Die Welt ist krank, und Eckart von Hirschhausen will sie heilen. Dafür hat sich der Mediziner und Kabarettist eigentlich im März 2023 von der Bühne verabschiedet und vermehrt in die Arbeit seiner Stiftung „Stiftung Gesunde Erde Gesunde Menschen“ eingebracht. Doch manchmal zieht es ihn dennoch zurück in sein altes Leben, so wie jetzt im Bonner Pantheon. Dort hat Hirschhausen mit der ihm eigenen Mischung aus wissenschaftlichem und moralischem Vortrag beschrieben, was ihn eigentlich umtreibt. Und das mit Nachdruck.
Im Grunde hat Hirschhausen nichts Neues zu erzählen – umso erschreckender ist es, dass sich Konzerne und zumindest ein Teil der Politiker zwar zum Klimawandel bekennen, sich mit konkreten Taten
aber viel zu oft zurückhalten. Dabei betrifft das Thema doch, das macht Hirschhausen vor allem in der ersten Hälfte seines Programms deutlich, um jeden einzelnen. „Gesundheit beginnt mit der
Luft, die wir atmen, und mit dem Wasser, das wir trinken“, sagt er. „All das ist in Gefahr.“ Und damit auch der Mensch. Flutkatastrophen in Spanien und an der Ahr, die Dürre in Afrika, die
Waldbrände in Kalifornien und Australien, die Wirbelstürme an der US-amerikanischen Küste und das Baumsterben in der Taiga und den europäischen Forstgebieten: All das könnte nur der Anfang sein.
Auch der Anstieg der globalen Temperatur ist bedrohlicher, als viele Menschen denken. Immerhin werden schon heutzutage schnell mal 42 Grad erreicht – und dieser Wert ist gefährlich. „Ab 42 Grad
Celsisus denaturiert Eiweiß, das kennt jeder, der schon einmal ein Frühstücksei gekocht hat“, erklärt Hirschhausen. „Und woraus besteht unser Gehirn? Aus Wasser, Fett und Eiweiß.“ Kein Wunder,
dass der Schädel in der Hitze brummt. Trotzdem ändert sich an unserem Verhalten gegenüber der Umwelt zu wenig. Dabei drängt die Zeit, denn laut Hirschhausen werden die Symptome des Patienten Erde
nur schlimmer. „Bisher hat uns die Natur sprichwörtlich den Arsch gerettet“, sagt er: „In unseren Seen und Ozeanen stecken rund 25 Prozent des von uns emittierten CO2 und ein Großteil der Wärme.
Doch diese Mechanismen sind jetzt am Limit angelangt.“ Kurzum, es wird ernst. Sehr ernst.
Ein Pessimist ist Eckart von Hirschhausen trotz dieser dystopischen Szenarien nicht. Noch, so ist er sich sicher, könnte man gegensteuern. Man müsste nur wollen. Was genau das Problem ist. Statt
Veränderungen gibt es vielfach nur ein Achselzucken, wenn der Klimawandel nicht von Anfang an geleugnet wird, allen Daten zum Trotz. Das können auch nur jene sagen, die mit Scheuklappen vor den
Augen durch die Gegend laufen. „Wenn aus der Naherholung eine Nahtoderfahrung wird, weil im Wald vier von fünf Bäumen sterben, sollten wir aufmerken“, sagt Hirschhausen. Oder vielleicht auch mal
die Perspektive wechseln und aus der Umwelt um uns herum eine Mitwelt machen, um zu begreifen, dass wir uns gerade selber zerstören. Und so löblich auch Protestbewegungen, Stiftungsarbeit und
freiwilliges Engagement sind, lässt sich nur damit keine Wende erreichen. „Es ist unmöglich, die Erde ehrenamtlich zu retten, so lange andere sie hauptberuflich zerstören“, sagt Hirschhausen.
Aber: „Das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist Nichts.“ Vielleicht ist das ja ein Argument, dass bei den Reichen und Mächtigen verfängt.
Nach der Pause gibt sich Eckart von Hirschhausen deutlich gelöster, verzichtet auf Mahnungen und versucht stattdessen, dem Publikum ihr Lachen zurückzugeben, so wie er das schon seit Jahren im
Klinikalltag macht, etwa durch den Einsatz von Klinikclowns. Immerhin kann Humor heilen, und um die Erde zu retten, fängt man am besten beim Menschen an. Das macht der 57-Jährige charmant wie
immer, ist aber auch ein bisschen sprunghafter. So versucht er, den Humor zu definieren (was nicht gelingt), nachhaltige Witze zu erzählen und die Weisheit der Schnecke zu besingen. Beim Publikum
kommt diese wilde Mischung an, auch wenn eine große Linie wie im ersten Teil dem Programm auch gut getan hätte. Am Ende wird Eckart von Hirschhausen aber wie erwartet mit tosendem Applaus
bedacht.
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