Michael Heupel + Marcus Schinkel Trio: Volles Rohr voraus

Michael Heupel ist eine Klasse für sich. Der Bonner Querflötist kann so ziemlich alles spielen, von barocken Melodien über indisch anmutende Kompositionen bis hin zu der wilden Mischung aus Klassik, Jazz und Progressive Rock, den sich das Marcus Schinkel Trio auf die Fahnen geschrieben hat. Diese Verbindung hat Thomas Kimmerle mit seiner Reihe Jazz in Concert nun ermöglicht und im Pantheon ein Konzert präsentiert, das sich als musikalische Reise durch alle Kontinente und über alle Stilgrenzen hinweg verstand. Ein Abenteuer, das dank Heupels atemberaubender Vielseitigkeit und Virtuosität sowie der immensen Spielfreude aller Beteiligter so gut wie keine Wünsche offen ließ. Außer dem nach mehr.

Das Treffen mit Michael Heupel stand schon lange auf der Wunschliste von Marcus Schinkel. Der umtriebige Pianist ist ohnehin immer auf der Suche nach neuen Sounds, mit denen er seine Werke ausschmücken kann – und von denen hatte Heupel im Pantheon ein ganzes Schatzkästchen im Gepäck. Mal imitierte er bei der Schinkelschen Interpretation von Modest Mussorgskys „Promenade“ die Tierwelt des afrikanischen Urwalds, dann wieder trillerte er mühelos Paquito D'Riveras „Samba for Carmen“ oder griff im Duett mit Drummer Wim de Vries dank seiner Ofenrohr-artigen Kontrabassflöte zu jenen Tonfolgen, die sonst eigentlich eher vom begnadeten Fritz Roppel gezupft werden. Dabei pflegte er stets einen überaus weichen, warmen Klang, den er in weiten Melodiebögen zur Geltung brachte. Die anderen Musiker genossen die Möglichkeiten, die Heupel ihnen etwa in den musikalischen Pas-de-deux bot, wobei vor allem de Vries zu zaubern verstand. Doch auch Schinkel setzte mit seinem perlenden Spiel immer wieder Maßstäbe, ebenso wie mit seinen brillanten Arrangements, die Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ oder auch Beethovens „Für Elise“ neu dachten und in die Komplexität und den Variantenreichtum des Jazz einbetteten, ohne dabei an Leichtigkeit und Eleganz zu verlieren. Ganz im Gegenteil: Eine ordentliche Dosis improvisatorischer Frische und die Fusion mit prägenden Künstlern wie Joe Zawinul tat den Stücken überaus gut. Das Publikum war denn auch hellauf begeistert und feierte Heupel sowie das Trio von Marcus Schinkel mit enthusiastischem Applaus.

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