Ass-Dur: Lethargie im Engelskostüm

Blockflöten sind der Horror der Weihnachtszeit. Kaum werden dem Instrument die ersten Töne entlockt, sammeln sich Kinder – freiwillig oder gezwungenermaßen – zum gemeinsamen Vorspiel, und welche Zeit würde sich dafür besser eignen als die Festtage, an denen einer ganz besonderen Familie gedacht wird. Inzwischen hat sich diese Unart offenbar auch auf die Kabarettbühne ausgedehnt: Gleich zu Beginn des Weihnachtsprogramms von Ass-Dur im Haus der Springmaus eiern, quietschen und fiepen Dominik und Florian Wagner in einem fort, so als wollten sie als akustische Assassinen jede Form von Harmonie und Wohlklang auf möglichst brutale Weise ermorden (später wird zumindest einer der beiden diese Mission mit einer Geige vollenden). Und das Publikum? Klatscht auch noch, so wie sonst nur die stolzen Großeltern – und selbst die haben vorher ihre Hörgeräte ausgeschaltet. Doch die beiden Brüder können auch anders. Wenn sie nur wollen.

Technisch sind die beiden studierten Musiker tatsächlich über jeden Zweifel erhaben, zumindest solange sie zu den richtigen Instrumenten greifen. Florian interpretiert zum Beispiel am Klavier Weihnachtskinderlieder im Stil von Mozart und Grieg, der sonst eher lethargische Dominik dagegen mit der Violine Vittorio Montis berühmten „Csárdás“ – letzteres ein Hochgenuss, nachdem sich sein Bruder an „O Tannenbaum“ vergangen und dafür in überzeichneter Hybris selbst in den Himmel gelobt hat. Ohnehin ist besagter Klassiker häufiger als Opfer auserkoren und erhält unter anderem neue, ordinär-versaute Strophen, was allerdings nur mäßig lustig ist; gleiches gilt für ein musikalisches Krippenspiel auf Schlager-Basis. Grundsätzlich tun sich die Brüder mit geschriebenen beziehungsweise gesungenen Pointen schwer, was umso verwunderlicher ist, als sie in der spontanen Interaktion mit dem Publikum weitaus stärker sind. Vor allem die schnodderigen Kommentare Dominiks sind großartig und entschädigen für so manches. Inklusive des anfänglichen Blockflöten-Terrors. Und das will schon was heißen.

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