Konrad Beikircher: „Hauptsache, es geht weiter“

Der Rheinländer ist für Konrad Beikircher bis heute ein Faszinosum, ein eigentümliches Wesen, von dem man eine Menge lernen kann. Zum Beispiel Überleben. Damit beschäftigt sich der 78-Jährige im Grunde schon seit beinahe 60 Jahren, als er des Studiums wegen nach Bonn zog und von dort nicht wieder weg kam. Wegen des Rheinländers natürlich, dessen Art Beikircher seitdem zu analysieren und für sich zu adaptieren versucht. Eines der wichtigsten Talente für diese Transformation sei die Zuversicht, alles überstehen zu können, selbst den Tod. „Hauptsache, es geht weiter“, so das Motto, oder wie Beikircher einen ehemaligen kölschen Totengräber zitiert: „Das mit dem Sterben werde ich auch noch überleben.“ In seinem neuen Programm geht Beikircher nun genau dieser Haltung auf den Grund, sucht nach weiteren wichtigen Eigenschaften des Rheinländers und vergleicht sie mit anderen klischeebeladenen Volksstämmen. Mit einigen interessanten Erkenntnissen.

Wie hilfreich die rheinländische Überlebenskunst sein kann, demonstriert Konrad Beikircher bei seinem Auftritt im Pantheon gleich zu Beginn, wenn auch unfreiwillig: Die Technik streikt, genauer gesagt das Mikrofon, das zweite ebenso wie das erste. Doch Beikircher bleibt ruhig. „Ich mach alles mit“, sagt er, und notfalls würde er den Saal eben analog mit seiner Stimme füllen. Muss er zum Glück nicht, denn aller guten Dinge sind drei. Und so kann es losgehen mit der Analyse, die natürlich immer wieder von allerlei Anekdoten unterbrochen wird, so wie das bei Beikircher üblich ist. Er ist nun einmal ein Meister der Abschweifung – das könnte das italienische beziehungsweise südtirolersche Erbe sein. Oder die rheinische Aneignung, das lässt sich gerade bei Beikircher nur schwer auseinanderdividieren.

 

Dass es viele Parallelen zwischen der mediterranen und der kölschen Mentalität gibt, daran hat Beikircher auf jeden Fall keinen Zweifel. Da gilt es geradezu als Ritterschlag, wenn man auf einer Daten-CD mit Steuersündern aufgelistet war, denn wenn man an der Wirklichkeit nichts mehr ändern kann, muss man sie eben hinnehmen und der Zukunft gelassen entgegensehen. Selbst wenn das dazu führt, dass man seine Meinung ändern muss. „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“, hat Konrad Adenauer mal dazu gesagt. So etwas wäre laut Beikircher bei den Schwaben, den Bayern oder den Schweizern nicht denkbar. Die hätten andere Eigenarten, die Beikircher mal erklärend und mal singend anreißt, die ihn aber nur am Rande interessieren. Er ist nun einmal Rheinländer, und das freiwillig und aus tiefstem Herzen. Und damit kann man alles überstehen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0