Basta: Hüpfdohlen und Goldkehlchen

Manche Ratschläge sind schlichtweg unbezahlbar. „Es hilft nichts, auf der Wage den Bauch einzuziehen“ gehört nicht dazu. Dennoch johlt das Publikum im Pantheon, bejubelt die gesungenen Weisheiten von Basta, die in gewohnter a-cappella-Manier ein bisschen Farbe in das Leben der Menschen bringen wollen und dabei selbst vor albernen Plattitüden nicht zurückschrecken. Die Reaktionen sprechen schließlich für sich. Dabei können die Fünf, die bis heute zu den erfolgreichsten Formationen ihres Genres zählen, sehr viel mehr – und in den besten Momenten ihres neuen Programms zeigen sie eine zum Teil inhaltliche, vor allem aber durchgehend musikalische Reife, die ihm überaus gut zu Gesicht steht.

Schon mit ihrem letzten Album „Freizeichen“ haben Basta bewiesen, dass sie nicht nur Pointen verdreschen können, sondern manchmal auch poetische, nachdenkliche Lieder schreiben, die höchstens mit einem leichten Augenzwinkern und stets feinen Arrangements einen Kontrapunkt zu der mitunter brachialen Comedy bilden, für die das Quintett so sehr gefeiert wird. „In Farbe“ setzt diesen Trend fort, etwa mit der Trennungs-Ballade „Bitte nicht ihr“ oder auch dem herrlich düsteren „Ich komm nicht mehr mit“ über die sich immer schneller wandelnde Welt, in der die Erfindungen von heute die verstaubten Relikte von morgen sind. Dazu kommen mittlerweile auch herrlich ironische Songs, die sich zwar bei den bewährten niederschwelligen Themen der massentauglichen Unterhaltungsindustrie bedienen, aber eben nicht in die Peinlichkeit abrutschen: „Kranke Männer“ zum Beispiel, ein gnadenlos rockendes Stück mit einem kraftvollen William Wahl, oder auch das wunderbare „Reggaeton im Altersheim“, das sich inhaltlich mit Klischees zurückhält und musikalisch eine Offenbarung ist. Es sind diese Momente, in denen Basta mit ihrem neuen Bariton Mirko Schelske so stark klingen wie nie, brillant in der Intonation und voller kreativer Ansätze. Klasse, zumindest wenn Basta nicht immer mit ihren absurden Choreographien über die Bühne springen würden wie ein Männerballett im Delirium, das sich auch nach 20 Jahren auf der Bühne noch für eine Boyband hält.

So ganz haben Basta sich immer noch nicht von ihrer Comedy emanzipiert, wollen das auch gar nicht und müssten es zumindest mit Blick auf die euphorischen Reaktionen des Publikums niemals tun. Die Menge tobt um so lauter, je flacher die Witze werden, wenn die Laktosetoleranz besungen oder das geliebte Auto mit einer jodelnden Ländler-Lobhudelei bedacht wird, wenn gregorianische Gesänge zur Lachnummer mutieren und das Leben zum Wand-Tattoo samt Shalala und Schubidu. Immerhin kommen aber selbst diese Songs, trotz ihrer Nähe zum Blödel-Schlager, technisch überzeugend daher. Ihre Fans haben Basta ohnehin schon von der ersten Sekunde an eingefangen, und so ist es keine Überraschung, dass der Saal am Ende stehende Ovationen spendet.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0