Kovacs: Eindringliche Bond-Bewerbung

Zugegeben, irgendwie ist der Bezug schon viel zu oft hergestellt worden. Sharon Kovacs und James Bond: In nahezu jeder Kritik zu der 24-jährigen Sängerin wird ihre Musik unweigerlich als Bewerbung für den nächsten 007-Titelsong angesehen, wird der symphonisch-elegische Klang unter der markanten tiefen Stimme in die Tradition von „Skyfall“ oder „Diamonds are Forever“ gestellt. Nach ihrem Konzert im Club Bahnhof Ehrenfeld lässt sich dies nur nachdrücklich unterstreichen. Zumal Kovacs erfreulicherweise zugleich unter Beweis stellt, dass sie mehr kann. Wenn sie denn will.

Viel Platz ist nicht auf der Bühne. Zwischen Bratsche, Bass, Schlagzeug, Klavier und Gitarre stehen elektrische Kerzen, im Hintergrund noch eine Art Thron für die Frau mit der Pelzmütze. Sie ist zu Kovacs Markenzeichen geworden, ihr Gesicht und ihre stoppelkurzen Haare umrahmend, die ein wenig an die junge Sinéad O’Connor erinnern. Dann die ersten dunkel-epischen Töne. Nicht umsonst trägt ihr Debütalbum den Titel „Shades of Black“: Gegen den bonbonbunten Mainstream-Pop setzt die Niederländerin mit dem ungarischen Namen opulente, mit Melancholie getränkte Moll-Kompositionen, die ihre bemerkenswerte, gerne mit dem Organ von Amy Winehouse verglichene Stimme umschmeicheln. Oh, diese Stimme! Kraftvoll und verführerisch zugleich erfüllt sie den Raum, mit panthergleicher Eleganz die leider nicht immer optimal abgemischten Klänge ihrer Band dominierend. Mit Wonne stürzt sie sich in die musikalischen Tiefen, zieht das Publikum mit – und bleibt unten. Leider. Denn gerade in der ersten Hälfte des Konzerts mangelt es an Kontrasten, an denen Kovacs wachsen könnte, fehlt es an jenen lichten Momenten, die die Düsternis erst vollkommen machen. Eine Bond-Bewerbung ist schön, fünf hintereinander dann doch etwas zu monoton. Hier besteht noch jede Menge ungenutztes Potenzial.

Immerhin setzt Kovacs im späteren Verlauf noch ein paar zusätzliche Akzente. „50 Shades of Black“ kommt als dunkler Tango in bester Shirley-Bassey-Manier daher (es ist keine Überraschung, dass diese Sängerin zu den großen Vorbildern von Kovacs gehört), die Single-Auskopplung „My Love“ gar als brillant-verführerische Habanera. Herrlich auch der zarte „Song for Joel“, der einen kleinen Blick hinter die melancholische Fassade gewährt. „Es ist unser hoffnungsvollster Titel, deshalb spielen wir den eigentlich nie live“, sagt Kovacs dazu nach Ablauf einer guten Stunde, als die Menge sie einfach nicht gehen lassen will. Das sollte sie ändern. Eine deutlich größere Bandbreite und etwas mehr Dynamik würde ihr ohnehin gut zu Gesicht stehen, könnte sie so doch alle Facetten ihrer Stimme und ihrer Seele ausleuchten. Oder abdunkeln. Gelingt ihr das, hat Kovacs das Zeug, ganz nach oben zu kommen. Ob mit oder ohne Bond-Song.

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