Marc Weide: Die Transformation des Zauber-Shirts

Ablenkung ist alles in der Magie. Selbst dann, wenn jeder so so genau auf die Bühne schaut und auf den Künstler, der im Pantheon gerade sein T-Shirt transformiert hat, von weiß zu schwarz und mit einem ganz neuen Aufdruck. Steckt da vielleicht doch mehr dahinter? Wohl kaum. Der 31-Jährige ist nur gut, sehr gut sogar. Nicht ohne Grund ist Marc Weide Weltmeister der Zauberkunst von 2018 in der Sparte Salonmagie und hat damit nach eigenen Angaben unter anderem einen Kollegen in den Schatten gestellt, der zehn Tauben und zwei Schafe auf die Bühne teleportierte. Im Pantheon gibt Weide nun in seiner ganz eigenen Mischung aus Täuschung, Taschenspielerei und Talent einen Einblick in seine Kunst – und verbindet diese mit feiner Comedy. Und mit Tiervideos.

Seit 20 Jahren widmet sich Weide der Zauberei, inspiriert durch niemand geringeren als David Copperfield. Dieser hat den damals Elfjährigen für einen Trick auf die Bühne geholt und ihm eine neue Welt eröffnet. Doch statt sich der Großillusion zu widmen, hat Weide sich der kleineren Schwester dieses Genres verschrieben. Statt hübschen Assistentinnen lässt er also rote Seidentücher aus Glasflaschen verschwinden, löst Rubik-Würfel innerhalb von Augenblicken und zieht Zeichnungen aus einem verschlossenen Umschlag, deren Bestandteile drei Zuschauerinnen und Zuschauer zuvor scheinbar zufällig ausgewählt haben. Warum? Weil er es kann. Sinn ergeben die Zauberkunststücke nicht, das gibt Weide selber zu, aber sie machen Spaß, gerade weil sie so absurd sind und so unmöglich scheinen. Daraus entwickelt der charmante Blondschopf seine ganz eigene Form der Komik, gepaart mit herrlich schrägen Geschichten aus seinem Leben. Wer kommt schon auf die Idee, in einem Sex-Shop auf Sankt Pauli ein Dutzend Gummipuppen zu kaufen, um den Trick mit der zersägten Jungfrau in einer modifizierten Version üben zu können? Nur ein Magier, der seine Kunst ein bisschen anders sieht.

Mit diesem Ansatz hat Marc Weide übrigens auch seinen Weltmeistertitel im südkoreanischen Busan errungen. Eine willkürlich gezogene Karte erscheint wie durch Zauberhand vergrößert auf seinem T-Shirt, und der Aufdruck ist sogar manipulierbar. Wird die Originalkarte eingerissen, geschieht dies auch auf dem Hemd. Eine bemerkenswerte Nummer, die den Großteil der zweiten Showhälfte einnimmt und die das Publikum völlig begeistert. Für dieses ist es ohne Zweifel ein wahrhaft magischer Abend.

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