Simon & Jan: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Ach Mensch! Da kommen Simon und Jan schon mit einem optimistischen Programmtitel daher, und dann kommen doch nur wieder melancholisch-kritische Lieder dabei heraus. „Alles wird gut“, verspricht das kabarettistische Liedermacher-Duo mit traurigem Blick. Irgendwann. Vielleicht. Wenn die Menschen ihre systematische Verelendung realisieren und aufhören, die Fehler von früher auf einmal wieder für gute Ideen zu halten. Kurzum dann, wenn Hirn vom Himmel regnet und all die rechtsgerichteten Wähler merken, dass das Ignorieren von Fakten und das Folgen von braunen Idioten in Deutschland bereits hinreichend ausprobiert worden ist. Nun, man wird ja noch träumen dürfen.

Noch ist „Alles wird gut“ recht neu, quasi frisch geschlüpft, doch im Pantheon sind Simon und Jan auf ihre etwas gemächliche Art so souverän wie immer. Schnell legen sie die Fallhöhe des Niveaus für den Abend fest, singen von einem zweiten Loch im Po und Toilettenfachfrauen während der Spargelzeit, von Sex mit Sarah Wagenknecht und von Menschen, die Nazis „plattschlagen“ – dass sie mit letzterem trotz ironischer Färbung ihren Anspruch an ein moralisch-ethisches Handeln selbst unterminieren, scheint die beiden Oldenburger dabei nicht zu stören. Und in gewisser Weise gehören politische Unkorrektheiten bis hin zum Tabubruch, verpackt in unschuldig-zarte Melodien, ohnehin zum Konzept des Duos. Aber sie können es besser. Und sie machen es auch besser. „Herr, lass regnen“ ist sowohl in Sachen Zynismus als auch in Sachen Poesie brillant, während Songs wie „Leck mich“ vom Vorgänger-Programm „Halleluja“ die bissige Seite von Simon und Jan betonen.

Nicht nur verbal haben die zwei Liedermacher aufgerüstet, auch musikalisch gehen sie neue Wege. Jan hat seine Haare offenbar in einem Teufelsdeal gegen rudimentäre Schlagzeug-Fähigkeiten eingetauscht und als Bonus noch Kenntnisse in Auto-Tune erhalten, jener diabolischen Technik, dank derer auch jene scheinbar singen können, denen in Wirklichkeit das Talent dafür fehlt. Nicht, dass Simon und Jan dies brauchen würden. Aber mitunter hilft es doch, wenn man ein wenig mit den Stimmen spielen kann. Vor allem wenn sie voll aufdrehen, ihre Loop-Station integrieren und eine musikalische Phrase über die andere schichten, erschaffen sie einen fantastischen Klang – und ein Gespür für starke Melodien hatten die beiden ohnehin schon immer. So begeistern sie denn auch das Pantheon-Publikum, das sich verstanden fühlt, bestätigt und zugleich unterhalten. Insofern passt der Titel des Programms vielleicht doch. Schlechte Laune? Geh zu Simon und Jan. Dann wird alles gut.

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