„Let's Burlesque“: Sinnlich-skurriles Vergnügen

Mieder fliegen, Schampus spritzt, nackte Haut trifft auf Glanz und Glitzer und vor allem auf jede Menge lustvoller Musik: „Let's Burlesque“ ist mal wieder in der Stadt und verwandelt das Pantheon mit einem Augenzwinkern und einer ordentlichen Dosis Erotik in einen verführerischen Sündenpfuhl, in dem alles erlaubt ist, was Spaß macht. Ein Paradies für seltsame Vögel und heiße Entblätterungskünstlerinnen, die geschmackvoll mit dem Verlangen spielen und das Publikum in eine skurrile, kokette und frivole Welt voller Sinnlichkeit entführen. Das ist Burleske in Perfektion. Und darauf verstehen sich Miss Evi und ihre scharfe Truppe wirklich meisterhaft.

Natürlich geht es in der Show um nackte Haut, zumindest vordergründig, und so werden die Auftritte der Japanerin Erochica Bamboo, der eleganten und doch seltsam distanziert wirkenden Tara La Luna, der bezaubernden Französin Coraline de Paris und des Handstand-Artisten Robert Choinka auch von der Menge entsprechend gefeiert. Doch eigentlich sind die Strip-Nummern nur Fassade. Burleske ist mehr. Ein Lebensgefühl, ein Hauch von Freiheit, ein Ausbrechen aus vermeintlich etablierten Normen und Werten. Niemand beherrscht all das besser als Miss Evi und ihr Tier: Die gnadenlos überzeichnete Maîtresse de Plaisir mit der umwerfenden Stimme und ihr Gatte Mr. Leu am Klavier sind ein brillantes Gespann, sie wahlweise röhrend und gurrend, er über die Tasten tanzend und auch als Scat-Sänger überzeugend. Da stört es kaum, dass die anderen Darbietungen mitunter nicht die nötige Spannung erzeugen können; vor allem die erfahrene Tara La Luna hat es in Bonn aus unerfindlichen Gründen schwer, aber auch der Auftritt des „Mechanikers“ Choinka ist zu gehetzt, um die sonst übliche Wirkung zu entfalten. Dagegen versprüht Coraline Funken und weiß zudem hervorragend mit einer Champagnerflasche umzugehen.

Dennoch ist es die Musik, die an diesem Abend für die größte Begeisterung sorgt. Herrlich, wie Miss Evi dahinschmilzt, während Saxofonist Ben „King“ Perkoff sie in bester „Harry and Sally“-Manier zum gespielten Orgasmus bringt oder wie Mr. Leu mit „Tom Traubert's Blues“ für Gänsehaut sorgt. Jeder Ton ist ein Höhepunkt, der das Publikum in Erregung versetzt; die optischen Offenbarungen sind da nur die Sahnehäubchen. Für diesen Rausch bedankt sich die Menge im Pantheon denn auch mit stehenden Ovationen und feiert eine Show, die sich nach vielen Jahren nun von der Bühne verabschiedet. Ein Nachfolger ist schon in Sicht: „Glanz auf dem Vulkan“ wird Ende des Jahres in Berlin Premiere feiern und die 20er Jahre wieder aufleben lassen. Am 2. und 3. April soll die Show laut Miss Evi auch nach Bonn kommen.

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