The Cast: Opernsänger mit Pop-Attitüde

Es ist ein Jubel wie bei einem Rockkonzert. Lautstark werden die Künstler auf der Bühne gefeiert, besonders herausragende Momente sogar innerhalb eines Stücks mit Applaus bedacht. Ein Verhalten, das bei populärer Musik völlig normal ist – nicht jedoch bei Arien. Doch für The Cast gibt es derartige Unterschiede nicht. Die sechs Sänger, die jetzt im Rahmen des Schumannfests im Haus der Springmaus gastierten, bringen frischen Wind in die mitunter verstaubte Opernwelt, inszenieren die einzelnen Partien mit Leidenschaft und gerne auch mal mit einem Augenzwinkern und sorgen so tatsächlich selbst bei jenen, die sich mit der Gattung Oper schwer tun, für jede Menge Spaß.

Schon optisch zeigen The Cast, dass sie mit dem Vorurteil der steifen Deklamation im klassischen Gesang nichts zu tun haben wollen. Leger treten sie auf die Bühne, Bariton Kevin Moreno gar im Hip-Hop-Look inklusive Kappe; in den sonst üblichen distinguierten Liederabenden würde dies einem Affront gleichen. Warum auch immer. So fühlen sich die Cast-Mitglieder wenigstens wohl. Das hört man: Mit erfreulicher Leichtigkeit singen sie Mozart, Gounod, Lehár, die Ensemble- beziehungsweise Chorstücke keck wie Popsongs in den Saal schmetternd und damit gleich mit einem weiteren Vorurteil aufräumend. Auch den sonst so beliebten Pathos nutzt das Sextett nur als parodistisches Stilmittel: Wenn Koloratursopran Alison Scherzer und die beiden Mezzosopranistinnen Bryn Vertesi und Brigitte Heuser unter dem rhythmischen Klatschen des Publikums in Kálmáns „Csárdásfürstin“ gegeneinander ansingen oder der Bass Campbell Vertesi und die Baritone Kevin Moreno und Till Bleckwedel bei „Dein ist mein ganzes Herz“ darum konkurrieren, wer die schmalzigste Liebeserklärung in Richtung der aus dem Publikum nach oben geholten Dame abgeben kann, ist das herrlich unterhaltsam, aber nicht wirklich ernst zu nehmen.

 

Dabei können sie auch anders: Bleckwedel etwa gesteht, dass er lange mit Wagner nichts anfangen konnte, bis er irgendwann einmal im „Tannhäuser“ saß und die Wolfram-Arie „Oh du mein holder Abendstern“ hörte. Das sei für ihn ein Schlüsselerlebnis gewesen, das er nun teilen wolle. Eine schöne Idee – und eine gute Ausführung. Zwar zeigen sich an ein paar Stellen kleinere Schwächen im Vortrag, insgesamt liefert der Bariton aber eine überzeugende Leistung ab. Gleiches gilt für Brigitte Heuser, die eine anspruchsvolle, mit komplexen Läufen und Sprüngen vollgestopfte Arie aus Rossinis „La Cenerentola“ zwar nicht ganz ohne Mühen, aber dennoch souverän meistert. Für den Höhepunkt sorgt allerdings Bryn Vertesi: Die ehemalige Miss Indiana liefert mit „Vissi d'arte“ aus „Tosca“ den wahrscheinlich stärksten Auftritt des Abends, voller Energie und Spannung der Verzweiflung ihrer Rolle Ausdruck verleihend. 

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