So laut wie an diesem Abend ertönt „Stille Nacht“ nur selten. Aber was will man auch erwarten, wenn sich zwei klassisch ausgebildete Schlagwerker das wohl berühmteste Weihnachtslied der Welt
vornehmen und es mit Hilfe von Mülleimern mit einem Samba-Rhythmus unterlegen, der die selbst Schneeflocken zum Tanzen bringt? Muss ja auch mal möglich sein. Für Double Drums ist dies ein
Leichtes – im Haus der Springmaus beweisen sie, dass sogar Weihnachtslieder grooven können, und auch wenn sich Philipp Jungk und Alexander Glöggler in der zweiten Hälfte ihres Programms ein wenig
vergaloppieren, sorgen ihre Schlag-Eskapaden doch für einige schöne, belebende Momente.
Das Repertoire reicht dabei weit über das unvermeidliche „The Little Drummer Boy“ hinaus. Von Bachs Weihnachtsoratorium bis hin zu „Jingle Bells“ schlagen sich Double Drums durch die weihnachtliche Musikliteratur, basteln mit Loop-Station, Halbplaybacks und anderen technischen Spielereien wuchtige Klangwelten und greifen dabei auf ein Füllhorn von Instrumenten zurück. Neben allerlei improvisierten und echten Trommeln nutzen sie Regenstab und Schwirrholz, Marimbaphon und Vibraphon und allerlei zweckentfremdete Backutensilien, um Schicht für Schicht ihre Art von Musik aufzubauen. Mitunter verlieren sich die beiden allerdings in diesem Schlagwerk-Paradies – und vergessen das ursprüngliche Konzept des Abends. Vor allem nach der Pause und einem „Ave Maria“ stürzen sich Jongk und Glöggler in eine epische Perkussions-Phantasmagorie, in der alles erlaubt scheint, von adventlichen Melodien aber keine Spur mehr zu finden ist. Die anfangs versprochene „weihnachtliche Reise durch die Welt des Rhythmus“ ist vom Weg abgekommen.
Ähnliche Momente gab es schon zuvor, etwa mit einer ausgedehnten Snare-Battle oder dem clownesk-pantomimischen „Invisible Drums“, das zwischen Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ und Aerosmiths „Walk this Way“ changiert und stilistisch auch von Starbugs Comedy stammen könnte – doch bei diesen Stücken kriegen Jongk und Glöggler immer noch die Kurve, bleiben kompakt in der Ausführung und schlagen rechtzeitig wieder den Bogen zu ihrer „X-mas Percussion Show“. In der zweiten Konzerthälfte scheint ihnen hingegen das Spiel mit dem Publikum wichtiger, was diesem zwar durchaus entgegenkommt, aber zugleich in die Beliebigkeit führt. Am Ende kehren Double Drums dann aber doch wieder zu Weihnachten zurück und sorgen für einen nur bedingt besinnlichen, aber dafür schön groovenden Abschluss.
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