Diese Stimme ist wirklich einzigartig. Rau, dunkel, kraftvoll, jaulend, schreiend, fauchend, eindringlich, hypnotisch. All das und mehr ließe sich über das Organ von Beth Hart sagen; nicht ohne Grund vergleichen sowohl Kritiker als auch Musiker die Bluesrock-Sängerin mit Janis Joplin oder Amy Winehouse. Jetzt ist die 52-Jährige in die Lanxess Arena gekommen, um ihr neues Album „You Still Got Me“ vorzustellen – und beweist, dass sie mühelos mit den größten Namen der Rock-Geschichte mithalten kann.
Obwohl Beth Hart mit ihren letzten vier Platten zuverlässig in die Top 10 der deutschen Charts geklettert ist, erweist sich die Lanxess Arena als eine Nummer zu groß für sie. Zwar ist der
Innenraum gut gefüllt, aber auch bestuhlt, was bei einem Rock-Konzert eigentlich absurd ist; die Ränge sind derweil weitgehend leer. Schade, im Palladium wäre die Atmosphäre sicherlich besser
gewesen, zumal Beth Hart und ihre drei Mitmusiker auf der großen Bühne mitunter ein wenig verloren wirken. Erstere bemüht sich allerdings von Anfang an, das Publikum mit einzubeziehen: Sie läuft
durch die Reihen, schüttelt Hände, gibt sich nahbar und lässt die Menge immer wieder mitsingen. „Hell Yeah!“ Mit Erfolg.
Gleichzeitig plaudert Beth Hart offen über ihre Probleme, die sich in vielen ihrer Songs widerspiegeln. Sie bekennt sich zu ihrer (inzwischen überwundenen) Drogensucht, aber auch zu ihrer
bipolaren Störung mit den damit verbundenen Stimmungsschwankungen. Das sind ihre Dämonen, die sie umtreiben und die sie zwar gebändigt, aber nicht besiegt hat. Dass sie überhaupt wieder auf Tour
gehen kann, ist für Beth Hart ein enormer Erfolg, und so überrascht es nicht, dass sie mitunter sehr euphorisch ist und Gitarrist Jon Nichols, Drummer Bill Ransom sowie Bassist Tom Lilly mehrfach
für ihre Unterstützung dankt. Gemeinsam spielen sie ein Konzert, das immer intensiver wird. Großartig etwa „Baddest Blues“ oder auch „Machine Gun Vibrato“, bei dem Hart das gesamte Potenzial
ihrer Stimme nutzt. Doch es geht auch etwas dezenter, etwa bei „War In My Mind“: Da sitzt Hart am Klavier, ganz allein bis auf Lilly an ihrer Seite, und setzt Maßstäbe. Was für eine Nummer! Und
was für eine Stimme!
Bereits im Vorfeld des Auftritts von Beth Hart ging es übrigens zur Sache. Kein geringerer als Walter Trout, der seit etwa 30 Jahren mit ihr befreundet ist, heizte das Publikum mit ein paar
rockenden Zwölftaktern ordentlich ein. Einer der frühen Höhepunkte war das dem verstorbenen John Mayall gewidmete „Say Goodbye To The Blues“, bevor dann eine Inkarnation des Rock willkommen
geheißen wurde, die durchaus eine ausverkaufte Arena verdient hätte. Vielleicht ja beim nächsten Mal.
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John Hurd (Montag, 25 November 2024 15:26)
Ich gehe davon aus das es kein Fotopass gibt? Ich habe gehört die Verträge dafür sind tiefgreifend auf Fotorechte.
Mir würde es lieber Beth in Bonn zu erleben - Kunstrasen wann Harmonie zu klein wäre.