Signum Saxophonquartett: Klangfarben voll ausgereizt

„Und das alles nur mit vier Saxofonen“ – dieser Gedanke hat am vergangenen Dienstag immer wieder ein bemerkenswertes Konzert im Theater im Ballsaal beherrscht. Denn das Signum Saxophonquartett, das dort im Rahmen des 16. Bonner Schumannfests auftrat, ersetzte mit seinen Instrumenten nahezu beiläufig Streicher, Klavier, ja ganze Orchesterbesetzungen, ohne dabei den Charme der gespielten Stücke zu reduzieren. Mit viel Schwung, aber auch mit jeder Menge Gefühl nahmen die in Köln lebenden Musiker das Publikum mit auf eine kleine Zeitreise von Expressionismus über Neo-Klassizismus bis hin zu Jazz und Tango.

Lediglich die Auftakt-Komposition war explizit für Saxofone geschrieben worden: Alexander Konstantinowitsch Glasunows Konzert op. 109 mit seiner stark romantischen Prägung, ursprünglich für Alt-Sax und Streicher gedacht, stellte die erste Herausforderung für das brillant agierende Quartett dar. Vor allem Blaz Kemperle (Sopran-) und David Brand (Baritonsaxofon) spielten sich die musikalischen Bälle zu, die volksliedhaften Themen zwischen den von ihnen exzellent adaptierten Geigen- und Cellopassagen. Ähnlich souverän agieren die Vier bei Ravels „Le Tombeau de Couperin“ mit seinem barocken Satzmuster.

Große Gefühle und der mit Abstand intensivste Moment des Konzerts standen dann bei Samuel Barbers berühmt-bewegendes „Adagio for Strings“ im Mittelpunkt. „Dieses Stück liegt uns sehr am Herzen“, sagte Blaz Kemperle bei der Anmoderation. Das merkte man: Mit geschlossenen Augen zelebrierten die Saxofonisten diese Ode, ließen klagende Töne durch die Halle schweben, nur um dann mit einer großartigen Dynamik einen Hoffnungsschimmer erkennen zu lassen. Ein berührendes Stück, wie auch die Reaktion des Publikums bewies: Kein Applaus störte die andächtige Stille nach den letzten verklungenen Tönen – ein schöneres Kompliment hätte das Signum-Quartett nicht erhalten können.

Ein ganz anderes Spektrum an Möglichkeiten bot eine Suite mit Themen aus George Gershwins Oper „Porgy and Bess“. Gekonnt imitierten die vier Holzbläser im Spiel der Klangfarben ein ganzes Orchester, ließen sich bei „Summertime“ die nötige Zeit (zogen allerdings am Ende das Tempo etwas zu sehr an), swingten sich durch „There's a boat leaving soon“ und „It ain't necessarily so“ und landeten schließlich im großen Finale. Auf das sie noch eins draufsetzten: Mit erfreulich gutem Drive sprangen sie vom Jazz in den modernen Tango und bedienten sich bei Astor Piazolla. Dabei hatten sie ebenso wie das Publikum derart großen Spaß, dass die Signum-Saxe gleich noch einen weiteren Tango aufspielten und Lust zeigten, noch lange so weiter zu machen. „Wir sind jetzt wie eine Jukebox, wir hören nicht mehr auf zu spielen“, sagte Erik Nestler. Dem Abschlussapplaus nach hätten die Ballsaal-Gäste nichts dagegen gehabt.

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