„Pride and Prejudice“: Freigeist gegen Sturkopf

Hauptsache, die Kinder kommen unter die Haube: Etwas anderes als die Hochzeit ihrer fünf  Töchter hat Mrs. Bennet nicht im Sinn. Natürlich muss es der richtige Ehemann sein, ein gut aussehender, ein Offizier und Gentleman oder zumindest ein Adeliger, möglichst mit viel Geld in der Tasche. In Jane Austens Entwicklungsroman „Pride and Prejudice“ reicht dieses Ziel – natürlich mitsamt allerlei Verwicklungen – mühelos aus, um zahlreiche Seiten zu füllen. Auf der Bühne wirkt der Stoff hingegen schwerfällig, weil zwar viel gesagt, aber wenig getan wird. Trotzdem hat die Bonn University Shakespeare Company (BUSC) den Roman nun in der Brotfabrik inszeniert. Was dank einiger charmanter Schauspielerinnen und Schauspieler besser gelingt als zunächst gedacht.

Im Mittelpunkt der Handlung steht das Verhältnis zwischen Elisabeth (Lisa Neunkirchen), dem zweitältesten der Bennet-Mädchen, und dem ebenso spröden wie reichen Erben Fitzwilliam Darcy (Robin Hemmersbach). Schlagfertiger Freigeist trifft – und reformiert – empathielosen, stolzen Aristokraten: Die auf intellektueller Ebene stattfindende „Die Schöne und das Biest“-Geschichte besitzt durchaus das Potenzial, mit den herrlichen Streitereien zwischen Benedikt und Beatrice aus Shakespeares „Much ado about Nothing“ gleichziehen zu können. Das sind hohe Ansprüche, denen Neunkirchen und Hemmersbach aber durchaus gerecht werden. Dennoch können sie nicht verhindern, dass die verschiedenen Tableaus nicht wirklich vom Fleck kommen. Dafür passiert im Laufe von gut zweieinhalb Stunden reiner Spielzeit einfach zu wenig, und selbst der scharfzüngigste Gedankenaustausch kann dies nicht verhindern, zumal etliche Umbaupausen trotz eines ganzen Schwarms von emsigen Helfern im Hintergrund zusätzliches Tempo herausnehmen. Und dann wären da noch die anderen Liebschaften, Schwärmereien und Intrigen, von denen in einem Großteil der Szenen die Rede ist, die aber – typisch Jane Austen – im Großen und Ganzen überaus züchtig bleiben.

So ist es denn auch Aufgabe von Mrs. Bennet, ihre Kinder meistbietend zu verheiraten, was für das Stück ein Segen ist, da Lisa Pohlers diese zentrale Rolle so dermaßen überzeichnet, dass regelmäßig Gelächter das sonst eher starre Sittengemälde aufbricht. Großartig sind aber auch Chris Weber als versnobte Lady Catherine de Bourgh sowie Rebecca Dasenbrock als hinterhältige Caroline Bingley, die zusammen mit ihrer Schwester Louisa (Ragna Weitz) den Bennet-Töchtern nur zu gerne Steine in den Weg legt.

Dank dieser überzeugenden Leistungen vergeht die Zeit dann doch vergleichsweise schnell. Schon das zeichnet die BUSC aus, ebenso wie das hohe Niveau von Bühnenbild, Kostümen und Choreographien. Das Premierenpublikum zeigt sich denn auch begeistert und feiert das Ensemble vor und hinter der Bühne mit tosendem Applaus. Beste Voraussetzungen also für die weiteren Vorstellungen am 14. Dezember sowie am 16. bis 18. Dezember, die allesamt ausverkauft sind – gegebenenfalls zurückkommende Karten sind nur an der Abendkasse erhältlich.

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