Herausforderung angenommen: Die Big Band der Bundeswehr hat im Rahmen eines Benefiz-Konzerts im Pantheon eines der wohl anspruchsvollsten Programme ihrer 53-jährigen Geschichte gespielt. Kein Wunder, immerhin hatte Gast-Bandleader Rob Herstung, der in Bonn den leider verhinderten Oberstleutnant Timor Chadik ersetzt, ein überaus ambitioniertes und in Teilen auch durchaus modernes Repertoire zusammengestellt. Eines, das dem eher traditionellen Sound der Formation durchaus entgegenkommt, aber auch neue Wege beschreitet, dem Herstrung und das Ensemble dennoch gerecht werden.
Der niederländische Komponist und Arrangeur, der unter anderem für Roy Hargrove, Chick Corea, Hugh Masekela, Pat Martino und Deep Purple geschrieben hat, öffnet den Klangkörper geschickt dem
Modern Jazz und lässt die Musiker in einem Fall gar mit einer der sieben „Modi mit begrenzten Transpositionsmöglichkeiten“ des Komponisten Olivier Messiaen arbeiten. Für die Big Band ist das ein
riesiger Schritt nach vorn – und für das Publikum im ausverkauften Pantheon ein Genuss.
Die Big Band der Bundeswehr hat mit ihrem unaufgeregten, gediegenen Swing-Ansatz längst einen festen Platz im Programm des Kleinkunsttempels erobert. Mit dem fünften Konzert in sieben Jahren
setzt die Formation die eigene Messlatte aber noch ein Stück höher, und das nach gerade einmal drei Probentagen. Klassiker von Großmeistern wie Duke Ellington sind die Ausnahme, stattdessen setzt
Herstrung sowohl auf eigene Stücke als auch auf die von jungen Landsleuten, darunter Maarten Hogenhuis und Simon Rigter. Aber auch die in Köln lebende Sängerin Simin Tander hat eine Komposition
beigesteuert, mit einem Intro aus Geräuschen und einem hypnotischen Hauptteil, der die Big Band vor allem in Bezug auf Spannung und Dynamik fordert. Zum Glück zeigt diese sich der Aufgabe
gewachsen, sehr zur Freude des Publikums – und der Bedarfshilfe. Dieser gemeinnützigen Organisation, die in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis verschiedene Second-Hand-Läden betreiben und damit
Bedürftige unterstützt, geht nämlich der gesamte Erlös des Abends zu.
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