Alice Cooper: Ein guter Tag zum Sterben

Zack! Da fällt die Guillotine. Und Alice Coopers Kopf landet unter dem Jubel der Menge im Korb. Zum Glück nur vorübergehend, denn kein Grab kann den legendären Show-Rocker lange halten. Auch auf dem Bonner Kunst!Rasen, wo der 67-Jährige sein einziges Deutschland-Konzert in diesem Jahr gab, lässt die Auferstehung nicht lange auf sich warten. Einmal kurz dem Sensenmann den Mittelfinger zeigen und weiter rocken: Diese Art der Unsterblichkeit lebt Alice Cooper vollends aus. Zum  Glück. Mit einer phänomenalen Bühnenshow samt Boa Constrictor und Frankensteins Monster, Zwangsjacke und Voodoo-Outfit, lebendigem Hardrock und gespieltem Schrecken sorgte der Fürst der Finsternis für eines der Highlights in der Open-Air-Saison.

Die drei Akte der opulenten Inszenierung boten in der Tat alles, was man von Alice Cooper erwarten konnte. Nach einem grandiosen Auftakt mit wuchtigen Metal-Stücken, bei denen vor allem die Gitarristen immer wieder ausgiebig posieren durften und ihrem Marschallsstab schwingenden Herrn und Meister mitunter gar die Show stahlen, folgten die optischen Kracher. Eingeläutet von „Welcome To My Nightmare“ führte Cooper das Publikum in die Abgründe seiner Seele (beziehungsweise in die seines Bühnen-Alter-Egos; der hinter der Maske steckende Vincent Damon Furnier ist gläubiger Christ) – eine Höllenfahrt mit Rückkehrschein. Nicht nur für den enthaupteten Schockrocker, sondern auch für die Musik längst verstorbener Künstler, denen kurz vor Schluss noch ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt wird: Vier Cover-Songs hat Cooper in seine große, unterhaltsame Horrorshow integriert, verbeugt sich vor Jim Morrison („Break On Through To The Other Side“), John Lennon („Revolution“), Jimi Hendrix („Foxy Lady“) und Keith Moon („My Generation“). Auch eine Art von Unsterblichkeit.

Einen dritten Weg zum ewigen Leben scheinen Status Quo gefunden zu haben, die vor Alice Cooper dem Kunst!Rasen einheizten. Auch im 50. Jahr ihres Bestehens ist der Name Programm, hat sich die Band eigentlich nur optisch verändert, während sie sich musikalisch treu blieb. Warum auch nicht? Die einfache, aber effektive Mischung aus herzhaftem Rock 'n' Roll und tanzbarem Boogie Woogie kommt an, Hits wie „Caroline“, „Rocking All Over The World“, „In The Army Now“ oder „Down Down“ sind ohnehin fast jedem bekannt. Nicht umsonst gilt Status Quo als eine der erfolgreichsten britischen Bands aller Zeiten und ist, auch wenn mittlerweile die Hallen kleiner und die Fans älter werden, noch längst nicht am Ende. Zumindest so lange die Gesundheit mitspielt: Im vergangenen Jahr hatte die Band sechs Konzerte absagen müssen, nachdem Gitarrist Rick Parfitt mit Herzproblemen in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Auf dem Kunst!Rasen war davon jedoch nichts mehr zu spüren.

Der einzige Wermutstropfen dieses beeindruckenden Doppelkonzerts waren somit die Besucherzahlen. Nur 2000 Gäste hatten sich bei perfektem Wetter in die Rheinauen locken lassen – zum Teil wohl, weil die beiden Bands durchaus unterschiedliche Fan-Gemeinden haben, man aber nur eine Karte für den gesamten Abend kaufen konnte, sicherlich aber auch, weil der Auftakt um 18 Uhr an einem Wochentag vielen Berufstätigen schlichtweg einen Strich durch die Rechnung machte. Hinzu kam die Umkehrung des Lautstärkenproblems, das im vergangenen Jahr den Kunst!Rasen-Betreibern einigen Ärger eingehandelt hatte: Da ein Kläger von der Beueler Seite auf die Einhaltung der Lärmschutzrichtlinien bestand, mussten die Pegel entsprechend heruntergeregelt werden, was einem echten Rock-Konzert leider diametral entgegenstand. Auch das dürfte einige Fans ferngehalten haben. Die so einen zwar leisen, aber dennoch fantastischen Abend verpassten.

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