„Methodisch Inkorrekt“: Im Dienste der Wissenschaft

Mit Esoterik können Reinhard Remfort und Nicolas Wöhrl nichts anfangen. Alles nur Geschwurbel, alles nur Quatsch, und im schlimmsten Fall glauben die Leute auch noch lieber daran anstatt an die fundierte Wissenschaft – vor allem dann, wenn „alternative Fakten“ ins Spiel kommen. Die beiden promovierten Physiker haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, dagegen vorzugehen und Aufklärung zu betreiben. Seit mehr als sechs Jahren pflegt das Duo seinen überaus erfolgreichen Podcast „Methodisch Inkorrekt“, seit 2018 ist es auch mit einer Live-Show unterwegs. Im ausverkauften Pantheon zeigen die beiden selbsternannten „Rockstars der Wissenschaft“ nun, was hinter intelligentem Wasser steckt, offenbaren die Geheimnisse der Quantenheilung und demonstrieren die Kraft des Vakuums. Ein lehrreicher Abend – wenn auch mit kleinen Schwächen.

Der Unmut von Remfort und Wöhrl über die esoterischen Postulate ist durchaus verständlich: Einer Umfrage zufolge wissen 39 Prozent der Deutschen nicht, ob sie der Wissenschaft vertrauen, ein Teil hat sogar eine noch schlechtere Meinung vom Stand der Forschung. Doch wie sollen qualifizierte Entscheidungen getroffen werden, wenn man an Daten zweifelt? Wenn man nur jene Fakten zulässt, die einem gefallen, und alles andere als Erfindung der Chinesen, der Demokraten oder der kleinen grünen Männchen von Area 51 abtut? Geht doch nicht, sagen sich Remfort und Wöhrl, die auf unterhaltsame Art mit ein paar Irrtümern aufräumen wollen. Insbesondere mit Wasser-Mythen. Einigen Anbietern zufolge soll das ja ein Gedächtnis haben, soll Informationen speichern und zugleich durch Kontakt mit Halbedelsteinen gereinigt werden können. Klingt nach völligem Unsinn, ist es auch – dennoch verwenden diverse Bio- und Demeter-Bäckereien tatsächlich Grander- oder Elisa-Wasser, um ihre Brötchen zu veredeln. Abzocke, sagen Remfort und Wöhrl, ebenso wie Mondäpfel bei Edeka oder eben die Quantenheilung mit ihrer rein spirituellen Basis. Allerdings schließen die beiden Physiker unter anderem auch alternative Medizin in ihrer Kritik mit ein, ohne dabei explizit zwischen Mistel- und Bachblüten-Therapie auf der einen Seite und Autogenem Training, Ostheopathie oder Yoga auf der anderen Seite zu differenzieren. Für das Duo gibt es in dieser Hinsicht nur schwarz und weiß, nur ihre Wahrheit oder Hokuspokus. Und das ist ein bisschen wenig.

Abseits ihres zelotischen Kreuzzugs gegen die Esoterik sind Remfort und Wöhrl allerdings überaus offen, lieben Experimente und zeigen diese auch dann, wenn sie nach eigener Aussage keinen wirklichen Nutzen haben und einfach nur Spaß machen. Mal wird eine Bierdose mit Hilfe von Feuer, Wasser und einem sich bildenden Vakuum zerquetscht, dann wieder erklären die beiden die Polarisation von Licht ( und damit einen Teil der Quantenmechanik) mit Hilfe eines Seils und eines Babygatters. Sie zeigen den Brennvorgang in einer Plastikflasche, demonstrieren die Funktionsweise eines Falschen-Tornados und einer Bier-Bong und bauen aus einem PVC-Rohr eine Vakuum-Kanone. So einfach kann Physik manchmal sein. Und so unterhaltsam. Das Publikum ist auf jeden Fall begeistert und feiert „Methodisch Inkorrekt“ für ihre Auf- und Erklärungsbemühungen, die vermutlich auch auf der Bühne eine Fortsetzung finden werden. Mit noch mehr Experimenten, noch mehr Spielzeug – und hoffentlich auch mit noch mehr Erfahrungen.

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