Doro: Blut, Schweiß und Rock 'n' Roll

Die Haare fliegen, die Hände beben, die Bässe wummern: Wenn die Königin des Metal Hof hält und ihre Power-Hymnen erschallen lässt, wird es laut. Niemand geringeres als Doro Pesch ist an diesem Abend ins Bonner Brückenforum gekommen, um ihre 35-jährige Regentschaft über die harten Takte zu feiern und ihre Fans einmal mehr zu einer Gemeinschaft zusammenzuschweißen, die mehr umfasst als nur die üblichen Kuttenträger. Dafür ist die 55-Jährige einfach zu lange im Geschäft. An Energie mangelt es ihr deswegen aber noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Ob sie nun auf Wacken vor 80.000 Menschen spielt oder im gut gefüllten Brückenforum mit seinen gut 1000 Besuchern, Doro gibt für ihre Fans alles. Echter Metal, sagt sie lachend, besteht nun einmal aus Blut, Schweiß und jeder Menge Rock 'n' Roll. Und wenn man ersteres opfern muss, um letzteres spielen zu können, dann ist das ein guter Tausch.

Doro hat sich diesem Deal mit Leib und Seele verschrieben. Anfang der 80er war die zierliche Frau mit den weißblonden Haaren eine der ersten Frauen im Metal-Genre, eine Ikone der Szene mit dem Ruf einer ebenso professionellen wie leidenschaftlichen Künstlerin. Bis heute hat sich daran nichts geändert. „Ich liebe euch“, ruft sie in die Menge, während Nebelschwaden durch die Halle wabern und Scheinwerfer die Bühne mal mit rotem, mal mit blauem Licht fluten. Und das Publikum liebt zurück. Da spielt es auch keine Rolle, dass der Sound mitunter ein wenig blechern klingt und Doro selbst nicht mehr so ganz über jene Bandbreite verfügt wie einst. Dafür versteht sie es meisterhaft, jenen Pathos zu beschwören, mit dem sie schon zu Zeiten ihrer Band Warlock Erfolge feierte und der irgendwo im Spannungsfeld zwischen dem bombastischen „True Metal“ von Manowar und dem bissigen Old-School-Metal von Judas Priest und Iron Maiden zu verorten ist. „Fight For Rock“, ruft sie, beschwört den „Soldier of Metal“ oder eben „Blood, Sweat and Rock 'n' Roll“. Alle für eine und eine für alle eben.

Gut zwei Stunden bieten Doro und ihre Band dem Publikum eine laute, aber effektvolle Show. Sogar der ominöse Warlock, ein alter buckliger Hexenmeister, macht irgendwann seine Aufwartung, kann aber echte Metalheads nicht schrecken. Die genießen stattdessen die Mischung aus Klassikern und neuen Songs, die Doro im Repertoire hat, darunter natürlich „I Rule The Ruins“, „Burning The Witches“ und das legendäre Judas-Priest-Cover „Breaking The Law“, bei dem die Mitt-Fünfziger im Brückenforum mindestens ebenso ausrasten wie die jüngeren Generationen. Sogar der ein oder andere Song-Wunsch wird erfüllt, „True As Steel“ zum Beispiel. Die Musiker im Hintergrund machen ohnehin alles mit, zumal sie auch immer wieder ins Rampenlicht treten dürfen. Gitarrist Luca Princiotta hält sich da noch am stärksten zurück, während Bassist Nick Douglas schon allein wegen seiner prominenteren Position neben Doro mehr auffällt. Bas Maas auf der anderen Seite sorgt derweil nicht nur mit virtuosem Spiel, sondern vor allem mit exaltiertem Posing für Aufsehen, und Drummer Johnny Dee fordert nach einem ausladenden, leider aber auch recht schematischen Solo den Applaus geradezu ein. Dabei wollen die Fans nur eins: Doro. Die Frau, die mit Herzblut bei der Sache ist und dem Publikum ein ganz besonderes Versprechen macht. „Freunde fürs Leben“ wollen sie schließlich sein. Klingt auch wieder pathetisch, ist bei Doro aber ernst gemeint. Deswegen muss und wird sie irgendwann wiederkommen. Und es dann ordentlich krachen lassen.

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