Triosence: Musik im Sternbild Skorpion

Lyrische Melodien plätschern entspannt vor sich hin, Welle um Welle, ein Meer von traumhaften Tönen, die gemächlich an die Ufer der Wirklichkeit schwappen und Takt für Takt neue Bilder mit sich bringen. Señor Benedito taucht auf, der auf seinem eigenen Parkhaus wohnt und leidenschaftlich gerne mit Frauen flirtet; eine arabische Prinzessin reitet durch den Sand; und über allem geht das Sternbild Skorpion auf, eine uralte Konstellation, die in manchen Kulturen den Frühling ankündigt. Und den bringen Triosence mit ihrem aktuellen Album „Scorpio Rising“ ohne Zweifel mit.

Das Jazz-Trio um Pianist Bernhard Schüler steht schon seit 20 Jahren für einen eingängigen, liedhaften Stil mit einer stringenten Linienführung und einem feinen Gefühl für die Ausarbeitung von Schattierungen. Anlässlich ihres Jubiläums sind Triosence nun auch in die fast ausverkaufte Harmonie gekommen – und haben einmal mehr mit ihren Stücken die Fantasie angeregt.

 

Im Grunde sind Triosence sich auch mit „Scorpio Rising“ treu geblieben. Alles klingt vertraut, das perlende Spiel von Schüler ebenso wie der elegante Bass von Omar Rodrigues Calvo und das vielseitige, kreative Schlagzeugspiel von Tobias Schulte. Dabei dürfte das gar nicht sein: Zum einen sind die beiden Letztgenannten noch gar nicht so lange mit von der Partie, erst seit ein oder zwei Jahren Teil des Trios, zum anderen hat Schüler als Komponist und Klangbildner zuletzt neue Inspirationsquellen gesucht und gefunden, hat sich Brasilien zugewandt und somit dem Bossa Nova und dem Samba. Und doch fügt sich all das so harmonisch zusammen, als hätten Triosence schon immer so gespielt. Es mag an dem erzählenden Ansatz liegen, den vor allem Schüler pflegt und den er gerne als Songjazz bezeichnet, oder aber an der ungeheuren Spielfreude und Leichtigkeit, die alle drei mitbringen und die in jeder Note offenbar wird. Wahrscheinlich ist es alles zusammen. Vor allem Schulte überrascht und begeistert ein ums andere Mal, ob er nun bei „3-4 Fun“ einen Quietscheentchen-Sound einfließen lässt, einen Ventilator zur Effektmaschine umfunktioniert oder einen klackernden Rhythmus, der an eine alte Schreibmaschine erinnert. Calvo ist dabei nicht weniger kreativ, das kennt man ja schon von seiner Arbeit mit dem Tingvall Trio; und Schüler entlässt eben jenen beständigen Fluss aus Musik in den Saal der Harmonie und in die Ohren und Herzen des Publikums, das gerührt und begeistert Triosence feiert. Ein besseres Jubiläum (und eine gelungenere Promo-Tour) kann man sich nicht wünschen.

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