Laura Larsson: Weihnachtsstress in Barbieland

An diesem Abend sind die Herren eindeutig in der Unterzahl: Rund 400 Frauen (und etwa 30 Männer) sind am vergangenen Donnerstag ins Pantheon gekommen, um mit der Radio-Moderatorin und Podcasterin Laura Larsson Weihnachten zu feiern. Ein ungewöhnliches Bild für das Theater, aber ein alltägliches für die 34-Jährige, die sich derzeit auf ihrer ersten Live-Tour befindet und dabei für eine ausverkaufte Halle nach der nächsten sorgt. Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, überall das selbe Bild. In Köln ist sie gleich zweimal, im Gloria und in der Stadthalle Köln-Mülheim, und dazwischen jetzt Bonn. Ganz nach dem Motto „Klotzen statt Kleckern“ fährt Larsson mit einem opulenten Bühnenbild auf, mit mehreren Weihnachtsbäumen, Rentier-Figuren und jeder Menge Lichterketten – und einem Ausflug ins Barbieland.

Besagte Puppe hat einen besonderen Platz im Herzen von Laura Larsson. Viele Jahre habe sie mit ihr gespielt, fast schon professionell, wie sie sagt. Und jedes Weihnachten konnte sie ihre Barbie-Welt erweitern, abgesehen von dem einen traumatisierenden Jahr, als sie stattdessen eine Steffi Love bekommen hat. Das hat Spuren hinterlassen. Larsson, so scheint es, steht seitdem auf Bling Bling, auf Glitzer und Glamour – auch wenn sie gleichzeitig im Pyjama auf die Bühne kommt, über blinkende Weihnachtsmützen am Glühweinstand lästert und von einem Sextoys-Adventskalender erzählt. Diese Ambivalenz zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm. Sie steht bis heute auf Rolf Zuckowski, träumt von einer Karriere als Eiskunstläuferin und giert nach Tannenschaum-Süßigkeiten, die ihr ein Podcast-Kollege und enger Freund für die Show in Bonn in einem großen Karton zur Verfügung stellt; aber gleichzeitig flucht sie über rutschende BH-Träger auf dem Weihnachtsmarkt, für den sie sich viel zu dick eingepackt hat, und über Schweiß, der ihr in den Hintern rinnt (wobei sie eine derbere Sprache wählt). Beim Publikum kommt das hervorragend an. Jeder noch so kleine Witz löst schallendes Gelächter aus, und selbst bei den mehrminütigen Videos, die zum Glück sehr sparsam eingesetzt werden, folgen alle Larsson bei ihrer Selbstinszenierung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass diese sich selbst am liebsten auf die Schippe nimmt und dabei nur selten den Bogen überspannt. Mehr noch: Nach einer kleinen Eingewöhnung scheint sich Laura Larsson auf der Bühne richtig wohl zu fühlen, ist entspannt, schlagfertig und im Einklang mit ihrem Publikum, verfügt also kurzum über genau jene Eigenschaften, die einen erfolgreichen Comedian ausmachen. Alles andere ist Technik. Für das erste Solo-Programm ist das eine gute Ausgangsbasis. Ob daraus mehr erwächst, wird sich zeigen. Dann hoffentlich außerhalb von Barbieland.

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