„Vom Lohn der Fleißigen“: Nachtschicht-Express in die Anarchie

Im Hostel ist die Hölle los. Obdachlose hausen in den Zimmern, die Heizung ist nur aufgemalt, das Klo verstopft. Und im Foyer zelebriert eine recht sonderbare Truppe Nacht für Nacht den Sieg von Chaos und Anarchie. Warum, wird nicht so wirklich klar: Zwar will die spritzige Komödie „Vom Lohn der Fleißigen“ des Autors Chris Nolde, die das von ihm vor sieben Jahren gegründete studentische Ensemble S.U.B.-Kultur unter der Regie von Marcus Brien jetzt im Kuppelsaal des ehemaligen Metropol-Theaters aufgeführt hat, eigentlich kritische Töne anschlagen und sich gegen Ausbeutertum und Engstirnigkeit positionieren, verstrickt sich dabei aber öfters in argumentatorische Widersprüche und Floskeln. Ein sinnstiftendes Ziel verfehlt das Stück somit – unterhalten kann es aber dank eines spielfreudigen Ensembles und zweier exzellenter Hauptdarsteller dennoch bestens.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden Freunde Jost (Arvid Hofmann) und Galiatso (Tobias Schenkel), die als Rezeptionisten in dem Hostel arbeiten: Der eine ein verkappter und verhinderter Romanautor, der sich mit fast schon pedantischem Ernst der Ordnung und der Arbeit verschrieben hat, der andere ein Chaot, der während seiner Spätschichten zur Party samt großzügiger Dosen der von ihm „Nachtschicht-Express“ getauften Schnapsmischung aufruft, wildfremde Menschen einlädt und für seine lebensfrohe Art geliebt, für seine scheinbare Verantwortungslosigkeit aber verachtet wird. In dem von Galiatso verursachten Wirbel gefangen sind der spießige Heinrich (Fabian Wiederspohn) und seine von den drei Männern begehrte Verlobte Monique (Christina Nerea Burger), das blonde Dummchen Flora (Lena Sophie Weyers), der alkoholkranke Hausmeister Felix (Tamer Afifi), die undurchschaubare Lucinda (Franziska Helfgen) und eine namenlose Pennerin (Daria Rossova).

Das hohe Tempo sowie die oft starken Pointen und Wendungen zählen ohne Zweifel zu den Stärken der Produktion, ebenso wie das herrliche Zusammenspiel von Hofmann und Schenkel. Könnte ja reichen. Doch leider nehmen die immer wieder eingestreuten semi-philosophischen Szenen vor allem in der zweiten Hälfte überhand und drohen, mit ihren logischen Fehlern das gesamte Stück kippen zu lassen – zumal es ohnehin mit einer Drogenkekseskapade samt anschließender Angelus-und-Satanas-ex-machina-Halluzination groteske Züge annimmt. Dies verhindert, dass „Vom Lohn der Fleißigen“ seine volle Wirkung als amüsante, leichte Studenten-Komödie entfalten kann, auch wenn die Schauspieler alles tun, um die Diskrepanzen zu überbrücken. Und damit auch in gewisser Weise Erfolg haben. Die vielen Lacher und der herzhafte Applaus sprechen auf jeden Fall für sich.

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