Peter Horton: Scheitern mit Saiten

Die Saiten schrammeln statt zu schwingen, die Akkordwechsel sind Glückssache, Text, Melodie und Harmonie-Folgen kommen immer wieder ins Stocken: Nein, mit dem Auftritt im Pantheon hat sich der Liedermacher, Geschichtenerzähler und Gitarrist Peter Horton wirklich keinen Gefallen getan. Der 73-Jährige, der einst mit Weltstars wie Plácido Domingo die Bühne teilte und sich immer als Förderer von qualitätsbewusstem Nachwuchs verstand, ist nur noch ein Schatten seiner selbst, verzweifelt der Virtuosität hinterherjagend, die er einst besessen zu haben scheint, von der aber nicht mehr viel geblieben ist.

Nichts klappt mehr, schon gar nicht auf seinem Instrument, dessen straff gespannte Saiten Horton nur noch in Ausnahmefällen wirklich zum Klingen bringen kann, weil vielleicht die Kraft fehlt oder die Präzision. Oder beides. Doch genau das will der Österreicher nicht wahrhaben, versucht sich vielmehr – wenn er ausnahmsweise mal nicht seinem geliebten und irgendwann ausgeleierten Bossa Nova frönt – an komplexen Fingerstyle-Rhythmen, an Flamenco-Figuren, gar am so genannten Tapping und Hammering. Und scheitert ein ums andere Mal.

Nicht nur an der Gitarre lässt Peter Horton jenes Niveau vermissen, das ihm früher weltweit Anerkennung hat zuteil werden lassen: Fast noch erschreckender ist, dass der ehemalige Wiener Sängerknabe und Begleiter vieler Opern-Stars vor allem am Anfang des Konzerts Probleme mit dem Gesang hat. Lagenausgleich und Intonation sind fernab dessen, was man von einem langjährigen Profi erwarten kann – erst im späteren Verlauf lässt Horton ab und an durchblicken, wozu er grundsätzlich in der Lage ist. Gleiches gilt übrigens auch für die inhaltliche Seite: Die ersten Lieder zeichnen sich vor allem durch eine flache, unglaublich schmalzige Schlager-Poetik aus, der man höchstens noch im Musikantenstadl frönt, ohne Witz, ohne Eleganz, ohne Charme. Warum nur? Immerhin hat Horton doch so viel Besseres zu bieten. „Zyankali“ etwa, oder „Eine Horde von Quadratgesichtern“ – das sind lyrische Pralinés mit fast schon Kreislerscher Bissigkeit, gefüllt mit feinem Schalk und leidenschaftlichem Sprachwitz. Wenn die jetzt noch sauber gespielt würden und die Texthänger verschwänden, die bei Horton in verstörender Regelmäßigkeit auftauchen, könnte man sich zumindest für einen Augenblick zurücklehnen und einfach genießen. Ja, wenn. Stattdessen legt der 73-Jährige die Messlatte höher, verlangt sich immer mehr ab und scheint nicht bemerkt zu haben, dass er schon längst gerissen hat. Damit wird Horton weder sich selbst noch seinem Publikum gerecht. Schade. 

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