber in diesem Fall zumindest Volumen und Klang hat, statt an den Midi-Sound des drittklassigen Alleinunterhalters auf einem Dorffest zu erinnern.

So schlängelt sich Chris de Burgh durch sein Œuvre, von so manchen Klassikern (neben „The Lady in Red“ kommt er auch um „Borderline“ und „Don't Pay the Ferryman“ nicht herum) bis hin zu den Stücken seines aktuellen Albums „The Legend of Robin Hood“, das in diesem Jahr in Fulda auch als Musical inszeniert wurde. Viele gute Stücke fehlen leider, dafür werden andere mit besagten Playbacks zerstört. Doch in manchen Momenten zeigt Chris de Burgh seine wahre Größe, insbesondere dann, wenn er spontan handelt, ohne Netz und doppelten Boden und ein Tonband im Rücken. So wie bei „Patricia the Stripper“ und „Spanish Train“, die er beide auf Wunsch des Publikums anspielt. Letzteres wolle er beim nächsten Besuch in Köln vollenden, verspricht er. Dann hoffentlich wieder mit Band. Und ohne Playback.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0