Joy Denalane & Max Herre: Friede Freude Ehekuchen

Sie haben sich immer noch lieb, das Traumpaar der deutschen Soul- und Hip-Hop-Szene: Joy Denalane und Max Herre befinden sich derzeit auf ihrer gemeinsamen „Alles Liebe“-Tour und legen großen Wert darauf, dass ihre Beziehung nach 25 Jahren stärker ist als jemals zuvor. Ja, manchmal geht es auch bei ihnen stürmisch zu, aber im Grunde harmonieren die beiden einfach zu gut miteinander, so die Botschaft, die Denalane und Herre bei ihrem Auftritt im Palladium mit ihren Liedern und ihren Ansagen vermitteln wollen. Und die kommt an. Die fantastische Soul-Stimme der energiegeladenen Sängerin und der treffsichere Rap des ehemaligen Freundeskreis-Mitglieds passen wie Deckel auf Topf, sehr zur Begeisterung des Publikums, das sich nicht nur über Songs aus den jeweiligen aktuellen Platten freuen kann, sondern auch über einige Duette des ersten gemeinsamen Albums. Und ein paar Klassiker.

Tatsächlich erscheint der Abend aus drei Best-of-Konzerten zu bestehen, die eng miteinander verwoben sind. Schon am Anfang euphorisieren Denalane und Herre ihre Fans mit dem Freundeskreis-Klassiker „Esperanto“, kurz darauf folgt „Erste Liebe“; später holt Herre sogar einen DJ dazu, lässt das Freundeskreis-Logo einblenden und gibt mit „Rap ist“ und „FK10“ einen Einblick in die Rolle, die er und seine Kollegen aus Stuttgart damals, rund eine Dekade nach den Fantastischen Vier, für die Entwicklung des deutschen Hip-Hop gespielt haben. Dazwischen verweisen die beiden auf ihre Solo-Pfade: Denalane geht dabei bis zu ihrem Debütalbum „Mamani“ zurück und zu ihrer Reise nach Südafrika, um ihre Tanten kennenzulernen und ihre Geschichte, die auch mit dem Kampf gegen die Apartheid verknüpft ist (auf die Songs in den Landessprachen Xhosa und Tsonga verzichtet sie allerdings). Dank ihrer starken, gereiften Stimme wird schnell klar, warum die 51-Jährige hierzulande bis heute einen ganz besonderen Platz in der hiesigen R’n’B-Szene einnimmt – und warum sie 2020 beim legendären Motown-Label veröffentlichen durfte.

Demgegenüber steht Max Herres „Athen“, ein komplexes Konzeptalbum zwischen allen Stühlen, halb Liedermacher-Rap und halb atmosphärisches Klangexperiment. Nicht alles passt zusammen, zumal Herre auf die Gastmusiker von den Aufnahmen verzichten muss und damit etwas eingeschränkt ist – das ist dem Publikum aber weitgehend egal. Selbst jene, die mit Stücken wie „Dunkles Kapitel“ und „Wolke 7“ nicht viel anfangen können, wissen schließlich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wieder etwas Neues kommt. „Réunion“ zum Beispiel, mit entspannten Reggae-Anklängen. Oder ewige Hits wie „Anna“ und „Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte“. Oder weitere Belege für die Einheit von Herre und Denalane in Form von „Mit dir“. Schön so.

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