Weihnachten, das Fest der Liebe. Ein besinnliches Zusammenkommen, auf das die gesamte Familie kollektiv hinarbeitet, indem sie schon im September ganze Wagenladungen an Adventskalendern zu kaufen versucht, frühzeitig in Panik ob fehlender Geschenke verfällt und aus Frust einer ganzen Weihnachtsmann-Armee die schokoladigen Köpfe abbeißt. Derartige Absurditäten lieben die Mitglieder von BonnVoice über alle Maßen: Schon seit einigen Jahren pflegt der Chor in seinen Weihnachtskonzerten ein Faible für die schrägen Seiten des Dezembers, auch weil er so das Publikum nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Lachen bringen kann. Im ausverkauften Pantheon hat das Vokalensemble nun einmal mehr zu begeistern gewusst – und zwar sowohl mit den amüsanten als auch mit den traditionellen Liedern.
BonnVoice zählt ohne Frage zu den stärksten Chören Nordrhein-Westfalens, wenn nicht gar ganz Deutschlands. Intonation und Dynamik sind auf höchstem Niveau, inzwischen auch gepaart mit einer
bemerkenswerten Lockerheit, die vor allem bei den ungewöhnlicheren Songs hilft, nicht in die Peinlichkeit abzugleiten. Eine Reggae-Version von „Hark, The Herald Angels Sing“ könnte immerhin
ziemlich abstrus wirken, vor allem wenn man auf Rasta-Perücken, Joints und einen jamaikanischen Akzent zurückgreift – doch BonnVoice gelingt es, dieses bekiffte Arrangement in kleiner Besetzung
so souverän umzusetzen, dass es eine Freude ist. Andere Clownereien wirken da weitaus bemühter und führen auch einmal zu umgeworfenen Gläsern in der ersten Reihe und zu hörbaren Kollisionen mit
den Mikrofonen. Zum Glück artet dies aber nicht aus, zumal BonnVoice mit brillantem Gesang und einem starken Beatboxer die Spannung hochhält.
Natürlich dürfen gewisse ruhigere Stücke an diesem Abend nicht fehlen. „Ein neues Weihnachtslied“ zum Beispiel, mit dem die Bonner im vergangenen Jahr bei „Der beste Chor im Westen“ gewannen,
oder das exquisite „Carol of the Bells“ in der Pentatonix-Version. Auch „Mary Did You Know“ ist schon länger im Repertoire und erweist sich erneut als eine der stärksten Nummern, während Joni
Mitchells tragisch-schönes „River“ eine fantastische Ergänzung darstellt. Das Publikum spendet denn auch erwartungsgemäß und völlig zu Recht frenetischen Applaus für ein abwechslungsreiches
Programm mit tollen Stimmen.
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