Es ist laut. Sehr laut. Zu laut. Die Bässe wummern, das Schlagzeug schmettert, beides viel zu übersteuert für die doch recht überschaubare Harmonie. Der Klang türmt sich immer wieder zu hohen Wellen auf, die das Publikum bedrohen und alles andere unter sich begraben – inklusive der Sängerin und Gitarristin Malina Moye, die eigentlich der Star des Abends sein sollte und stattdessen darum kämpfen muss, akustisch zur Geltung zu kommen. Ausgerechnet sie, die im vergangenen Jahr die US-Billboard-Bluescharts stürmte von Kennern zu den aufregendsten Gitarristinnen der Bluesrock-Welt gezählt wird, kann sich nur mit Mühe behaupten. Schade. Denn immer dann, wenn sie nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören ist, erweist sie sich als vielseitiges Energiebündel, die auch in einem Stadion für Begeisterung sorgen könnte.
Von diesen Dimensionen ist Molina Moye zumindest in Deutschland aber weit entfernt. Hier kennt sie kaum jemand, zumindest noch nicht, und so ist die Harmonie mit etwa 80 Gästen verhältnismäßig spärlich besucht. Die 35-Jährige muss sich ihr Publikum erst noch erobern, was angesichts einer anfangs verhaltenen Stimmung in Bonn längst nicht so einfach ist. Dabei zieht Moye alle Register, geht schon beim ersten Stück auf Tuchfühlung mit den Konzertbesuchern, spielt mitten unter ihnen, posiert für Fotos und zeigt ihre Virtuosität. Ja, die Frau weiß, wie sie sich präsentieren muss. Umso unverständlicher ist die anhaltende Apathie, zumal Tempo und Druck nicht etwa nachlassen, sondern kontinuierlich ansteigen. Moye ist ein elektrifizierter Wirbelwind, eine Bestie an ihrer Fender und zugleich eine erstaunlich wandlungsfähige Künstlerin, die Funk, Blues, Rock und Hip Hop mühelos bedient. Und auch die Band ist, abgesehen von dem bereits erwähnten Lautstärkepegel, wirklich exzellent und professionell, immer wieder feine Akzente setzend und beim Background-Gesang auch mal in die Höhenlagen der Temptations rutschend. Bei „Alone“ geht der Trend ein wenig in Richtung von Aaliyah, beim Party-tauglichen „Jumping“ in den Mainstream-Funk und bei „Foxy Lady“ natürlich zu Jimi Hendrix. Stark ist auch „Yaah“ mit seinen langen Pausen, die kurz die Zeit anzuhalten scheinen, bevor Molina Moye wieder in die Saiten haut und das Publikum in die Ekstase zu treiben versucht. Klappt auch, langsam aber sicher. Am Ende des knapp 90-minütigen Sets hat die charismatische Sängerin tatsächlich ein paar neue Fans gewonnen. „Die darf wiederkommen“, heißt es. Aber nur, wenn jeder aus dem Publikum noch einen Freund mitbringt – und die Band im Gegenzug ein kleines bisschen dezenter, wenn auch nicht weniger kraftvoll spielt.
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