Reden oder kämpfen, das ist hier die Frage. Beides wird im Umgang mit Populisten schließlich gerne empfohlen, aber es kann ja kaum beides richtig sein. Zumindest nicht, wenn es nach Adrian Engels und Markus Riedinger geht. Die beiden Kabarett-Clowns, die als „Onkel Fisch“ schon seit 25 Jahren das politische Geschehen in der Welt auf ihre ganz eigene Art und Weise kommentieren und durch den Kakao ziehen, nehmen sich in ihrem aktuellen Programm die AfD-Wähler und sonstige seltsame Gestalten vom rechten Rand zur Brust, sind sich aber über die Wahl der Erziehungsmethoden nicht so ganz einig. Der eine will aufklären, der andere zuschlagen und Grenzen ziehen. Doch so einfach ist das nicht mit dem Populismus und dem Denken aus dem Bauch statt aus dem Kopf – und so verheddern sich Onkel Fisch ausgerechnet bei dieser Thematik ein bisschen zu oft in den Fallstricken des Nonsens, statt mit messerscharfer Satire das Problem zu sezieren.
Zugegeben, ohne eine ordentliche Portion gnadenlosen Blödsinns und der ein oder anderen Hampelei auf der Bühne wäre ein Programm von Onkel Fisch nicht denkbar oder zumindest denkbar langweilig. Die große Gabe von Engels und Riedinger besteht nun einmal darin, alles und jeden ins Lächerliche ziehen zu können, nur um dann innerhalb eines Augenblicks umzuschwenken und die Ernsthaftigkeit hinter der Pointe ans Tageslicht zu zerren. Panikmache mit Hilfe von Polizeistatistiken können die beiden ebenso wenig akzeptieren wie Intoleranz und jener braunen Soße, die derzeit von miesen Gesinnungsköchen über nahezu jedes Thema gekippt wird, bis man nichts Grünes mehr darunter sieht, nichts Rotes und auch nichts anderes Nahrhaftes. Geschickt hinterfragen Onkel Fisch daher diverse Parolen, wollen etwa wissen, welches „Volk“ die AfD zu vertreten glaubt und welches früher eigentlich besser war und legen dabei so manche hohle Phrase offen. Dazwischen lassen sie aber ihrem Spieltrieb freien Lauf. Und das rächt sich.
Sowohl die Film-Persiflagen mit zahlreichen Trump-Szenarien – ein Format, das normalerweise zu den Höhepunkten eines Onkel-Fisch-Abends gehört – als auch die langatmige Musik-Revue vor der Pause nehmen zu viel Raum ein und bringen zu wenig Erkenntnisse. Ja, Engels kann durchaus singen, allerdings nicht so gut, dass er eine Viertelstunde lang von Herbert Grönemeyer über Nena bis hin zu Joachim Witt und Hubert Kah alle möglichen Künstler der Neuen Deutschen Welle parodieren kann – und wenn dann noch am Ende das Publikum lauthals die besagte „Braune Soße“ besingt und damit ein satirisch verzerrtes Lied mitträllert, das eigentlich im Kontext der Szene auf der Bühne eine Hymne des Populismus darstellen soll, stellt sich die Frage nach der Manipulierbarkeit der Massen schnell. Nur wird sie leider von Onkel Fisch nicht aufgegriffen, so dass der Effekt verpufft. Schade. Hier hätte das Duo mehr machen können. Immerhin schließen die beiden Clowns aber mit einem versöhnlichen Fazit: Keine Panik. „Deine Mitmenschen sind besser, als du denkst.“ Na dann. Weitersingen.
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