
Alle Jahre wieder: Wie so vieles im Dezember ist auch ein Weihnachtskonzert von BonnVoice längst eine lieb gewonnene Tradition in Bonn, und so überrascht es nicht, dass das Pantheon an diesem 4. Advent restlos ausverkauft ist. Dort erwartet das Publikum ein Adventskalender der besonderen Art, mit 24 Liedern zwischen traditionell bis hochmodern, von „Es kommt ein Schiff geladen“ bis zu Maybebops „Ein neues Weihnachtslied“. Diese Vielfalt zeichnet den Chor aus, der sowohl national als auch international einen exzellenten Ruf genießt. Zumindest wenn die Solisten stimmen. Und der Groove sitzt.
Mit letzterem hatte BonnVoice schon in der Vergangenheit immer wieder zu kämpfen. Diesmal fängt sich die Formation aber schnell, ist schon vor der ersten Ansage im locker-flockigen Wohlfühl-Modus und setzt mit dem Lied „True North“ der dänischen Singer-Songwriterin Tina Dickow gleich einen spannenden ersten Höhepunkt. Noch stärker wird der Block mit den klassischen Weihnachtsliedern, unter anderem mit „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Es ist ein Ros entsprungen“, die in modernen Arrangements alles andere als verstaubt wirken. Gleiches gilt für „Wir sagen euch an“, bei dem der Chor (ebenso wie bei „Ich seh dich“) im Raum verteilt steht – diese Nummer sorgt schon seit Jahren immer wieder für Gänsehaut. Demgegenüber stehen etwa die Pentatonix-Version von Kanye Wests „Coldest Winter“, die nun einmal kraftvolles und vor allem ungemein präzises Beatboxing verlangt, oder „The Road Home“ mit dünner, gepresster Solo-Stimme. Zugegeben, das ist Kritik auf hohem Niveau, angesichts des ansonsten hohen Levels von BonnVoice und der zahlreichen Erfolge in den vergangenen 15 Jahren auch zu rechtfertigen. Immerhin tritt der Chor Anfang Mai 2025 mit niemand geringerem als der Real Group auf, die sich zuletzt zwar rar gemacht hat, zusammen mit den Pentatonix aber immer noch auf dem a-cappella-Olymp residieren. Da liegt die Messlatte nun einmal hoch. Das Publikum stört sich an derartigen Feinheiten allerdings nicht, sondern genießt die feinen Harmonien und feiert BonnVoice, die mit dem starken „Mary did you know“ und zwei Zugaben das zweite Dutzend voll machen und damit den Adventskalender etwas zu früh, aber für alle Beteiligten äußerst befriedigend abschließen.
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